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Samstag, 16. November 2024

Kosten senken für Wohnen und Mobilität

Wohnungen sind teuer. In Mehrfamilienwohnhäusern stellt die Errichtung der vorgeschriebenen PKW- Abstellplätze einen spürbaren Kostenfaktor dar, der im Fall von Tiefgaragen 10 bis 15 Prozent der gesamten Baukosten betragen kann. Denn immerhin kostet ein Tiefgaragenstellplatz zwischen 15.000 und 25.000 Euro, und diese Kosten werden natürlich an die Käufer oder Mieter der Wohnungen weitergegeben.

Durch die Bereitstellung von Car- und Bikesharing- Angeboten kann es im Wohnbau gelingen, den Pkw-Bedarf sowie die damit einhergehenden Stellplatz-Errichtungskosten zu reduzieren. Ein professionell betriebenes Carsharing-Fahrzeug kostet ab 800 Euro pro Monat, die sich durch den dadurch eingesparten Tiefgaragen-Stellplatz für rund zwei Jahre finanzieren ließen. Nach dieser Anschubfinanzierung kann sich das Sharingangebot meist selbst tragen. Zudem können im frei finanzierten Wohnbau Sharing-Angebote als gemeinsame Anlage definiert und somit als Betriebskosten abgerechnet werden.

Car-Sharing, dadurch reduzierte Stellplatzanzahl und eine bessere Anbindung an den öffentlichen Verkehr können nicht nur die Kosten des Wohnens, sondern auch für die Mobilität senken, denn: Für jeden Haushalt, der sich durch das Sharing-Angebot oder den (teilweisen) Umstieg auf Öffis oder Fahrrad ein (Zweit-) Auto erspart, fallen dessen laufende Kosten weg. Und das sind, Wertverlust, Versicherungen, Verschleißteile wie Reifen usw. alles eingerechnet, ziemlich sicher monatlich mehr als 400 Euro. Falls Sie das nicht glauben, spielen Sie mal mit diesem Kostenrechner und ihren eigenen Daten.

Wie sehr ein attraktiverer öffentlicher Verkehr die Wahl des Verkehrsmittels beeinflusst, wird aus Bild 1 ersichtlich. Wird die Entfernung vom Haustor bis zur nächsten Öffi- Haltestelle von 15 auf 5 Minuten Fußmarsch verkleinert, reduziert sich im Österreich- Durchschnitt an Werktagen der PKW-Gebrauch von 79 auf 54 Prozent. Wie stark sich Mobilitätskosten im Wohnbau reduzieren lassen, wird anhand eines Beispiels aus Feldkirchen bei Graz ersichtlich (Bild 2). Nähere Details und Beispiele für moderne, kostensparende Mobilitätslösungen finden Sie in diesem Factsheet. Ein besonders interessantes Beispiel eine Mobilitätspakets daraus gleich hier:

"Auf einem ehemaligen Produktionsgelände im Zentrum von Traun entstanden 170 neue Wohnungen. Vorgegeben waren 340 Pkw-Stellplätze, die durch Vorlage eines Mobilitätskonzepts um 85 reduziert werden konnten. Seit Bezug der Wohnanlage im Jahr 2023 gibt es nun zwei E-Carsharing-Fahrzeuge, acht Sharing-Fahrräder inklusive Elektro- und Transportfahrrädern, zusätzliche Fahrrad-Stellplätze, eine Fahrradwerkstatt, eine Paketstation sowie eine Ansprechperson für Mobilitätsmanagement direkt im Quartier. Zum Ausprobieren gibt es gratis Fahrtguthaben für Neuanmeldungen. Vorbildlich ist neben dem Mobilitätskonzept die Finanzierung. Das Angebot wird als Teil der Betriebskosten von der Eigentumsgemeinschaft getragen, die Fahrterlöse fließen zurück an die Hausverwaltung."

Montag, 8. Juli 2024

Leistbares Wohnen oder Investorenparadies?

3200 Hauptwohnsitze und nur 26 Gemeindewohnungen haben wir in Biedermannsdorf. Zum Vergleich: Wiener Neudorf hat 9.500 Einwohner:innen und über 400 Gemeindewohnungen.

SPÖ und ÖVP sind Ideenlos und unwillig

Es mangelt nicht an Mitteln und Möglichkeiten der Gemeinde. Wir erkennen nicht nur die Ideenlosigkeit in der Koalition ÖVP & SPÖ, sondern auch den Unwillen, sich unserer Vorschläge anzunehmen. Das einzige, was die Koalitionsparteien zustandegebracht haben, war eine Bausperre auf zwei Jahre hinauszuzögern. Diese zwei Jahre sind bald abgelaufen. Ob das Ergebnis der neuen Bebauungsbestimmungen im Sinne des Ortsbildes und des dörflichen Charakters sein wird, bezweifeln wir noch.

Luxuswohnungen
Investoren freut es

Jedenfalls stehen Investoren bereits in den Startlöchern, um viel Geld mit Wohnbau in Biedermannsdorf zu verdienen. Ortsansässige Familien werden hier aufgrund der astronomischen Preise weiterhin den Kürzeren ziehen. Herziehen wird, wer es sich leisten kann.


Koalition blockiert faire und transparente Wohnungsvergabe

Aber auch abseits der Schockstarre aufgrund der Investorentätigkeit blockiert die Koalition eine faire und transparente Vergabe der bestehenden Wohnungen.


Seit fast fünf Jahren verzögert und verhindert die SPÖ den Beschluss neuer Vergaberichtlinien. Die aktuelle Fassung ist mittlerweile etwa 20 Jahre alt. Immerhin haben wir es in dieser Legislaturperiode geschafft, die Einkommensgrenzen anzupassen. Denn sonst hätte kein/e einzige Bewerber:in eine Wohnung erhalten können


Samstag, 18. Mai 2024

Bericht aus der Gemeinderatssitzung vom 15. Mai 2024

 Es freut mich, dass ich Ihnen dieses Mal den Bericht zur letzten Gemeinderatssitzung näher bringen darf. Wobei ich gleich vorausschicke, dass mein Bericht in puncto Nonchalance und Witz möglicherweise denen meines Kollegen GR Axel Gschaider nicht ganz das Wasser reichen wird können. Ich werde mich bemühen, ihn kurzweilig zu verfassen.

Donnerstag, 25. April 2024

Containerklasse für die Volksschule

 

Ab kommendem Schuljahr werden wir eine Containerklasse benötigen. Der Container wird als Werkraum und für die fünfte Hortgruppe genutzt. Die Kosten für zwei Jahre betragen 55.600,- Euro ohne Einrichtungskosten.

Die Raumnot in der Schule war absehbar.
Bereits 2017 und 2018 haben die Grünen Anfragen zu den Kapazitäten in den Bildungseinrichtungen gestellt und eine Analyse der Bevölkerungsentwicklung gefordert. ÖVP und SPÖ haben nichtmal die Dringlichkeit unseres Antrages zur Entwicklungsplanung der Altersstrukturen im Ort zuerkannt. Eine solche hätte uns den Bedarf der kommenden Jahre aufgezeigt und entsprechend vorausplanen lassen.

2019 haben wir zum Umbau des Gemeindeamtes einen Gegenantrag eingebracht, wonach nur dringend notwendige Umbauarbeiten durchgeführt hätten werden sollen und Kinderbetreuungseinrichtungen den Vorrang gehabt hätten. Diesen Antrag haben ÖVP und SPÖ abgelehnt. Lesen Sie unseren Bericht aus dem Gemeinderat im Blog. Karl Wagner erörterte ebenso seine Sicht der Dinge auf Prestigeprojekte vs. dringend notwendiger Investitionen.

2020 wurde eine zweite Kleinkindgruppe im Container in der Mühlengasse errichtet. In diesem Blogartikel aus 2020 können Sie nachlesen, dass wir damals mit unserer Einschätzung, dass wir auch bald Container für die Volksschule benötigen werden, leider richtig lagen. Auch geht daraus hervor, dass wir leider nicht dazu gelernt haben. Schon damals musste die Gemeinde Kindergartenplätze aus Platznot absagen, errichtete eine Übergangsgruppe im Turnsaal des Kindergartens und die Krabbelstube im Container. Seitdem ist auch die Elternberatung bei uns im Ort nicht mehr möglich oder politisch nicht gewollt. 

Wir haben bei allen großen Bauvorhaben (Perlashof, Gemeindeamt) wiederholt angemerkt, dass Kindergarten, Krabbelstube, Hort und Volksschule Priorität haben müssen. Nun stehen wir nach der Unterbringung der Krabbelstube im Container vor der nächsten Containerlösung für unsere Kinder.
Diese teure “Übergangslösung” hätte durch Priorität und frühzeitige Umsetzung des Volksschulumbaus vermieden werden können.

Donnerstag, 7. März 2024

Niederösterreich: Zersiedelt und versiegelt.

Der große Neuverbrauch von Flächen für Gebäude, Industrie und Straßenbau führt zu hohen Grundstückspreisen und kurbelt den Klimawandel weiter an.

