Freitag, 30. September 2022

Blackout in unserer Nachbargemeinde - und bei uns?

Foto: Wiener Neudorf

Vorab: Eine sehr informative, über 90 Minuten dauernde Veranstaltung, die zeigte, wie professionell und umfassend unsere Nachbargemeinde auf einen Blackout vorbereitet ist und wie gut die Bevölkerung darüber informiert werden kann.

Bericht von der Informationsveranstaltung „Blackout“ in Wiener Neudorf am 28.9.2022

Nach einer Begrüßung durch Bürgermeister Janschka und  einer allgemeinen Einführung ins Thema durch den  Sicherheitsreferenten im Gemeinderat Wr. Neudorf erläuterte der Regionalleiter des Zivilschutzverbands, wie ein Blackout erkannt und von einem normalen Stromausfall abgegrenzt werden kann, und wie wichtig ein netzunabhängiges Radio zum Empfang von Ö3 sei. Ö3 ist nämlich der einzige ORF- Radiosender, der österreichweit mit Notstromversorgung ausgestattet ist und daher für die regionale und nationale Information eine wichtige Rolle spielt. Er erläuterte, wie sich der mehr oder weniger sofortige Ausfall aller Kommunikationsnetze, etwa von Telefon, Fernsehen und Internet, von Bankautomaten, Verkehrsampeln, Tankstellen, von Straßenbahnen und Eisenbahnzügen, Garagentoren, Aufzügen, den Kassensystemen im Supermarkt, der Versorgung mit Medikamenten, von Zentralheizungen, der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung, von Handel und Produktion auf uns auswirken würde. Der Ausfall mobiler Pflegedienste, von Essen auf Rädern usw. wäre durch Nachbarschaftshilfe zu kompensieren. Er erklärte die umfangreichen Aufgaben des Krisenstabs der Gemeinde, die im wesentlichen in der Aufrechterhaltung der kommunalen Infrastruktur besteht. Die Bevölkerung hat sich im familiären Umfeld  durch entsprechende Bevorratung von Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten, durch Schaffung einer Kochmöglichkeit und die Beseitigung von Stolperfallen in der Wohnung auf einen Notfall vorzubereiten. Bei einem Stromausfall sollten alle Kühlgeräte möglichst geschlossen bleiben und Stromverbraucher ausgeschaltet werden, um den Wiederaufbau des Netzes zu erleichtern, bis auf eine Lampe, um zu bemerken, wenn der Strom wieder da ist.  

Der Verbindungsoffizier des NÖ Militärkommandos erklärte, dass die Kaserne in Zwölfaxing für den Bezirk Mödling im Krisenfall zuständig ist. Er beschrieb die personelle und gerätemäßige Ausstattung und die vorhandenen Vorkehrungen für eine Aufrechterhaltung des Betriebs im Fall eines Blackouts, warnte aber gleichzeitig mehrmals, dass diese Ressourcen nur den Einsatzkräften des Bundesheeres und der Polizei zur Verfügung stünden und weder von Gemeinden noch von Privatpersonen direkt in Anspruch genommen werden könnten. Außerdem erklärte er die hierarchische Organisations- und Kommunikationsstruktur zwischen Zwölfaxing, der Bezirkshauptmannschaft und dem Militärkommande in St. Pölten, das auf Grund der einlangenden Lagebilder immer einen aktuellen Gesamtüberlick über das gesamte Bundesland hat. Diese Struktur setzt sich dann auf staatlicher Ebene fort. Auf Grund dieses landes- oder bundesweiten Gesamtüberblicks können dann Ressourcen entsprechend umverteilt werden. Er erklärte auch, wie er die Aufgabe einer Gemeinde und damit auch eines Bürgermeisters (oder einer Bürgermeisterin) als oberster Einsatzleiter vor Ort im Katastrophenfall definieren würde: „Die Marktgemeinde …..  als lokal verantwortliche Katastrophenschutzbehörde stellt nach einem Stromausfall im europäischen Übertragungsnetz durch geeignete Strukturen mit eigenen, vorbereiteten Ressourcen die Notversorgung der Bevölkerung im Gemeindegebiet sowie die Minimierung von Folgeschäden an der eigenen Infrastruktur bis zur stabilen Wiederinbetriebnahme des Wiener Verteilnetzes und der eigenen Anschlussversorgung sicher.“
Als besonders wichtig erwähnte er, dass der gemeindeeigene Krisenstab als Einsatzleitung automatisch und selbstständig den eigenen Betrieb für die Bevölkerung während der gesamten Krise aufrecht erhalten kann und dass vorbereitete und netzunabhängige Kommunikations- und Alarmsysteme zur Bezirkshauptmannschaft in Mödling vorhanden sind. Er betonte aber auch, dass nicht alles, was man nicht selbst vorbereitet hat, im Notfall auf von extern herbeigebracht werden kann und daher die rechtzeitige Eigenvorsorge und Bildung und Pflege entsprechender Nachbarschaftsnetzwerke extrem wichtig sei.

