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Dienstag, 28. März 2023

Die Zukunft der holzartigen Biomasse im Energiemix der EU

Das EU-Parlament hat drei wesentliche Änderungen betreffend der Verwendung von Biomasse  als erneuerbare Energiequelle vorgeschlagen:

  • eine neue Definition der primären holzigen Biomasse und ihrer Anrechenbarkeit für energetische Zwecke,
  • eine Begrenzung des Anteils der primären holzartigen Biomasse, der zu den Zielen der EU für erneuerbare Energien beitragen soll,
  • die Abschaffung aller Subventionen für primäre holzartige Biomasse für alle Energiezwecke

Die neue Definition von primärer holzartiger Biomasse umfasst aber weiterhin alles gefällte oder anderweitig geerntete und entnommene Rundholz, d. h. die aus den Wäldern entnommenen Mengen, einschließlich des durch natürliche Sterblichkeit sowie durch Fällung und Abholzung gewonnenen Holzes.

Zwischen 50 und 60 % des Verbrauchs an erneuerbarer Energie in der EU stammen aus Biomasse in verschiedenen Formen (flüssig, gasförmig, fest) und aus verschiedenen Quellen (Holz, Gräser, landwirtschaftliche Nebenprodukte usw.). Der wichtigste Sektor, in dem Biomasse in der EU derzeit  genutzt wird, ist der Wärmesektor. Insgesamt macht die Nutzung von Biomasse für Wärme etwa 75 % des Gesamtverbrauchs an Bio- Energieträgern aus.

60 % der in der EU für Energiezwecke bereitgestellten Biomasse stammt aus Holz. Die holzartige Biomasse stammt jedoch aus unterschiedlichen Quellen: Etwa 37 % bis 51 % der für Bioenergie genutzten holzartigen Biomasse ist "primäre Holzbiomasse", während der Rest aus sekundärer Biomasse stammt. Sekundäre Biomasse besteht aus festen Haushaltsnebenprodukten, Abfällen aus Zellstofffabriken oder Holz, das zuvor zu anderen Zwecken verwendet wurde.

Die von der EU-Kommission veröffentlichten Szenarien bis 2050 machen deutlich, dass der Anteil der Biomassenutzung am Energieverbrauch wahrscheinlich steigen wird, und zwar auch in tatsächlichen Zahlen. Der größte Teil der Nachfrage nach Bioenergie in einer klimaneutralen EU im Jahr 2050 müsste durch neue Quellen wie landwirtschaftliche Abfälle oder nicht-holzige Energiepflanzen gedeckt werden.

Mehr Details (englischsprachig)

Mittwoch, 11. November 2020

Wie viel Wald bräuchte das Biomasse-Heizkraftwerk?

Das von der EVN geplante Biomasse-Heizkraftwerk an unserer Gemeindegrenze zu Vösendorf braucht bei Volllast (30 GW) täglich an die 185 Tonnen Hackschnitzel. Das klingt nach sehr viel.

Wie viele LKWs da täglich zur Anlieferung unterwegs sein müssten, haben wir hier schon nachgerechnet (wurde auch von der EVN bestätigt). Das klingt schon nicht mehr so dramatisch.

Aber wie groß muss eine Waldfläche sein, damit diese Holzmenge in der selben Zeit nachwächst? Das klingt eigentlich nach erstaunlich wenig:

