Sonntag, 26. September 2021

Die Geldverbrennung


Beim Heizen unserer Wohnungen und Häuser mit Gas oder Öl sind wir ausländischen Akteuren und Staaten ausgeliefert, weil diese die Kontrolle darüber haben, wie teuer bei uns das Grundrecht auf beheizte Wohnräume ist. Dieses Problem hätten wir nicht, wenn wir unsere Häuser mit Wärmepumpen und lokalem oder  zumindest europäischem Wind- oder Solarstrom beheizen würden.

Eine solche Umstellung kostet natürlich viel Geld. Aber das würde zum Großteil die lokale Wirtschaft beleben. Und für den laufenden Betrieb würde kein Geld und damit keine Kaufkraft mehr an  Gas- und Öl produzierende Länder abfließen.

Etwa 100 Milliarden Euro werden Haushalte in der EU zahlen müssen, um in den kommenden Monaten nicht im Kalten zu sitzen. Danach fragt keiner, wenn es um die Kosten der  Energiewende geht. Das erzählen uns auch weder die Gas- und Ölkonzerne noch die Türkisen.

Ein Ende dieser unsinnigen Geldverbrennung käme nicht nur den Geldbeuteln der großen Mehrheit, sondern auch der Umwelt sehr zugute.
Mehr dazu hier.

Mittwoch, 22. September 2021

Geringere Grenzwerte der WHO für Luftschadstoffe


Am 22. September 2021 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) deutlich geringere empfohlene Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid vorgestellt. Damit könnten  zehntausende vorzeitige Todesfälle jedes Jahr in Europa vermieden werden. Feinstaub allein ist für fast 400.000 vorzeitige Todesfälle in der EU jährlich verantwortlich.

Der empfohlene Höchstwert für Stickstoffdioxid wurde von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter auf 10 Mikrogramm gesenkt. Dieser Wert wurde in keiner Stadt in Deutschland in den letzten Jahren erreicht. Schlimmer: In vielen Städten wird selbst der aktuelle Wert von 40 Mikrogramm nicht geschafft - das gilt auch für Biedermannsdorf. Saubere Luft in unseren Städten ist nur mit einer wirklichen Mobilitätswende zu schaffen.

Für die Langzeitbelastung mit Feinstaub PM2,5 liegt der neue WHO-Richtwert nun bei 5 statt bisher 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der EU-Grenzwert liegt aktuell mit 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft deutlich darüber. Ähnlich verhält es sich bei Feinstaub PM10. Hier senkt die WHO ihren Richtwert auf 15 statt bisher 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der EU-Grenzwert liegt aber aktuell bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

Experten kritisieren die bisherige „laxe“ EU-Grenzwerte für Feinstaub. Jutta Paulus, Abgeordnete (Die Grünen) des Europäischen Parlaments und Mitglied im Umweltausschuss hält es für „skandalös“, dass die bisher gültigen WHO-Grenzwerte nicht vollständig in die EU-Gesetzgebung übernommen worden sind. Dass die EU-Grenzwerte für Feinstaub PM10 und PM2,5 viel zu hoch liegen sei das alleinige Resultat von Lobbyisten, welche die Interessen einiger wenigen Industrien über jene der Bevölkerung gesetzt hätten (lt. Nino Künzli vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut). 

Weitere Infos:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/127468/WHO-empfiehlt-drastische-Senkung-von-Stickstoffdioxid-und-Feinstaub-in-der-Luft
https://sven-giegold.de/luftqualitaet-who-verschaerfte-grenzwerte/

 

Dienstag, 21. September 2021

Bessere Mobilität bei geringeren Kosten!


Ein Mikro-ÖV System im Bezirk Mödling soll die Anbindung an das hochrangige öffentliche Verkehrsnetz Wiens verbessern, räumliche und zeitliche Versorgungslücken schließen und die Mobilität bei geringeren individuellen Kosten verbessern.

