Donnerstag, 29. Oktober 2020

Die Holztransporter

Wie viele LKWs müssten täglich unterwegs sein, um laufend genügend Hackschnitzel zu dem geplanten Heizkraftwerk anzuliefern? Das ist eine durchaus legitime Frage, denn das ergibt ja eine zusätzliche Verkehrsbelastung mit allen Folgen: Lärm, Feinstaub, erhöhte Verkehrsgefahr.

Wir haben, gleich nachdem wir von dem geplanten Heizkraftwerk erfahren hatten, auf Basis der damaligen rudimentären Angaben der EVN eine Schätzung angestellt, ob die von EVN angegebene Zahl von 10-15 LKWs pro Tag richtig sein kann. Dabei kamen wir auf einen Bedarf von etwa 185 Tonnen Hackschnitzel, die bei Volllast täglich verbrannt und natürlich auch nachgeliefert werden müssen. Damit erschien uns die angegebene Menge an LKW-Fuhren plausibel.

Die nun vorliegende detailliertere Rechnung bestätigt unsere erste Abschätzung:

  • Ausschlaggebend ist die Brennstoffwärmeleistung des Kessels. Diese wurde jetzt mit 29,5 MW angegeben.
  • In der Betrachtung ist eine Woche sehr repräsentativ, weil am Wochenende nicht angeliefert werden wird. Eine Woche hat 24h x 7Tage = 168h
  • Der benötigte Brennstoff (Primärenergie) beträgt also 29,5x7x24 = 4.956 MWh/Woche.
  • Bei einem durchschnittlichen Wassergehalt von 20% beträgt der Energieinhalt einer Tonne Hackschnitzel 3,86 MWh. Bei einer durchschnittlichen Zuladung der LKW’s mit 24 Tonnen (dabei können die Frächter die Transportkosten so gering wie möglich halten) kommt man dann auf  (4.956 MWh/Woche / 3,86 MWh/t / 24t ) gerundet 54 LKW’s pro Woche.  An fünf  Wochentagen sind das dann jeweils 11 LKW’s für eine durchschnittliche Woche mit durchschnittlichem Brennstoff.
  • Damit würden pro Tag (sieben mal pro Woche) 183,4 Tonnen Hackschnitzel verbrannt, was ziemlich exakt mit unserer ersten Schätzung zusammenpasst.

Natürlich gäbe es diesen zusätzlichen Verkehr ohne das Heizkraftwerk nicht. Aber sehen wir das zunächst in  Relation zu den etwa 12.000 bis 17.000 LKWs, die täglich bei uns auf der A2 unterwegs sind. Und dann kann man sich schon die Frage stellen: Welchen Nutzen für die Umwelt stiften diese 12.000 bis 17.000 LKWs in Relation zu dem indirekten Umweltnutzen jener 10-15 LKWs, die den Betrieb eines Heizkraftwerks ermöglichen, durch den die  Belastung der Luft durch Feinstaub und andere Schadstoffe im ganzen Bezirk - und damit auch bei uns – gesenkt werden kann?

Mittwoch, 28. Oktober 2020

Abgase und Umweltbelastung

Das ist allerdings der wesentlich höhere Rauchfang von Zwentendorf.

Wie sieht es mit den Abgasen und dem Feinstaub durch das geplante Heizkraftwerk aus?

Für eine möglichst geringe Umweltbelastung durch die Abgase ist zunächst einmal eine vollständige Verbrennung wesentlich. Diese wird z.B. in älteren Kaminöfen kaum erreicht. Vor allem beim Anheizen entstehen viel Ruß, Kohlenmonoxid und polyzyklische aromatische Verbindungen. Dies wird in einem Heizkraftwerk durch eine aufwendige elektronische Regelung vermieden. Durch die ausschließliche Verbrennung von naturbelassenem Hackgut entstehen auch keine besonderen giftigen Stäube.