  • Ein Schüttraummeter (srm, das ist das Volumen von locker aufgeschütteten Hackschnitzel in m³) hat je nach Holzart und Restfeuchtigkeit eine Masse zwischen etwa 265 kg (Hartholz) und 200 kg (Weichholz). Für die weitere Abschätzung gehen wir von einem Durchschnittswert von 230 kg/srm aus.
  • Damit entsprechen die täglichen 185 Tonnen einem Volumen von etwa 800 srm. Bei grob gehäckseltem Holz entsprechen 3 Schüttraummeter etwa 1 Festmeter (das ist das Volumen der reinen Holzmasse in m³). Die täglich benötigten 185 t entsprechen also etwa 270 m³ Holz.
  • Würde das geplante Heizkraftwerk ein Jahr ununterbrochen mit Volllast laufen (was unrealistisch ist), wäre der jährliche Bedarf an Holz also etwa (365*270) 100.000 m³.
  • In unseren Wäldern wachsen pro Jahr und Hektar etwa 11-15 m³ Holz nach. Für die weitere Abschätzung gehen wir von 11 m³ aus.
  • Die benötigten 100.000 m³ wachsen also im Durchschnitt auf einer Waldfläche von 9100 ha jährlich nach. Diese Fläche von 9100 ha entspricht einem Kreis mit etwa 5,5 km Radius oder einem Quadrat mit 9,5 km Seitenlänge.

Oder anders veranschaulicht: Die täglich benötigten 270 m³ Holz wachsen in den 4 Millionen Hektar großen österreichischen Wäldern in weniger als 5 Minuten nach.

Sonntag, 1. November 2020

Heizkraftwerk - der Standort.

Biedermannsdorf: Die durch das Heizkraftwerk versiegelte Fläche würde weniger als 0,1% der unverbauten Fläche innerhalb der blauen Umrandung ausmachen.

Viele Menschen, die sich bisher an der Diskussion auf Facebook oder auch hier in diesem Blog beteiligt haben, haben massive Bedenken gegen den jetzt geplanten Standort des Heizkraftwerks geäußert, auch wenn sie eine hoch effiziente, nachhaltige Erzeugung von Wärme und elektrischer Energie mit möglichst geringer Umweltbelastung an sich befürworten. Die Haupteinwände liegen in der Flächenversiegelung und in der befürchteten Zerstörung eines Naherholungsgebiets. Verkehrsbelastung und Beeinträchtigung der Luftqualität, die natürlich auch mit dem Standort zusammenhängen, haben wir bereits in früheren Beiträgen behandelt.

Sofern wir nur die Standortfrage betrachten, sind auch wir alles andere als glücklich. Wir sind aber überzeugt, dass man sich aus einer komplexen Problematik nicht isolierte Punkte herauspicken darf, sondern möglichst alle Aspekte unvoreingenommen betrachten und letztlich in ihrer Gesamtheit bewerten muss.

Vorab nochmals zur Erinnerung: Auf dem jetzt geplanten Standort (oben in der Karte rot markiert) kann das Heizkraftwerk weder von Vösendorf noch von Biedermannsdorf juristisch verhindert werden. Das Grundstück gehört de facto der EVN, und sie kann ohne Umwidmungen darauf ein Kraftwerk errichten, sofern die Einreichpläne alle Auflagen erfüllen und sie alle geltenden Genehmigungen eingeholt hat. Ein aus unserer Sicht günstigerer Standort direkt neben der A2 wurde 2011 von Vösendorf verhindert (in der Karte gelb markiert). An anderen vorgeschlagenen Standorten (Industriegebiet, Wiener Neudorf) befinden sich bereits Kraftwerke der EVN. Für den Wirkungsgrad der Anlage (und damit für die EVN) ist auch entscheidend, dass sie die erzeugte Wärmeenergie mit möglichst geringen Transportverlusten in ihr bestehendes Fernwärmenetz einspeisen kann. Dieses Netz erstreckt sich derzeit von Perchtoldsdorf im Norden bis Baden im Süden mit einem Schwerpunkt im Bezirk Mödling. Damit liegt auch Biedermannsdorf in diesem Schwerpunktbereich.

Auch die Auswirkungen der Flächenversiegelung durch das Heizkraftwerk sollte man in einem größeren Zusammenhang sehen:

Auf der Karte „Biedermannsdorf“ ist als gelbes Dreieck der von Vösendorf im Jahr 2011 verhinderte Standort, rot der jetzt geplante Standort, und um den herum ein gelber Kreis mit 500 m Radius und ein pinker Kreis mit 1 km Radius eingezeichnet. Das vorgesehene Grundstück hat eine Fläche von 4,5 ha, wovon nur etwa 1 ha versiegelt würde, jener Teil, der   für das Gebäude und die Zu- und Abfahrt der LKWs nötig wird.

