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Sonntag, 25. Mai 2025

Neues aus dem NÖ Landtag

In der aktuellen Stunde der Landtagssitzung vom 22.5. erinnerte der grüne Landtagsabgeordnete Georg Ecker an fünf „Jahrhundert­hochwasser“ in nur 30 Jahren, ein deutliches Warnsignal für die eskalierende Klimakrise. Er forderte ein Umdenken in der Raumordnungspolitik Niederösterreichs und beantragte

  • ein absolutes Bauverbot für hochwassergefährdete Flächen – auch wenn diese bereits gewidmet, aber noch unbebaut sind,
  • eine Änderung des Raumordnungsgesetzes, um Hochwasserschutz als verbindliches Leitziel zu verankern.
  • ein Ende der Ausnahmeregelungen, die Gemeinden weiterhin Baulandwidmungen in HQ100-Zonen (alle 100 Jahre statistisch überflutete Flächen) ermöglichen.
  • einen starken Fokus auf Renaturierung und die Wiederherstellung natürlicher Überschwemmungsflächen.

Dominic Hörlezeder sprach den massivem finanziellem Druck an, unter dem niederösterreichische Gemeinden durch steigende Ausgaben im Gesundheitsbereich, insbesondere die jährlich steigenden Beiträge zur NÖ Krankenanstaltenfinanzierung (NÖKAS) bei sinkenden Einnahmen stehen, was den Spielraum für Investitionen stark eingeschränkt. Er forderte eine „faire Verteilung nach Finanzkraft und tatsächlichem Bedarf, damit unsere Gemeinden handlungsfähig bleiben.“

Klubobfrau Helga Krismer kritisierte im Landtag die fehlende Abstimmung und mangelnde Flächenwidmung für Erneuerbare in Niederösterreich. Während Wind- und Sonnenenergie einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten könnten, werden Projekte oft durch bürokratische Hürden und fehlende Widmungen blockiert.

Die grüne Sozialsprecherin Silvia Moser kritisierte die anhaltende Benachteiligung von Menschen mit Behinderung beim Zugang zur persönlichen Assistenz in Niederösterreich, das im Vergleich zu anderen Bundesländern die restriktivsten Zugangskriterien und niedrigen Fördersätze hat. Besonders alarmierend sei, dass blinde Menschen in Niederösterreich komplett von der persönlichen Assistenz ausgeschlossen sind. Obwohl der Bund bis zu 50 % der Kosten für eine bundesweit einheitliche Regelung übernimmt, verweigert sich Niederösterreich, anders als andere Bundesländer, bislang der Teilnahme. Eine aktuelle Studie der WU Wien belegt, dass die Umsetzung dieser Bundesrichtlinien sowohl sozial gerecht als auch finanziell tragbar wäre. Silvia forderte in ihrem Antrag, dass Niederösterreich die neuen Bundesrichtlinien endlich übernehmen muss – für ein selbstbestimmtes Leben aller Menschen mit Behinderung! Doch Schwarz-Blau haben das abgelehnt.

zur Rede von Georg Ecker
zur Rede von Dominic Hörlezeder
zur Rede von  Helga Krismer
zur Rede von  Silvia Moser

Montag, 28. April 2025

Die Zähne gezogen!

Der ÖVP-Umweltminister hat in einem Interview unumwunden klargemacht, dass dem von ihm geplanten Klimagesetz – das offenbar programmatisch nicht mehr Klimaschutzgesetz heißen darf – alle Zähne gezogen werden. Vorgesehen sind weder verbindliche Sektorziele etwa für Verkehr, Landwirtschaft und Industrie noch automatische Maßnahmen zur Gegensteuerung, wenn CO2-Reduktionsziele verfehlt werden. Wenn ein Sektor sein Ziel nicht erreicht, dann werden wir uns zusammensetzen und schauen, sagt Minister Totschnig. Der ÖVP-Wirtschaftsflügel, der das Gesetz der Grünen Klimaschutzministerin Leonore Gewessler verhindert hat, hat sich endgültig durchgesetzt. Klientelpolitik uralt, man muss es so nennen.

Das  2011 beschlossene und 2017 novellierte österreichische Klimaschutzgesetz (KSG) legte bis 2020 verbindliche Emissionshöchstmengen für verschiedene Sektoren fest und verpflichtete Bund und Länder zu konkreten Maßnahmen. Mit Ende 2020 sind die darin festgelegten Klimaziele ausgelaufen, seit dem 1. Januar 2021 verfügt Österreich über keine gesetzlich verankerten Klimaziele mehr.

Im Regierungsübereinkommen 2020–2024 hatte sich die schwarz/grüne Bundesregierung ausdrücklich zur Erarbeitung eines neuen, ambitionierten Klimaschutzgesetzes bekannt. Allerdings konnte sie sich während der gesamten Legislaturperiode nicht auf eine Novelle oder ein neues Klimaschutzgesetz einigen, da die ÖVP-dominierten Wirtschaftskammern und die ebenfalls von der ÖVP dominierte Industriellenvereinigung erbitterten Widerstand leisteten.

Quelle und Zitate
Siehe dazu auch hier

Freitag, 18. April 2025

Unsoziale Politik, personelle Verflechtungen und falsche Prioritäten

 

Das Anton Proksch Institut in Wien ist (noch) eine der führenden Kliniken für suchtkranke Menschen und die größte Suchtklinik in Europa. Behandelt werden dort Abhängigkeiten etwa von Medikamenten, Alkohol, Drogen oder auch Spiel- oder Computersucht. Auch Grundlagen- und Begleitforschung in Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen wird dort betrieben. 

Im Jahr 2013 erwarb die VAMED eine 60 % Beteiligung am Institut. Gegen Ende 2024 wurde bekannt, dass dieser VAMED- Anteil zusammen mit anderen Beteiligungen der VAMED an Gesundheitseinrichtungen  an einen Private-Equity-Fonds des französischen Finanzkonzerns PAI verkauft werden sollte. Die  Stadt Wien und der Gewerkschaftsbund waren damals Eigentümer der restlichen 40 % und durch die Ausnützung eines vereinbartes Aufgriffsrechts hätten sie den Verkauf an den Finanzkonzern verhindern können. Obwohl sie dazu von vielen Seiten aufgefordert wurden zeigten sie daran kein Interesse. Damit ist der Weg für den Verkauf der VAMED-Anteile an PAI Partners frei, der endgültige Abschluss hängt nur noch von der Zustimmung der Landesregierung ab. Das Geschäftsmodell von PAI ist es, Firmen zu übernehmen, umzustrukturieren und innerhalb von vier bis sieben Jahren mit Profit weiterzuverkaufen. Studien zeigen, wie profitorientierte Finanzinvestoren in Gesundheitseinrichtungen oftmals zu riskanten Kürzungen und unnötigen Behandlungen führen.