Als nächstes werden die Abgase aufwendig gefiltert, zunächst durch Zyklonfilter, in denen feste oder flüssige Partikel durch Fliehkraft abgeschieden werden, danach folgen elektrostatische Abscheider. Insgesamt werden so 99.9% des ursprünglichen Staubes aus dem Rauchgas ausgeschieden, der abgeschiedene Staub und die Asche werden vorschriftsmäßig entsorgt. Das, was oben noch aus dem Kamin kommt, wird permanent mit Sensoren überwacht. Messungen des Umweltbundesamtes in Mödling haben ergeben, dass die Feinstaubbelastung durch das dortige Heizkraftwerk mitten in der Stadt unter der sicheren Nachweisgrenze liegt und im Umfeld des Kraftwerks etwa dem entspricht, was durch zwei bis drei Kaminöfen in Privathaushalten emittiert wird. Natürlich kommt, wie bei jeder Verbrennung, auch CO2 aus dem Kamin, dazu auch etwas Wasserdampf aus der in den Hackschnitzel enthaltenen Restfeuchte. 

Nachdem das CO2 aus der Verbrennung nachwachsenden Rohstoffen stammt, die zuvor dieselbe Menge CO2 aus der Natur entnommen haben, ist ein Biomasse-Kraftwerk CO2-neutral.

Kleinere oder ältere Heizanlagen können durch das Heizkraftwerk vermieden oder ersetzt werden.

Da das Heizkraftwerk Biedermannsdorf Wärme für etwa 15.000 Haushalte in der Nähe liefern soll, könnte eine entsprechende Anzahl kleinerer Heizungen (in Privathaushalten oder auch Zentralheizungsanlagen für größere Wohnblocks wie etwa bei uns in der Parkstraße) dadurch ersetzt werden. Das heißt, dass Neubauten nach Möglichkeit gleich direkt an das Fernwärmenetz angeschlossen werden, aber auch bestehende Heizanlagen im Lauf der Zeit ersetzt werden. Dadurch würde die Feinstaubbelastung im Umfeld des Heizkraftwerks nicht steigen, sondern sinken.

Jetzt könnte man noch sagen: „Aber in den vielen kleinen Heizanlagen wird ja der Feinstaub räumlich verteilt erzeugt, während er bei einem Heizkraftwerk zentral an einer Stelle anfällt.“ Das ist zwar richtig, was die Emissionen betrifft, aber für Umwelt und Gesundheit sind die Immissionen entscheidend. Und da Feinstaub, egal wo er erzeugt wird, sich sehr großräumig verteilt, also nicht an der Stelle der Entstehung konzentriert bleibt, kommt es eigentlich nur auf die Menge des erzeugten Feinstaubs an, die bei einem HKW eindeutig geringer ist als bei den vielen dadurch ersetzten Einzelanlagen. Der Feinstaub in Wien stammt zum Beispiel durch die dort vorherrschenden Nordwestwinde zu 75% nicht aus Wien oder dem Umfeld  und zu 60% nicht einmal aus Österreich.

Noch ein paar interessante Details, die einiges relativieren:
  • In geschlossenen Räumen sind der Rauch von Tabakwaren, Laserdrucker und Kopierer Quellen der Feinstaubbelastung. Emissionen von 2 Milliarden Partikeln pro gedruckter Seite sind bei Laserdruckern keine Seltenheit. (Wikipedia)
  • In Summe entsteht  durch das Silvester-Feuerwerk eine Feinstaub-Menge in der Größenordnung von 15 % des jährlich im Straßenverkehr entstehenden Feinstaubs. (Wikipedia)
  • Nach Angaben des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks halten in Deutschland bundesweit rund vier Millionen Kamin-, Kachelöfen und andere Feuerstätten für feste Brennstoffe die geforderten Grenzwerte nicht ein (Wikipedia). Proportional ähnlich wird das wohl auch bei uns so sein.