Ein Vertreter der Wiener Netze erklärte kurz die Struktur des gesamten europäischen Stromnetzes mit seinen komplexen Überwachungs- und weitgehend autonom arbeitenden Regeleinrichtungen, die im Fall von krisenhaften Entwicklungen durch manuelle Eingriffe ergänzt werden, sowie die im Netz eingebauten Redundanzen. Wichtig für uns ist, dass für uns in Simmering ein schwarzstartfähiges Kraftwerk zur Verfügung steht, das im Fall eines totalen Netzzusammenbruchs aus eigener Kraft wieder starten und so zumindest die Notversorgung einer isolierten, vom übrigen noch zusammengebrochenen Netz getrennten Versorgungsinsel aufbauen kann. Dadurch sollte im Versorgungsgebiet der Wiener Netze auch im Fall eines großflächigen Blackouts die Stromversorgung wieder innerhalb von maximal 48 Stunden sichergestellt werden können. Das bedeutet aber nicht, dass damit auch alle Folgewirkungen des Blackouts, die auch außerhalb des Versorgungsgebiets aufgetreten sind, behoben wären.

Danach sprach ein Vertreter der EVN Wasser. Er erklärte, wie EVN das Wasser bis zu Übergabepunkten an die Gemeinde liefert, ab dort ist dann die Gemeinde für die weitere Verteilung und Verrechnung zuständig. Er beschrieb den Weg des Wassers von den Quellen über verschiedene Hochbehälter zum Pumpwerk Achau. Bei durchschnittlichem Wasserverbrauch könnte Wr. Neudorf ohne Pumpen bis zu 48 Stunden versorgt werden. Aber weil sich der Wasserverbrauch bei einem Blackout reduzieren wird, würde das in der Praxis voraussichtlich länger möglich sein. Danach würde ein Notstromaggregat im Fall eines Blackouts sicherstellen, dass der erforderliche Druck bis zu den Übergabepunkten der Gemeinde vorhanden ist.

Der Landesinnungsmeister der Rauchfangkehrer sprach über die Be- und Entlüftungsmaßnahmen von Notstromaggregaten, die in oder in unmittelbarer Nähe von Gebäuden in Betrieb genommen werden. Er erklärte auch die zu beachtenden Vorschriften für die Lagerung von Treibstoffen für ein Notstromaggregat oder Flüssiggas für Notkochstellen.

Der Leiter des Bauamts Wiener Neudorf kam zunächst nochmals auf die Wasserversorgung zurück und wies darauf hin, dass die Gemeinde, solange EVN Wasser liefert, auch ohne Strom alle Hausanschlüsse versorgen könnte, mehrgeschossige Wohnhäuser aber eventuell über eine Drucksteigerungsanlage für die Versorgung der oberen Stockwerke verfügen, die im Fall eines Stromausfalls nicht mehr funktionieren würde. Die Regenwasserkanäle arbeiten nur auf Grund des Gefälles, also ohne Stromversorgung. Für die Abwasserkanäle stellen Pumpwerke die Abfuhr sicher, die teilweise mit fix integrierten Notstromversorgungen ausgestattet sind oder an vorhandene mobile Notstromaggregate angeschlossen werden müssten. Die Kläranlage Mödling (an die auch wir angeschlossen sind) könnte 84 Stunden den Betrieb ohne Strom aufrechterhalten, danach würden die Abwässer ungeklärt abgeführt. Häuser, die ein eigenes Pumpwerk in Betrieb haben, müssten im Falle eines Stromausfalls selbst für einen Notbetrieb sorgen. Die Abfallentsorger könnten den Betrieb zwei Wochen aufrechterhalten. Sämtliche Verkehrsampeln würden sofort ausfallen. Neue Garnituren der Badner Bahn könnte nach einem Stromausfall noch bis zur nächsten Haltestelle fahren, ältere Garnituren würden mit dem vorhandenen Schwung noch bis zu einer geeigneten Ausstiegsstelle kommen.