Dafür hat sich die Stadt Wien entschieden, trotz ihres Milliarden-Budgetdefizits dem insolvenzreifen FK Austria sein Stadion (die Generali-Arena) für 40 bis 45 Millionen Euro abzukaufen, um den Verein zu unterstützen. Der Verkauf steht unmittelbar bevor und soll am 23. April 2025 im Wiener Gemeinderat endgültig beschlossen werden. Schon früher wurde dem FK Austria durch einen Schuldenerlass der Bank Austria (mehr als 20 Millionen) und Subventionen der Stadt Wien (über 14 Millionen) kräftig unter die Arme gegriffen. Das Grundstück, auf dem das Stadion steht, gehört bereits der Stadt Wien. Nach dem Verkauf des Stadions soll Austria Wien es weiterhin betreiben und eine jährliche Miete an die Stadt zahlen.

Dazu muss man wissen: Austria-Präsident Kurt Gollowitzer ist CEO der städtischen Wien-Holding, einem Hauptsponsor des FK Austria. Gollowitzers Vorgänger bei der Wien-Holding wiederum war Peter Hanke, der danach amtsführender Stadtrat der Wiener Landesregierung und am 3. März 2025 Bundesminister wurde. Nachdem in der zweiten Jahreshälfte 2024 der ungarische Milliardär Lorinc Meszaros, ein enger Vertrauter des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, Interesse am Stadion zeigte erklärte Hacker prompt, die Austria-Arena möge „ein Wiener Stadion bleiben“.  Auch wenn nun durch den Ankauf durch die Stadt Wien die Übernahme des Stadions durch einen Ausländischen Investor verhindert wurde bleibt trotzdem: Das war der Stadt – und den beteiligten entscheidenden Personen – offenbar wichtiger als der Verbleib wichtiger Gesundheitseinrichtungen im Einflussbereich der öffentlichen Hand.

Weitere Infos:
https://de.wikipedia.org/wiki/Anton-Proksch-Institut
https://www.attac.at/news/details/vor-vamed-verkauf-attac-fuer-oeffentliche-loesung-statt-heuschrecken-ausverkauf
https://www.meinbezirk.at/liesing/c-wirtschaft/anton-proksch-institut-geht-an-heuschrecke_a7028865
https://de.wikipedia.org/wiki/Generali_Arena_(Wien)
https://www.wienerzeitung.at/a/austria-wien-violettes-wunder-aus-steuergeld-
https://kurier.at/sport/fussball/fussball-bundesliga-austria-stadt-wien-gollowitzer/402986871
https://sportsbusiness.at/abloesesumme-fuer-generali-arena-steht-fest-stadt-wien-uebernimmt-stadion-der-austria/

Montag, 7. April 2025

Der Killer Feinstaub

Allein in Österreich starben im Jahr 2022 insgesamt 3.321 Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung, in der gesamten EU waren es rund 240.000. Das sind fast zehnmal so viele wie bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen.

Die Feinstaubbelastung hat sich in Österreich in den letzten Jahren zwar etwas verringert, liegt aber mit einem Jahresmittelwert von 12,2 µg/m³ (2019) weiterhin deutlich über dem WHO-Richtwert von 5 µg/m³

Der größte Verursacher von Feinstaub ist der Mensch selbst. Im Straßenverkehr kommt der Feinstaub aus den Auspuffen jedes einzelnen Verbrenner-Motors, aber er entsteht auch immer, wenn sich Reifen und Straße reiben oder eine Bremse betätigt wird, auch bei E-Autos. Feinstaub kommt auch aus Heizungen oder Öfen, die mit Holz und Kohle befeuert werden. Er entsteht in Gewerbe, Industrie und in Abfallverbrennungsanlagen und auch aus der Gülle der landwirtschaftlichen Massentierhaltung. Und letztlich kann auch der Feinstaub, der aus nicht entsorgtem, eingetrocknetem Hundekot entsteht, in unseren Lungen landen.

Details

Montag, 3. März 2025

Blau-schwarze Arbeitsverweigerung

 

Seit 700 Tagen erleben wir in Niederösterreich eine Arbeitsverweigerung der schwarz-blauen Landesregierung.  Während die Regierungsparteien kaum mehr eigene Initiativen setzen und nur mehr politische Inszenierungen und heiße Luft produzieren, sind es die Grünen als Opposition, die relevante Themen in den Landtag einbringen.

Nach unserem beharrlichen Einsatz wurde ein wichtiger Beschluss im Landtag gefasst, um die Versorgung von Menschen mit ME/CFS und anderen Multisystemerkrankungen zu verbessern. Der Bedarf an spezialisierten Versorgungsstrukturen soll erhoben und sektorenübergreifende Behandlungspfade entwickelt werden. Zur Rede unsere Gesundheitssprecherin Silvia Moser.

Dominic Hörlezeder betonte in der aktuellen Stunde der FPÖ in seiner Rede die Bedeutung einer menschenrechtsbasierten Asylpolitik und warnte davor, die Akzeptanz des Rechtsstaats zu untergraben. Er forderte ein entschlossenes Vorgehen gegen Radikalisierung im digitalen Raum und kritisierte die FPÖ scharf für ihre Instrumentalisierung von Gewaltverbrechen zur Stimmungsmache.

Auch Georg Ecker kritisierte in seiner Rede die FPÖ scharf dafür, dass sie sich als Verteidiger islamistischer Propaganda positioniert habe, indem sie Maßnahmen gegen extremistische Inhalte auf Plattformen wie TikTok abgelehnt habe. Meinungsfreiheit müsse dort enden, wo Hass und Gewaltaufrufe beginnen, und soziale Medien dürften kein rechtsfreier Raum darstellen.

Silvia Moser kritisierte in ihrer Rede im Landtag die politisch aufgeladene Debatte über die Behandlung von Patient:innen aus Niederösterreich in Wien. Sie forderte den Fokus auf eine faire und effiziente Gesundheitsversorgung und wies darauf hin, dass strukturelle Probleme und nicht die Anzahl der Patient:innen oder finanzielle Fragen das Hauptproblem seien. Auch stellte sie die Frage, warum viele Menschen lieber in Wien behandelt werden, forderte Verbesserungen in niederösterreichischen Krankenhäusern und sprach sich für eine überregionale Gesundheitsversorgung ohne Bundesländergrenzen aus.