Zum nächsten Beitrag: Die Holztransporter

Dienstag, 27. Oktober 2020

Was ist ein Biomasse-Heizkraftwerk?

Biomasse-Heizkraftwerk Mödling, Bild: Ulrichulrich, CC BY-SA 3.0

Ein Heizkraftwerk (HKW) ist eine industrielle Anlage zur Erzeugung von Elektrizität und Wärme in einem Kuppelprozess, der Kraft-Wärme-Kopplung. Wegen der Einspeisung in ein Fernwärmenetz liegen Heizkraftwerke in der Nähe von städtischen Verdichtungsräumen oder Industrieanlagen mit hohem Wärmebedarf. 

Wie in jedem Dampfkraftwerk wird der Primärenergieträger verbrannt, dadurch Wasser erhitzt und verdampft, der Dampf auf möglichst hohe Temperatur weiter aufgeheizt,  und dann treibt dieser Heißdampf eine Turbine an. Die Turbine ist mit einem Generator gekoppelt, der den Strom erzeugt. Nach der Turbine wird der Dampf wieder verflüssigt und in einem geschlossenen Kreislauf wiederverwendet. 

Die Turbine im Biomasse-Heizkraftwerk Mödling, Bild: Ulrichulrich, CC BY-SA 3.0

In einem Heizkraftwerk wird nicht nur Strom erzeugt, sondern ein Teil des Dampfs wird in der Turbine abgezweigt und die in ihm enthaltene Energie im Fall des von der EVN geplanten Heizkraftwerk dem Fernwärmenetz zugeführt. Der energetische Wirkungsgrad (Gesamtoutput des Kraftwerk in Relation zu der im Heizmaterial enthaltenen Energie) liegt je nach Größe zwischen 75 und über 80%.

In einem Biomasse-Heizkraftwerk werden Holzhackschnitzel aus unbehandeltem forstwirtschaftlichem Frischholz verbrannt und zur Wärme- und Stromerzeugung verwendet. Bei dem in Biedermannsdorf geplanten Heizkraftwerk werden Hackschnitzel angeliefert. Am Standort des Heizkraftwerks soll auch eine kleine Menge Rundholz gelagert werden. Dieses dient als eiserne Reserve für den Fall, dass, etwa bei winterlichem Schlechtwetter, der Abtransport des Holzes aus dem Wald oder auch die Anlieferung der Hackschnitzel nicht möglich sein sollte. Nur in einem solchen Fall würde dieses Rundholz dann vor Ort zu Hackschnitzel verarbeitet.

Das bestehende Biomasse-Heizkraftwerk in Mödling ist dem jetzt geplanten in Bauform und Leistung ähnlich, aber nicht gleich. So besteht ein Unterschied z.B. darin, dass in Mödling die Gesamtleistung des Kraftwerk an den Strombedarf angepasst wird. Im  Heizkraftwerk Biedermannsdorf würde eine andere Turbine zum Einsatz kommen, die einen besseren Wirkungsgrad hat und wo ein größerer Teil der Gesamtenergie als Wärme entnommen werden kann. Außerdem wird die Leistung des Kraftwerk nach dem momentanen Wärmebedarf geregelt. 

Zum nächsten Beitrag: Abgase und Umweltbelastung

Sonntag, 25. Oktober 2020

Stromerzeugung und -verbrauch – ein Bilanzproblem.