Den letzten Beitrag lieferte der Leiter der Stabsstelle Katastrophenschutz der Gemeinde Wr. Neudorf, der für die Aufrechterhaltung des Betriebs aller gemeindeeigenen erforderlichen Ressourcen und Gemeindeobjekte und auch für den Katastrophenschutz im gesamten Gemeindegebiet und die Katastrophenvorsorge zuständig ist. Die Stabsstelle hält im Krisenfall Verbindung mit allen Blaulichtorganisationen, zu Nachbargemeinden und zur Beziurkshauptmannschaft.

Wr. Neudorf verfügt über vier notstromversorgte Sirenen und die Möglichkeit von Lautsprecherdurchsagen. Es ist Vorsorge getroffen, dass nach Eintreten eines Notfalls alle Kinder von Schule, Hort oder Kindergarten abgeholt werden und bis dahin betreut werden. Die Information der Bevölkerung erfolgt über 10 Litfaßsäulen, an denen mindestens einmal täglich Informationen aktualisiert werden. Dort würde im Fall eines Problems mit der Wasserversorgung (die nichts mit Stromausfall zu tun hat) Nutzwasser abgegeben, dass zum Trinken dann noch abgekocht werden müsste. In der Gemeinde sind 60 batteriebetriebene Funkgeräte auf einer eigenen, von der Gemeinde gekauften Frequenz in Betrieb, über die Gemeindemitarbeiter auch im Normalfall ständig intern kommunizieren und die natürlich auch im Fall einer Katastrophe im Einsatz wären. Eine erste Anlaufstelle für die Bevölkerung Wiener Neudorfs wäre bei einem Blackout der große Saal im Freizeitzentrum, der über eine Notstrombeleuchtung verfügt, eine weiters Kommunikationszentrum wäre das Gemeindeamt. Das Feuerwehrhaus würde für sämtliche Einsatzorganisationen als gemeinsame Einsatzzentrale dienen. Abschließend empfahl er, jede Familie sollte sich für den Katastrophenfall Treffpunkt vereinbaren wo sich alle Familienmitglieder zusammenfinden können, und wies auf die Wichtigkeit der Nachbarschaftshilfe und des Zusammenhalts hin.

Insgesamt: Eine sehr informative, über 90 Minuten dauernde Veranstaltung, die zeigte, wie professionell und umfassend unsere Nachbargemeinde auf einen Blackout vorbereitet ist und wie gut die Bevölkerung darüber informiert werden kann. Eine Videoaufzeichnung der gesamten Veranstaltung ist hier abrufbar.

Montag, 26. September 2022

Gerecht geteilt?

So wie für die insgesamt 100 Männchen auf dem Bild die Torte aufgeteilt ist, ist in Österreich das Einkommen verteilt:

  • Das reichste Prozent sackt 40 Prozent aller Einkommen ein,
  • 49 Prozent der Bevölkerung erhalten nur mehr insgesamt knapp mehr als 57 Prozent,
  • die Hälfte aller Österreicher muss sich mit insgesamt 2,8% aller Einkommen begnügen.