Europa soll bis zum Jahr 2050 erster klimaneutraler Kontinent werden. Der öffentliche Verkehr ist ein zentraler Faktor, um auch den Verkehr auf Klimakurs zu bringen. Sowohl aus Klimaperspektive als auch in wirtschaftlicher Hinsicht ist es wichtig, sowohl im Nah- wie auch im Fernverkehr den  Pkw-Verkehr auf öffentliche Verkehrsmitteln zu verlagern. Details dazu hier.

Im Speckgürtel von Großstädten, also auch bei uns in Biedermannsdorf, können vor allem nachfragebasierte Mobilitätsdienste (Mikro-ÖV) eine kostengünstigere und umweltverträglichere Mobilität ermöglichen. Das sind nachfragebasierte Angebote, die nur verkehren, wenn zuvor ein Fahrtwunsch angemeldet wurde, und die zunächst die Versorgung mit Mobilität auf der ersten und letzten Meile verbessern. Sie dienen als Zubringer zum gut ausgebauten hochrangigen Öffi-Netz und können so die Abhängigkeit vom Pkw verringern und Mobilität auch vollständig ohne (Zweit-)Pkw ermöglichen. Durch den möglichen Entfall der hohen PKW Fixkosten wird Mikro-ÖV auch für jeden Einzelnen wirtschaftlich attraktiv. Wie teuer Sie Ihr Auto monatlich kommt, können Sie mit diesem einfachen Kostenrechner schnell ermitteln.

Nachfragebasierte Verkehre können auch eingesetzt werden, um neue Zielgruppen an den öffentlichen Verkehr heranzuführen und so eine Nachfrage zu erzeugen, die, wenn sie groß genug wird, zu einem späteren Zeitpunkt durch Linienverkehr bedient werden kann. In den letzten Jahren sind auch vermehrt regional konzipierte Angebote entstanden, die neben der letzten Meile auch Strecken zwischen den Gemeinden abdecken.

Am 9.9.2021 hat unser Gemeinderat beschlossen. der Arbeitsgemeinschaft Mobilregion Mödling  beizutreten. Ziel dieser Arbeitsgemeinschaft ist die Errichtung und der Betrieb eines Mikro-ÖV-Systems im Bezirk Mödling, das alle oben beschriebenen Vorteile bieten soll.


Und noch eine Frage zum (individuellen) Autoverkehr:
Entlasten zusätzliche Straßen die Verkehrssituation und verringern so Staus, oder führen sie mittelfristig sogar zu mehr Verkehr und längeren Staus?
Lesen Sie dazu ein aktuelles Interview mit Prof. Knoflacher und versuchen Sie, seine Aussagen nicht emotional, sondern sachlich zu bewerten.

Energiegemeinschaften – ein wichtiger Baustein zur nachhaltigen Energieversorgung

 


Die Idee: Selbst Strom erneuerbar produzieren und konsumieren. Eine eigene PV-Anlage ist möglich, aber nicht Pflicht. Teilnehmer an Energiegemeinschaften kommen in den Genuss ermäßigter Netztarife und sparen sich im Idealfall auch die Energiekosten. Auch für das e5- Team in Biedermannsdorf sind Energiegemeinschaften ein sehr interessanter Kandidat für unsere  Energiewende.

Nach dem vor gut zwei Monaten im Parlament beschlossenen „Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG)“  stößt das Klimaschutzministerium nun mit einem vier Millionen Euro schweren Förderprogramm einen wichtigen Dominostein für die Energiewende an.