Impression aus einem Kraftwerksmuseum in Istanbul

In Kraftwerken wird elektrischer Strom erzeugt. Die dazu notwendige Energie kann beispielsweise gewonnen werden aus:
    • der Bewegungsenergie fließender Gewässer (Laufkraftwerke)
    • der Lageenergie des Wassers in hochliegenden Stauseen (Speicherkraftwerke)
    • aus der Bewegungsenergie der Luft (Windkraftwerke)
    • direkt aus der Sonnenenergie (Solarkraftwerk, Photovoltaik)
    • thermische Energie aus Verbrennung verschiedener Brennstoffe (Erdöl, Gas, Holz, Müll usw.)
    • aus der thermischen Energie, die bei Atomspaltung frei wird (Atomkraftwerke)
    • aus Geothermie (kommt bei uns praktisch nicht vor)

Mit diesen primären Energiequellen (den Primärenergieträgern) werden zunächst (außer bei Photovoltaik) Turbinen angetrieben, die ihrerseits wieder Generatoren antreiben, die letztendlich dadurch die elektrische Energie (in Zukunft werde ich dafür meist den Begriff „Strom“ verwenden) erzeugen. Der erzeugte Strom der einzelnen Kraftwerke wird in das Stromnetz eingespeist und über verschiedene Spannungsebenen zu den Endverbrauchern verteilt.

Man kann Kraftwerke auch danach unterteilen, wie gleichförmig und vorhersehbar sie Energie erzeugen bzw. wie schnell sie auf schwankenden Verbrauch reagieren können. Denn: Eine Eigenheit der Versorgung mit elektrischer Energie  liegt darin, dass praktisch in jedem Moment gleich viel Energie erzeugt werden muss wie zeitgleich verbraucht wird. Das wird ein zunehmendes Problem.

Es ist leicht einzusehen, dass z.B. Laufkraftwerke und thermische Kraftwerke relativ konstant Energie erzeugen können, denn die Donau fließt beispielsweise ohne schnelle Schwankungen dahin. Solche Kraftwerke erzeugen jenen Teil des Stromverbrauchs, der langfristig konstant ist, die sogenannte Grundlast. Die meisten thermischen Kraftwerke können an langsame Schwankungen des Stromverbrauchs angepasst, also etwa morgens an- und abends abgefahren werden. Sie arbeiten dann als Mittellast-Kraftwerke. Gaskraftwerke können innerhalb von wenigen Minuten aus dem Stillstand ihre maximale Leistung abgeben und so Spitzenlasten abdecken.

Bei Solar- und Windkraftwerken kann die Energieaufbringung kurzfristig und schwer vorhersehbar stark schwanken (Volatilität). Das ist so lange kein Problem, als ihr Anteil an der gesamten Stromaufbringung klein ist. Mit dem zunehmenden Anteil an Solar- und Windstrom wird aber auch die Sicherstellung der Netzstabilität (Erzeugung gleich Verbrauch) ein zunehmendes Problem. Das wird sich nur durch entsprechende Speicher lösen lassen, in denen die momentan erzeugte, aber nicht benötigte Energie gespeichert und bei Bedarf dann rasch abgegeben werden kann. Mit einer Ausnahme sind solche Speicher für große Energiemengen derzeit nicht kostengünstig realisierbar.

Diese Ausnahme sind die oben erwähnten Speicherkraftwerke. Man lässt Wasser aus hochliegenden Stauseen bei Bedarf über Rohre in Kraftwerke in Tallagen fließen. Die kinetische Energie treibt dort Turbinen zur Stromerzeugung an. Damit können Spitzenlasten abgedeckt werden. Andererseits kann aber in Zeiten geringen Stromverbrauchs überschüssiger Strom aus Grundlastkraftwerken (die Donau lässt sich mal nicht abdrehen) dazu verwendet werden, durch große Pumpen Wasser aus dem Tal in den hochliegenden Speicher zurück zu pumpen, das dann wieder zur Abdeckung von Spitzenlasten verwendet wird.