Aber man kann sich die oben dargestellte Einkommensverteilung anhand eines Beispiels noch viel plastischer vorstellen:
Nehmen wir an, eine Wettgemeinschaft aus 100 Leuten macht im Lotto einen Gewinn von 100.000 Euro. Wenn der jetzt so aufgeteilt wird wie oben dargestellt könnte folgendes rauskommen:

  • Einer bekommt 40.000 Euro. Davon kann er sich eine Wärmepumpe installieren lassen, damit sein Einfamilienhaus heizen und in Zukunft einen Großteil seiner Heizkosten sparen,
  • von den nächsten 49 bekommt jeder 1167 Euro,
  • die letzten 50 bekommen je schlappe 56 Euro, das reicht kaum für ein Abendessen zu zweit in einem durchschnittlichen Restaurant.

Warum fällt eigentlich die Mehrheit der Österreicher hartnäckig auf die verlogene Propaganda herein, sie wäre von einer Erbschafts- oder Vermögenssteuer betroffen, die so gestaltet ist, dass sie 95% aller Österreicher gar nicht berührt? Warum will die Mehrheit der Österreicher eigentlich nicht, dass mit den Einnahmen aus solchen  Erbschafts- oder Vermögenssteuern Sozialleistungen ausgebaut, Infrastruktur verbessert und die Steuerlast des Mittelstands verringert wird (die untersten Einkommen sind ohnehin kaum oder gar nicht besteuert)?

O.K., natürlich soll Einkommen auch von der für den Job erforderlichen Ausbildung und der  Verantwortung abhängen, die man übernehmen muss. Aber will jemand wirklich behaupten, dass das eine Prozent an Superreichen so viel mehr Verantwortung für das Allgemeinwohl trägt als die Supermarktkassierin, Pfleger oder Reinigungskräfte im Spital, eine Kindergärtnerin oder sonst jemand wie du und ich?

Die Realität sieht so aus: Etwa 80 Prozent der vollbeschäftigten Reinigungskräfte (der Großteil Frauen) können von ihrem Gehalt nicht leben, im Einzelhandel sind es 70 Prozent. 

Dazu noch ein tolles Zitat: Es gibt ein unfehlbares Rezept, eine Sache gerecht unter zwei Menschen aufzuteilen: Einer von ihnen darf die Portionen bestimmen, der andere hat die Wahl. (Gustav Stresemann)

Sonntag, 25. September 2022

Siegfried Ludwig-Platz - Ein Platz für Menschen?


Sie haben am Freitag eine Aussendung zum Architekten-Wettbewerb erhalten. Am 29.9. wird es eine Befragung geben, in der Sie die Möglichkeit haben werden, über die Neugestaltung des Siegfried Ludwig-Platz abzustimmen.

Angestoßen wurde dieses Projekt durch die nötige Erweiterung des Kindergarten-Gartens. Dass wir diese wiederum eher als Verzweiflungstat und nicht als nachhaltige Planung ansehen sei dahingestellt. Fakt ist, dass bereits Architekten mit der Ausarbeitung von Entwürfen beauftragt wurden und diese am 29.9. ab 18:00 in den Clubräumen der Jubiläumshalle zur Begutachtung und Abstimmung stehen werden.

Für mich persönlich ist der Siegfried Ludwig-Platz Ort frühester Erinnerungen. Und die sind mittlerweile rund 40 Jahre alt. Man kann wohl annehmen, dass, was immer wir entscheiden, auch 40 Jahre oder länger Bestand haben wird. Grund genug, sich ordentlich vorzubereiten. Wir gestalten buchstäblich die Zukunft.

Bereits vor einigen Wochen hat der Vorsitzende des Bauausschusses GM Wolfgang Steindl dankeswerterweise zu einem Bauausschuss (d.h. alle Gemeinderäte waren eingeladen) geladen, um die Ausschreibung an die Architekten zu einzusehen und zu diskutieren. Darum beschäftigen wir uns schon seit einiger Zeit intensiv mit dem Projekt. 

Ich möchte im Folgenden Ihre Aufmerksamkeit auf einige Themen jenseits der reinen Ästhetik lenken. Wir werden hier auch über einige Aspekte abstimmen, die entscheiden werden, was der Siegfried Ludwig-Platz in Zukunft ist und wie wir auf ihm leben werden. Und gerade das sind Aspekte, bei denen man im Vorfeld Für und Wider in Ruhe abwägen sollte.

Möglichst grün oder versiegelt?