Das auf der Karte blau umrandete Gebiet umfasst etwa 1370 ha, davon sind derzeit etwa 1210 ha unverbaut. Damit würde die  zu versiegelnde Fläche des Heizkraftwerks weniger als 0,1% betragen. Hier von einer Zerstörung unseres Naherholungsgebiets zu sprechen, ist etwas weit hergeholt. Gerade aus Vösendorf klingt dieser Vorwurf nicht sehr glaubwürdig, wurden doch dort in letzter Zeit allein westlich der L154 und der Laxenburger Straße und entlang der L2008 ziemlich viele mehrgeschossige Wohnhäuser errichtet, für die etwa 8,5 ha versiegelt worden sind.

Außerdem werden nach Information eines Bauträgers gerade 145 Wohnungen gegenüber der SCS an der B17 gebaut. Diese Fläche kann man zwar nicht als Naherholungsgebiet bezeichnen, aber: Alle diese Wohnungen werden auch beheizt und deren Bewohner zum Großteil wohl auch mit dem PKW zu ihren Arbeitsplätzen pendeln müssen. All das belastet neben der Bodenversiegelung die Luftqualität und die Verkehrssituation. Aber da sind die zusätzlichen Einwohner, die der Gemeinde Einnahmen bringen, Vösendorf wichtiger gewesen als die Sorge um Boden und Umwelt.

Mödling: Nahezu das gesamte Stadtgebiet befindet sich in einem Umkreis von 1km um das Heizkraftwerk.

Wie vergleichsweise begünstigt wir mit dem geplanten Standort immer noch wären, zeigt ein Vergleich mit Mödling. Auf dem Bild „Mödling“ sind, vergleichbar mit dem anderen Bild, um den Standort des Kraftwerks ebenfalls die zwei Kreise mit 500 m und 1 km Radius gezogen. Fast das gesamte Stadtgebiet von Mödling liegt innerhalb dieses 1 km – Kreises.  Und trotzdem kamen und kommen von dort, wie uns von einem ehemaligen Gemeinderat der Stadt Mödling berichtet wurde, keine Beschwerden, weder wegen des Anlieferverkehrs, noch wegen der Luftqualität.

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Die Holztransporter

Wie viele LKWs müssten täglich unterwegs sein, um laufend genügend Hackschnitzel zu dem geplanten Heizkraftwerk anzuliefern? Das ist eine durchaus legitime Frage, denn das ergibt ja eine zusätzliche Verkehrsbelastung mit allen Folgen: Lärm, Feinstaub, erhöhte Verkehrsgefahr.

Wir haben, gleich nachdem wir von dem geplanten Heizkraftwerk erfahren hatten, auf Basis der damaligen rudimentären Angaben der EVN eine Schätzung angestellt, ob die von EVN angegebene Zahl von 10-15 LKWs pro Tag richtig sein kann. Dabei kamen wir auf einen Bedarf von etwa 185 Tonnen Hackschnitzel, die bei Volllast täglich verbrannt und natürlich auch nachgeliefert werden müssen. Damit erschien uns die angegebene Menge an LKW-Fuhren plausibel.