Es ist leicht ersichtlich, dass in großen Netzen die Netzstabilität leichter sicherzustellen ist als in kleinen Versorgungsinseln, weil sich in großen Netzen Schwankungen des Strombedarfs der vielen vergleichsweise kleinen Verbraucher besser gegenseitig kompensieren. Sehr kurzfristige Schwankungen des Verbrauchs werden in Kraftwerken durch die Trägheit der vielen rotierenden Massen, also den Schwung aller Turbinen und Generatoren im Netz sowie auch durch die gespeicherte Wärmeenergie in Dampfkraftwerken ausgeglichen. Das sind aber Kurzzeitspeicher, die in dieser Form bei Photovoltaik und Windkraftwerken nicht gegeben sind. Das ist einer der Gründe, warum deren volatile Stromerzeugung die Netzstabilität mehr und mehr erschwert.

Zuletzt noch ein wichtiger Punkt: In thermischen Kraftwerken kann die erzeugte Wärme natürlich nicht nur zur Stromerzeugung verwendet werden, sondern auch die Wärme direkt: Entweder als  Prozesswärme für Industriebetriebe oder, viel häufiger, zur Einspeisung in Fernwärmenetze. Dadurch erreichen solche Blockheizkraftwerke Wirkungsgrade von über 80%, und wenn dann dazu noch nachwachsende Rohstoffe verbrannt werden, können sie auch CO2-neutral sein. Das nun bei uns geplante Biomasse-Heizkraftwerk fällt in diese Kategorie. Mehr dazu in einem nächsten Beitrag.

Zum nächsten Beitrag: Was ist ein Biomasse-Heizkraftwerk

Zum Klima


Bisher Erfahrenes lässt wenig Hoffnung zu.
Wenn ich das, was ich in den letzten Jahren so über Klimaangelegenheiten gehört, gelesen und gesehen habe, Revue passieren lasse, werde ich sehr nachdenklich. Gerade hat die Agrarlobby den Green New Deal als reine Phrasendrescherei entlarvt. In Brasilien brennt der Urwald mehr denn je und kein Mensch kümmert sich darum. Den Medien ist das keine Schlagzeile mehr wert, weil es keine mehr ist. Die Empörung hat sich gelegt, das Feuer brennt weiter.

Einsprüche und Proteste gegen Maßnahmen für die dringendst benötigte Energiewende sind an der Tagesordnung. Selbsternannte Expertinnen und Experten wissen genau, wo Windräder hingehören. Wo Kraftwerke gebaut werden dürfen. Wo Stromleitungen gelegt werden müssen. Nämlich woanders. Das Florianiprinzip feiert fröhliche Urständ. Dabei vergeht wertvolle Zeit. Zeit, die wir von unseren Nachfahren, von unseren Kindern stehlen.

Auszug aus dem IPCC-Bericht: „Wenn die Länder weiterhin so wenig unternehmen, um die Emissionen zu senken, steuern wir auf Katastrophen wie den Anstieg des Meeresspiegels zu, der Küstenstädte verschlingen wird, und wir haben das völlige Absterben von Korallenriffen sowie Dürren zu erwarten, die in weiten Teilen der Welt die Ernten vernichten werden.“

Ich füge hinzu: „In weiten Teilen der Welt“ heißt auch Europa. Dürreperioden und Hitzewellen im Osten, Flutkatastrophen Bergrutsche im Westen Österreichs läuten die neue Normalität bereits ein.

Das 1,5 Grad-Ziel kann erreicht werden -Im Ernst? 
Ich sehe nicht, was das Erdklima bewegen sollte, sich bei 1,5 Grad einzubremsen. Meine Überzeugung wächst, dass es wohl 3 Grad werden. Aber auch dann nur, wenn JETZT der New Green Deal in die Tat umgesetzt wird. Wenn die Regierungen Einsicht zeigen, sich gegen die mannigfaltigen Lobbys aus allen möglichen Richtungen durchsetzen und Nichtstun als Verbrechen gegen die Menschheit gesehen wird. Das heißt also nicht, dass eh schon alles egal ist, im Gegenteil. Es ist ein Unterschied, ob sich das Klima bei 3, 5, oder mehr Grad einpendelt, denn…

