Die atlantische meridionale Umwälzzirkulation (Amoc) ist ein wichtiger Bestandteil des globalen Klimasystems. Sie bringt sonnenerwärmtes tropisches Wasser nach Europa und in die Arktis. Dort kühlt es ab, sinkt in die Tiefe und strömt zurück.
Eine Studie kommt zu dem Schluss, dass der Zusammenbruch dieser kritischen atlantischen Strömung nicht mehr als unwahrscheinlich angesehen werden kann. Das würde den tropischen Regengürtel, auf den viele Millionen Menschen für den Anbau ihrer Nahrungsmittel angewiesen sind, verschieben, Westeuropa in extrem kalte Winter und sommerliche Dürren stürzen und den ohnehin steigenden Meeresspiegel um 50 cm erhöhen. Der Kipppunkt, ab dem der Zusammenbruch dieser Strömung unaufhaltsam wäre, könnte bereits in einigen Jahrzehnten erreicht sein. Etwa 50 bis 100 Jahre danach würde diese globale Klimaanlage ihren Betrieb dann endgültig einstellen.
Die gute Nachricht: Durch eine internationales, rasches und entschlossenes Kappen unserer klimaschädlichen Emissionen wäre dieses Szenario sehr wahrscheinlich noch vermeidbar.
https://www.theguardian.com/environment/2025/aug/28/collapse-critical-atlantic-current-amoc-no-longer-low-likelihood-study
https://www.theguardian.com/environment/2024/oct/23/we-dont-know-where-the-tipping-point-is-climate-expert-on-potential-collapse-of-atlantic-circulation
Samstag, 30. August 2025
Globale Klimaanlage vor dem Zusammenbruch?
Donnerstag, 21. August 2025
1200 Millionen Euro durch Steuerbetrug verloren?
Der durch den Cum-Ex-Skandal verursachte Steuerschaden in Österreich belief sich Schätzungen der an der Aufklärung des Falls maßgeblich beteiligten Rechercheplattform „Corrective“ zufolge auf etwa 1,2 Milliarden Euro. Weltweit wurden durch den Cum-Ex-Skandal und vergleichbare, steuergetriebene Aktiengeschäfte nach aktuellen journalistischen und wissenschaftlichen Schätzungen mindestens 150 Milliarden Euro an Steuern hinterzogen. Diese Zahl umfasst neben Cum-Ex auch Cum-Cum und ähnliche Modelle. Hanno Berger, der jahrzehntelang zu den renommiertesten Steuerrechtsanwälten der Bundesrepublik zählte, gilt als Initiator der CumEx-Geschäfte. Der Steuerbetrug erfolgte durch die missbräuchliche Mehrfacherstattung von Kapitalertragsteuer, auf die in dieser Form kein Anspruch bestand. Eigentlich sollten Cum-Ex-Geschäfte längst der Vergangenheit angehören, doch: Mit anderen Methoden läuft der Steuerbetrug weiter.
Der Schaden betrifft vor allem europäische Länder: Deutschland ist mit geschätzten 36 Milliarden Euro am stärksten betroffen, gefolgt von Frankreich mit 33,4 Milliarden Euro, den Niederlanden mit 27 Milliarden Euro, der Schweiz mit 4,8 Milliarden Euro und Österreich mit 1,2 Milliarden Euro. Aber auch weitere Staaten weltweit sind betroffen. Die genannten 150 Milliarden Euro gelten dabei als konservative Schätzung – der tatsächliche Gesamtschaden könnte also noch höher ausgefallen sein. Die Dimension dieses Steuerbetrugs ist damit weltweit beispiellos und hat weitreichende Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte vieler Länder.
Das österreichische Finanzministerium und der Rechnungshof beziffern den Schaden allerdings nur auf insgesamt 180 bis 187 Millionen Euro. Der Großteil dieses Betrags ist für den österreichischen Staat faktisch verloren. Bis August 2025 gibt es in diesem Fall keine rechtskräftigen Verurteilungen. Die WKStA hat jüngst ihre Ermittlungen im Cum-Ex-Skandal auf mittlerweile 30 Personen und 15 Unternehmen ausgedehnt.
Ein Interview mit Anne Brorhilker war der Anlass, wieder über diesen Fall zu berichten. Anne Brorhilker war Deutschlands bekannteste Cum-Ex-Staatsanwältin. Elf Jahre lang ermittelte sie federführend gegen Cum-Ex. Vor einem Jahr hörte sie auf, da sie am politischen Willen zur Aufklärung des Steuerskandals zweifelte, verzichtete auf ihr Beamtengehalt und ihre Pensionsansprüche und wechselte zur NGO Finanzwende. In diesem Artikel beschreibt sie die Anfänge der Cum-Ex-Ermittlungen und nennt auch diejenigen, die ihrer Meinung nach den Kampf gegen Finanzkriminalität behindern.