Die nun vorliegende detailliertere Rechnung bestätigt unsere erste Abschätzung:

  • Ausschlaggebend ist die Brennstoffwärmeleistung des Kessels. Diese wurde jetzt mit 29,5 MW angegeben.
  • In der Betrachtung ist eine Woche sehr repräsentativ, weil am Wochenende nicht angeliefert werden wird. Eine Woche hat 24h x 7Tage = 168h
  • Der benötigte Brennstoff (Primärenergie) beträgt also 29,5x7x24 = 4.956 MWh/Woche.
  • Bei einem durchschnittlichen Wassergehalt von 20% beträgt der Energieinhalt einer Tonne Hackschnitzel 3,86 MWh. Bei einer durchschnittlichen Zuladung der LKW’s mit 24 Tonnen (dabei können die Frächter die Transportkosten so gering wie möglich halten) kommt man dann auf  (4.956 MWh/Woche / 3,86 MWh/t / 24t ) gerundet 54 LKW’s pro Woche.  An fünf  Wochentagen sind das dann jeweils 11 LKW’s für eine durchschnittliche Woche mit durchschnittlichem Brennstoff.
  • Damit würden pro Tag (sieben mal pro Woche) 183,4 Tonnen Hackschnitzel verbrannt, was ziemlich exakt mit unserer ersten Schätzung zusammenpasst.

Natürlich gäbe es diesen zusätzlichen Verkehr ohne das Heizkraftwerk nicht. Aber sehen wir das zunächst in  Relation zu den etwa 12.000 bis 17.000 LKWs, die täglich bei uns auf der A2 unterwegs sind. Und dann kann man sich schon die Frage stellen: Welchen Nutzen für die Umwelt stiften diese 12.000 bis 17.000 LKWs in Relation zu dem indirekten Umweltnutzen jener 10-15 LKWs, die den Betrieb eines Heizkraftwerks ermöglichen, durch den die  Belastung der Luft durch Feinstaub und andere Schadstoffe im ganzen Bezirk - und damit auch bei uns – gesenkt werden kann?

Mittwoch, 28. Oktober 2020

Abgase und Umweltbelastung

Das ist allerdings der wesentlich höhere Rauchfang von Zwentendorf.

Wie sieht es mit den Abgasen und dem Feinstaub durch das geplante Heizkraftwerk aus?

Für eine möglichst geringe Umweltbelastung durch die Abgase ist zunächst einmal eine vollständige Verbrennung wesentlich. Diese wird z.B. in älteren Kaminöfen kaum erreicht. Vor allem beim Anheizen entstehen viel Ruß, Kohlenmonoxid und polyzyklische aromatische Verbindungen. Dies wird in einem Heizkraftwerk durch eine aufwendige elektronische Regelung vermieden. Durch die ausschließliche Verbrennung von naturbelassenem Hackgut entstehen auch keine besonderen giftigen Stäube.

Als nächstes werden die Abgase aufwendig gefiltert, zunächst durch Zyklonfilter, in denen feste oder flüssige Partikel durch Fliehkraft abgeschieden werden, danach folgen elektrostatische Abscheider. Insgesamt werden so 99.9% des ursprünglichen Staubes aus dem Rauchgas ausgeschieden, der abgeschiedene Staub und die Asche werden vorschriftsmäßig entsorgt. Das, was oben noch aus dem Kamin kommt, wird permanent mit Sensoren überwacht. Messungen des Umweltbundesamtes in Mödling haben ergeben, dass die Feinstaubbelastung durch das dortige Heizkraftwerk mitten in der Stadt unter der sicheren Nachweisgrenze liegt und im Umfeld des Kraftwerks etwa dem entspricht, was durch zwei bis drei Kaminöfen in Privathaushalten emittiert wird. Natürlich kommt, wie bei jeder Verbrennung, auch CO2 aus dem Kamin, dazu auch etwas Wasserdampf aus der in den Hackschnitzel enthaltenen Restfeuchte. 

Nachdem das CO2 aus der Verbrennung nachwachsenden Rohstoffen stammt, die zuvor dieselbe Menge CO2 aus der Natur entnommen haben, ist ein Biomasse-Kraftwerk CO2-neutral.

Kleinere oder ältere Heizanlagen können durch das Heizkraftwerk vermieden oder ersetzt werden.