Auf Betreiben des Klimaschutzministeriums ist nun im Klimafonds eine Koordinierungsstelle für Energiegemeinschaften eingerichtet worden. Geleitet wird sie von Eva Dvorak, die zuvor unter anderem für den Bereich erneuerbare Energien bei der Abteilung Energieplanung der Stadt Wien zuständig war. Sie soll eng mit den Energieagenturen und -instituten in den neun Bundesländern zusammenarbeiten und Anlaufstelle für Fragen aller Art rund um Energiegemeinschaften sein. 

https://www.umweltgemeinde.at/foerderungen-fuer-erneuerbare-energie-ab-herbst

https://www.derstandard.at/story/2000129796283/energiegemeinschaften-erhalten-bis-zu-25-000-euro-foerderung

Montag, 13. September 2021

Die Aspangbahn kommt in Fahrt


Ich weiß noch in der Volksschule habe ich was von ihm gelernt: dem Bahnhof Laxenburg-Biedermannsdorf. Und schon oft bin ich (immer zum ungünstigsten Zeitpunkt!) am geschlossenen Bahnschranken Richtung Laxenburg gestanden. Aber so recht in mein Bewusstsein ist sie nie gedrungen, diese Innere Aspangbahn. Und wen wunderts? Noch vor 5 Jahren, als ich die Aspangbahn öfters für meinen Arbeitsweg benutzte machte sie dem Ruf einer verschlafenen Dorfbahn alle Ehre. Morgens fuhren drei Garnituren nach Wien hinein und am späten Nachmittag wieder raus. Das war es. Ein sehr überschaubarer Fahrplan.

Aber erst bei der Planung einer Zugreise vor wenigen Wochen musste ich feststellen, dass sich die Aspangbahn in meiner Abwesenheit ganz schön zu einem ernstzunehmenden Verkehrsmittel gemausert hat.

Zufahrt von Westen.

Neue Taktung, neue Trasse

Nachdem es bereits 2019 eine deutliche Ausweitung des Fahrplanes gegeben hatte wurde die Taktung erst dieses Jahr noch einmal erhöht: zwischen 6 und 22 Uhr verkehrt die Aspangbahn jetzt in beide Richtungen stündlich. Eine solide Taktung für eine eingleisig betriebene Nebenbahn. In einer Dreiviertelstunde kommt man nach Wiener Neustadt, in 21 Minuten zum Wiener Hauptbahnhof. Damit kann die Aspangbahn mit anderen öffentlichen Verbindungen sehr gut mithalten.


Das Stationsgebäude (und der Schatten des Autors).

Ein großer Wermutstropfen ist natürlich, dass es am Wochenende gar keinen Betrieb gibt. Der Bahnhofswärter (oder wie der Beruf auch immer korrekt heißen mag) meinte zwar es gäbe Gerüchte, dass so etwas geplant sei. Aber nix Genaues weiß man nicht. 

Unter der Woche kann die Aspangbahn aber eine gute Alternative zum Bus Richtung Hauptbahnhof sein. Auf dem Papier ist der Bus zwar nur geringfügig langsamer aber die Bahn kennt nun mal keinen Stau und hat damit gerade zu den Berufsverkehrszeiten die Nase sicher deutlicher vorne.

Wer am Hauptbahnhof mit Zügen der ÖBB weiter reisen will wird sicher zu schätzen wissen, dass man nicht mit dem Gepäck die große Bahnhofshalle durchqueren muss weil man naturgemäß schon bei den Gleisen ankommt.

Und fußfreier als im Bus sitzt man auch . . .


Richtung Wien.

Erinnert sich jemand an das Zugsignal das man früher oft durch den ganzen Ort gehört hat? Das war die Aspangbahn die bei Achau die Hennersdorfer Straße gequert und ein Warnsignal abgegeben hat. Und dieses Zugsignal gehört der Vergangenheit an denn gemeinsam mit dem zweigleisigen Ausbau der Pottendorfer Linie wurde auch die Trasse der Aspangbahn der höheren Taktung angepasst. Vom "Billa Kreisverkehr" aus kann man gut den Erdwall erkennen auf dem die Aspangbahn jetzt an Höhe gewinnt um erst die Pottendorfer Linie und dann eben auch die Hennersdorfer Straße zu überqueren. Nach dem Bahnhof Maria Lanzendorf geht es dann südlich am Wiener Zentralfriedhof vorbei direkt zum Hauptbahnhof (vor wenigen Jahren hatte die Aspangbahn zeitweilig nach Oberlaa abbiegen müssen um dann auf der Trasse der Pottendorfer Linie den Hauptbahnhof über Wien Meidling anzufahren).