Mittwoch, 19. Februar 2025

2018: FPÖ Regierungsbeteiligung. Heute: Die Nachwirkungen

Unter der Türkis-Blauen Regierung wurden 2018 die Krankenkassen reformiert und die Gebietskrankenkassen zur ÖGK zusammengefasst. Der Bevölkerung wurden damals Einsparungen von einer Milliarde Euro eingeredet, obwohl diese „Patientenmilliarde“ von der damaligen FPÖ-Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein als „Marketing-Gag“ bezeichnet wurde. Tatsächlich kostet die Reform hunderte Millionen mehr, die Verluste werden sich bis 2028 auf bis zu vier Milliarden Euro addieren.

Um was es damals wirklich ging: Die Selbstverwaltung der Krankenversicherungen
, in der vorher die Arbeitnehmer die Mehrheit stellten,  wurde so umgebaut, dass nun die Unternehmen da facto die Mehrheit haben und Finanzierung und Leistungen bestimmen können. Auch wurden die staatliche Kontrolle über die Sozialversicherungen durch eine Ausweitung der Aufsichtsrechte des Sozial- und Finanzministerium verstärkt und die Finanzierung privater Krankenanstalten im 14,7 Millionen Euro pro Jahr erhöht.

Die Leistungen der allgemeinen Krankenversicherungen haben sich seit der Reform zunehmend verschlechtert. Die Zahl der Kassenärzte ist seit 2000 nur um 1% gestiegen, während die Bevölkerung um 17% wuchs. Aktuell sind etwa 300 Kassenstellen nicht besetzt, davon 182 in der Allgemeinmedizin. Bei Fachärzten gibt es besonders große Engpässe in der Kinder- und Frauenheilkunde, die Zahl der Kassenstellen für Hautärzte ging zwischen 2017 und 2023 um 79 zurück. Das alles hat den Trend zu Wahlärzten und die Entwicklung einer Zwei-Klassen-Medizin verstärkt. Die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung wurden bei der  Türkis-Blauen Kassenreform nicht berücksichtigt, insbesondere ärmere Haushalte sind durch Gesundheitsausgaben nun stärker belastet. 

Details:
https://www.parlament.gv.at/aktuelles/pk/jahr_2018/pk1508
https://www.optadata.at/journal/prikraf-reformdebatte/
https://kontrast.at/kassenarzt-wahlarzt-oesterreich/
https://orf.at/stories/3384883/
https://www.momentum-institut.at/news/aermere-haushalte-staerker-durch-gesundheitsausgaben-belastet/
https://gruenebiedermannsdorf.blogspot.com/2023/05/reform-des-gesundheitssystems-muss.html

Montag, 30. Dezember 2024

Tempolimit 80 km/h auf der A2 - gut oder nicht - warum diese Diskussion?

Foto von einer Autobahnbrücke aus aufgenommen von einem Teil der A2 Südautobahn auf Höhe Biedermannsdorfs. Auf dem Foto ist es Tag und es sind viele Fahrzeuge zu sehen, die in beiden Richtungen auf der Autobahn fahren. Auf einem Überkopf Verkehrsleitsystem ist die Beschränkung auf 80 km/h zu sehen.

Seit einigen Tagen gilt auf dem Abschnitt der A2 auf Höhe Biedermannsdorf ein Tempolimit von 80 km/h. Wir haben darüber berichtet, gleich nachdem ich die Info vom Verkehrsministerium bekommen habe. Diese Maßnahme hat angeregte Diskussionen auf diversen Social Media Plattformen ausgelöst. Einerseits gab es sehr viel Zuspruch, vor allem von Anrainerinnen und Anrainern. Gleichzeitig gibt es auch Kritik.
Ja, ich finde, dass wir auch kritische Stimmen hören sollten. Gleichzeitig kommt diese Kritik nicht nur, aber großteils von Personen, die gar nicht hier leben. Ich wage zu behaupten, dass der überwiegende Teil der Biedermannsdorferinnen und Biedermannsdorfer die Maßnahme befürworten.

Ich versuche hier, die Kritikpunkte zu beleuchten.

Mittwoch, 14. August 2024

Der Flughafen Schwechat - und wir in Biedermannsdorf

Wir leben relativ nah am Flughafen Schwechat. Aktuelle Forschungsergebnisse der  Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) haben ergeben, dass Menschen, die im Umkreis von 20 km von verkehrsreichen Flughäfen leben, besonders ultrafeinen Partikeln (UFP) ausgesetzt sind, die beim Starten und Landen ausgestoßen werden. Die Belastung durch ultrafeine Partikel kann der neuen Forschungsarbeit zufolge europaweit mit 280.000 Fällen von Bluthochdruck, 330.000 Fällen von Diabetes und 18.000 Fällen von Demenz in Verbindung gebracht werden. Ultrafeine Partikel haben einen Durchmesser von weniger als 100 Nanometern, ungefähr 1.000 Mal kleiner als ein menschliches Haar. Sie dringen tief in den menschlichen Körper ein und wurden im Blut, im Gehirn und in der Plazenta nachgewiesen. Details dazu hier (englischsprachig).

Das Problem der UFP-Belastung könnte am schnellsten und wirksamsten verringert werden, wenn die Preise fürs Fliegen auch alle externen und Folgekosten berücksichtigten. Zwar ist der innereuropäische Luftverkehr seit 2012 in den europäischen Emissionshandel (EU-ETS) einbezogen. Aber infolge wenig ambitionierter Obergrenzen für die Luftverschmutzung und der Nutzung  internationaler Projektgutschriften hat sich ab 2008 eine große Menge überschüssiger Emissionsberechtigungen im EU-ETS angesammelt. Dadurch sank der Preis für Verschmutzungszertifikate auf unter 3 Euro pro Tonne CO2, weshalb der Emissionshandel nur eine eingeschränkte Lenkungswirkung entfalten konnte. Nun sind die Preise für Verschmutzungszertifikate in Folge einer Reform des EU-ETS deutlich gestiegen und haben Anfang 2023 die 100 Euro-Marke überschritten. Heuer und auch 2026 sollen die Verschmutzungsobergrenzen neuerlich gesenkt werden, was zu weiteren Preissteigerungen führen soll. Der transkontinentale Flugverkehr ist aber durch EU-ETS  nicht erfasst. Hier werden seit 2020 Emissionen nur im Rahmen des wenig wirksamen Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation (CORSIA) durch Klimaschutzprojekte kompensiert.