Von den 11,5 Hektar Boden, die täglich in Österreich neu in Anspruch genommen werden, wird mehr als die Hälfte versiegelt. Der Versiegelungsgrad steigt seit 2018 sogar wieder an. Seit 1995 sind Bau- und Verkehrsflächen um 53 Prozent gewachsen, die Bevölkerung hat in dieser Zeit nur um 12 Prozent zugenommen.

Österreich hat in der EU die höchste Dichte an Supermärkten pro Einwohner – 60 pro 100.000 Einwohnern. In Deutschland sind es 40, in Tschechien 26, in Ungarn 23. Trotz dieser hohen Dichte sind die Lebensmittelpreise bei uns höher als in diesen Ländern. Und die Supermärkte am Ortsrand führen zur Verödung von Ortszentren und verleiten zum Einkauf mit dem PKW.

In Niederösterreich sind pro Einwohner 409 Quadratmeter Boden versiegelt. Und täglich werden in Niederösterreich 2 Hektar Fläche neu in Anspruch genommen, das ist fast so viel wie der Zielwert für ganz Österreich. Verbesserungen könnten durch mehr Landeskompetenz bei der Raumordnung und durch eine Änderung bei der Kommunalsteuer erreicht werden. Denn: Jede Verhaltensänderung erfordert, wenn sie nachhaltig sein soll, eine Änderung von Strukturen.

Quelle: Global 2000 Bodenatlas 2024

Dienstag, 3. Oktober 2023

Mittwoch, 19. Juli 2023

Das ehemalige Kinderheim: Ein neuer Anstoß?

Die kürzlich bekannt gewordene, tolle Diplomarbeit von Mona Zawosta bringt frischen Wind in Überlegungen, die seit 17 Jahren im Raum stehen. Bereits 2006 wurden im Rahmen eines Gemeinde-21 Projekts mit großer Bürgerbeteiligung in einer zweitägigen „Zukunftskonferenz“ Ideen für eine optimale Nutzung des Areals des ehemaligen Kinderheims der Stadt Wien erarbeitet. Die daraus aufbereiteten Ergebnisse wurden am 29. November 2006 den BiedermannsdorferInnen präsentiert.

Das Projekt wurde bis etwa Februar 2008 weitergeführt. Nach dem Bürgermeisterwechsel von Johannes Unterhalser zu Beatrix Dalos wurde die Finanzierung des Gemeinde-21 Projekts von der Gemeinde eingestellt und die erarbeiteten Ergebnisse negiert. Schon im Dezember 2008 wurde im Gemeinderat beschlossen, die Firma Donau Finanz für 15.000 Euro  mit einer Standortanalyse, der Erarbeitung eines Nutzungsvorschlags, eines Funktionskonzepts und der Erstellung einer Machbarkeitsstudie zu beauftragen.

In den Folgejahren wurde von den Oppositionsparteien mehrfach gefordert, das Areal von der Gemeinde Wien anzukaufen. Eine online- Meinungsumfrage der NÖN, ob die Gemeinde die Immobilie ankaufen soll, ergab dafür im Oktober 2016 jedenfalls eine überwältigende Mehrheit von 85% dafür. Bei der Gemeinderatssitzung am 20. Oktober äußerten alle Fraktionen den Wunsch, das Kinderheim wieder ins Eigentum der Gemeinde Biedermannsdorf zu bringen. Danach herrschte im Wesentlichen Funkstille.

In der Gemeinderatssitzung am 11. Jänner 2018 wurde dem Gemeinderat von der ARE (Austrian Real Estate) ein Planungs- und Beteiligungsprozess zur Entwicklung des Standortes des ehemaligen Kinderheims vorgestellt, der nun Ausgangspunkt für diese hervorragende  Diplomarbeit ist. Nach der öffentlichen Vorstellung dieses Projekts haben die Grünen im März 2018 eine Ideensammlung unter Beteiligung der BiedermannsdorferInnen gestartet, deren wesentlichste Ergebnisse hier nachzulesen sind. Am 3. Mai 2018 haben die Grünen ihre Anregungen für die weitere Realisierung dieses Vorhabens an Fr. Bürgermeisterin Dalos übergeben.

Um das Projekt weiter voranzubringen, hat Umweltgemeinderat Karl Wagner im Juli 2018 mit dem damaligen Mödlinger Stadtrat für Raumplanung, Stadtentwicklung und Stadterneuerung Rainer Praschak ein Interview geführt, da es damals in Mödling eine sehr vergleichbare Situation gab: Ein Areal, das der ARE gehörte, die aber auch eine Umwidmung benötigte, um ihr Projekt realisieren zu können. Diesen Hebel hat Mödling sehr gut genutzt, um die Interessen der Stadt und ihrer  Bevölkerung durchzusetzen.

Im Sommer 2019 wurden alle alten Bäume auf dem Gelände gefällt (man möchte fast sagen: getötet). Bis heute steht das Areal des ehemaligen Kinderheims unverändert leer, die Gebäude verfallen weiter.

Dass es in den letzten 17 Jahren nicht gelungen ist, das leerstehende und verfallende Areal zu revitalisieren, hat viele Gründe: Da ist zunächst das Interesse des Liegenschaftseigentümers, möglichst hohe Renditen durch möglichst viele Wohnungen zu erzielen, die jenen der Gemeinde nach einem hohen Nutzwert für die BiedermannsdorferInnen gegenüberstehen; dann die gegenseitige Fesselung dieser beiden Akteure, indem die ARE für die Nutzung eine Widmungsänderung durch die Gemeinde benötigt, die diese wieder nur für eine entsprechende Berücksichtigung ihrer Wünsche zu geben bereit ist. Dass einige der Gebäude auf dem Areal unter Denkmalschutz stehen, ist ein zusätzliches Problem. Und die Weigerung der für die Gemeindepolitik Verantwortlichen, in diesem langen Zeitraum ernsthafte Überlegungen für einen Ankauf des Areals anzustellen oder mit der ARE in Verhandlungen zu treten, um einen beide Seiten zufriedenstellenden Kompromiss zu finden, darf auch nicht unerwähnt bleiben.

Die nun bekannt gewordene Diplomarbeit von Mona Zawosta hat das Potential, nicht nur die Bevölkerung an dieses Dauerthema zu erinnern, sondern dieses Projekt tatsächlich wieder zu beleben. Der Verfasserin, der Gemeinde und ihren BewohnernInnen wäre das sehr zu wünschen. Allerdings befasst sich ihre Arbeit im Detail nur mit dem nordöstlichen Drittel des gesamten Areals und lässt die problematische Nutzung des weit größeren Rests unberücksichtigt.

Freitag, 3. Februar 2023

Bodenversiegelung ist weiter gestiegen.

 

Aus den Daten des Umweltbundesamts (UBA) geht hervor, dass in Österreich 2021 jeden Tag zehn Hektar Fläche verbraucht wurden. Über 50 Prozent davon (5,8 Hektar) sind durch Versiegelung dauerhaft verloren gegangen. Der Versiegelungsgrad ist damit weiter GESTIEGEN, er lag in den Vorjahren bei knapp über 40 Prozent.

Im März soll der finale Entwurfs der Bodenstrategie veröffentlicht werden. Begonnen damit wurde bereits im Oktober 2021. Jedoch: Gegenüber früheren Entwürfen haben Bund, Länder und Gemeinden die Strategie weiter verschlechtert.

Aus dem Landwirtschaftsministerium heißt es, dass aktuell mit Hochdruck an der Fertigstellung der Bodenstrategie gearbeitet wird. Die Strategie würde bewusst gemeinsam mit den Ländern und Interessensvertretungen auf Augenhöhe ausgearbeitet, es gelte "Qualität vor Tempo." Das im Regierungsprogramm versprochene Ziel, den Flächenverbrauch auf 2,5 Hektar täglich zu reduzieren, soll einer "Plausibilisierung" unterzogen (und somit in Frage gestellt) werden. Dann soll  2024 eine Diskussion zu einem "gemeinsamen österreichweiten Zielwert" erfolgen, ein Jahr später ein Fortschrittsbericht erstellt und dieser dann 2026 veröffentlicht werden.

Dieses nicht gerade berauschende Tempo mag zwar eine optimale Berücksichtigung der Interessen aller
Handels- und Industrielobbyisten, Landesfürsten und Gemeindekaiser ermöglichen; rasche, wirksame und zukunftsorienterte Politik zugunsten der Umwelt sieht allerdings anders aus.

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2176879-WWF-kritisiert-Entwurf-zur-Bodenstrategie.html

Dienstag, 13. Dezember 2022

Ode an den Alltagsradweg



Wenn Sie mich in diesen Tagen Beethovens "Ode an die Freude" pfeifen hören, hat das einen konkreten Grund: der Radweg über die Autobahnbrücke hat es in Budget 2023 geschafft und sollte damit wohl in absehbarer Zeit umgesetzt werden!

Das ist eine gute Nachricht. Das ist zu unterstützen. Das ist ein wichtiger Schritt.