Bei 1 Grad +: Korallenriffe sterben weltweit ab, kleinere Gletscher schmelzen ab, Wüsten dehnen sich aus.
Bei 2 Grad +: Wetter-Extreme nehmen zu, Grönlandgletscher verschwinden, Ernteausfälle, Gefahr für Ökosysteme.
Bei 3 Grad +: Süßwassermangel, Artensterben, Treibhausgas der Permafrostböden (Methan) verstärkt Klimawandel weiter.
Bei 4 Grad +: Ernteerträge sinken, Hurrikane nehmen zu Abschmelzen des westantarktischen Eisschilds könnte das Klima abrupt ändern. Kipppunkte lassen die Erhitzung immer weiter ansteigen. Weite Teile der Welt würden unbewohnbar werden. Hunderttausende Klimaflüchtlinge müssten sich auf den Weg machen.
Bei 5 Grad +: Gletscher verschwinden, Meeresspiegel steigt massiv an, New York und viele andere Millionenstädte oder Bangladesch versinken im Meer. Der Lebensraum der Menschen nimmt weiter ab.
Das habe ich nicht gewusst…

Das haben wir nicht gewusst?
Wenn die Energiewende nicht gelingt, werden wir eines Tages kein Wasser haben für unser Grünland, und dann wird es egal sein, ob es sich um Ökogärten, Bioäcker oder Monokulturen handelt. Und die Flüchtlinge an unseren Grenzen werden keine Afghanen, Iraker oder Syrer sein, sondern Italiener und Spanier. Vielleicht wird man sich dann daran erinnern, mit welch hanebüchenen Argumenten die Energiewende verhindert wurde. Und sollte von uns Alten dann noch jemand leben, wird er oder sie sich mit unangenehmen Fragen konfrontiert sehen. Und er oder sie wird dann nicht sagen können: „Das habe ich nicht gewusst.“ 



Strom und Wärme aus Biedermannsdorf? Die Ausgangslage:

Unsere Gemeinderäte und der Gemeindevorstand wurden kürzlich von der EVN informiert, dass diese den Bau eines Biomasse-Heizkraftwerk am nördlichen Rand unseres Gemeindegebiets plant. Gegen diesen Standort gibt es einige Einwände. Aber für eine sachliche Diskussion ist das sorgfältige Abwägung aller Für und Wider unserer Ansicht eine unbedingte Voraussetzung. Da auch die EVN noch nicht mit einer detaillierten Planung begonnen hat, haben wir genügend Zeit, uns mit allen Aspekten dieses Projekts sachlich auseinanderzusetzen. Dazu soll dieses Posting und seine Fortsetzungen beitragen.

Die Ausgangslage:

Der Gemeinde kann man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vorwerfen, die Bevölkerung nicht informiert zu haben, denn in dem Moment, wo sie das tut, muss sie damit rechnen, mit Fragen und zu ihrer Meinung dazu konfrontiert zu werden. Dazu müssen sich Gemeindevorstand und Gemeinderäte erst einmal schlau machen und ein eigenes Urteil bilden. In dieser Phase sind wir jetzt.

Die EVN plante bereits 2011 ein ähnliches Projekt an einem Standort im Gemeindegebiet von Vösendorf direkt neben der A2 (gelb eingezeichnet). Nach anfänglich positiven Verhandlungen mit der EVN hat dann  eine Gruppe Vösendorfer mit zumindest fragwürdigen Argumenten gegen den damaligen Standort mobilisiert und hat erreicht, dass Vösendorf die Asphaltierung eines Feldwegs verweigert hat. Damit war das Projekt für die EVN gestorben, da zu dem Kraftwerk mit LKWs zugefahren werden muss. Die selbe Gruppe pickt sich nun aus dem aktuellen Projekt Teilaspekte heraus, bläst diese teilweise zu Horrorszenarien auf, konfrontiert unsere unvorbereitete Bevölkerung damit und versucht so Stimmung zu machen. BiedermannsdorferInnen sollen sich aber unvoreingenommen ein eigenes Urteil bilden können und nicht von Außen manipuliert werden.