Richtung Wiener Neustadt.

Richtung Wiener Neustadt folgt man über Guntramsdorf, Traiskirchen und Oberwaltersdorf bis auf Änderungen bei Sollenau weitestgehend der Streckenführung aus dem späten 19. Jahrhundert. 

Alter Charme 

Dass der Bahnhof Laxenburg-Biedermannsdorf so ein Schattendasein führt liegt sicher auch daran, dass automatische Routenplaner ihn meiden. Zu weit scheint der Fußweg und so wird man praktisch immer zu den Bussen gelotst. Dabei ist der Bahnhof in einem Kilometer Entfernung von der "Wildenauer Kreuzung" über den Radweg nach Laxenburg mit dem Fahrrad schnell und effizient erreichbar. Für Leute die lieber zu Fuß gehen gibt es an der Kleingartensiedlung vorbei und dann am Wiener Neustädter Kanal entlang eine Route die etwas länger aber deutlich reizvoller ist.

Entlang des Kanals gäbe es einen schönen Fußweg . . .

. . . aber das Tor der Kleingartensiedlung ist nicht nur für Radfahrer gesperrt und zwingt zu einem Umweg.

 

Fahrradstellplätze sind nicht massenhaft aber ausreichend vorhanden. Explizit als solche ausgewiesene Parkplätze sucht man dagegen vergebens. Ein paar Autos finden schon halb wild Platz aber offensichtlich rechnet man nicht mit einem großen PKW Aufkommen.

Fahrradplätze gibt es aktuell genug. Wenn man den Ständer korrekt aufstellt wären es sogar doppelt so viele.

Es mag nicht jeder so gestrickt sein wie ich aber vor Ort angekommen versprüht der Bahnhof einen Charme dem ich mich nur schwer entziehen kann. Fast versteckt in den Bäumen des Wiener Neustädter Kanals steht der Bahnhof wie aus der Zeit gefallen. Die archaisch wirkende Schrankensteuerung ist mir jedes mal eine Freude. Wenn man früh morgens auf den Zug wartend der Sonne über den Feldern beim Aufgehen zusieht, fühlt sich der Arbeitsweg wie Luxus an. Und wenn man am späten Nachmittag in der Sommerhitze aussteigt kann man irgendwo ganz ganz leise Charles Bronson auf der Mundharmonika spielen hören. Mobilität kann auch Gaudi machen.

Die Altlack 5047 Dieselgarnituren (unter die sich wegen der höheren Taktung auch neuere Garnituren mischen) passen da hervorragend in das Gesamtpaket.


Ein Stellwerk aus einer anderen Zeit.


Die Mechanik der Schrankenanlage.


Wie im Kino.

Und wer sich was daraus macht: auf der Fahrt zum Hauptbahnhof bieten die weiten Felder, Maria Lanzendorf und auch der Zentralverschiebebahnhof meines Erachtens eine durchgängig interessantere Szenerie als die Busfahrt (die Feldhasen nördlich von Vösendorf und der Großgrünmarkt mögen mir dieses harsche Urteil verzeihen).

Der Bahnsteig ist wild-romantisch. Aber sicher nicht barrierefrei.

Wo Licht ist, gibt es natürlich auch Schatten. Der "Bahnsteig" besteht aus verdichteter Erde und die alten Garnituren besteigt man über recht enge Treppen (ähnlich der alten Badner Bahn). Barrierefreies Einsteigen ist in Laxenburg-Biedermannsdorf damit Fehlanzeige. Mir würde dabei schon auch das Herz bluten aber wahrscheinlich sollte der Bahnhof in manchen Dingen baulich in dieses Jahrhundert gebracht werden. Ein bisschen zumindest.