Und offen gesagt: Überfällig ist es auch. Im Rahmen der niederösterreichischen RADLand Initiative war unter Einbeziehung der Gemeinden diese Route als hochprioritär eingestuft worden. Wiener Neudeudorf zB hat ihren Teil schon lange umgesetzt. Aber sei es drum. Was lange währt wird endlich gut. Freude, schöner Götterfunken.

Jetzt mag sich manche fragen wozu es überhaupt einen Radweg über die Autobahnbrücke braucht, gibt es doch den altbekannten Radweg unten am Mödlingbach. Das ist grundsätzlich eine richtige Beobachtung. Aber ich behaupte, dass alle die meinen, der Mödlingbach-Radweg wäre ein Alltagsradweg, in eine von zwei Gruppen fallen: Sonntagsradler und ganz harte Hunde. 

Mit beiden Gruppen möchte ich mich kurz beschäftigen, weil man hier viel darüber lernen kann, was ein Alltagsradweg ist und für wen wir ihn eigentlich brauchen. 

Die harten Hunde 

In seiner bekannten und oft zitieren Studie "Four Types of Cyclists" hat Roger Geller vier Typen von Fahrradfahrern identifiziert und ihre gesellschaftliche Verteilung ermittel (die Studie wurde für Portland gemacht aber international mit immer sehr ähnlichen Verhältnissen wiederholt): 

  • Strong and Fearless: Das sind Menschen die praktisch unter allen Bedingungen und ohne jegliche Fahrrad-Infrastruktur radfahren werden. Diese stellen weniger als 1% der Gesellschaft. 
  • Enthused and Confident: Menschen die sich gern und selbstsicher am Rad bewegen. Ihr größtes Bedürfnis sind kurze Wege mit halbwegs annehmbarer Infrastruktur. Ca. 7% gehören dieser Gruppe an. 
  • Interested but Concerned: Diese Gruppe wäre durchaus am Fahrradfahren interessiert, ist aber vor allem besorgt um ihre Sicherheit. Sie stellen die höchsten Ansprüche an die Infrastruktur und sind mit 60% die mit Abstand größte Gruppe. 
  • No Way, No How: Mitglieder dieser Gruppe werden nicht mit dem Fahrrad fahren, egal wie gut die Infrastruktur ist. Entweder weil sie nicht wollen oder objektiv nicht können. Sie stellend mit rund 33% die zweitgrößte Gruppe dar. 

Warum ich das erzähle ist, dass Mitglieder der Strong and Fearless und der Enthused and Confident gern mal dazu neigen, das Bedürfniss nach guter Infrastruktur vom Tisch zu wischen. Man solle sich "nicht so haben" und "sich mal einen Ruck geben". "Sooooo schlimm" sei es auch nicht und "früher habe uns das auch gereicht". Auch der Autor dieser Zeilen muss sich da ein wenig an die eigene Nase fassen. (* Zwei Bemerkungen zu dem Thema ganz am Ende

Das sind die, die ich oben (durchaus ironisch) als "harte Hunde" bezeichnet habe. Und wir müssen verstehen, dass wir nicht für diese Leute progressive Verkehrspolitk betreiben. Sie brauchen sie kaum. Die Leute für die wir uns wirklich stark interessieren sollten sind die "Interested but Concerned". Mit ihrer absoluten Mehrheit in der Bevölkerung schlummert hier das größte Potential für Veränderung.
Der Verkehrsektor ist der Bereich in Österreich bei dem der CO2 Ausstuss ungebrochen steigt und steigt. Jede Maßnahme die reale und gefühlte Sicherheit steigert motiviert und mobiliert Menschen dieser Gruppe das Auto öfter stehen zu lassen. Das brauchen wir dringend. Und wenn wir das schaffen ist es absolut unwesentlich wer diese Maßnahmen für übertrieben befunden hat.

Jetzt wird praktisch jeder bei "Sicherheit" an Autos gedacht haben. Und dann läge nahe zu sagen "Ja aber am Mödlingbach-Radweg gibt es ja keine Autos. Also ist er sicher".
Meine Antwort darauf ist ein klares Jein. Denn auch diese Beobachtung ist zwar nicht falsch. Aber es gibt auch andere Formen der Sicherheit und andere Bedürfnisse die ein Alltagsradweg erfüllen muss. Ich möchte diese anhand der zweiten erwähnten Gruppe beginnen zu verdeutlichen: 

Die Sonntagsfahrer 

Im Gegensatz zu den harten Hunden will ich diese Gruppe gar nicht mit einem ironischen Zwinkern bedenken. Ich will sie auch nicht bekehren. Ich will bei ihnen nur um Verständnis werben, dass ihre Bedürfnisse und auch Erfahrungen sich stark von deinen eines Alltag-Radlers unterscheiden.

Menschen die ich als Sonntagsfahrer bezeichne setzen sich praktisch nur dann aufs Rad, wenn folgende drei Bedingungen gegeben sind: 

  • das Wetter ist gut 
  • es ist Tag 
  • sie haben ein wenig Zeit 

Das ist gut. Und für diese Gelegenheiten ist entlang des Mödlingbaches auch mein Weg der Wahl. Mal sanft und mal wilder geschwungen. An Kapellen vorbei und über Brücken. Dem Bach entlang und durch schöne Waldstücke. Herrlich. Ein Genuß.

Aber wenn man versucht seinen Alltag zu meistern, kann man sich nun mal auf diese drei Vorbedingungen (gutes Wetter, Tageslicht und genügend Zeit) nicht verlassen. Und wenn diese nicht passen, fällt der Mödlingbachradweg durch.

Das Wetter

Hier gibt es eigentlich nicht viel zu erklären. Schnee und Eis sind hier seltener ein Problem als man meinen mag (gibt es eh kaum noch und gerade auf Biedermannsdorfer Seite ist mir aufgefallen, dass hier sehr früh geräumt wird). Aber den ganzen Herbst über macht nasses Laub den Weg zu einer halbwegs gefährlichen Rutschpartie. Bei Regen merkt man den lokalen Temperaturunterschied (Kühlung durch den Mödlingbach) doppelt. Und bei böigem Wind wurde auf Grund der Bruchgefahr alter Bäume der Weg allein in diesem Jahr zweimal gesperrt.

Zugegeben: Wiedrige Witterung ist nicht das Hauptproblem des Mödlingbachradweges. Aber sie verstärkt sich dort unten deutlich.

Die Tageszeit 

Alltagswege finden nicht nur unter Tags statt. Mal kommt man später heim, mal muss man ganz früh raus oder man ist einfach in der "dunklen Jahreszeit" unterwegs. Und zu diesen Gelegenheiten versteht man warum in Leitfäden zur Radweggestaltung immer wieder zu finden ist, dass Radwege auch zwischen Gemeinden nie ganz abgesondert sein sollen: allein durch gar nicht bis schlecht beleuchteten Wald zu radlen ist schlicht unergreifend nicht angenehm.
Wer immer meint damit gar kein Problem zu haben, darf sich gerne selber als "harten Hund" bezeichnen. Ich für meinen Teil gebe gerne zu, dass ich nach 22:00 lieber die hellere und belebtere Route über die Autobahnbrücke wähle (auch wenn ich dabei am Gehsteig fahren muss). 

Und wie ich bereits oben ausgeführt habe, ist es im Grunde egal, wer damit KEIN Problem hat. Wenn sich Leute nicht wohl dabei fühlen, den Weg nach Sonnenuntergang am Rad zurück zu legen werden sie es zu großen Teilen auch nicht tun wenn auch nur die Möglichkeit besteht in diese Verlegenheit zu kommen.

Zeitdruck

Der Mödlingbachradweg ist einfach langsam.

Dabei gibt nicht mal unbedingt nur die längere Strecke den Ausschlag. Wenn man vom Gemeindeamt kommend nicht die direkte Route über die Brücke nimmt, sondern über den Schulweg zum Mödlingbach und dann weiter fährt, legt man bis Höhe Klosterpark in WRN "nur" 500 zusätzliche Meter zurück. Nicht gut.
Aber gravierender ist die kurvenreiche Strecke die einen zu ständigem Bremsen und Beschleunigen zwingt. Die Fahrbahn ist an vielen Stellen eng und unübersichtlich, also fährt man langsamer. Und oft trifft man auf Fußgänger mit Hunden oder Kindern die zumindest ich nie in vollem Tempo überhole.
Kurz: man kommt nie dazu die Räder einfach rollen zu lassen.

Vor zwei Jahren habe ich mir den Spaß gemacht ein paar Wege hin und her abzustoppen. Dabei haben die Wege entlang des Mödlingbaches immer 3 bis 5 Minuten länger gedauert. Das erscheint erst mal gar nicht mal so viel. Aber ich lade Sie zu einem Gedankenexperiment ein:
Stellen Sie sich vor sie könnten als Autofahrer nicht mehr über "unsere" Autobahnbrücke fahren sondern müssten immer über den Laxenburg-Kreisverkehr, die B11 und dann B17 ausweichen. Der Umweg kostet sie (vom Gemeindeamt bis zur Badnerbahn Kreutzung) ebenfalls 3 bis 5 Minuten (Google Maps sagt sogar nur 2).
Und jetzt stellen sie sich vor sie müssten diesen Umweg jeden Werktag machen. Zweimal. Ganz egal ob sie es eilig haben. Wie lange würde es wohl dauern, bis sie sich genervt eine direktere Route wünschen? 