Weitere Infos und Quellen:
https://gruenebiedermannsdorf.blogspot.com/2018/11/cum-ex.html
https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/news/news/aktuelles/Rechnungshof_veroeffentlicht_drei_Follow-up-Berichte.html
https://www.fondsprofessionell.at/news/maerkte/headline/cum-ex-skandal-45-verdaechtige-in-oesterreich-202057/
https://de.statista.com/infografik/26036/geschaetzter-steuerverlust-durch-cum-cum-und-cum-ex/
https://correctiv.org/top-stories/2021/10/21/cumex-files-2/
https://de.wikipedia.org/wiki/CumEx-Files
Donnerstag, 12. Juni 2025
Die Ozeane als Indikator der Klimaveränderung
Zwischen 1993 und 2024, also in nur 31 Jahren, ist der durchschnittliche Meeresspiegel um 113 mm gestiegen. Wobei die Schnelligkeit dieses Anstiegs zunimmt: In den letzten zehn Jahren hat sie sich von 2,1 mm/Jahr auf 4,7 mm/Jahr mehr als verdoppelt. Und nur innerhalb eines Jahres, von 2023 bis 2024, stieg der Wärmeinhalt der oberen 2000 Meter des Weltozeans um 16 Zettajoule an - das entspricht etwa dem 140-fachen der gesamten jährlichen Stromerzeugung der Welt.
Das alles ergibt sich aus dem neuesten Bericht über den Zustand des Weltklimas der WMO (Weltorganisation für Meteorologie), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Die WMO verfolgt wichtige Klimaindikatoren, um verlässliche wissenschaftliche Daten zu liefern, die zum Handeln anregen sollen.
Der durch die Erwärmung der Ozeane und die Eisschmelze verursachte Anstieg des Meeresspiegels bedroht Küstengemeinden. Er ist aber vor allem ein Indikator für Klimaveränderungen, die Ökosysteme und Lebensgrundlagen überall auf der Welt bedrohen. Etwa 90 % der zusätzlichen Wärme, die durch Treibhausgase gebunden wird, wird vom Ozean absorbiert, der sich dadurch erwärmt und das Meeresleben, Meeresspiegel und Meeresströmungen und die globalen Wettermuster beeinflusst.
https://wmo.int/topics/climate-change
https://library.wmo.int/records/item/69455-state-of-the-global-climate-2024
Orban´s und Putin´s Außenposten am Kahlenberg.
Das ungarischen Mathias Corvinus Collegium (MCC), dass eng mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und seiner Partei FIDESZ vernetzt ist, hat vor einiger Zeit 90 Prozent der Modul-Uni am Kahlenberg übernommen. Es wird mit Putins Öl-Millionen finanziert und verbreitet wüste Verschwörungsparolen vom äußersten rechten Rand. Die ÖVP-dominierte Wiener Wirtschaftskammer ist Miteigentümer.
Die private Wiener Universität „Modul“ ist eine Uni für die Elite, die Studiengebühr für die meisten Bachelor-Programme liegt bei 8.000 Euro pro Semester. Das MCC ist die wahrscheinlich größte private Bildungseinrichtung Ungarns und ein einflussreicher politischer „Think Tank“. Sein Kurs liegt stramm auf Linie von Viktor Orbán und seiner Partei FIDESZ, die bekanntermaßen ausgezeichnete Verbindungen zu den Kriegsverbrecher:innen im Kreml unterhalten. 10 Prozent der Modul-Uni gehören der ÖVP-dominierten Wiener Wirtschaftskammer. Deren Interessen werden von Elisabeth Köstinger und Kasia Greco, der Vizepräsidentin der Wiener Wirtschaftskammer wahrgenommen.
Im März 2025 veröffentlicht das MCC einen politischen Grundlagentext zur EU mit dem Titel „The Great Reset“. Das ist die Verschwörungserzählung der äußersten Rechten in Europa, die alle abstrusen Behauptungen der Szene zusammenfasst.
https://www.standpunkt.press/great-reset-am-kahlenberg-wie-orbans-rechte-eine-wiener-uni-kapern-372/
Übrigens: Auf Putins negative Einflussnahme auf die EU auch über die FPÖ haben wir schon mehrmals aufmerksam gemacht, zum Beispiel hier.
Dienstag, 3. Juni 2025
Ist die Wirtschaft schon am Wendepunkt?
In trüben Zeiten auch mal eine gute Nachricht: Im ersten Quartal dieses Jahres ist Chinas Treibhausgasausstoß erstmals gesunken – und das obwohl die Stromnachfrage weiter gestiegen ist und Chinas Wirtschaft wuchs. Und einen ähnlichen Wendepunkt hat möglicherweise auch die Wirtschaft in Deutschland und Europa geschafft.
Dies zeigt eine Untersuchung der britischen Klima-Watchdog-Organisation „Influence Map“, die Geschäftsmodelle und Unternehmensziele der 200 größten Unternehmen in Europa analysiert hat. Demzufolge befand sich noch im Jahr 2019 das Geschäftsmodell von lediglich 3 Prozent dieser Großunternehmen im Einklang mit den Klimazielen des Pariser Abkommens.