Verfahren zur Verbesserung des Treibstoffs, wie sie schon lange beim Autobenzin verwendet werden, könnten die Emission von UFPs um bis zu 70% verringern. Das würde den Preis aber um etwa 5 Cent pro Liter verteuern. Obwohl das die Luftverschmutzung rund um Flughäfen spürbar verringern könnte, wurden die Normen für Flugzeugtreibstoff noch nie in dieser Richtung verbessert.

Ein kleiner Lichtblick sind die immer sparsamer gewordenen Triebwerke moderner Linienflugzeuge. Schon 2019 lag der durchschnittliche Kerosinverbrauch der deutschen Flugzeugflotte bei nur mehr knapp 3,6 Litern pro Passagier und 100 km, was etwa dem Verbrauch eines PKWs mit durchschnittlicher Besetzung entspricht. Der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch eines A320neo pro Sitzplatz auf 100 Kilometer beträgt nur noch 1,9 Liter, der größere A321neo ist mit 1,7 Liter pro Sitzplatz auf 100 Kilometer sogar noch effizienter. Weitere gravierende Verbesserungen sind hier aber schwer vorstellbar.

Nachhaltiger Flugzeugtreibstoff (Sustainable Aviation Fuel, SAF) wird derzeit in geringen Mengen, selten bis zu 50% herkömmlichem Treibstoff zugemischt. Er ist bis zu zehn mal teurer als normaler Treibstoff, und selbst, wenn er über seinen gesamten Lebenszyklus CO2-neutral wäre, würden alle anderen Emissionen dadurch kaum verringert.

Immer noch wird der Luftverkehr subventioniert, indem Kerosin von der Energiesteuer und internationale Flüge von der Mehrwertsteuer befreit sind. Hinzu kommt, dass viele Flughäfen in der EU ohne Steuergelder der Länder und Kommunen längst pleite wären und die meisten Billigflieger nicht fliegen könnten. Hier ist also noch reichlich Luft nach oben.

Eine schnelle und starke Reduktion der Luftverschmutzung durch den Flugverkehr wäre, weniger zu fliegen. Da kann sich jeder bei der eigenen Nase nehmen. Ein Wochenendtrip nach London oder Barcelona, ein Urlaub auf den Seychellen oder den Azoren machen jedes Jammern über Lärm- und Umweltbelastungen durchs Fliegen unglaubwürdig. Wichtiger als individuelle Selbstbeschränkungen wären allerdings internationale und kontrollierte Regeln, durch die umweltschädliches Verhalten wie das Fliegen gegenüber umweltfreundlicheren Alternativen unattraktiv würde. Dazu müsste auch der Einfluss der Mineralstoff- und auch der Tourismusindustrie gebrochen werden.

Siehe auch
https://gruenebiedermannsdorf.blogspot.com/search?q=Zertifikate
https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/der-europaeische-emissionshandel
https://www.klimaschutz-portal.aero/co2-kompensieren/europaeischer-emissionshandel/

Dienstag, 13. August 2024

Licht und Schatten bei Klimawandel und Luftverschmutzung

Nach einer Studie des "Barcelona Institute for Global Health" gab es 2023 in Europa 47.000 Hitzetote. Untersucht wurden auch die regionalen Unterschiede. Für Österreich kam man auf eine hitzebedingte Übersterblichkeit von 486 Menschen. In fast allen untersuchten Ländern starben deutlich mehr Frauen als Männer an den Hitzefolgen, insgesamt waren vor allem ältere Menschen anfällig.  Im Vergleich: 2023 gab es bei uns 396 tödlich Verunglückte bei Verkehrsunfällen.

Allerdings sahen die Autoren der Studie auch Anzeichen, dass sich die Menschen zunehmend an Hitze anpassen. Dies geschah etwa durch Verbesserungen in den Bereichen Gesundheitsversorgung, ein stärkeres Risikobewusstsein und wirksamere Kommunikations- und Frühwarnstrategien, Änderungen des Lebensstils, Fortschritten bei der Gesundheit am Arbeitsplatz und bei baulichen Gegebenheiten. Ohne diese Anpassungen wäre die Zahl der Hitzetoten  2023 in der Allgemeinbevölkerung wahrscheinlich um 80 Prozent und in der Bevölkerungsgruppe ab 80 Jahren um über 100 Prozent höher gewesen.

Die Europäische Umweltagentur (EUA) hat ihre vollständige Analyse zur Luftqualität in Europa 2022 vorgelegt. Das Ergebnis: Im Jahr 2020 verstarben in der EU mindestens 238 000 Menschen vorzeitig, weil sie Feinstaubkonzentrationen (PM2.5) von über 5 µg/m3 ausgesetzt waren. Umgerechnet auf Österreich sind das etwa 4700 Todesfällen, etwa 12 mal soviel als Verkehrstote. Die Stickstoffdioxid-Belastung führte zusätzlich europaweit zu 49 000 und erhöhte Ozonwerte zu 24 000 vorzeitigen Todesfällen.

Neben vorzeitigen Todesfällen verursachte die Luftverschmutzung im Jahr 2019 in 30 europäischen Ländern insgesamt über 175 000 verlorene gesunde Lebensjahre (DALY) durch chronische obstruktive Lungenerkrankung. Für mehr als die Hälfte der Feinstaubemissionen ist der Energieverbrauch in Gebäuden verantwortlich. Die Landwirtschaft sorgte für den Großteil der Ammoniakemissionen und mehr als die Hälfte der Methanemissionen, der Straßenverkehr war die Hauptquellen für Stickoxide.

Allerdings: Die Luftqualität in Europa verbessert sich laufend, und die Zahl der Menschen, die aufgrund von Luftverschmutzung erkranken oder vorzeitig sterben, ist rückläufig. Zwischen 2005 und 2020 ging die Zahl der PM2.5-bedingten vorzeitigen Todesfälle in der EU um 45 % zurück. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, so dürfte die EU das im Null-Schadstoff-Aktionsplan vorgesehene Ziel einer 55-prozentigen Reduzierung der vorzeitigen Todesfälle bis 2030 erreichen.Trotzdem  braucht es weitere Anstrengungen, um das Schadstoff-Ziel für 2050, nämlich die Senkung der Luftverschmutzung auf ein Niveau, das nicht mehr als gesundheitsgefährdend gilt, zu erreichen. Denn sie ist nach wie vor das größte Umweltrisiko für die Gesundheit in Europa.