Abschluss und Ausblick

Ich hoffe bis hierher ein wenig Verständnis dafür geschaffen zu haben, warum der Radweg über die Bahnbrücke eine so wichtige Sache ist. Wiener Neudorf und Mödling sind sowohl für alltägliche Erledigungen als auch Öffi-Pendler die wichtigsten Ziele in der Region. Eine qualitative, sichere und flotte Verbindung dorthin wird es für viele attraktiv und vielleicht auch erst denkbar machen für diese Wege das Auto stehen zu lassen.

Aber warum habe ich mir jetzt die Mühe gemacht, diesen Artikel zu schreiben?
Warum erkläre ich langwierig die Anliegen und Bedürfnisse von Fahrradfahrern, wenn doch der Radweg über die Autobahnbrücke eh schon unter Dach und Fach ist? 

Weil es nun mal buchstäblich nicht am Fuße der Autobahnbrücke enden kann.
Der einzige richtige Radweg von dort weiter führt uns nämlich wieder über 200 Meter runter zum Mödlingbach...

Die oben erwähnten RADLand Pläne sahen vor, den Radweg über den Haidweg und dann über die gesamte Länge Josef Bauer-Straße bis vor zur Wiener-Straße zu verlängern. Ich und einige andere fahren diese Wege jetzt schon. Aber vergessen wir nicht, dass es darum geht die "Interested but Concerned" (und deren Kinder) zu erreichen. Und spätestens Buchenweg bis Wiener Straße sind für Radfahrer kein sehr prickelndes Erlebnis.
Denken wir stattdessen diesen Radweg und zusätzlich eine Verbindung von der Joseph Bauer-Straße zum Gemeindeamt und wir haben eine Verbindung in der Kinder aus der Parkstraße und Umgebung ohne Umweg bis zur Volksschule kommen. Ein kleines Netzwerk entsteht.
Verlängern wir von der Wiener Straße 80 Meter in die Humphandl-Gasse bis zur Robert von Lieben-Straße und wir haben Billa, Hofer und Apotheke nahtlos angeschlossen.

Denken wir etwas weiter hinaus. In nur 2 Kilometern Entfernung haben wir in Achau einen Bahnhof, der in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung und Attraktivität gewonnen hat. Und die Verbindung dort hin hat die selben Probleme wie die bestehende Verbindung nach WRN...

Sie sehen, ich komme ins fröhliche Planen (nach Norden rauf hab ich noch gar nichts gesagt!) . . . aber sie sehen auch, dass die Lösungen immer stimmiger und attraktiver werden, wenn wir einerseits beginnen bestehende Teilstücke konsequent zu verbinden und andererseits aufhören Fahrradinfrastruktur immer nur an die Peripherie zu schieben.

Das alles sind, befürchte ich, Ideen für übermorgen.
Und vorm Handlen kommt das Verstehen und Verständigen. Und auch darum hab ich diesen Artikel geschrieben. 

Und bis zum Handeln freue ich mich über das was fix kommt.



(*)
Wie angekündigt zwei Anmerkungen zu den 4 Typen der Radfahrer, die ich einfach nicht mitten im Artikel einbauen konnte ohne mich vollends zu verfransen.

 Erstens bin ich mit den Strong-And-Fearless bzw den Enthused-And-Confident und deren Argumentationsform ("sollen sich nicht so haben") ein wenig ungerecht umgegangen. Die meisten in diesen Gruppen sind sehr verständnis- und rücksichtsvolle Menschen. Ich hab auch das Gefühl die geschilderten Argumente eher aus dem Mund von Leuten gehört zu haben, die eigentlich um nichts in der Welt aufs Auto verzichten wollen aber in der aktuellen Diskussion lieber den Strong-And-Fearless herauskehren.

Zweitens möchte ich darauf hinweisen, dass viele Interested-but-Concerned nicht nur um ihrer selbst willen in dieser sorgen-behafteten Gruppe sind bzw auch nicht immer waren. Es sind einfach oft Eltern die nicht immer wissen wie sie ihre Wege und ihren Alltag mit Kindern aber ohne Auto bewältigen sollen. Kenne ich zumindest von mir so.


-- Update 20. Dezember 2022: das neue Bild dieses Blog-Artikels wurde mit der Bilder-KI Stable Diffusion und dem Prompt "Beethoven on a bicycle" erzeugt.

Mittwoch, 30. November 2022

In den Krautgärten geht nix weiter

 

Es ist einfach frustrierend. Und unverständlich.
Wer mit den Bewohnern des Leo Eichinger-Ringes redet weiß, dass es ein Problem gibt. Und wer sich mal an die Ecke Leo Eichinger-Ring/Johanna Taschler-Weg stellt (am besten so gegen 7:30) kann sich ein eigenes Bild davon machen: immer wieder kommen Fahrzeuge in einer vollkommen unangebrachten Geschwindigkeit vom Friedhofsweg um direkt weiter zur Leopold Holzgruber-Gasse zu fahren.

Der naheliegende Verdacht ist, dass diese Route (unter Umgehung von zwei Ampeln) als Abschneider Richtung Mödling verwendet wird. Und das besondere Problem: es handelt sich hier um eine recht neue und damit naturgemäß kinderreiche Siedlung.

Kinder und Durchzugsverkehr. Eine denkbar schlechte Mischung.
Dabei war das Problem von Anfang an klar. Noch während der Planungsphase des Leopold Eichinger-Rings haben die Grünen angeregt, diesen als Wohnstraße zu gestalten. Dies hätte insbesondere den Durchzugsverkehr unterbunden. Der damalige Kompromissvorschlag war, es “jetzt mal so” zu machen und dann in eine Wohnstraße umzuwandeln, wenn die Bewohner es so wünschen. Darauf einzugehen war ein politischer Fehler, den wir so nicht nochmal machen werden. Denn im Sommer 2020 gab es eine entsprechende Willensbekundung in Form einer erfolgreichen Unterschriftenliste. Aber seitdem hat sich herzlich wenig getan.

Im Herbst desselben Jahres tagte der Sicherheitsausschuss. Es wurden die Ergebnisse einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit vorgestellt. Diese kam nicht nur zu einer erstaunlich niedrigen Zählung der Durchfahrten, sondern auch zum Schluss, es handle sich um “ein hausgemachtes Problem”. Dies ist ein Wortlaut, den man aus dem Mund mancher Gemeinderäte seitdem öfter hört. Was das genau bedeutet, wissen wir bis heute nicht, denn wir haben diese Studie nie gesehen.
Die versprochene öffentliche Infoveranstaltung samt Veröffentlichung der Studie wurde (Corona-bedingt) abgesagt und - trotz mehrmaliger Aufforderung - nie nachgeholt.

Verkehr vor Kindersicherheit?
Es ist uns vollkommen unverständlich, warum sich die Gemeinde so beharrlich weigert, sich ernsthaft dieses Problems anzunehmen und den bereits laut geäußerten Willen der Anrainer so eklatant ignoriert. Es sollte doch auf der Hand liegen und auch politisch opportun sein, dass in Wohnsiedlungen der Verkehr hinter der Sicherheit von Kindern zurückstecken muss.

Wir fordern:

  • dass die versprochene Info-Veranstaltung nachgeholt wird
  • dass die 2020 angefertigte Studie veröffentlicht wird
  • dass es zu einem Dialog mit den betroffenen Anrainern kommt
  • dass sich der Sicherheitsausschuss und Gemeinderat anschließend um eine Lösung des Problems kümmern

Ein abschließendes Wort:
Diese Woche wurden durch einen Autofahrer eine Laterne und ein Mistkübel beschädigt.
Ich persönlich halte die These des “hausgemachten Problems” sowieso für fragwürdig. Aber wenn es mal nicht so glimpflich ausgehen sollte, wird es vollkommen wurscht sein, ob das ein hausgemachtes Problem war oder nicht.
Die Situation am Leo Eichinger-Ring ist gefährlich und gehört bereinigt.

Am Siegfried Ludwig-Platz geht es voran - aber wohin?

Photo by Jens Johnsson from Pexels: https://www.pexels.com/photo/brown-wooden-arrow-signed-66100/
Photo by Jens Johnsson from Pexels: https://www.pexels.com/photo/brown-wooden-arrow-signed-66100/Photo by Jens Johnsson from Pexels

Wie wohl alle mitbekommen haben, benötigt unser Kindergarten schon des längeren einen größeren Garten, um Landesvorgaben zu genügen. Und im Zuge dieses Umbaus sollte auch gleich der Siegfried Ludwig Platz (aka "Jubi Hallen Vorplatz") saniert werden. Wobei letzteres Vorhaben die unbedingt nötige Erweiterung des Kindergartengartens in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich überstrahlt hat.