Das hat sich in den nur wenigen Jahren seither dramatisch gewandelt. Laut der Analyse sind inzwischen 23% der großen europäischen Unternehmen „fully aligned“ mit dem Ziel der Klimaneutralität. Und eine Mehrheit von 52 Prozent ist bereits „fully or partially aligned“. Vielleicht noch bemerkenswerter ist, dass parallel die Zahl derjenigen Unternehmen, deren Geschäftsmodell vollständig inkompatibel mit den Klimazielen ist, erheblich zurückgegangen ist. Die vielbeschworene Transformation der Wirtschaft, sie vollzieht sich also möglicherweise genau jetzt.
Allerdings: Die Politik hinkt mutlos noch hinterher. Und auch die gängigen Erzählmuster über „Wirtschaft und Klimaschutz“ bilden diese Entwicklung noch zu wenig ab.
Montag, 17. Februar 2025
Eine Million Schnitzel - und was das mit der Steuerbefreiung von Kerosin zu tun hat.
Öffentlichkeitswirksam wird bei der Diskussion über nachhaltige Treibstoffe für Flugzeuge häufig auf das Potenzial von Altspeiseöl verwiesen. Tatsächlich ist es möglich, aus altem Speiseöl alternativen zu Kerosin, sogenanntes SAF (Sustainable Aviation Fuel) herzustellen. Allerdings: Ein Team der TU Graz hat berechnet, dass für einen einzigen SAF-Flug basierend auf Altspeiseöl von Wien nach New York und retour rund eine Million Schnitzel frittiert werden müssten.
Eine EU- Verordnung schreibt ab Anfang 2025 die Beimischung von SAFs zu herkömmlichem Flugbenzin (Kerosin) vor. Unterschieden wird dabei zwischen biogenem und synthetischem SAF – wobei die heutige Produktion fast ausschließlich auf Ersterem aufbaut, während Produktion und Entwicklung von Zweiterem (Stichwort „E-Kerosin“, basierend auf Elektrizität, Wasserstoff und CO2) erst in den Kinderschuhen steckt.
Der Großteil des Altspeiseöls landet derzeit als Biodiesel in Kfz-Motoren, nur vier Prozent werden für die SAF-Produktion verwendet. Große Mengen Altspeiseöl werden derzeit aus China, Indonesien und Malaysia importiert, um die Bedarfslücke in Europa zu schließen. Allerdings gibt es starke Indizien, dass hier Etikettenschwindel betrieben wird und es sich beim Großteil davon um „frisches“ Pflanzenöl aus Intensivlandwirtschaft handelt.
Altspeiseöl wird also den Flugverkehr nicht ökologisch gestalten können. Sinnvoller wäre, die derzeitigen Befreiungen von der Mineralöl- und Mehrwertsteuer für Kerosin europaweit aufzuheben. Leider wird derzeit sogar diskutiert, diese Steuerbefreiungen noch für die nächsten 20 Jahre aufrechtzuerhalten.
Details dazu hier und hier
Dienstag, 5. November 2024
Fragile Demokratie
„Die Vereinigten Staaten sind heute eine sehr fragile Demokratie. Die amerikanische Verfassung, vertreten durch Institutionen wie den Obersten Gerichtshof, ist nicht in der Lage, auf diese Krise zu reagieren. Sie hat Schwierigkeiten, die Demokratie zusammenzuhalten.“ (Homi K. Bhabha im Interview mit dem „Falter“ anlässlich der US-Präsidentenwahl)
Homi K. Bhabha (Bild) ist ein indischer Theoretiker des Postkolonialismus und Kulturwissenschaftler.
Leider trifft dieser Befund nicht nur auf die USA, sondern auf jede Demokratie und somit auch auf Österreich zu. Denn überall versuchen mächtige Player, etwa Superreiche oder Politiker, durch Manipulation und emotionale Fake-News Wähler so zu beeinflussen, dass Wahlen zu ihrem Gunsten und nicht primär zum Wohl der Allgemeinheit ausfallen. So kann Demokratie durch demokratische Mittel laufend ausgehöhlt und geschwächt werden, bis von ihr nur mehr eine leere Hülle übrig ist.
Dagegen helfen nur wache, interessierte, gebildete Bürger, die nicht in Meinungsblasen und eigenen Vorurteilen gefangen sind, und freie, demokratisch organisierte Medien.
Dazu passt folgendes Zitat von Paul Sethe, Gründungschefredakteur der "Frankfurter Allgemeinen": "Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Frei ist, wer reich ist. Das Verhängnis besteht darin, dass die Besitzer der Zeitungen den Redakteuren immer weniger Freiheit lassen, dass sie ihnen immer mehr ihren Willen aufzwingen."
Und ein Gericht in Pennsylvania hat am Vortag der US-Wahl erklärt, dass die tägliche Verlosung von einer Million Dollar an deklarierte Trump-Wähler durch Elon Musk zulässig sei - soweit sind wir in Österreich und der EU allerdings noch nicht.
Samstag, 14. September 2024
Gute Nachricht: Die Chancen werden besser!
Die Klimakrise wird zwar schlimmer, aber die Aussicht, dass wir sie lösen können, wird besser. Meldungen, die gemessen an der Größe der Klimakrise für sich alleine stehend viel zu banal sind, zeigen, wenn wir uns die Details anschauen: Es geht wirklich voran. Beispiele gefällig?