Der jetzt ins Auge gefasste Standort (rot eingezeichnet) liegt an unserer nördlichen Gemeindegrenze direkt an der Landesstraße L2007. Die Zufahrt ist somit gegeben, das Grundstück gehört bereits der EVN, und juristisch kann Biedermannsdorf Bau und Betrieb des Kraftwerks sowie auch die Zufahrt nicht verhindern. Wir können allerdings versuchen, im guten Einvernehmen mit EVN eventuelle negative Auswirkungen des geplanten Heizkraftwerks möglichst zu vermeiden. Die EVN scheint zu solchen Gesprächen bereit zu sein.

Wir werden weiterhin Strom brauchen und unsere Wohnungen heizen wollen. Österreich will 2040 klimaneutral sein und 2030 seinen Strombedarf zu 100% aus Ökostrom decken. Dazu ist ein vollständiger Ausstieg aus Ölheizungen bis 2035 und das Verbot von Gaskesseln im Neubau ab 2025 geplant. Wir müssen auch unsere Abhängigkeit von Russland und den Nahost-Staaten verringern.

Also müssen wir die Energiewende schaffen und von der Verbrennung fossiler Brennstoffe hin zur  Nutzung nachwachsender Rohstoffe kommen. Wenn wir reinere Luft haben wollen, müssen wir weg von vielen Heizungen in privaten Haushalten hin zu größeren Anlagen, weil nur bei diesen der enorme Aufwand möglich ist, der für die Steuerung einer optimalen Verbrennung und die optimale Reinigung der Abgase erforderlich ist.

Ein Heizkraftwerk, das Abfälle aus der Forstwirtschaft zur Erzeugung von Strom und Wärme verwendet und in dem die Abgase bestmöglich gereinigt werden, stellt aus unserer Sicht die sauberste und nachhaltigste Lösung dar, um uns auch in Zukunft sicher mit Strom und Wärme zu versorgen und viele ältere, umweltschädlichere Heizungen zu ersetzen.

Es geht jetzt also nicht darum, einfach “dafür” oder “dagegen” zu sein, sondern in aller Ruhe die optimalste Lösung für unsere ökologisch verträgliche und zukunftssichere Versorgung mit Wärme und Strom zu finden. 

Weiter zu: Stromerzeugung und -verbrauch - ein Bilanzproblem.

Dienstag, 13. Oktober 2020

Waschen mit Kastanien?

In letzter Zeit werde ich wieder häufiger zu unserem Waschmittel befragt. Deswegen dachte ich mir, verfass ich euch doch einen kleinen Beitrag dazu. Ich wurde zu unserem Kastanienwaschmittel schon die unterschiedlichsten Dinge gefragt, unter anderem sind 2 wohl oft sehr wesentlich für die Fragesteller:

  • Wird das überhaupt sauber?
  • Stinkt das nicht?

Da ich nun seit 3 oder 4 Jahren Kastanien (oder manchmal auch Efeu, zu dem schreib ich später noch was) verwende: Ja, ich glaub schon, dass ich & meine Kinder die letzten Jahre in halbwegs sauberer Kleidung herumgelaufen sind. Also JA, es wird sauber!

Da die Kastanie natürlich nicht nach Rosen oder Ähnlichem duftet, wird der Wäsche ätherisches Öl zugefügt beim Waschen. Da kann man sich dann sogar seinen Wäschegeruch selbst aussuchen. Also NEIN, es stinkt nicht!