Wie ebenfalls allgemein bekannt sein dürfte, gab es einen Architekenwettbewerb. Die öffentliche Präsentation der Ergebnisse fand am 29. September 2022 statt. Die Bauausschusssitzung (inkl. Fragerunde an die Architekt:innen) am 3. Oktober verlief vorläufig ergebnislos. Nun folgte vor zwei Wochen (am 17. November) eine weitere Sitzung des Bauausschusses, in der sowohl die aktualisierten Pläne als auch Kostenschätzungen der Architekt:innen vorlagen (Allerdings nur noch von 4 Büros. Ein Büro hatte keine neuen Unterlagen eingereicht. In dieser Sitzung kam es zwar zu einer mehrheitlichen Einigung auf einen Plan, die vom Ausschuss wohl so dem Gemeinderat vorgeschlagen werden wird. Und dieser Plan ist nicht schlecht. Aber in unseren Augen sind noch viele Fragen offen und einiges muss überdacht werden.

Aber beginnen wir bei den Punkten, die unumstritten sind und im Grund nichts mit den einzelnen Plänen zu tun haben.

Parkplätze sind passé

Das Abstimmverhalten der Bevölkerung beim Architektenwettbewerb hat diesbezüglich eine sehr deutliche Sprache gesprochen und mittlerweile gibt es keine Fraktion mehr im Gemeinderat, die der Auffassung ist, dass Parkplätzen bei dem Projekt Raum gegeben werden soll. Folgerichtig wurden Parkplätze aus drei von aktualisierten Plänen völlig gestrichen und werden auch im vierten nicht umgesetzt werden.
Kurz: es wird keine Parkplätze am Siegfried-Ludwig Platz geben. Ein großer Gewinn sowohl für die Qualität des Platzes als auch für die Sicherheit unserer Kinder.

Kleines Detail am Rande: wir wissen nicht genau, ob dies als Reaktion auf das Feedback der Bürger:innen geschehen ist, aber der Schranken zum Siegfried-Ludwig Platz war im letzten Monat konsequent geschlossen. Wir begrüßen das sehr. Und wir stellen fest, dass der allgemeine Aufschrei und das Verkehrschaos, die einzelne Gemeinderäte noch vor zwei Monaten prophezeit haben, beide ausgeblieben sind.

Die gesetzliche Lage ändert sich. Aber bei uns soll alles gleich bleiben.

Im Kindergartengesetz ist unter anderem die Mindestgröße des Gartens pro Gruppe festgeschrieben. Diese betrug nach derzeit noch geltender Gruppengröße 480m2 pro Gruppe. Diese Mindestgröße haben die Regierungsparteien (wohl auf Druck von Gemeinden, die nicht genug Platz haben) in der Landtagssitzung vom 17. Oktober per Beschluss auf 300m2 reduziert. 

An unserem grundsätzlichen Plan ändert dies nichts. Wir würden den Garten des Kindergartens trotzdem erweitern müssen und werden damit so oder so "über den Mühlbach hinaus" bauen.
Wir haben im Ausschuss auch die Meinung vertreten, dass generell am ursprünglichen Plan in voller Größe festgehalten und (im Lichte der neuen Bestimmungen) die Vorgaben des Landes "übererfüllt" werden sollten. Die ursprünglichen 480m² pro Gruppe waren und bleiben eine sinnvolle Überlegung. Biedermannsdorf hat hier den Platz, unseren Kindern einen adäquaten Garten zu bieten und sollte nicht nach unten nivellieren, nur weil es der Buchstabe des Gesetze zukünftig hergeben würde.

Diese Argumentation traf (mit der Ausnahme eines einzelnen Gemeinderates) quer durch alle Fraktionen auf Zustimmung.

Hort-Garten

Ein etwas schwierigeres Thema ist die Größe des Hort-Gartens. Der hätte ursprünglichen Plänen nach stark verkleinert oder ganz geschliffen (und in den Schulgarten verlegt) werden sollen. Immerhin, Letzteres ist vom Tisch. Aber alle vorliegenden Pläne sehen mehr oder weniger starke Einbußen vor (der momentan präferierte Plan gehört immerhin noch zu denen mit wenig Verlust). In der Fraktion hätten wir es alle gern gesehen, wenn der Garten die derzeitige Größe behält.

Wunsch und Geld

Bei der Bürgerbefragung kristallisierte sich ein Vorschlag als klarer Favorit heraus. Leider war dieser Vorschlag aber auch der mit Abstand teuerste (um fast 50% teurer als der nächst teurere).
In den Stunden vor der Ausschusssitzung hatten die Budget Sitzungen der Ausschüsse stattgefunden und diese hatten ein Bild des nächsten Jahres gezeichnet, das eher von Sparzwängen denn prestigeträchtigen Investitionen geprägt war. Kurz: es lag für alle Fraktionen auf der Hand, dass der deutlich teuerste Vorschlag in diesen Zeiten trotz hoher Popularität nicht unsere erste Wahl sein kann.

Aber auch der günstigste wurde recht übergreifend abgelehnt, weil er auch mit Abstand am wenigsten Zustimmung gefunden hatte. 

Bei den beiden "mittleren" Vorschlägen kam es zur Situation, dass der Vorschlag der sowohl preislich als auch bei den Zustimmungswerten etwas schlechter lag von der Koalition augenscheinlich präferiert wurde und es interessanterweise auch geschafft hatte in der Nachbesserungs Runde die deutlichste und treffsicherste Verbesserung zu erreichen. Zweiteres ist rein objektiv natürlich positiv. Aber in Summe ergibt sich eine schiefe Optik, die wir nicht belegen können, aber die ein oder zwei der Grünen Mandatar:innen dazu bewegen wird, nicht für diesen Vorschlag zu stimmen.

Teile und herrsche?

Es gibt aber auch andere Gründe, wegen denen einige unserer Mandatar:innen nicht mit dem aktuellen Vorschlag mitgehen werden. Es geht dabei um das Ausmaß dessen, was eigentlich alles geplant werden soll.

Einerseits war es von Anfang an so gedacht, dass Kindergartenerweiterung und Vorplatzsanierung so zu planen sind, dass sie auch getrennt umgesetzt werden können. Dies ist auch das Vorgehen, das in der nächsten Gemeinderatssitzung vorgeschlagen werden wird. Der Kindergarten so bald als möglich und der Vorplatz dann in ein bis zwei Jahren.

Andererseits sind einige von uns der Meinung, dass die Vorplatzsanierung (so wichtig und schön sie wäre) längerfristig auf Eis gelegt werden sollte. Denn mittlerweile zeichnet sich eine noch viel größere Investition am Horizont ab . . .

Volksschule

Erstmalig am Abend der Befragung, aber seitdem auch offizieller, kommt jetzt immer mehr aufs Tapet, dass uns auch in der Volksschule eine große Investition bevorsteht.
Im Grunde ist dies wenig verwunderlich. Die zahlenstarke "Belegschaft" des Kindergartens wird bald in die Volksschule gehen, die jetzt schon absolut an den Grenzen ihrer Kapazität ist. Und seit ihrer Öffnung 1986 ist die Schule schon etwas in die Jahre gekommen und bedarf einer Sanierung.

Dieses Projekt befindet sich noch in der Anfangsphase und wurde nur einmal vorläufig im Bauausschuss vorgestellt. Es ist zu diesem Zeitpunkt unmöglich, auch nur eine Schätzung der Kosten zu erstellen, weil wir noch nicht mal wissen, was gemacht wird und wie. Aber es erscheint seriös zu sagen, dass uns eine immense Investition erwartet.
In diesen finanziell angespannten Zeiten scheint es damit zumindest geboten, sich zu fragen, ob es jetzt überhaupt der richtige Zeitpunkt ist, den Siegfried Ludwig-Platz jetzt neu zu gestalten. (Um hier Missverständnissen vorzubeugen: dass der Garten des Kindergarten schnell erweitert werden muss, steht außer Frage)

Ein Gesamtplan täte Not

Man kann das Pferd nun aber auch anders herum aufzäumen und nicht kleiner denken, sondern größer.
In dem Bereich Biedermannsdorfs gibt es einige bekannte Problemherde: nicht nur Kindergarten und Volksschule, sondern auch der Hort meldet größeren Platzbedarf an. Die Krabbelstube residiert weiter und auf unabsehbare Zeit in einer Containerburg. Der Fußballverein ebenso. Und am Nachmittag steigen sich Musikschule und KSV auf die Füße, weil der Platz in der Volksschule nicht mehr für den Musikunterricht ausreicht und darum in die Clubräume der Jubihalle ausgewichen wird.

Bei all dem scheint ein übergeordneter Plan zu fehlen. Wir sehen punktuelle Baustellen und Veränderungen. Aber das Problem mit solchen Teil-Lösungen ist, dass sie ohne großen Plan nie Teil einer strukturellen Veränderung sind, sondern eher den Status-Quo einzementieren. Denn was man gerade fertiggestellt hat, verändert man dann länger nicht mehr.