- China ist längst zum Zugpferd der Energiewende geworden.
- Das vergleichsweise sonnenarme Deutschland wird zum Solar-Champion.
- Entwicklung in ärmeren Ländern muss nicht immer bedeuten, dass sie erst mal Kohle verstromen. Länder wie Brasilien bauen erneuerbare Energien in Rekordgeschwindigkeit aus.
Natürlich gibt dabei ein paar Wenns und Abers, aber keine entscheidenden Einschränkungen. Und natürlich dürfen wir nicht die Hände in den Schoß zu legen. Aber diese Fortschritte sollen uns ein Motivationsschub und eine Bestätigung sein, dass wir die Kurve in eine lebensfreundliche Zukunft noch schaffen können, wenn wir weiter dran bleiben! Weitere Details in zehn Grafiken.
Jeder ist aufgerufen, dazu beizutragen, dass uns die Wende gelingt: Durch persönliches Verhalten, durch Engagement, auch Andere zu nachhaltigerem Verhalten zu bewegen und nicht zuletzt auch durch seine Entscheidung in der Wahlkabine.
Freitag, 6. September 2024
Globaler Handel und Lebensqualität
In den letzten 25 Jahren haben die Hälfte aller Fleischhauer und Bäcker zugesperrt, dafür schlachtet heute ein einziger deutscher Betrieb 60.000 Schweine pro Tag. Nur mehr die Hälfte des bei uns gebackenen Brotes wird mit Getreide aus österreichischem Anbau gebacken, aber allein im Jahr 2023 wurden 480.000 Tonnen Backwaren aus China in die EU importiert. Tag für Tag landen etwa 20 Millionen Päckchen aus China in der EU, dafür zerstört der globale Handel regionale Strukturen. Etwa eine Million Tonnen genießbare Lebensmittel landen in Österreich jedes Jahr im Müll. Und während zahlreiche Wirtshäuser für immer geschlossen haben und Ortskerne verkümmert, haben sich die Flächen der Supermärkte verdoppelt.
Ist das eine Entwicklung, die uns glücklich macht, die wir gutheißen können? Unser globales, neoliberales Wirtschaftssystem ist auf gnadenlosem Wettbewerb ohne Rücksicht auf Verluste aufgebaut und hat dieses Konzept in unserem Denken, in unserer Gesellschaft, in der Art und Weise, wie wir mit Anderen zusammenleben und mit der Natur umgehen, tief verankert. Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, ob es nicht aus anders ginge und wie wir eine Kurskorrektur auch politisch hinkriegen könnten.
Freitag, 30. August 2024
Nochmals zum Thema Renaturierungsgesetz
Nach Gewesslers Zustimmung zum EU Renaturierungsgesetz haben ewiggestrige Lobbyisten und der größere Koalitionspartner mit hanebüchenen, faktenfreien Behauptungen Landwirte und Waldbesitzer dazu gebracht, in Schnappatmung zu verfallen. Nun sind die Emotionen etwas abgekühlt, und daher wollen wir nochmals das Allerwichtigste zusammenfassen. Denn die Fakten geben keinen Grund zur Aufregung her:
- Beim Renaturierungsgesetz geht es vor allem um Wälder, Flüsse, Seen und Moore, die, etwa durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, bereits geschützt sind, und in jedem Fall nur um Flächen, die geschädigte oder zerstörte Ökosysteme darstellen. Es geht nicht, wie von Bauernvertretern dargestellt, darum, dass jeder Bauer 30% seiner Flächen renaturieren müsste.
- Flächen wie Wirtschaftswälder, städtische Grünräume und landwirtschaftliche Ökosysteme, für die es bisher keine schützenden Richtlinien gibt und die in keinem guten Zustand sind, sollen in zweiter Linie durch das Renaturierungsgesetz ökologisch verbessert werden. Dadurch sollten letztlich auch Landwirte und Waldbesitzer profitieren.
- Und schließlich: Was genau wie renaturiert wird, wird nicht jetzt durch das EU-Gesetz, sondern in Zukunft durch die Politik vor Ort bestimmt. In jedem einzelnen Fall das Einvernehmen mit betroffenen Grundbesitzern, Landwirten oder Forstbetrieben herzustellen und gegebenenfalls Kompensationen auszuhandeln, wird zweifellos mühsam werden. Aber das anvisierte Ergebnis sollte es uns wert sein. Meinungsumfragen zeigen übrigens, dass eine Mehrheit der Bevölkerung hinter der Abstimmungsentscheidung Leonore Gewesslers steht.
https://www.moment.at/story/wie-sieht-renaturierung-in-oesterreich-aus/
https://gruenebiedermannsdorf.blogspot.com/search?q=Renaturierungsgesetz
Dienstag, 6. August 2024
Und wieder: Blockierer am Werk!
Für den Anbau vieler Rohstoffe werden Wälder gerodet, was drastische Folgen für Klima und Artenvielfalt hat; daher hat die EU vergangenes Jahr die Entwaldungsverordnung erlassen.