Da das Heizkraftwerk Biedermannsdorf Wärme für etwa 15.000 Haushalte in der Nähe liefern soll, könnte eine entsprechende Anzahl kleinerer Heizungen (in Privathaushalten oder auch Zentralheizungsanlagen für größere Wohnblocks wie etwa bei uns in der Parkstraße) dadurch ersetzt werden. Das heißt, dass Neubauten nach Möglichkeit gleich direkt an das Fernwärmenetz angeschlossen werden, aber auch bestehende Heizanlagen im Lauf der Zeit ersetzt werden. Dadurch würde die Feinstaubbelastung im Umfeld des Heizkraftwerks nicht steigen, sondern sinken.

Jetzt könnte man noch sagen: „Aber in den vielen kleinen Heizanlagen wird ja der Feinstaub räumlich verteilt erzeugt, während er bei einem Heizkraftwerk zentral an einer Stelle anfällt.“ Das ist zwar richtig, was die Emissionen betrifft, aber für Umwelt und Gesundheit sind die Immissionen entscheidend. Und da Feinstaub, egal wo er erzeugt wird, sich sehr großräumig verteilt, also nicht an der Stelle der Entstehung konzentriert bleibt, kommt es eigentlich nur auf die Menge des erzeugten Feinstaubs an, die bei einem HKW eindeutig geringer ist als bei den vielen dadurch ersetzten Einzelanlagen. Der Feinstaub in Wien stammt zum Beispiel durch die dort vorherrschenden Nordwestwinde zu 75% nicht aus Wien oder dem Umfeld  und zu 60% nicht einmal aus Österreich.

Noch ein paar interessante Details, die einiges relativieren:
  • In geschlossenen Räumen sind der Rauch von Tabakwaren, Laserdrucker und Kopierer Quellen der Feinstaubbelastung. Emissionen von 2 Milliarden Partikeln pro gedruckter Seite sind bei Laserdruckern keine Seltenheit. (Wikipedia)
  • In Summe entsteht  durch das Silvester-Feuerwerk eine Feinstaub-Menge in der Größenordnung von 15 % des jährlich im Straßenverkehr entstehenden Feinstaubs. (Wikipedia)
  • Nach Angaben des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks halten in Deutschland bundesweit rund vier Millionen Kamin-, Kachelöfen und andere Feuerstätten für feste Brennstoffe die geforderten Grenzwerte nicht ein (Wikipedia). Proportional ähnlich wird das wohl auch bei uns so sein.

Zum nächsten Beitrag: Die Holztransporter

Dienstag, 27. Oktober 2020

Was ist ein Biomasse-Heizkraftwerk?

Biomasse-Heizkraftwerk Mödling, Bild: Ulrichulrich, CC BY-SA 3.0

Ein Heizkraftwerk (HKW) ist eine industrielle Anlage zur Erzeugung von Elektrizität und Wärme in einem Kuppelprozess, der Kraft-Wärme-Kopplung. Wegen der Einspeisung in ein Fernwärmenetz liegen Heizkraftwerke in der Nähe von städtischen Verdichtungsräumen oder Industrieanlagen mit hohem Wärmebedarf. 

Wie in jedem Dampfkraftwerk wird der Primärenergieträger verbrannt, dadurch Wasser erhitzt und verdampft, der Dampf auf möglichst hohe Temperatur weiter aufgeheizt,  und dann treibt dieser Heißdampf eine Turbine an. Die Turbine ist mit einem Generator gekoppelt, der den Strom erzeugt. Nach der Turbine wird der Dampf wieder verflüssigt und in einem geschlossenen Kreislauf wiederverwendet. 

Die Turbine im Biomasse-Heizkraftwerk Mödling, Bild: Ulrichulrich, CC BY-SA 3.0

In einem Heizkraftwerk wird nicht nur Strom erzeugt, sondern ein Teil des Dampfs wird in der Turbine abgezweigt und die in ihm enthaltene Energie im Fall des von der EVN geplanten Heizkraftwerk dem Fernwärmenetz zugeführt. Der energetische Wirkungsgrad (Gesamtoutput des Kraftwerk in Relation zu der im Heizmaterial enthaltenen Energie) liegt je nach Größe zwischen 75 und über 80%.