Bei der Erweiterung des KiGa-Gartens auch gleich den Siegfried Ludwig-Platz mit anzugehen zeigt zumindest in die richtige Richtung. Aber was uns fehlt ist eine große Vision, wie der ganze Bereich um den Siegfried Ludwig-Platz (Hauptstraße bis Mödlingbach; Jubihalle bis Sportplatz) in 5 oder 15 Jahren aussehen soll. Wir sehen nicht, dass Probleme wie die oben beschriebenen einmal gesammelt, sortiert und bewertet werden, um dann Konsequenzen daraus zu ziehen.
Stattdessen hat es eher den Anschein, als wäre die Koalition ständig damit beschäftigt, Brandherde zu löschen, bevor sie überhandnehmen.

Sünden der Vergangenheit

Denn eines soll schon auch nochmal erwähnt sein: Alles in allem ist auch die Erweiterung des Gartens eine unnötige Hauruck-Aktion. Seit einigen Jahren war für uns absehbar, dass der Kindergarten erweitert werden und somit auch der Garten vergrößert muss. Was von der Koaltion aber bestritten wurde.

Dabei hätte diese Frage von Anfang an auf Datenbasis entschieden werden können. Bereits 2017 (im Zuge der Aufschließung Obere Krautgärten) forderten die Grünen eine professionelle Analyse der Altersstrukturentwicklung. Dies wurde abgelehnt. Man habe da schon Erfahrungswerte.
So wie beim Kindergarten und der Volksschule hinter den Fakten hinterher gehinkt wird, kommt man nicht umhin, diese Erfahrungswerte schon schwer in Frage zu stellen. Angesichts der fehlenden Datenlage drängt sich eher der Vergleich mit einem Blindflug auf.

Es gibt aber 2022 noch immer keine Analyse der Altersstrukturentwicklung und auch keine Anstalten eine anfertigen zu lassen. Man habe da schon Erfahrungswerte...

Sonntag, 25. September 2022

Siegfried Ludwig-Platz - Ein Platz für Menschen?


Sie haben am Freitag eine Aussendung zum Architekten-Wettbewerb erhalten. Am 29.9. wird es eine Befragung geben, in der Sie die Möglichkeit haben werden, über die Neugestaltung des Siegfried Ludwig-Platz abzustimmen.

Angestoßen wurde dieses Projekt durch die nötige Erweiterung des Kindergarten-Gartens. Dass wir diese wiederum eher als Verzweiflungstat und nicht als nachhaltige Planung ansehen sei dahingestellt. Fakt ist, dass bereits Architekten mit der Ausarbeitung von Entwürfen beauftragt wurden und diese am 29.9. ab 18:00 in den Clubräumen der Jubiläumshalle zur Begutachtung und Abstimmung stehen werden.

Für mich persönlich ist der Siegfried Ludwig-Platz Ort frühester Erinnerungen. Und die sind mittlerweile rund 40 Jahre alt. Man kann wohl annehmen, dass, was immer wir entscheiden, auch 40 Jahre oder länger Bestand haben wird. Grund genug, sich ordentlich vorzubereiten. Wir gestalten buchstäblich die Zukunft.

Bereits vor einigen Wochen hat der Vorsitzende des Bauausschusses GM Wolfgang Steindl dankeswerterweise zu einem Bauausschuss (d.h. alle Gemeinderäte waren eingeladen) geladen, um die Ausschreibung an die Architekten zu einzusehen und zu diskutieren. Darum beschäftigen wir uns schon seit einiger Zeit intensiv mit dem Projekt. 

Ich möchte im Folgenden Ihre Aufmerksamkeit auf einige Themen jenseits der reinen Ästhetik lenken. Wir werden hier auch über einige Aspekte abstimmen, die entscheiden werden, was der Siegfried Ludwig-Platz in Zukunft ist und wie wir auf ihm leben werden. Und gerade das sind Aspekte, bei denen man im Vorfeld Für und Wider in Ruhe abwägen sollte.

Möglichst grün oder versiegelt?

Eine Frage, in der ich selbst unentschieden und ehrlich gespannt auf die Lösungen der Architekten bin, ist, wie grün die Neugestaltung wird. Mein erster Reflex wäre ein Maximum an Bäumen und Grünflächen. Aber der Siegfried Ludwig-Platz ist nun mal auch ein Veranstaltungsort, was auch nach ebenem versiegelten Boden verlangt. Ich hoffe, es gelingt den Architekten, diese pragmatischen Anforderungen mit grünen Elementen zu kombinieren, die nicht nur schöner sind, sondern auch Schatten spenden und dem Platz im Sommer allgemein ein angenehmeres Mikroklima verpassen würden.

Baumerhalt oder freie Gestaltung?

Eine ähnlich spannendes Problem ist, wie mit bestehenden Bäumen umgegangen wird. Insbesondere entlang des Mühlbaches. Hier können wir auch als Fraktion nicht mit einer einheitlichen Meinung aufwarten. Während einige von uns bereit wären, im Sinne der Gestaltungsfreiheit einige dieser Bäume zu opfern, fordern die anderen, möglichst den gesammten Bestand zu retten. Alle neuen Bäume würden viele Jahre brauchen, um wieder zu einer ähnlichen Größe zu wachsen. Ein spannende Frage, die man unterschiedlich beantworten kann.

Parkplatz oder Park-Feeling?

Ein Punkt, in dem wir uns dagegen einig sind, ist die Frage der Autoabstellplätze. In vorangegangenen Diskussionen im Bauausschuss gab es Stimmen, die forderten, die bestehenden Parkplätze zu erhalten bzw. die Kapazitäten noch auszubauen. Ich kann dem rein gar nichts abgewinnen. Ich denke, der Siegfried Ludwig Platz sollte in seiner neuen Form konsequent den Menschen gehören und nicht den Fahrzeugen. Natürlich wird eine kleine Kapazität an Behindertenparkplätzen und unter Umständen die Zufahrt für Veranstalter legitim sein. Aber für alles darüber hinaus möchte ich auf den Parkplatz auf der anderen Seite des Schulwegs in überaus zumutbarer Distanz verweisen.

Rufe, der zusätzliche Fußweg würde das Geschäft der Hallenwirtin schmälern, hören sich für mich wie Echos der Diskussion um die Mariahilferstraße und Kärntnerstraße an. Sie ignorieren konsequent, dass ein Parkplatz vor der Tür es zwar attraktiv macht, zu einem Ort zu KOMMEN, aber unattraktiv, an diesem Ort zu SEIN. Ist es denkbar, dass sich die eine oder andere von einer Minute Fußweg abschrecken lässt? Kann sein. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass ein Platz für Menschen, an dem Kinder spielen und der zum Bleiben einlädt, ein deutlich größeres Publikum anlockt.

Parkplätze Teil 2: die liebe Sicherheit

Ein starkes Argument gegen Parkplätze am Siegfried Ludwig Platz ist auch die Sicherheitssituation. Hier liegt der Hort, viele KSV Kurse und auch einige Musikschuleinheiten finden hier statt. Es herrscht ein Kommen und Gehen von Kindern. Viele davon im Volksschulalter. Sie alle müssen zwischen den (aus)parkenden Autos durch. Und jedes Auto, das zu- oder abfahren will, kreuzt auch zwingend den Schulweg vieler Kinder. Die Situation ist aktuell grauslich und für mich als Vater beängstigend. Ich würde es schade finden, wenn wir sie in die weitere Zukunft einzementieren.

Ich ringe wirklich um Verständnis und unmanipulative Sprache. Aber ich weiß nicht, wie man argumentieren oder verantworten will hier einem Parkplatzbedürfnis den Vorzug zu geben.

Fahrradstellplätze

Anders herum kann man aber auch darauf achten, dass am Gelände des Siegfrid Ludwig-Platzes genug ordentliche Radstellplätze (Bügel, nicht "Felgenkiller") eingeplant sind. Gemessen an der bisherigen Nutzung und der erhofften zukünftigen Nutzung (wenn wir die Verkehrswende ernst nehmen) würde ich persönlich 20 Stellplätze als absolutes Minimum ansehen. 

Das mag für viele auf den ersten Blick recht viel erscheinen. Aber Fachliteratur geht davon aus, dass man bei effizienter Planung 1,25 m² pro Fahrradstellplatz einrechnen muss. Selbst wenn wir sehr großzügig mit 2 m² rechnen kommen wir auf gerade mal 40 m². Das entspricht knapp 3 Autoparkplätzen. Man kann sich also auch entlang des Raumverbrauches Gedanken darüber machen, welche Formen der Mobilität man am Siegfried Ludwig-Platz fördern möchte. Und um das nochmal zu betonen: 20 ist in meinen Augen das Minimum. Mehr wäre zukunftssicherer. 

Hortspielplatz

Es gilt leider zu befürchten, dass der "Hortspielplatz" verkleinert werden oder ganz verschwinden soll. Das geht zumindest aus ursprünglichen Dokumenten und Diskussionen hervor. Der Gedanke ist, das Gesamtbild des Platzes nicht zu stören. Wir haben bereits im Bauausschuss dargelegt, dass wir das für eine unglaublich schlechte Idee bzw. verdrehte Prioriätensetzung halten. Ein Spielplatz ist nicht nur ein Luxus, ein Spielplatz ist auch Infrastruktur. Das gilt am Siegfried Ludwig-Platz noch eindrucksvoller als anderswo: der Hort stemmt hier die Nachmittagsbetreuung und Eltern nutzen ihn als Pufferzone bis Geschwisterkinder aus KSV Kursen kommen. Bei Großveranstaltungen und Besuchen der Hallenwirtin bin ich mit Sicherheit nicht der einzige, der oft genug zu seinen Kindern sagt "geht rüber zum Spielplatz". Wenn man den Siegfried Ludwig-Platz eher als Ort für Menschen und Familien begreift und weniger als Zufahrt zur Jubiläumshalle, dann gehört der Spielplatz einfach dazu. 