So, und nun zum Wesentlichen:

  • Kastanien einsammeln
  • Kastanien halbieren (ev. auch vierteln)
  • etwas antrocknen lassen, dann lässt sich danach die Schale einfacher lösen bzw. schälen (die Schale würde beim Wäschewaschen färben und wäre daher nicht für weisse Wäsche etc geeignet)
  • die geschälten Stücke werden danach gemahlen - bei mir funktioniert das mit einer alten (elektrischen) Getreidemühle aus den 80ern wunderbar. Die neueren Mühlen sind für sowas aber aufgrund der geringen Watt-Anzahl oft nicht so geeignet. Als Alternative bietet sich da eine alte Kaffeemühle an (Flohmarkt z.B.)
  • die gemahlenen Kastanien werden bei uns nun auf ein mit Zeitungspapier belegtes Backblech ausgebreitet
  • Gut ausgebreitet trocknen sie von alleine, alternativ verwende ich auch oft die Restwärme unseres Backofens nach dem Kochen dafür.

Das Waschmittel hält sich bei uns ein ganzes Jahr bis ich wieder neues mache.
Für einen Haushalt mit 2 Kindern braucht es ca. 1 1/2 befüllte Milchflaschen. Auf dem Bild ist es jetzt in leere Ketchupflaschen z.b. abgefüllt.

Fürs Waschen nehme ich 1 EL Kastanienpulver, giesse den mit heissem Wasser auf (so werden die Saponine - also die Stoffe, die fürs Waschen benötigt werden - besser gelöst) und lasse das ganze einige Stunden stehen. (die Lösung würde sich so auch mehrere Tage im Eiskasten halten!).


Das ganze giesse ich dann durch ein Sieb ins Waschmittelpulverfach meiner Maschine und füge wie oben schon erwähnt noch einige Tropfen ätherisches Öl dazu (in das Weichspülerfach).

Wenn es mal ganz schnell gehen soll und ich keinen "Sud" hergerichtet hab, dann fülle ich 3 EL ca in ein kleines Leinensäckchen und gebe es direkt in die Maschine. Wichtig ist, dass es gut verknotet ist.

Und kurz noch zum Efeu. Auch Efeu enthält Saponine. Er eignet sich hervorragend fürs Waschen von dunkler Wäsche! 7 - 10 Blätter in einen Wäschesack direkt in die Maschine geben. Ätherisches Öl wieder statt eines Weichspülers und fertig ist die Sache!





Katrin Bermadinger

Donnerstag, 8. Oktober 2020

Kuchen, Alkohol und Haselnüsse

Es gibt Tage, da braucht man ganz viel Kuchen - oder Alkohol (oder beides).
Unter anderem an den Tagen, an denen man gefragt wird, warum man denn die Haselnüsse nicht im Geschäft fertig kauft, sondern mühsam einsammelt. Im Geschäft gehts ja viiiiel schneller!!!!
(Übrigens muss ich sie daheim auch noch aufknacken. Schon echt arg, dass ich dann daheim noch genötigt werde mit meinem Sohn Zeit zu verbringen, um gemeinsam Nüsse aufzuknacken.) Hm.

Ich möchte nicht unhöflich klingen, aber so schauts aus:

  • Ich weiss wo meine Nüsse wachsen. (Du kannst vmtl nur das Land auf der Verpackung lesen,.)
  • Mein Kind kann ne Hasel von ner Birke unterscheiden nennt sich learning by doing/watching. (Ich möchte jetzt nicht anfangen damit, wieviele Erwachsene dazu nicht in der Lage sind)
  • Ich will meine Nüsse nicht in Plastik verpackt. (Sonst produziere ich Müll und das ist irgendwie gegen meine Prinzipien)
  • Ich möchte mein tägliches Schrittziel erreichen. Nein, nicht im Fitnesscenter, wo ich dafür noch bezahlen muss, damit ich mich bewegen darf. Einfach so, draussen, frische Luft und sowas.

Und für genau so Situationen sammeln wir Haselnüsse. Damit ich mir einfach nen Keks (mit Haselnüssen) bei solchen Fragen reinschieben kann.


 

 

 

 

Katrin Bermadinger