Eine Frage, in der ich selbst unentschieden und ehrlich gespannt auf die Lösungen der Architekten bin, ist, wie grün die Neugestaltung wird. Mein erster Reflex wäre ein Maximum an Bäumen und Grünflächen. Aber der Siegfried Ludwig-Platz ist nun mal auch ein Veranstaltungsort, was auch nach ebenem versiegelten Boden verlangt. Ich hoffe, es gelingt den Architekten, diese pragmatischen Anforderungen mit grünen Elementen zu kombinieren, die nicht nur schöner sind, sondern auch Schatten spenden und dem Platz im Sommer allgemein ein angenehmeres Mikroklima verpassen würden.

Baumerhalt oder freie Gestaltung?

Eine ähnlich spannendes Problem ist, wie mit bestehenden Bäumen umgegangen wird. Insbesondere entlang des Mühlbaches. Hier können wir auch als Fraktion nicht mit einer einheitlichen Meinung aufwarten. Während einige von uns bereit wären, im Sinne der Gestaltungsfreiheit einige dieser Bäume zu opfern, fordern die anderen, möglichst den gesammten Bestand zu retten. Alle neuen Bäume würden viele Jahre brauchen, um wieder zu einer ähnlichen Größe zu wachsen. Ein spannende Frage, die man unterschiedlich beantworten kann.

Parkplatz oder Park-Feeling?

Ein Punkt, in dem wir uns dagegen einig sind, ist die Frage der Autoabstellplätze. In vorangegangenen Diskussionen im Bauausschuss gab es Stimmen, die forderten, die bestehenden Parkplätze zu erhalten bzw. die Kapazitäten noch auszubauen. Ich kann dem rein gar nichts abgewinnen. Ich denke, der Siegfried Ludwig Platz sollte in seiner neuen Form konsequent den Menschen gehören und nicht den Fahrzeugen. Natürlich wird eine kleine Kapazität an Behindertenparkplätzen und unter Umständen die Zufahrt für Veranstalter legitim sein. Aber für alles darüber hinaus möchte ich auf den Parkplatz auf der anderen Seite des Schulwegs in überaus zumutbarer Distanz verweisen.

Rufe, der zusätzliche Fußweg würde das Geschäft der Hallenwirtin schmälern, hören sich für mich wie Echos der Diskussion um die Mariahilferstraße und Kärntnerstraße an. Sie ignorieren konsequent, dass ein Parkplatz vor der Tür es zwar attraktiv macht, zu einem Ort zu KOMMEN, aber unattraktiv, an diesem Ort zu SEIN. Ist es denkbar, dass sich die eine oder andere von einer Minute Fußweg abschrecken lässt? Kann sein. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass ein Platz für Menschen, an dem Kinder spielen und der zum Bleiben einlädt, ein deutlich größeres Publikum anlockt.

Parkplätze Teil 2: die liebe Sicherheit

Ein starkes Argument gegen Parkplätze am Siegfried Ludwig Platz ist auch die Sicherheitssituation. Hier liegt der Hort, viele KSV Kurse und auch einige Musikschuleinheiten finden hier statt. Es herrscht ein Kommen und Gehen von Kindern. Viele davon im Volksschulalter. Sie alle müssen zwischen den (aus)parkenden Autos durch. Und jedes Auto, das zu- oder abfahren will, kreuzt auch zwingend den Schulweg vieler Kinder. Die Situation ist aktuell grauslich und für mich als Vater beängstigend. Ich würde es schade finden, wenn wir sie in die weitere Zukunft einzementieren.

Ich ringe wirklich um Verständnis und unmanipulative Sprache. Aber ich weiß nicht, wie man argumentieren oder verantworten will hier einem Parkplatzbedürfnis den Vorzug zu geben.

Fahrradstellplätze

Anders herum kann man aber auch darauf achten, dass am Gelände des Siegfrid Ludwig-Platzes genug ordentliche Radstellplätze (Bügel, nicht "Felgenkiller") eingeplant sind. Gemessen an der bisherigen Nutzung und der erhofften zukünftigen Nutzung (wenn wir die Verkehrswende ernst nehmen) würde ich persönlich 20 Stellplätze als absolutes Minimum ansehen. 