Zugegeben: Der Zaun sieht wirklich nicht sehr attraktiv aus. Aber die Lösung kann nicht sein, den Spielplatz zu schleifen. Man sollte sich eher darum bemühen, den Zaun besser zu integrieren.

Fazit

Sie sehen schon, dass ich persönlich mir den Siegfried Ludwig-Platz ganz klar als Parkplatz vorstelle: Als eine Mischung aus Park und Platz (das billige Wortspiel sei mir bitte verziehen).

Sind Sie anderer Meinung? Habe ich vergessen, Teilaspekte zu beleuchten? Ich würde mich ehrlich über Kommentare unter diesem Blogartikel freuen. 

Biedermannsdorf hat im Grunde zwei Ortszentren: den Perlashof und den Siegfried Ludwig-Platz. Unabhängig davon, ob Sie meinen Vorstellungen zustimmen, möchte ich Sie bitten, die Gestaltung des Siegfried Ludwig-Platzes ernst zu nehmen, sich Gedanken zu machen, Ihr Interesse zu zeigen und am 29.9. zur Befragung zu gehen.
Es geht um was.

Samstag, 22. Februar 2020

Donut und Krapfen


Donut und Krapfen – nicht viel Unterschied, aber doch entscheidend. Der Donut hat in der Mitte eine Leere, der Krapfen im Zentrum den schmackhaften Kern.

Auch Ortschaften können Donuts oder Krapfen sein: Entweder alles Wesentliche um eine  bedeutungslose Mitte, oder alles schön kompakt mit einem attraktiven Zentrum.

Grafik: Wiener Zeitung, Quelle UBA
In Österreich werden täglich zwölf Hektar Boden zugepflastert. Das Nachhaltigkeitsziel, das die Regierung bis 2030 erreichen will, liegt bei 2,5 Hektar pro Tag, also weit weg. In Österreich sind nur 37% der Fläche zur Besiedelung geeignet. Auf jeden Österreicher entfallen 15 Meter Straße und fast 2 Quadratmeter Supermarktfläche. Mit beiden Werten sind wir EU-Spitzenreiter.

Der Traum vom Eigenheim im Grünen braucht viel Platz. Zum Haus gehört eine Garage, und auch ein Garten soll drum herum sein. Die Häuser müssen mit Straßen und Leitungen versorgt werden. Die Kosten für diese Infrastruktur sind hoch. Der Weg zum Supermarkt am Ortsrand wird lang, und locker besiedelte Gebiete lohnen sich nicht für Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel. Der Individualverkehr nimmt zu, ebenso der Drang zum Zweitauto, dessen echte Kosten von typisch 400 Euro pro Monat meist unterschätzt werden. Die Ortskerne sterben aus, Geschäfte schließen, Wohnraum steht leer, Dorfmitten werden zunehmend unattraktiv.

Biedermannsdorf ist weder typisch Donut noch typisch Krapfen. Aber die Nachteile von Bodenversiegelung, Zersiedelung, Einkaufszentren an der Peripherie gibt’s auch bei uns. Ortsentwicklung war bei uns kein langfristig geplanter Prozess, sondern eine Folge vieler isolierter  Einzelmaßnahmen. Wir werden überlegen müssen, wie wir Bodenverbrauch und Verkehrssteigerungen vermeiden, das Ortszentrum wieder attraktiver machen und Umwidmungsgewinne der Allgemeinheit zukommen lassen können.

Donnerstag, 30. Januar 2020

Leistbares Wohnen anderswo:


In einer voll besuchten Veranstaltung in Mödling hat Georg Willi, grüner Bürgermeister von Innsbruck, mit den TeilnehmerInnen über die dortigen Prinzipien der Stadtentwicklung diskutiert.

Ein Detail daraus: Projektbetreiber oder Grundeigentümer, die eine nicht als Baugrund gewidmete Fläche umgewidmet haben wollen, um darauf Wohnraum zu errichten, müssen ausnahmslos folgende Forderungen der Stadt erfüllen, um die Umwidmung zu erhalten:

  1. 50% der Fläche müssen an die Stadt verkauft werden, und zwar zu einem Preis, der maximal der Obergrenze der Wohnbauförderungskriterien entspricht.
  2. 30% der Fläche müssen als geförderter Wohnbau errichtet werden
  3. 20% können frei finanziert werden. Werden diese Wohnungen als Eigentumswohnungen verkauft, müssen sich die Käufer der Stadt gegenüber schriftlich verpflichten, dass im Fall des Wiederverkaufs der Verkaufspreis nicht über dem ursprünglichen Kaufpreis inklusive der Inflationsabgeltung liegt.

Donnerstag, 9. Januar 2020

Meinungsumfrage Lebensqualität - Ergebnisse



Umfrage zur kommunalen Lebensqualität in Biedermannsdorf
Für Lebensqualität, Zufriedenheit und Glück sind viele Faktoren entscheidend, von denen die wichtigsten nicht in Geld bewertet und einige davon auch auf Ebene der Gemeinde beeinflusst werden können. Mit einer Umfrage haben wir im Dezember 2019 erstmals versucht, die subjektiv empfundene Lebensqualität in Biedermannsdorf zu erheben, um Schwerpunkte für Verbesserungen zu erkennen. Die Umfrage wurde wie angekündigt am 28. Dezember geschlossen. Die Anzahl der Beantwortungen brachte  statistisch hoch relevante Ergebnisse mit einer geringen Fehlerspanne.

Zu 21 Fragen gab es als Antwortmöglichkeiten „1 (zufrieden)“, „2 (eher zufrieden)“, „3 (eher unzufrieden)“ und „4 (unzufrieden)“. Zusätzlich gab es noch einige statische Fragen zu Alter, Geschlecht und Wohndauer im Ort.

Hier zunächst eine Übersicht, aufgeschlüsselt nach den einzelnen Detailfragen:
Zusammenfassend kann man Biedermannsdorf eine hohe Lebensqualität attestieren. Die meisten

Sonntag, 8. Dezember 2019

Es ist alles sehr kompliziert



Wieder ein Beispiel, was andere Gemeinden durch Verhandlungen mit Bauträgern und dem Abschluss von Baurechtsverträgen erreichen konnten:

  • Reduktion der Wohnflächen von 54600qm auf 32500qm
  • eine finanzielle Beteiligung seitens der Grundstückseigentümerin an Infrastruktur,
  • die Zusage, Kinderbetreuungsplätze zu errichten,
  • 28 öffentlich nutzbare Kfz-Stellplätze,
  • ein E-Carsharing-Stützpunkt
  • Rechtssicherheit durch den Baurechtsvertrag

Ein Positivbeispiel?

Einerseits ja. Andererseits ist an dem ausgehandelten Kompromiss auch einiges zu kritisieren: Die geplante Wohnfläche ergibt etwa 450 Wohnungen, das heißt etwa 650 zusätzliche Autos im Ort, von denen etwa 500 Autos täglich in der Früh in einem engen Zeitfenster wegfahren und damit zusätzlichen Verkehr produzieren werden. Was heißt das für die bereits angespannte Verkehrs- und Stausituation? Werden den zukünftigen BewohnerInnen Jahreskarten für die Badner Bahn oder andere öffentliche Verkerhsmittel zur Verfügung gestellt, damit sie in vielen Fällen auf die Verwendung des eigen (Zweit-) Auto oder gar aufs Auto selbst verzichten können?

An diesem Fall sieht man zweierlei:

  • Eine Gemeinde hat, wenn sie will, sehr wohl die Möglichkeit, erhebliche Anpassungen eines geplanten Bauvorhabens zu erreichen, die im Interesse ihrer Bevölkerung liegen.
  • Insbesondere die durch eine starke Ausweitung der Bevölkerungsanzahl verursachte Steigerung des Individualverkehrs ist extrem problematisch, deren negative Auswirkungen für Bevölkerung und Umwelt gehörten weitestgehend minimiert.

Welche Lehren ließen sich aus diesem Beispiel für Biedermannsdorf ziehen?

Sonntag, 8. September 2019

Koalition verzögert Klimamanifest

Wie angekündigt, haben wir in der Gemeinderatssitzung am 5. September 2019 ein Klimamanifest zur Beschlussfassung als Dringlichkeitsantrag eingebracht. Das von uns sorgfältig ausgearbeitete Manifest umfasst einerseits das grundsätzliche Bekenntnis der Gemeinde zur Wichtigkeit klimarelevanter Maßnahmen im Einflussbereich der Gemeinde. Andererseits sind konkrete Vorgehensweisen zur Umsetzung enthalten. 

Wir haben dies auch hier im Blog vorab angekündigt.