Nun versucht der große Koalitionspartner, diese von ihm mitbeschlossene Verordnung zu blockieren oder zumindest zu verzögern. Ein Verhalten, das wir von dieser Partei schon gewöhnt sind – was die Sache aber nicht besser macht.
Details zur EU-Entwaldungsverordnung
Frühere Blogbeiträge zum Thema hier und hier
Artikel im Standard
Montag, 20. Mai 2024
Wie sehr wir die Welt verändern
Die Drehachse der Erde wanderte seit langer Zeit langsam vom magnetischen Nordpol in Richtung Süden. Aber vor etwa 25 Jahren hat sich diese Bewegung plötzlich auf eine östliche Richtung geändert. Wissenschafter der staatlichen Universität in Seoul haben dafür zwei von der Menschheit verursachte Gründe ausgemacht: Das beschleunigte Abschmelzen der polaren Eisschilde und der Gebirgsgletscher sowie kolossale Mengen an Wasser, die für Landwirtschaft und Haushalte aus dem Boden gepumpt werden. Der riesige Rückgang der Grundwasservorräte in bestimmten Regionen, darunter Indien und das Central Valley in Kalifornien, wurde auch von Satelliten, die Schwankungen der Erdanziehungskraft messen, aufgezeigt. Dadurch und durch das Abschmelzen des Eises hat sich die Verteilung der Masse auf dem Planeten so stark verändert, dass seine Drehung beeinflusst wurde.
Zwischen 1960 und 2000 hat sich die weltweite Grundwasserentnahme mehr als verdoppelt und beträgt nach Schätzungen von Wissenschaftlern etwa 20 Billionen Liter pro Jahr. Wo zu viel Wasser aus dem Boden gepumpt, aber nicht wieder aufgefüllt wird, kann Land absinken und dadurch Häuser und Infrastrukturen beschädigt werden. Auch schrumpft dann der unterirdische Raum, der danach wieder Wasser aufnehmen könnte. Die Veränderungen in der Drehachse der Erde beeinflussen auch unsere satellitengestützten Navigationssysteme und die Genauigkeit von Karten-Apps.
"Wir haben wahnsinnig in die Natur eingegriffen und betreiben eigentlich schon Evolution", sagte Michael Wagreich vor einem Jahr im Interview. Er leitet das Institut für Geologie an der Universität Wien und setzt sich dafür ein, dass das Anthropozän als neues geologisches Zeitalter der Erdgeschichte anerkannt wird.
https://www.nytimes.com/2023/06/28/climate/groundwater-earth-spin-axis.html
https://newsletter.falter.at/nZXYMBxU7m7ytG
Samstag, 18. Mai 2024
Der Klimawandel und seine Folgen für uns
Das Leben auf der Erde wurde durch das Klima geprägt. Die Arten haben sich so entwickelt, dass sie in ihrer Umgebung überleben und gedeihen konnten, und wenn sich die Bedingungen änderten, mussten sie sich entweder an ihre neue Umgebung anpassen oder umziehen, um gastfreundlichere Bedingungen zu finden. Die Geschichte der menschlichen Evolution zeigt dies deutlich.
Vor etwa 12 000 Jahren trat die Erde in eine Phase ungewöhnlich stabiler klimatischer Bedingungen ein. Die regelmäßigen Temperaturen und die Verfügbarkeit von Süßwasser sorgten für die Bedingungen, die die menschliche Entwicklung ermöglichten. Nun ließen sich nomadische Gruppen in Regionen mit günstigem Klima nieder und gründeten die ersten Siedlungen. Schnell entwickelten sich landwirtschaftliche Praktiken, und heute lebt nur noch ein kleiner Teil der Menschheit nomadisch. Dank des stabilen Klimas konnte die menschliche Bevölkerung innerhalb von etwa 10 000 Jahren von etwa fünf Millionen auf mehr als acht Milliarden ansteigen. Die Forschung legt nahe, dass das Ausmaß der heutigen Zivilisationen ohne diese klimatische Stabilität unmöglich gewesen wäre.
Aber nun ist das stabile Klima, auf das sich die Menschheit seit Jahrtausenden verlassen hat, im Umbruch. Die globalen durchschnittlichen Oberflächentemperaturen waren im Zeitraum 2011-20 aufgrund menschlicher Aktivitäten rund 1,2 °C wärmer als die vorindustriellen Werte.
In einer Studie wird eine durchschnittliche Jahrestemperatur von 29 °C als Obergrenze der "menschlichen Klimanische" genannt. Oberhalb dieser Temperaturschwelle könnten Regionen unbewohnbar werden. Die Autoren stellen fest: Im Zeitraum 1960-1990 lebten nur etwa 12 Millionen Menschen, weniger als ein Prozent der Weltbevölkerung, außerhalb dieser Klimanische. Im heutigen Klima sind es schon mehr als 600 Millionen, neun Prozent der Weltbevölkerung. Bei einer Erwärmung von 2,7 °C über den vorindustriellen Temperaturen - entsprechend den derzeitigen Zusagen zur Emissionsreduktion - würde etwa ein Drittel der Menschen aus dieser Nische herausfallen.