Sonntag, 16. Juni 2024

Erfolgsgeschichte Ozonloch?

Vor etwa 50 Jahren wurde festgestellt, dass sich ein Loch in der Ozonschicht der oberen Atmosphäre gebildet hatte. Eine Abnahme dieser schützenden Ozonschicht, die den allergrößten Teil der UV-Strahlung der Sonne abschirmt, hat negative Folgen für Menschen und Umwelt. Mehr UV-Strahlung trägt zur globalen Erwärmung bei und löst Hautschäden bis zu Schädigungen des Erbguts in Zellen der Haut und der Augen aus.

Recht schnell erkannte man, dass Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die damals massenhaft etwa in Spraydosen und Kühlschränken verwendet wurden, der Auslöser waren.  Schon 1987  wurden FCKWs weltweit verboten, fünf Jahre später auch ihre damals verwendeten Ersatzstoffe. Ärmere Länder wurden beim Umstieg finanziell und technisch unterstützt. Heute gibt es um 98 Prozent weniger Ozon schädigende Stoffe in der Luft als 1990. Aber: Auch bei günstigsten Bedingungen würde  es bis über die Mitte dieses Jahrhunderts dauern, bis sich die schützende Ozonschicht in 20 bis 30 km Höhe wieder erholt hat.

Dieser starke Rückgang ozonschädigender Substanzen könnte eine Erfolgsgeschichte sein, die zeigt, was ein globales, rasches und energisches Vorgehen bewirken kann. Sie muss ein Ansporn für ein ähnlich massives Vorgehen gegen den Klimawandel sein. Wenn der nämlich ungebremst voranschreitet, würde er neben all seinen anderen negativen Auswirkungen bis zum Ende unseres Jahrhunderts auch wieder zu zunehmenden Ozonverlusten in  der oberen Atmosphäre führen. Aber das wäre dann möglicherweise unser geringstes Problem.

Quellen und weitere Details:
https://www.recyclingmagazin.de/2024/06/11/rueckgang-ozonabbauender-treibhausgase-in-der-atmosphaere/
https://www.greenpeace.de/klimaschutz/klimakrise/ursache-wirkung-ozonlochs
https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/nachhaltigkeit/ozonloch-antarktis-suedpol-arktis-ozonschicht-fckw-100.html

Freitag, 26. April 2024

Schwarz-Blau betoniert und blockiert weiter.

Die Landtagssitzung vom 25. April brachte etliche Grünen Anträge, die zwar diskutiert, aber schlussendlich alle abgelehnt wurden:

Georg Ecker setzte sich dafür ein, den Komfortzuschlages für Anrufsammeltaxis weiterhin zu fördern. Verkehrslandesrat Udo Landbauer und die ÖVP lehnt das ab. Schade, dass diese Förderung, die im Vorjahr eingeführt wurde, nun wieder gestrichen wird.

Sylvia Moser erläuterte ihren Antrag auf Ausbau der Sozialarbeit an den NÖ-Landeskliniken. Damit sollte durch Expertise in Behandlung und Prävention, durch Koordination von Netzwerken und einen ganzheitlichen Blick auf Patienten deren passgenaue psychosozialer Beratung sichergestellt werden. Schwarz-Blau hat abgelehnt.

Dominic Hörlezeder setzte sich für ein Rederecht des Landesrechnungshofes im NÖ Landtag ein, das es in allen anderen Bundesländern gibt. Abgelehnt durch Schwarz-Blau.

Weiter haben die Grünen eine umfassende Bodenstrategie, ein effektives Baulandmonitoring und die Schaffung von Wohnraum über Supermärkten vorgeschlagen. Doch die schwarz-blaue Koalition ist nicht bereit, nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen umzusetzen und beharrt auf einer Politik, durch die weiterhin Boden versiegelt und  den Bedürfnissen der Menschen in Niederösterreich nicht Rechnung getragen wird. An der S34, der S8 und der Ostumfahrung wird festgehalten, gleichzeitig wurde die Verlängerung der Straßenbahn nach Schwechat vom Tisch gewischt. Betonieren und Blockieren – das ist das Motto unserer Landesregierung.

Dienstag, 9. Januar 2024

ÖVP RISKIERT AUS FÜR ROTES KREUZ IN BIEDERMANNSDORF

Rotes Kreuz Sticker auf grünem Hintergrund, der sich beginnt abzulösen.
PeterFranz  / pixelio.de

Vor knapp einem Jahr haben wir uns im Gemeindevorstand darauf geeinigt, die dringend notwendige Sanierung der Rot Kreuz Stelle in Biedermannsdorf zu finanzieren und somit den Weiterbestand der Dienststelle zu sichern. Unser neuer Bürgermeister setzt nun andere Prioritäten und widerruft die Zusage. Und die “Sozial”demokratische Partei ist mit von der Partie.

Mittwoch, 10. Mai 2023

Reform des Gesundheitssystems muss gelingen!


Unser Gesundheitssystem fährt gegen die Wand, wenn keine Reform gelingt. Gesundheitsminister Rauch sieht das wirklich so. Und Viele, die sich keine teuren Wahlärzte oder Zusatzversicherungen leisten können und dringend eine OP brauchen, sehen das auch so.

Eine deutliche Mehrheit der Österreicher spürt im Alltag den Mangel an niedergelassenen Hausärzten und Fachärzten. Die Zahl der unbesetzten Ordinationen steigt. Mit Jahresbeginn 2023 waren laut Ärztekammer 300 Kassenstellen in ganz Österreich unbesetzt, beinahe doppelt so viele wie noch Ende 2019. Für 68 Prozent der Österreicher ist der Mangel an Hausärzten und Fachärzten mit Kassenvertrag inzwischen im persönlichen Alltag spürbar. 

Für Minister Rauch ist es eine Verpflichtung der öffentlichen Hand, die Gesundheitsversorgung der Menschen zu gewährleisten. Er ist zwar zu hundert Prozent für alles verantwortlich, aber in vielen Bereichen nur zu zehn Prozent zuständig. Die Arbeitsbedingungen für Allgemeinmediziner attraktiver zu machen ist beispielsweise Sache der Krankenkasse und der Ärztekammer, die diese Verträge verhandeln. Die Verhandlungen zum kommenden Finanzausgleich geben Rauch aber einen starken Hebel, wichtige Veränderungen durchzusetzen.