Das mag für viele auf den ersten Blick recht viel erscheinen. Aber Fachliteratur geht davon aus, dass man bei effizienter Planung 1,25 m² pro Fahrradstellplatz einrechnen muss. Selbst wenn wir sehr großzügig mit 2 m² rechnen kommen wir auf gerade mal 40 m². Das entspricht knapp 3 Autoparkplätzen. Man kann sich also auch entlang des Raumverbrauches Gedanken darüber machen, welche Formen der Mobilität man am Siegfried Ludwig-Platz fördern möchte. Und um das nochmal zu betonen: 20 ist in meinen Augen das Minimum. Mehr wäre zukunftssicherer. 

Hortspielplatz

Es gilt leider zu befürchten, dass der "Hortspielplatz" verkleinert werden oder ganz verschwinden soll. Das geht zumindest aus ursprünglichen Dokumenten und Diskussionen hervor. Der Gedanke ist, das Gesamtbild des Platzes nicht zu stören. Wir haben bereits im Bauausschuss dargelegt, dass wir das für eine unglaublich schlechte Idee bzw. verdrehte Prioriätensetzung halten. Ein Spielplatz ist nicht nur ein Luxus, ein Spielplatz ist auch Infrastruktur. Das gilt am Siegfried Ludwig-Platz noch eindrucksvoller als anderswo: der Hort stemmt hier die Nachmittagsbetreuung und Eltern nutzen ihn als Pufferzone bis Geschwisterkinder aus KSV Kursen kommen. Bei Großveranstaltungen und Besuchen der Hallenwirtin bin ich mit Sicherheit nicht der einzige, der oft genug zu seinen Kindern sagt "geht rüber zum Spielplatz". Wenn man den Siegfried Ludwig-Platz eher als Ort für Menschen und Familien begreift und weniger als Zufahrt zur Jubiläumshalle, dann gehört der Spielplatz einfach dazu. 

Zugegeben: Der Zaun sieht wirklich nicht sehr attraktiv aus. Aber die Lösung kann nicht sein, den Spielplatz zu schleifen. Man sollte sich eher darum bemühen, den Zaun besser zu integrieren.

Fazit

Sie sehen schon, dass ich persönlich mir den Siegfried Ludwig-Platz ganz klar als Parkplatz vorstelle: Als eine Mischung aus Park und Platz (das billige Wortspiel sei mir bitte verziehen).

Sind Sie anderer Meinung? Habe ich vergessen, Teilaspekte zu beleuchten? Ich würde mich ehrlich über Kommentare unter diesem Blogartikel freuen. 

Biedermannsdorf hat im Grunde zwei Ortszentren: den Perlashof und den Siegfried Ludwig-Platz. Unabhängig davon, ob Sie meinen Vorstellungen zustimmen, möchte ich Sie bitten, die Gestaltung des Siegfried Ludwig-Platzes ernst zu nehmen, sich Gedanken zu machen, Ihr Interesse zu zeigen und am 29.9. zur Befragung zu gehen.
Es geht um was.

Samstag, 24. September 2022

Es geht um die Energiewende!

 

Nein, wir müssen nicht auf Fleisch und den Urlaubsflug verzichten, nicht im Winter bei 15 Grad mit zwei Pullovern im Zimmer frieren, nur drei Minuten lauwarm duschen oder sonst auf den gewohnten Komfort verzichten, um das Klima zu retten. Das reden uns nur die ein, die am Status quo verdienen oder an der Macht bleiben wollen; diejenigen, die Angst vor jeder Veränderung haben oder sich Angst machen lassen; die, die aus Bequemlichkeit oder Denkfaulheit nicht weiter als bis zur eigenen Nasenspitze sehen oder sehen wollen.

Das Klima braucht nicht gerettet zu werden, dem ist es egal, wie ungemütlich es für uns auf der Erde wird. Wir müssen die Lebensgrundlagen unserer Enkel retten und den Klimakollaps möglichst abmildern. Und das geht, ohne dass wir unseren Verbrauch an Nutzenergie verringern müssen!