Das Ärgste können wnr noch abwenden - wenn wir sofort und entschlossen das Richtige tun!
How does climate change drive human migration? (englisch)
Weitere Infos
Mittwoch, 8. November 2023
Keine Pause beim Klimaschutz!
Laut einer in „Nature Climate Change“ veröffentlichten Studie würden wir das 1,5-Grad-Limit schon in sechs Jahren erreichen, wenn wir global unsere bisherigen Emissionen beibehielten. Das muss uns ein zusätzlicher Ansporn sein, in den Anstrengungen weiterzumachen, den Klimawandel einzubremsen.
Jeder weitere Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur ist mit großen Risiken und hohen Kosten verbunden. Umgekehrt gilt entsprechend, dass jedes Zehntel- Grad an vermiedener Erderhitzung zählt. 2,0 Grad Erhitzung zu vermeiden ist also besser als 2,1 Grad, 1,6 Grad besser als 1,8 und so weiter. Daher gilt weiterhin: Die Emissionen müssen runter, jetzt sofort – nicht irgendwann.
Um den Klimawandel zu bremsen, müssen erhebliche Änderungen von Strukturen (Gesetzen, Besteuerung usw.) erfolgen. Diese müssen von der Politik angestoßen, gegen Lobbywiderstände umgesetzt und der Bevölkerung erklärt werden. Mehr als durch persönliche Müllvermeidung, Verzicht auf Flugreisen usw. kann jeder Einzelne viel wirkungsvoller durch politisches Engagement, Druck auf Politiker, Teilnahme an Protestaktionen und letztlich durch sein Verhalten an der Wahlurne aktiv werden.
https://www.klimafakten.de/.../newsletter-07-ist-nun...
https://www.nature.com/articles/s41558-023-01848-5
https://gruenebiedermannsdorf.blogspot.com/.../klimaschut...
Mittwoch, 11. Oktober 2023
Eine Million mehr!
Um rund eine Million Menschen hat Österreichs Bevölkerung in den letzten 23 Jahren zugenommen. Dieses Wachstum ist vor allem auf Nicht-Österreicher:innen zurückzuführen. Ihre Anzahl ist von 730.000 auf mehr als 1,7 Millionen gestiegen. Darunter sind auch Menschen aus anderen europäischen Ländern, wie die Akademie der Wissenschaften festgestellt hat. Sie alle stellen ein großes Potenzial dar, das vielfach brach liegt und Österreich entgeht, wenn Menschen ihre mitgebrachten Qualifikationen nicht einsetzen oder ihre Potenziale nicht entfalten können.
Auch wenn sie hier ihren Lebensmittelpunkt haben, hier arbeiten, Steuern und Abgaben zahlen: Sie dürfen nicht wählen und fühlen sich daher von der Politik wenig bis gar nicht vertreten. Wenn wir weiter bei unserer restriktiven Einbürgerungspolitik bleiben, riskieren wir, dass immer mehr dieser Menschen gar nicht mehr Österreicher werden wollen.
Im gesamten europäischen Raum herrscht extremer Personalmangel im Sozial- , Bildungs- und Gesundheitswesen, im Handel und im Tourismus. Immer mehr Länder werben um die benötigten Arbeitskräfte aus Drittstaaten bereits in ihren Heimatländern. Mehr und mehr entwickelt sich zwischen EU-Regierungen ein Wettlauf um Arbeitskräfte aus dem Ausland.
In keinem anderen EU-Land ist der Arbeitskräftemangel so hoch wie bei
uns, derzeit sind über 100.000 Stellen nicht besetzt. Und unser Fach-
und Arbeitskräftemangel wird sich in den kommenden Jahren noch
verschlimmern. In 20 Jahren werden in Österreich schon 500.000
Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt fehlen.
Unsere derzeitigen Einbürgerungskriterien zählen zu den strengsten weltweit, nur in Bulgarien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten sind sie strenger. Erleichterungen bei der Einbürgerung würden Österreich als Wirtschaftsstandort attraktiver machen.
Weitere Infos:
https://diesubstanz.at/gesellschaft/wie-oesterreich-waechst/
https://salzburg.gruene.at/news/dauerbrenner-integration/
https://tirol.gruene.at/news/tiroler-spoe-uneins-beim-thema-staatsbuergerschaft/
Dienstag, 10. Oktober 2023
Globaler Süden: Ausgeblendet.