In einem Biomasse-Heizkraftwerk werden Holzhackschnitzel aus unbehandeltem forstwirtschaftlichem Frischholz verbrannt und zur Wärme- und Stromerzeugung verwendet. Bei dem in Biedermannsdorf geplanten Heizkraftwerk werden Hackschnitzel angeliefert. Am Standort des Heizkraftwerks soll auch eine kleine Menge Rundholz gelagert werden. Dieses dient als eiserne Reserve für den Fall, dass, etwa bei winterlichem Schlechtwetter, der Abtransport des Holzes aus dem Wald oder auch die Anlieferung der Hackschnitzel nicht möglich sein sollte. Nur in einem solchen Fall würde dieses Rundholz dann vor Ort zu Hackschnitzel verarbeitet.

Das bestehende Biomasse-Heizkraftwerk in Mödling ist dem jetzt geplanten in Bauform und Leistung ähnlich, aber nicht gleich. So besteht ein Unterschied z.B. darin, dass in Mödling die Gesamtleistung des Kraftwerk an den Strombedarf angepasst wird. Im  Heizkraftwerk Biedermannsdorf würde eine andere Turbine zum Einsatz kommen, die einen besseren Wirkungsgrad hat und wo ein größerer Teil der Gesamtenergie als Wärme entnommen werden kann. Außerdem wird die Leistung des Kraftwerk nach dem momentanen Wärmebedarf geregelt. 

Zum nächsten Beitrag: Abgase und Umweltbelastung

Sonntag, 25. Oktober 2020

Stromerzeugung und -verbrauch – ein Bilanzproblem.

Impression aus einem Kraftwerksmuseum in Istanbul

In Kraftwerken wird elektrischer Strom erzeugt. Die dazu notwendige Energie kann beispielsweise gewonnen werden aus:
    • der Bewegungsenergie fließender Gewässer (Laufkraftwerke)
    • der Lageenergie des Wassers in hochliegenden Stauseen (Speicherkraftwerke)
    • aus der Bewegungsenergie der Luft (Windkraftwerke)
    • direkt aus der Sonnenenergie (Solarkraftwerk, Photovoltaik)
    • thermische Energie aus Verbrennung verschiedener Brennstoffe (Erdöl, Gas, Holz, Müll usw.)
    • aus der thermischen Energie, die bei Atomspaltung frei wird (Atomkraftwerke)
    • aus Geothermie (kommt bei uns praktisch nicht vor)

Mit diesen primären Energiequellen (den Primärenergieträgern) werden zunächst (außer bei Photovoltaik) Turbinen angetrieben, die ihrerseits wieder Generatoren antreiben, die letztendlich dadurch die elektrische Energie (in Zukunft werde ich dafür meist den Begriff „Strom“ verwenden) erzeugen. Der erzeugte Strom der einzelnen Kraftwerke wird in das Stromnetz eingespeist und über verschiedene Spannungsebenen zu den Endverbrauchern verteilt.

Man kann Kraftwerke auch danach unterteilen, wie gleichförmig und vorhersehbar sie Energie erzeugen bzw. wie schnell sie auf schwankenden Verbrauch reagieren können. Denn: Eine Eigenheit der Versorgung mit elektrischer Energie  liegt darin, dass praktisch in jedem Moment gleich viel Energie erzeugt werden muss wie zeitgleich verbraucht wird. Das wird ein zunehmendes Problem.

Es ist leicht einzusehen, dass z.B. Laufkraftwerke und thermische Kraftwerke relativ konstant Energie erzeugen können, denn die Donau fließt beispielsweise ohne schnelle Schwankungen dahin. Solche Kraftwerke erzeugen jenen Teil des Stromverbrauchs, der langfristig konstant ist, die sogenannte Grundlast. Die meisten thermischen Kraftwerke können an langsame Schwankungen des Stromverbrauchs angepasst, also etwa morgens an- und abends abgefahren werden. Sie arbeiten dann als Mittellast-Kraftwerke. Gaskraftwerke können innerhalb von wenigen Minuten aus dem Stillstand ihre maximale Leistung abgeben und so Spitzenlasten abdecken.