Es geht nicht ums Energiesparen, es geht um die Energiewende! Wenn wir Öl, Gas oder Kohle als Energiequelle verwenden, geht mehr als die Hälfte, oft auch drei Viertel der enthaltenen Energie verloren, nur der kleine Rest ist dann die Energie, die wir nutzen, für unseren Komfort und Wohlstand verwenden.

Daher müssen wir das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas gegen Null bringen. Wir müssen alle benötigte Energie aus nachhaltigen, umweltverträglichen Energiequellen decken: Aus Sonnenlicht, Wind, Wasserkraft, den Gezeiten und Erdwärme. Ist daraus einmal elektrische Energie erzeugt, kann sie mit ungleich besserem Wirkungsgrad, als das mit fossilen Energieträgern möglich ist, zu fast hundert Prozent von uns genutzt werden. Und gleichzeitig bremst das den Klimawandel, weil kaum mehr CO2 frei wird. Das müssen wir hinbekommen, und zwar möglichst schnell, besser heute als morgen. Denn das Zeitfenster, das uns für den Umstieg bleibt, schließt sich. Und natürlich geht es auch darum, unseren Verbrauch an Rohstoffen und natürlichen Ressourcen zu verringern.

Ja, das wird schwierig. Es wird uns Veränderungen abverlangen. In der Umstellungsphase werden wir auch auf einiges Liebgewonnene verzichten oder uns einschränken müssen. Aber es ist notwendig, die Not wendend. Und es ist möglich! Noch immer.

Aber wir dürfen es ewigen Verhinderern, Zauderern, sogenannten Interessenvertretern und mutlosen Politikern nicht erlauben, unseren Enkeln die Zukunft zu rauben. Wir dürfen es uns nicht erlauben, die Energiewende mit dem Hinweis auf Natur- und Artenschutz unzulässig zu behindern. Denn wenn das Klima mal gekippt ist, wird es auch keine Natur,  keine Tier- und Pflanzenarten, wie wir sie heute bei uns kennen, zu schützen geben. Und wir dürfen uns nicht erlauben, aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit auf scheinbar einfache Lösungen reinzufallen.

Samstag, 17. September 2022

Strompreisrabatt Niederösterreich

Am 14. Juli präsentierten die NÖ-Grünen ein Stromkostenförderungsmodell, das vorsah, 80 Prozent des Jahresstrombedarfes zum „alten“ Preis zu garantieren. Das wurde von der VP-Mehrheit abgeschmettert. Ein paar Wochen später präsentierte die VP-Landesregierung aber einen nahezu identen Vorschlag und beschloss ihn auch gleich.

Dass die ÖVP Niederösterreich „vergisst“, auf die Urheberschaft hinzuweisen, ist schlechter Stil. Aber es ist mehr. Denn obwohl eine bundesweiten Strompreisbremse damals schon diskutiert und vor Doppelgleisigkeiten gewarnt wurde, wird der niederösterreichische Strompreisrabatt jetzt zusätzlich zur bundesweiten Unterstützung ausbezahlt. Weil in NÖ die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen dafür eine Rolle spielt – was an sich ja vernünftig ist - wird es dazu kommen, dass das Verbrauchen von Strom großteils kostenlos wird und teilweise noch bezahlt wird. In Zeiten, wo Strom knapp ist und Energie eingespart werden müsste, ist das nicht gerade intelligent.

Natürlich wird dieses Geld von vielen Menschen gebraucht, um die allgemeine Teuerung besser zu bewältigen. Und natürlich sind wir dafür, dass insbesondere Menschen mit geringem Einkommen dabei geholfen wird. Mit „Strompreisrabatt“ hat das jedoch nichts mehr zu tun. Aber die ÖVP Niederösterreich befürchtet angesichts verheerender Umfragewerte für die kommenden Landtagswahlen offenbar Schlimmes. Und so nennt sie sich jetzt „Niederösterreich Partei“ und versucht, durch das mit dem Füllhorn verteilte Steuergeld der Bevölkerung Sand in die Augen zu streuen. Was dadurch nicht besser wird, dass sie, wie auch die Bundes-ÖVP,  seit Jahrzehnten etwa die Besteuerung hoher Erbschaften mit sinnbefreiten Argumenten ablehnt, obwohl die dafür vorgelegten Vorschläge 90 Prozent der Bevölkerung überhaupt nicht treffen würden.