Antrag Klimanotstand SPÖVP -
hastig zusammengetragen und
somit nicht beschließbar
Um den anderen Fraktionen die Vorbereitung auf unseren Antrag zu ermöglichen, haben wir diesen einige Tage vor der Sitzung per Mail an alle Gemeinderät*innen verschickt. Überraschenderweise haben zu Beginn der Sitzung ÖVP und SPÖ gemeinsam ebenfalls einen Dringlichkeitsantrag zum Thema Klimaschutz eingebracht. Ob die Vorankündigung unseres Manifests der Anlass dazu war, überlassen wir Ihrer Einschätzung. Offensichtlich wurde der Antrag von den beiden Fraktionsparteien hastig zusammengetragen, was an einigen formalen Fehlern und Ungenauigkeiten zu erkennen ist.
Beispielsweise ist im Antrag an mehreren Stellen von „unserer Stadt“ statt von der Gemeinde Biedermannsdorf die Rede.

Dennoch sehen wir den Antrag als ein Bekenntnis der beiden Regierungsparteien, die Dringlichkeit von Klimaschutz auf kommunaler Ebene zu erkennen. Befremdlich fanden wir dafür den Einwand von GR Markus Mayer (VP), dass wir mit einer Bodenversiegelungsabgabe Häuslbauer belasten würden. Befremdlich nämlich angesichts der Tatsache, dass wir überhaupt gar keine Wahl haben und unsere Kinder und Enkelkinder den Preis für unsere Verfehlungen überhaupt nicht mehr bezahlen werden können.

Die Forderung für einen gefällten Baum drei weitere zu planen hält ein Vertreter der VP ebenfalls für „nicht durchführbar“. Kurz zuvor hat die VP übrigens beschlossen, 400qm Gemeindegrund mit alten Bäumen an einen Bauträger zu verschenken, der diese Bäume wohl fällen und als Baugrund verwerten wird.

Um zu vermeiden, dass dieses wichtige Thema aus parteitaktischen Gründen niedergestimmt wird, haben wir uns während der Sitzung dazu entschlossen, vorerst auf die Abstimmung unseres Antrags zu verzichten und in der e5 Arbeitsgruppe einen mehrheitsfähigen Antrag auszuarbeiten. Die Arbeitsgruppe wird den gemeinsamen Antrag dem Gemeinderat für die kommende Sitzung am 17. Oktober 2019 zur Beschlussfassung vorschlagen.

Freitag, 6. September 2019

(K)ein Herz für Kinder - Aus dem Gemeinderat am 5.9.2019

Der gelb markierte Bereich zeigt etwa die 410qm, die jetzt von der
Gemeinde an den Bauträger abgetreten (verschenkt) wurden.

In der Gemeinderatssitzung vom 5. September 2019 hat die selbsternannte "Familienpartei" ÖVP gemeinsam mit der SPÖ beschlossen, ein Grundstück von 410qm an die HEIM Genossenschaft abzutreten (schenken!). Das ist auch deshalb besonders schade, weil sich auf diesem Grund viele alte Bäume befinden, die in den von uns vorgeschlagenen Kinderspielplatz integriert hätten werden können und nun gefällt werden sollen. Im Gegenzug würde der von der Genossenschaft lt. NÖ Bauordnung zu errichtende Spielplatz in der Größenordnung von ca. 390qm und 4 Kleinkindspielgeräten öffentlich zugänglich gemacht werden. 

Blick auf den Baumbestand, von der
Josef Ressel Straße aus gesehen
Warum dieser "Deal" kein Deal ist, und die Gemeinde sich hier entweder über den Tisch ziehen ließ oder absichtlich dem Bauträger einen Vorteil zum Nachteil der Bevölkerung geschafft hat?
1. Der Bauträger hätte ohnehin einen Spielplatz in der Größenordnung von 390qm erstellen müssen. Inklusive Anschaffungskosten, Wartung und Haftungen. Alternativ wäre eine hohe Abschlagszahlung an die Gemeinde fällig gewesen.

2. Die Überlassung des Grundstückes wertet das gesamte Projekt für den Bauträger auf und bringt ihm finanzielle Vorteile in der Vermietung und im Verkauf der geplanten Reihenhäuser. Wir forderten einen Grundstückstausch, damit sowohl der Bauträger als auch die Gemeinde ihre Flächen für Wohneinheiten und öffentlicher Grünraum optimieren können.
Das wäre ein echter Deal gewesen.

3. Die Gemeinderegierung hat folgenden Antrag von uns niedergestimmt:
"Die Gemeinde tritt nochmal mit der Genossenschaft HEIM in Verbindung, mit dem Ziel dass die Genossenschaft die laut Spielplatzverordnung vorgeschriebenen Fläche zur Verfügung stellt und die Gemeinde gemeinsam mit der von ihr zur verfügung gestellten 410qm einen Spielplatz von 800qm errichtet.“

Kein dringender Wohnbedarf für Familien?

In der naheliegenden Weghubersiedlung gibt es keinen Spielplatz. Trotzdem wurde argumentiert, dass den Spielplatz ohnehin nicht viele Kinder nutzen werden, weil die geplanten Wohnungen nur zum Teil für Familien geeignet sein werden, und ein Teil Startwohnungen entstehen sollen. Seit bekannt ist dass es die Möglichkeit gibt dort Wohnungen zu errichten, weisen wir darauf hin, dass es in Biedermannsdorf dringenden Bedarf an Wohnungen für Familien gibt. In bereits bestehenden Startwohnungen der Gemeinde sind bereits Jungfamilien dringend auf der Suche nach größeren Wohnungen. Die logische Konsequenz aus dem Neubau von ausschließlich familientauglichen Wohnungen ist, dass die bestehenden Startwohnungen wieder frei werden. Daher ist es inakzeptabel, dass es in Biedermannsdorf keine geförderten Wohnungen über 100qm gibt. Unter "Jungfamilienwohnungen" versteht die SPÖVP eine Größe von 75qm

Uns ist es ein Rätsel warum die Gemeinderegierung sich immer wieder auf Vereinbarungen einlässt, welche ganz offensichtlich zum Nachteil für die Biedermannsdorfer Bevölkerung sind.
Laut und emotional wurde es, als GR Anne-Marie Kern auf die verwandtschaftliche Verbindung der Bürgermeisterin zum Bauträger hingewiesen hat. Weswegen der Appell von GR Kern, diese Verbindung für eine gute Verhandlungsbasis zu nutzen, nahezu unterging.

Bereits letzte Woche haben wir über unsere teilweise trostlosen, wenig einladenden Spielplätze berichtet und unsere Vision vom Erlebnisraum vorgestellt. Lesen Sie weiter unter "Vom Spielplatz zum Erlebnisraum"

Mittwoch, 4. September 2019

Vom Spielplatz zum Erlebnisraum

Der "Spielplatz" in der Hubhandlgasse: Wenig Geräte,
wenig Pflege, viel Unkraut, nur eine Bank, null Schatten.
Für Kinder, Eltern und Oma´s unattraktiv

Minimalausstattung, keine Sitz- und
Kommunikationsmöglichkeiten für Begleitpersonen
Biedermannsdorf vergrößert sich –Siedlungen entstehen, die Bevölkerung wächst, die Anzahl der Kinder steigt ebenfalls. Die älteren Spielplätze in Klosterstraße und Perlasgasse werden von der Bevölkerung (trotz Verbesserungspotential) gerne genutzt. Jene in den neuen Siedlungen sind verwaist.









Begrünte Sandkiste
Woran liegt’s? Finden wir die Antwort in Lage, Größe und Angebot auf den zur Verfügung gestellten Flächen? Sind Kinder und Eltern begeistert vom Angebot “Rutsche, Schaukel, Sandkiste – ein Zaun drumherum”? Müssen wir uns auf den Begriff Spielplatz versteifen, oder sollten wir weiterdenken?

UNSERE VISION: GENERATIONEN-PARKS MIT MEHRWERT - ECHTE ERLEBNISRÄUME.

Ausreichend groß, gut strukturiert, neben
Spielgeräten auch ausreichend Sitzmöglichkeiten
und Tische für Mamas und Omas, viel Schatten:
Attraktiv für Jung und Alt!
Wir haben uns umgesehen, umgehört und auf der Kommunalmesse in Graz über Möglichkeiten informiert. Viele gute Ideen kommen auch direkt aus der Bevölkerung. Einige der gesammelten Ideen:

  • Wasserstellen und Toiletten sind eine Selbstverständlichkeit
  • liebevolle Freiraumgestaltung mit Hügeln, Stauden und Bäumen
  • Sitzgelegenheiten im Schatten schaffen einen Ort der Erholung
  • Geräte die Gleichgewicht, Geschick und Kraft fördern sorgen für ein generationenübergreifendes Bewegungsparadie

Im Zuge des neuen Wohnbauprojektes in der Ressel-Straße hätte die Gemeinde die Möglichkeit, es besser zu machen. Wir setzen uns für die BewohnerInnen Biedermannsdorfs ein, hier einen Park zu schaffen, der zum Ort der Begegnung für Jung und Alt wird.