Bei Solar- und Windkraftwerken kann die Energieaufbringung kurzfristig und schwer vorhersehbar stark schwanken (Volatilität). Das ist so lange kein Problem, als ihr Anteil an der gesamten Stromaufbringung klein ist. Mit dem zunehmenden Anteil an Solar- und Windstrom wird aber auch die Sicherstellung der Netzstabilität (Erzeugung gleich Verbrauch) ein zunehmendes Problem. Das wird sich nur durch entsprechende Speicher lösen lassen, in denen die momentan erzeugte, aber nicht benötigte Energie gespeichert und bei Bedarf dann rasch abgegeben werden kann. Mit einer Ausnahme sind solche Speicher für große Energiemengen derzeit nicht kostengünstig realisierbar.

Diese Ausnahme sind die oben erwähnten Speicherkraftwerke. Man lässt Wasser aus hochliegenden Stauseen bei Bedarf über Rohre in Kraftwerke in Tallagen fließen. Die kinetische Energie treibt dort Turbinen zur Stromerzeugung an. Damit können Spitzenlasten abgedeckt werden. Andererseits kann aber in Zeiten geringen Stromverbrauchs überschüssiger Strom aus Grundlastkraftwerken (die Donau lässt sich mal nicht abdrehen) dazu verwendet werden, durch große Pumpen Wasser aus dem Tal in den hochliegenden Speicher zurück zu pumpen, das dann wieder zur Abdeckung von Spitzenlasten verwendet wird.

Es ist leicht ersichtlich, dass in großen Netzen die Netzstabilität leichter sicherzustellen ist als in kleinen Versorgungsinseln, weil sich in großen Netzen Schwankungen des Strombedarfs der vielen vergleichsweise kleinen Verbraucher besser gegenseitig kompensieren. Sehr kurzfristige Schwankungen des Verbrauchs werden in Kraftwerken durch die Trägheit der vielen rotierenden Massen, also den Schwung aller Turbinen und Generatoren im Netz sowie auch durch die gespeicherte Wärmeenergie in Dampfkraftwerken ausgeglichen. Das sind aber Kurzzeitspeicher, die in dieser Form bei Photovoltaik und Windkraftwerken nicht gegeben sind. Das ist einer der Gründe, warum deren volatile Stromerzeugung die Netzstabilität mehr und mehr erschwert.

Zuletzt noch ein wichtiger Punkt: In thermischen Kraftwerken kann die erzeugte Wärme natürlich nicht nur zur Stromerzeugung verwendet werden, sondern auch die Wärme direkt: Entweder als  Prozesswärme für Industriebetriebe oder, viel häufiger, zur Einspeisung in Fernwärmenetze. Dadurch erreichen solche Blockheizkraftwerke Wirkungsgrade von über 80%, und wenn dann dazu noch nachwachsende Rohstoffe verbrannt werden, können sie auch CO2-neutral sein. Das nun bei uns geplante Biomasse-Heizkraftwerk fällt in diese Kategorie. Mehr dazu in einem nächsten Beitrag.

Zum nächsten Beitrag: Was ist ein Biomasse-Heizkraftwerk

Strom und Wärme aus Biedermannsdorf? Die Ausgangslage:

Unsere Gemeinderäte und der Gemeindevorstand wurden kürzlich von der EVN informiert, dass diese den Bau eines Biomasse-Heizkraftwerk am nördlichen Rand unseres Gemeindegebiets plant. Gegen diesen Standort gibt es einige Einwände. Aber für eine sachliche Diskussion ist das sorgfältige Abwägung aller Für und Wider unserer Ansicht eine unbedingte Voraussetzung. Da auch die EVN noch nicht mit einer detaillierten Planung begonnen hat, haben wir genügend Zeit, uns mit allen Aspekten dieses Projekts sachlich auseinanderzusetzen. Dazu soll dieses Posting und seine Fortsetzungen beitragen.