Einiges ist auch schon gelungen: Bisher hat die Ärztekammer Primärversorgungszentren durch ihr Veto meist verhindert. Ein Gesetz, dass diese Blockierungen unmöglich macht, wird endlich am 1. Juli in Kraft treten. Um die Lücke beim Pflegepersonal abzubauen, hat die Regierung bereits durch Zuschüsse bei Gehältern, einen 600 Euro Zuschuss bei der Ausbildung und einen 1400 Euro Zuschuss bei der berufsbegleitenden Ausbildung die Nachfrage nach Pflegeberufen gesteigert. Weil das aber nicht reicht, werden wir auch qualifiziertes Personal aus dem Ausland aktiv anwerben müssen. Und Minister Rauch kann sich auch vorstellen, Medizinstudenten einen privilegierten Zugang zum Studium zu ermöglichen, wenn sie sich verpflichten, danach eine gewisse Zeit im öffentlichen Gesundheitsdienst tätig zu sein. 

Interview mit Minister Rauch im Profil 
Grünes Gesundheitsprogramm

Sonntag, 19. März 2023

Erforderlicher Landverbrauch für die Dekarbonisierung der Stromerzeugung.

Kritiker von Wind- und Solarenergie äußern regelmäßig Bedenken darüber, wie viel Land für die komplette Dekarbonisierung der Stromerzeugung durch Photovoltaik und Windenergie benötigt würde. Glücklicherweise ist die Antwort: relativ wenig. Eine aktuelle Studie des National Renewable Energy Laboratory (NREL) für die USA zeigt, dass weniger als 1 Prozent der Fläche benötigt würde - eine Fläche, die mit dem derzeitigen Fußabdruck der fossilen Brennstoffindustrie vergleichbar oder sogar kleiner ist.

Ein wesentlicher Grund für den relativ geringen Flächenbedarf liegt darin, dass nur 2 Prozent der Gesamtfläche eines Windparks von der Windkraftinfrastruktur eingenommen werden, während die restlichen 98 Prozent für Landwirtschaft, Weideflächen oder andere Zwecke zur Verfügung stehen. Auch bei Photovoltaikanlagen ist durch Agri-PV eine solche Doppelnutzung möglich, für die Nutzung von Solarenergie auf Dächern wird überhaupt kein Land benötigt.

Am wichtigsten ist jedoch vielleicht die Tatsache, dass der Ersatz fossiler Brennstoffe durch Wind- und Solarenergie den Flächenbedarf für den Abbau, die Bohrung, den Transport, die Produktion und die Nutzung fossiler Brennstoffe drastisch reduzieren wird. Land, das für diese Aktivitäten - und für die Entsorgung von Kohleasche und anderen Abfällen - genutzt wird, verursacht oft erhebliche langfristige Umwelt- und Gesundheitsprobleme für die lokalen Gemeinschaften.

Würde das bisherige Ausmaß der Verbrennung fossiler Energieträger jedoch beibehalten, wären durch den dadurch weiterhin verursachten Klimawandel auf jeden Fall erhebliche Schädigungen der Natur, der Artenvielfalt und unserer Lebensqualität zu erwarten.

Donnerstag, 2. Dezember 2021

Gewessler, die Lobau und der Tunnel


 „Klimaschutz macht, wenn er wirken soll, einen ökologischen Umbau unserer Konsum- und Produktionsprozesse notwendig; die Mobilität kann davon nicht unberührt bleiben, macht sie doch in Österreich wie in der EU rund 30 Prozent der CO2-Emissionen aus, wovon wiederum rund 70 Prozent auf den Straßenverkehr entfallen. So gesehen liegt es auf der Hand, Großprojekte in diesem Bereich noch einmal auf ihre ökonomische wie ökologische Sinnhaftigkeit abzuklopfen. Es ist Zeit, dass die türkis-grüne Koalition ihre politische Substanz beweist, wenn es darum geht, das "Beste beider Welten" im echten Leben zusammenzuführen.“
Walter Hämmerle in der „Wiener Zeitung“ vom 30.11.2021


Möglicherweise wird Gewesslers Absage des Lobautunnels und anderer geplanter Straßenbauprojekte bestehende und zukünftige Koalitionen der Grünen belasten oder erschweren. Und es ist stark anzunehmen, dass auch Gewessler und die grüne Regierungsmannschaft insgesamt diese Möglichkeit sieht. Aber umso positiver ist zu bewerten, dass hier mal über den Zeitrahmen einer Legislaturperiode hinausgedacht und das Wohl kommender Generationen (und auch die Lebensqualität der jetzt lebenden) an die erste Stelle gerückt wurde, auch wenn das die Chancen auf Machterhalt möglicherweise verschlechtert.

Für eine Diskussion der Verkehrsproblematik, die hier nur angestoßen werden kann, müssten wir mit den Ursachen beginnen. Und was ist die Ursache, der Grund, dass sich jemand von A nach B begeben will oder glaubt, sich begeben zu müssen? Letztlich ist es ein Mangel am Ort A, den ich durch einen Aufenthalt in B beheben könnte. Ganz egal, ob es sich bei diesem Mangel um einen Zigarettenautomat, den Arbeitplatz, ein Theater usw. handelt. Das heißt, dass Mobilitätsbedürfnisse durch Mängel entstehen. Daher wäre es naheliegend, mal hier anzusetzen, soweit es vernünftigerweise geht. Das betrifft unter anderem den Bereich der Orts- und Raumplanung und die Organisation unserer Arbeitswelt.

Der zweite Denkanstoß: Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass sich die Anzahl der Wege, die Mensch täglich oder wöchentlich zurücklegt, in den letzten paar hundert Jahren nicht wesentlich geändert hat. Was sich geändert hat, sind die dabei zurückgelegten Entfernungen und die (zumindest theoretisch möglichen) Geschwindigkeiten.

Und der dritte Denkanstoß: Wo gibt es ein konkretes Beispiel, wo eine neue oder breitere Straße nicht relativ kurzfristig zu einer Zunahme des Verkehrs geführt hat? Meine Hypothese: So ein Beispiel gibt es nicht, was dann beweist: Neue oder breitere Straßen lösen keine Mobilitätprobleme, sie verschlechtern sie zwar auch nicht notwendigerweise, gehen aber auf jeden Fall auf Kosten von Umwelt und Ressourcenverbrauch.