85 Prozent aller Menschen leben im globalen Süden. Aber wir wissen fast nichts über sie und wie sie dort leben.
Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Goethe-Institut in Frankfurt hat die Berichterstattung über den globalen Süden im ORF im Juni 2022 analysiert, insgesamt etwa 120 Stunden Nachrichten in der „ZIB 1“ und etwa 3000 Beiträge auf den blauen Seiten des ORF. Weniger als zehn Prozent der Sendezeit und der Beiträge auf orf.at befassten sich mit dem globalen Süden. In diesem Zeitraum gab es dort Kriege in Äthiopien und im Jemen mit insgesamt fast einer Million Toten und eskalierende Gewalt im Karibikstaat Haiti wegen der anhaltenden humanitäre Krise. In Burkina Faso gab es einen Militärputsch, in Pakistan eine Jahrhundertflut mit 1700 Toten, in Peru die Ausrufung des Notstands wegen politischer Unruhen, die Zahl der Hungernden stieg auf fast 830 Millionen Menschen, und 619.000 starben an Malaria. Nigeria, der mit etwa 230 Mio. Einwohnern bevölkerungsreichste Staat Afrikas, wurde in lediglich 3 Beiträgen der ZIB 1 erwähnt, Dänemark mit knapp 6 Mio. Einwohnern hingegen wurde in 32 Berichten genannt.
Das ist keine Kritik am ORF allein. Ein ähnliches Bild zeigt sich in einer Langzeitstudie, in der u.a. mittlerweile fast 6.000 Sendungen der deutschen Tagesschau ausgewertet wurden. Dieses Muster der Berichterstattung ist für Ereignisse, die sich im Globalen Süden ereignen, deutlich weniger empfänglich als für Vorkommnisse, die im Globalen Norden stattfinden.
Die überdimensionale Präferenz für Nachrichten aus dem Globalen Norden droht zu einer medialen Blindheit auch gegenüber schwersten humanitären Krisen und Katastrophen zu führen, die sich im Globalen Süden ereignen. Wir sollten den Nachrichtenwert eines Ereignisses primär nicht nach dem Ort, wo es sich ereignet hat, sondern nach seiner menschlichen Dimension bemessen. Es gilt, die Länder des Globalen Südens aus dem medialen Erinnerungsschatten zu holen und ihnen das Nachrichteninteresse bzw. die öffentliche Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen, die ihnen zusteht.
Montag, 9. Oktober 2023
Neue Rekorde!
Der September 2023 brachte mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 16,38 °C den wärmste je gemessene September seit Messbeginn. Das war 1,75 °C über den Werten eines vorindustriellen Septembers und deutlich über dem 1,5 °C Limit gemäß dem Pariser Klimaschutzvertrag.
Auch in Europa wurde heuer der bisherigen Rekord aus dem September 2020 um 1,1 °C überboten. In Deutschland und Belgien lagen die Septembertemperaturen um fast 4 °C über dem Septemberdurchschnitt der Jahre 1961–1990. Die Schweiz verzeichnete mit durchschnittlich 14,2 °C einen neuen September-Rekord mit 3,8 °C über dem bisherigen Spitzenwert. Die nächtliche Nullgradgrenze lag in der Schweiz bei über 5200 Metern. Zwei Tiefdruckgebiete sorgten für verheerende Niederschläge und zahlreiche Überschwemmungen in Spanien, Griechenland, Bulgarien, der Türkei und in Libyen. Und in der winterlichen Antarktis erreichte das Meereis am 10. September seine maximale Ausdehnung. Diese lag aber etwa eine Million Quadratkilometer unter dem bisherigen Niedrigstwert im Jahr 1986.
Montag, 25. September 2023
Autohersteller spionieren Kunden aus
Lauschen, ausspähen und verfolgen – moderne Autos sind eine Datenschutz-Katastrophe auf Rädern, sagt eine neue Studie der Mozilla Foundation. Die großen Pkw-Hersteller sammeln mit ihren Fahrzeugen und online massenhaft persönliche Informationen – darunter auch solche zu Gewicht, sexueller Aktivität und Gesundheitszustand.
Die Autohersteller können diese Daten dann an Dritte weitergeben und sie nutzen, um Rückschlüsse auf Intelligenz, Fähigkeiten, Eigenschaften, Präferenzen und weitere persönliche Merkmale zu ziehen. Für die Hersteller verspricht der Datenschatz ein gutes Geschäft zu werden – bis 2030 gehen Studien von einem Marktvolumen von 750 Milliarden Dollar aus.
Insgesamt wurden 25 Marken untersucht, keine einzige erfüllte die Mindestsicherheitsstandards der US-Stiftung. Nur Mercedes stellte sich als einziger Hersteller konkreten Fragen der Forscher. Die Marken mit den weitaus meisten Verstößen ist der Untersuchung zufolge Nissan, speziell erwähnt wird auch Volkswagen, und Kia kann laut seiner Datenschutzerklärung Informationen über das „Sexualleben“ seiner Kunden sammeln. Am besten schnitten Renault und Dacia ab, beide räumen Fahrern die Möglichkeit ein, persönliche Daten zu löschen.
Mittwoch, 30. August 2023
Nicht unterentwickelt, sondern überausgebeutet!
In Frankreich gibt es keine einzige aktive Goldmine. Dennoch besitzt dieser ehemalige Kolonialstaat mit 2436 Tonnen die viertgrößten Goldreserven der Welt. Die (ehemals) französische Kolonie Mali besitzt genau 0,0 Tonnen Gold, obwohl im Land pro Jahr 70 Tonnen davon abgebaut werden. Von den Einnahmen aus knapp 60 Tonnen Gold, die von (schätzungsweise) 600.000 Kindern in der ehemaligen französischen Kolonie Burkina Faso geschürft werden, gehen nur 10% an das Land, aber 90% an multinationale Goldgräberkonzerne.