Die Ausgangslage:

Der Gemeinde kann man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vorwerfen, die Bevölkerung nicht informiert zu haben, denn in dem Moment, wo sie das tut, muss sie damit rechnen, mit Fragen und zu ihrer Meinung dazu konfrontiert zu werden. Dazu müssen sich Gemeindevorstand und Gemeinderäte erst einmal schlau machen und ein eigenes Urteil bilden. In dieser Phase sind wir jetzt.

Die EVN plante bereits 2011 ein ähnliches Projekt an einem Standort im Gemeindegebiet von Vösendorf direkt neben der A2 (gelb eingezeichnet). Nach anfänglich positiven Verhandlungen mit der EVN hat dann  eine Gruppe Vösendorfer mit zumindest fragwürdigen Argumenten gegen den damaligen Standort mobilisiert und hat erreicht, dass Vösendorf die Asphaltierung eines Feldwegs verweigert hat. Damit war das Projekt für die EVN gestorben, da zu dem Kraftwerk mit LKWs zugefahren werden muss. Die selbe Gruppe pickt sich nun aus dem aktuellen Projekt Teilaspekte heraus, bläst diese teilweise zu Horrorszenarien auf, konfrontiert unsere unvorbereitete Bevölkerung damit und versucht so Stimmung zu machen. BiedermannsdorferInnen sollen sich aber unvoreingenommen ein eigenes Urteil bilden können und nicht von Außen manipuliert werden.

Der jetzt ins Auge gefasste Standort (rot eingezeichnet) liegt an unserer nördlichen Gemeindegrenze direkt an der Landesstraße L2007. Die Zufahrt ist somit gegeben, das Grundstück gehört bereits der EVN, und juristisch kann Biedermannsdorf Bau und Betrieb des Kraftwerks sowie auch die Zufahrt nicht verhindern. Wir können allerdings versuchen, im guten Einvernehmen mit EVN eventuelle negative Auswirkungen des geplanten Heizkraftwerks möglichst zu vermeiden. Die EVN scheint zu solchen Gesprächen bereit zu sein.

Wir werden weiterhin Strom brauchen und unsere Wohnungen heizen wollen. Österreich will 2040 klimaneutral sein und 2030 seinen Strombedarf zu 100% aus Ökostrom decken. Dazu ist ein vollständiger Ausstieg aus Ölheizungen bis 2035 und das Verbot von Gaskesseln im Neubau ab 2025 geplant. Wir müssen auch unsere Abhängigkeit von Russland und den Nahost-Staaten verringern.

Also müssen wir die Energiewende schaffen und von der Verbrennung fossiler Brennstoffe hin zur  Nutzung nachwachsender Rohstoffe kommen. Wenn wir reinere Luft haben wollen, müssen wir weg von vielen Heizungen in privaten Haushalten hin zu größeren Anlagen, weil nur bei diesen der enorme Aufwand möglich ist, der für die Steuerung einer optimalen Verbrennung und die optimale Reinigung der Abgase erforderlich ist.

Ein Heizkraftwerk, das Abfälle aus der Forstwirtschaft zur Erzeugung von Strom und Wärme verwendet und in dem die Abgase bestmöglich gereinigt werden, stellt aus unserer Sicht die sauberste und nachhaltigste Lösung dar, um uns auch in Zukunft sicher mit Strom und Wärme zu versorgen und viele ältere, umweltschädlichere Heizungen zu ersetzen.

Es geht jetzt also nicht darum, einfach “dafür” oder “dagegen” zu sein, sondern in aller Ruhe die optimalste Lösung für unsere ökologisch verträgliche und zukunftssichere Versorgung mit Wärme und Strom zu finden. 

Weiter zu: Stromerzeugung und -verbrauch - ein Bilanzproblem.