Wenn Wien den Autoverkehr reduzieren will, brauche es eine starke Verhaltensänderung, sagte auch Günter Emberger, Verkehrsplaner an der TU Wien, im Ö1 Mittagsjournal. Dafür müsste man die Rad-, Fußgänger- und Öffi-Infrastruktur ausbauen. Das sei mindestens genauso schnell möglich wie der Bau einer Autobahn. 

Mittwoch, 22. September 2021

Geringere Grenzwerte der WHO für Luftschadstoffe


Am 22. September 2021 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) deutlich geringere empfohlene Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid vorgestellt. Damit könnten  zehntausende vorzeitige Todesfälle jedes Jahr in Europa vermieden werden. Feinstaub allein ist für fast 400.000 vorzeitige Todesfälle in der EU jährlich verantwortlich.

Der empfohlene Höchstwert für Stickstoffdioxid wurde von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter auf 10 Mikrogramm gesenkt. Dieser Wert wurde in keiner Stadt in Deutschland in den letzten Jahren erreicht. Schlimmer: In vielen Städten wird selbst der aktuelle Wert von 40 Mikrogramm nicht geschafft - das gilt auch für Biedermannsdorf. Saubere Luft in unseren Städten ist nur mit einer wirklichen Mobilitätswende zu schaffen.

Für die Langzeitbelastung mit Feinstaub PM2,5 liegt der neue WHO-Richtwert nun bei 5 statt bisher 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der EU-Grenzwert liegt aktuell mit 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft deutlich darüber. Ähnlich verhält es sich bei Feinstaub PM10. Hier senkt die WHO ihren Richtwert auf 15 statt bisher 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der EU-Grenzwert liegt aber aktuell bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

Experten kritisieren die bisherige „laxe“ EU-Grenzwerte für Feinstaub. Jutta Paulus, Abgeordnete (Die Grünen) des Europäischen Parlaments und Mitglied im Umweltausschuss hält es für „skandalös“, dass die bisher gültigen WHO-Grenzwerte nicht vollständig in die EU-Gesetzgebung übernommen worden sind. Dass die EU-Grenzwerte für Feinstaub PM10 und PM2,5 viel zu hoch liegen sei das alleinige Resultat von Lobbyisten, welche die Interessen einiger wenigen Industrien über jene der Bevölkerung gesetzt hätten (lt. Nino Künzli vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut). 

Weitere Infos:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/127468/WHO-empfiehlt-drastische-Senkung-von-Stickstoffdioxid-und-Feinstaub-in-der-Luft
https://sven-giegold.de/luftqualitaet-who-verschaerfte-grenzwerte/

 

Montag, 8. März 2021

Spargel umweltbelastender als Schweinefleisch?


  • Warum wäre selbst eine rein vegane oder vegetarische  Ernährung der gesamten Menschheit nicht optimal für´s Klima?
  • Wie wirkt sich unser Essverhalten,  jenseits aller ethischen Fragestellungen, auf die Umweltbelastung aus?
  • Wann trägt Tierhaltung auch zum Klimaschutz bei?
  • Warum kann nur ein Teil des landwirtschaftlich nutzbaren Bodens für eine fleischlose Ernährung der Menschen genutzt werden?
  • Wieso kann Spargel umweltbelastender sein als Schweinefleisch?
  • Wie können wir Tiere effizienter für unsere Ernährung nutzen?
  • Wie hängt klimafreundliche Ernährung mit der Bekämpfung des Hungers zusammen?
  • Wie wichtig ist die effiziente Nutzung von Ackerflächen?
  • Was bedeutet eine „ausgewogene Ernährung“ für die Umweltbelastung?
Hier gibts darauf fundierte Antworten!

Freitag, 4. Dezember 2020

Entschlossenheit und Zusammenarbeit in Zeiten von Corona

Lernen aus der Corona-Krise?

Praktisch allen Regierungen haben angesichts der Corona-Krise innerhalb kürzester Zeit wirklich umwälzende Regelungen auf den Weg gebracht und unglaubliche Geldmengen dafür locker gemacht. Da wurden Dinge möglich, die wir uns vor einem Jahr nicht im entferntesten vorstellen konnten. Aber warum ist ein ähnlich entschlossenes Handeln angesichts anderer Krisen, beispielsweise des  Klimawandels, nicht einmal in Ansätzen zu bemerken? Ist der Klimawandel so viel harmloser als Corona, um diese Zurückhaltung zu erklären? Wohl nicht, eher im Gegenteil.

In der Bewältigung der Corona-Krise setzen alle erfolgreichen Strategien auf Kooperation, nicht auf Konkurrenz. Das hat auch Bundeskanzler Kurz klar ausgesprochen: „In der Krise müssen die Menschen zusammenstehen.“ Auch etwa die kooperative, gemeinsame Beschaffung und faire Verteilung von Covid-19 Impfstoffen durch die EU funktioniert da und verhindert so, dass die zahlungskräftigsten Länder den Markt leerkaufen und ärmere Staaten ihre Bevölkerung nicht oder erst sehr viel später impfen können.

Warum soll Kooperation nur in der Corona-Krise gut sein? Internationale Kooperation werden wir auch zur Bewältigung des Klimawandels dringend brauchen. Solange es nur um schöne Deklarationen und allgemein gehaltene Konzepte geht, funktioniert die Kooperation zwischen den Staaten, aber auch zwischen den Interessenvertretungen innerhalb der einzelnen Nationalstaaten ja noch mehr oder weniger. Aber vollends aus ist es mit der Kooperation, sobald es um wirklich handfeste gesetzliche Regelungen und deren Durchsetzung geht. Da spielen dann Machtinteressen, Wettbewerbsvorteile und Konkurrenz die dominierende Rolle, und das Austarieren von Interessengegensätzen ist auf einmal unendlich schwierig.

In diesem Video spricht Christian Felber über wirtschaftliche Folgen und Lehren aus der Covid-19 Pandemie.

Dienstag, 1. Dezember 2020

Freie Wahl?