Sonntag, 4. September 2022

Domino-Effekt

 

In unserer komplexen Welt hängen die Ursachen verschiedener Krisen voneinander ab. So führt ein Problem zum nächsten. Ein Beispiel gefällig?

In ganz China hat es für fast 70 Städte Hitzewarnungen mit erwarteten Temperaturen von über 40 Grad Celsius gegeben. In der chinesischen Provinz Sichuan mit etwa 84 Millionen Einwohnern ist  die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Vergleichszeitraum der Vorjahre um 51 Prozent gesunken. Seit Wochen sengende Hitze, Fahrbahnen aufgeworfen wie Wellpappe, Wassermangel, Stromausfälle, extreme Dürre.

In vielen Teilen Chinas haben extreme Temperaturen, in anderen Landesteilen Regenfälle und Überschwemmungen zu Ernteausfällen geführt. Die anhaltende Hitze hat, wie bei uns, in Sichuan dazu geführt, dass der Pegelstand der Flüsse in Rekordgeschwindigkeit gesunken ist. Die Provinz mit 84 Millionen Einwohnern erzeugt ihren Strom überwiegend aus Wasserkraft. Durch den gesunkenen Pegel wird in den Wasserkraftwerken weniger Strom erzeugt, Sichuan ist vom Stromexporteur zum -importeur geworden. Die extreme Hitze hat andererseits zu einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Klimaanlagen in Büros und Haushalten geführt. Der stark gestiegene Stromverbrauch für Klimaanlagen hat damit das Energieversorgungsnetz weiter unter Druck gesetzt.

Deshalb hat Sichuan, ein Zentrum der Halbleiter-, Solar- und Lithiumindustrie, einen Produktionsstopp der meisten Fabriken für mindestens sechs Tage angeordnet. Das trifft auch viele  internationale Großkonzerne wie Apple, große Chiphersteller wie Intel oder Texas Instruments und auch Foxconn, einen der größten Fertigungsbetriebe für elektronische Produkte weltweit. Lithium und seltenen Erden werden in Sichuan nicht nur abgebaut, sondern auch weiter verarbeitet. Etwa zu Photovoltaik-Paneelen, Magneten für Elektromotoren und Batterien zum Beispiel für Tesla. Auch das ist durch die Produktionsstopps betroffen. Insgesamt haben die extremen Auswirkungen des Klimawandels in China spürbare Folgen auf Produktionen und Preisentwicklungen, global und natürlich auch bei uns.

Weitere Details dazu hier.

Donnerstag, 1. September 2022

Ein Land ertrinkt – betrifft das uns?

Bild: DPA, Quelle: https://www.ipg-journal.de/regionen/asien/artikel/ein-land-ertrinkt-6160/

33 Millionen Menschen und 70% des Staatsgebiets betroffen.
Mehr als 1000 Tote.
10 Millionen Häuser zerstört.
Nach dem Verlust von Menschenleben, Wohnungen und Infrastruktur droht Pakistan nun auch die Beeinträchtigung der Ernährungssicherheit. Der Klimawandel führt dazu, dass mittel- bis langfristig weite Teile des Landes unbewohnbar sein werden, es drohen erzwungene Migration, Arbeitslosigkeit und Verlust der Lebensgrundlagen.

Der Klimawandel betrifft nicht nur Pakistan, sondern auch uns. Schon jetzt. Und in Zukunft noch viel stärker, wenn wir nicht schnellstens und massiv gegensteuern. Er ist eine Folge unseres globalen, auf grenzenlosem Wachstum ausgerichteten Wirtschaftssystems. Wir müssen den Klimawandel radikal, an der Wurzel, bekämpfen. Dabei auf private Einsparungen zu setzen, bringt aber nicht viel. Nur staatliche und EU-weite politische Umsteuerung kann das schaffen. Die Rolle von uns Privaten ist es, dafür Druck aufzubauen, aber auch die Politik dazu zu ermutigen.