Die ehemalige französische Kolonie Niger verfügt über die hochwertigsten Uranerze Afrikas und ist der siebtgrößte Uranproduzent der Welt. Etwa ein Viertel der europäischen und ein Drittel der Uranimporte Frankreichs kommen von dort. Aber 81,4 Prozent der Bevölkerung sind noch nicht ans Stromnetz angeschlossen, 40 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze, ein Drittel der Kinder ist untergewichtig und die Analphabetenquote liegt bei 63 Prozent.
Nicht nur Frankreich, die meisten europäischen Länder haben in ihren früheren Kolonien Bodenschätze und Menschen ausgebeutet und tun das größtenteils auch noch heute. Das ist die Basis unseres heutigen relativen Wohlstands.
„Arme Länder sind nicht unterentwickelt, sondern überausgebeutet!“
Michael Parenti, US-amerikanischer Politikwissenschaftler
Samstag, 26. August 2023
Umwelttechnologie in Österreich: Innovativ, aber behindert.
Mehr als 2700 österreichische Unternehmen erwirtschaften in der Umwelttechnologie pro Jahr rund 15 Milliarden Euro, jährliches Wachstum 6 Prozent. Aber Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung und Teile der Regierung treten immer noch als Bremser in Klimafragen auf.
Im Süden Österreichs haben sich 300 Unternehmen zum „Green Tech Valley“ zusammengeschlossen. Sie erwirtschaften einen Umsatz von 6,8 Milliarden Euro im Jahr, haben sich dem grünen Fortschritt verschrieben und suchen nach Lösungen für dringende Fragen: Wie kann Kreislaufwirtschaft laufen? Wie funktionieren umweltfreundliche Energien, Energiespeicherung und nachhaltige Mobilität? Wie dekarbonisieren wir die Land-und Forstwirtschaft? Wie schafft man die technologischen Grundlagen für die Energiewende und für eine klimaneutrale Zukunft?
In Oberösterreich stieg Fronius von der einfachen Reparaturwerkstätte der 1950er-Jahre zum Weltmarktführer in umweltfreundlicher Schweißtechnik auf. Die Voestalpine investiert 1,5 Milliarden Euro in die Produktion von "grünem Stahl" und will bis 2050 komplett klimaneutral sein, alle Hochöfen ausgetauscht haben und Pionier für eine klimafreundliche Stahlproduktion werden. Die Firma Ochsner in Haag existiert seit 150 Jahren, seit 1992 produziert das Unternehmen ausschließlich Wärmepumpen. Von 60 Millionen Euro im Jahr 2021 stieg der Umsatz auf 90 Millionen Euro 2022, heuer könnten es 150 Millionen Euro sein. Die Plansee Group in Tiroler Reutte fertigt Molybdän-und Wolframmetalle für Halbleiter für Apple mithilfe von grünem Wasserstoff. Der Schlossermeister Robert Kanduth tüftelte Anfang der 1990er in einer Garage an Sonnenkollektoren. 20 Jahre später lieferte sein Unternehmen Greenonetec 36.000 Quadratmeter Kollektoren in die saudische Wüste und ist Weltmarktführer bei thermischen Sonnenkollektoren. 2022 haben in Österreich Biomasse und Wärmepumpen bei neu gekauften Heizsystemen erstmals die fossilen Systeme überholt.
In einem Jahr erwirtschaften in der Umwelttechnologie mehr als 2700 österreichische Unternehmen rund 15 Milliarden Euro, die Branche wächst um sechs Prozent pro Jahr und sichert 50.000 Jobs direkt und weitere 140.000 indirekt ab. Geschätzte zwölf Prozent der österreichischen Umwelttechnologiefirmen sind mit ihren Produkten europäische oder Weltmarktführer, weit mehr als in anderen Branchen.
Die Umwelttechnologie hat alles, was einen Zukunftsmarkt ausmacht: Die Dringlichkeit durch den Klimawandel und international festgeschriebene politisch Ziele. Aber Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung und Teile der Regierung treten immer noch als Bremser in Klimafragen auf. 2021 sah WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf im Entwurf des Klimaschutzgesetzes "ideologiegetriebene Bestrafungsfantasien". 2022 forderte die Industriellenvereinigung de facto, die Energiewende auszusetzen. 2023 rückte WKO-Chef Harald Mahrer die Klimakleber in die Nähe der deutschen terroristischen Rote Armee Fraktion. Bundeskanzler Karl Nehammer lud zu einem E-Fuels-Gipfel, als selbst die großen Autobauer nicht mehr an den Verbrennungsmotor glaubten. Für die Unternehmen fehlt es an dringend notwendiger Rechts-und Planungssicherheit, weil entscheidende Umweltgesetze wie beispielsweise das Klimaschutzgesetz immer noch fehlen.
Die fossilen Bremser müssen ihre Widerstände endlich aufgeben!
Quelle: Falter Klimamagazin 2023, „Österreich könnte Erster sein“ von Eva Konzett