Kleine Landwirte (und in Österreich sind, im EU- und im internationalen Maßstab die allermeisten Landwirte klein), insbesondere solche, die umweltschonend, nachhaltig und vielleicht biologisch produzieren, haben gegenüber dem globalen Lebensmittelhandel, der industriellen Nahrungsmittelproduktion und gegenüber der Einkaufsmacht großer Supermarktketten einen extrem schweren Stand. Tiere werden zwischen dem Ort ihrer Geburt, ihrer Mast und ihrer Schlachtung hin und her gekarrt, Dünger, Futtermittel, aber auch Obst, Gemüse, Käse, Joghurt oder Fleisch werden quer um die Welt geschippert, Erntehelfer arbeiten unter sklavenartigen Arbeitsbedingungen in Südeuropa. Die rücksichtslose Ausbeutung von Menschen, Tieren, der Natur und von Rohstoffen finden in den Preisen keinen Niederschlag. Und dagegen sollen sich dann die Produkte kleinerer, nachhaltig produzierender Landwirte durchsetzen?

Besonders Bergbauern in ungünstigen Lagen haben besonders zu kämpfen. Dabei ist ihre Arbeit auch als Erhalter unserer Bergwiesen und Almen, unserer Kulturlandschaft, in der wir gerne Wandern und unseren Urlaub verbringen, extrem wichtig. Sie ist wichtig, um ein Zuwachsen von Wiesen oder ein Abrutschen von fruchtbarem Boden bei Starkregen oder der Schneeschmelze zu verhindern. Sie ist wichtig, um die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Und sie ist wichtig, um das Wissen zu erhalten, mit welchen Tierrassen und Pflanzensorten, mit welchen Arbeitsmethoden eine nachhaltige Landwirtschaft mit der Natur und nicht gegen sie möglich ist. Dafür erhalten sie zwar spezielle Förderungen, aber insgesamt führt das dazu, dass sie den Großteil ihres Einkommens nicht aus dem Verkauf ihrer Produkte, sondern aus diesen Subventionen erzielen und so noch abhängiger von Situationen  werden, die sie nicht beeinflussen können.

Wenn es darum geht, solche lokalen, schonend arbeitende Landwirte zu unterstützen, hört man oft, es läge an der Macht der Konsumenten, dies im Lebensmittelgeschäft durch ihre Kaufentscheidung zu tun. Das ist sicher ein wichtiger Punkt für den individuellen Bewusstseinswandel und ein nachahmenswertes Beispiel. Aber es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die „freie Wahl aufgeklärter Konsumenten“ allein wird an der Benachteiligung der kleinen, naturschonend arbeitenden Landwirte nichts ändern können.

Denn die „freie Wahl“ der Konsumenten im Supermarkt existiert nicht, so lange für viele Menschen der Preis von Lebensmitteln eine entscheidende Rolle spielt. Die ungleichen Preise zwischen Lebensmitteln aus Massenproduktion oder Biolandwirtschaft (obwohl die Unterschiede nicht so groß sind wie oft behauptet) kommen daher, dass der vielbeschworene „freie“ Markt eben nicht frei ist. Er wird durch die Globalisierung, durch unfaire Förderungen, ungleiche Umwelt- und Sozialstandards und durch Vergesellschaftung von Umweltkosten massiv verzerrt. Wie der jüngste Fall Christian Bachlers zeigt, ist die ohnehin ungenügende Subventionierung kleinstrukturierter Landwirtschaft als Landschaftspfleger und -erhalter, die kleine Bauern in die totale Abhängigkeit treibt, der falsche Weg. Vielmehr gehörte global der Ressourcenverbrauch der großindustriellen Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion entsprechend bepreist und Chancen- und Kostengleichheit auf diesem Weg hergestellt. Und wo das global nicht geht, dann eben mit Umweltzöllen, um die umgangenen Umwelt- und Sozialkosten auf diese Art abzuschöpfen. Siehe dazu auch hier und hier. Abschließende Hintergrundinformationen zum Fall Bachler gibt es hier.

Etwa 3,7 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten in Österreich in der Landwirtschaft. Ihr direkter politischer Einfluss ist entsprechend winzig, und er bliebe auch gering, selbst wenn sich die Bauern an den Wahlurnen von einem falsch verstandenen Konservativismus befreien könnten. Dem gegenüber haben die schwarz/türkis dominierten Landwirtschaftskammern und die Lobbyisten der Agrar- und Lebensmittelindustrie einen vielfach größeren Einfluss. Allein hier wird schon erkennbar, wer jetzt an der Landwirtschaft die Gewinner und wer die Verlierer sind.

Ja, wir, die Endverbraucher haben schon eine Wahl: Bei jeder Gelegenheit an der Wahlurne, und auch zwischendurch können wir im Rahmen unserer individuellen Möglichkeiten Druck auf die Politik machen, um die Spielregeln zu ändern. Und wir können, auch wenn das allein nicht viel hilft, im Geschäft trotzdem lokal und naturschonend erzeugten Lebensmitteln den Vorzug geben.

Donnerstag, 8. Oktober 2020

Kuchen, Alkohol und Haselnüsse

Es gibt Tage, da braucht man ganz viel Kuchen - oder Alkohol (oder beides).
Unter anderem an den Tagen, an denen man gefragt wird, warum man denn die Haselnüsse nicht im Geschäft fertig kauft, sondern mühsam einsammelt. Im Geschäft gehts ja viiiiel schneller!!!!
(Übrigens muss ich sie daheim auch noch aufknacken. Schon echt arg, dass ich dann daheim noch genötigt werde mit meinem Sohn Zeit zu verbringen, um gemeinsam Nüsse aufzuknacken.) Hm.

Ich möchte nicht unhöflich klingen, aber so schauts aus:

  • Ich weiss wo meine Nüsse wachsen. (Du kannst vmtl nur das Land auf der Verpackung lesen,.)
  • Mein Kind kann ne Hasel von ner Birke unterscheiden nennt sich learning by doing/watching. (Ich möchte jetzt nicht anfangen damit, wieviele Erwachsene dazu nicht in der Lage sind)
  • Ich will meine Nüsse nicht in Plastik verpackt. (Sonst produziere ich Müll und das ist irgendwie gegen meine Prinzipien)
  • Ich möchte mein tägliches Schrittziel erreichen. Nein, nicht im Fitnesscenter, wo ich dafür noch bezahlen muss, damit ich mich bewegen darf. Einfach so, draussen, frische Luft und sowas.

Und für genau so Situationen sammeln wir Haselnüsse. Damit ich mir einfach nen Keks (mit Haselnüssen) bei solchen Fragen reinschieben kann.


 

 

 

 

Katrin Bermadinger