Sonntag, 25. September 2022

Siegfried Ludwig-Platz - Ein Platz für Menschen?


Sie haben am Freitag eine Aussendung zum Architekten-Wettbewerb erhalten. Am 29.9. wird es eine Befragung geben, in der Sie die Möglichkeit haben werden, über die Neugestaltung des Siegfried Ludwig-Platz abzustimmen.

Angestoßen wurde dieses Projekt durch die nötige Erweiterung des Kindergarten-Gartens. Dass wir diese wiederum eher als Verzweiflungstat und nicht als nachhaltige Planung ansehen sei dahingestellt. Fakt ist, dass bereits Architekten mit der Ausarbeitung von Entwürfen beauftragt wurden und diese am 29.9. ab 18:00 in den Clubräumen der Jubiläumshalle zur Begutachtung und Abstimmung stehen werden.

Für mich persönlich ist der Siegfried Ludwig-Platz Ort frühester Erinnerungen. Und die sind mittlerweile rund 40 Jahre alt. Man kann wohl annehmen, dass, was immer wir entscheiden, auch 40 Jahre oder länger Bestand haben wird. Grund genug, sich ordentlich vorzubereiten. Wir gestalten buchstäblich die Zukunft.

Bereits vor einigen Wochen hat der Vorsitzende des Bauausschusses GM Wolfgang Steindl dankeswerterweise zu einem Bauausschuss (d.h. alle Gemeinderäte waren eingeladen) geladen, um die Ausschreibung an die Architekten zu einzusehen und zu diskutieren. Darum beschäftigen wir uns schon seit einiger Zeit intensiv mit dem Projekt. 

Ich möchte im Folgenden Ihre Aufmerksamkeit auf einige Themen jenseits der reinen Ästhetik lenken. Wir werden hier auch über einige Aspekte abstimmen, die entscheiden werden, was der Siegfried Ludwig-Platz in Zukunft ist und wie wir auf ihm leben werden. Und gerade das sind Aspekte, bei denen man im Vorfeld Für und Wider in Ruhe abwägen sollte.

Möglichst grün oder versiegelt?

Eine Frage, in der ich selbst unentschieden und ehrlich gespannt auf die Lösungen der Architekten bin, ist, wie grün die Neugestaltung wird. Mein erster Reflex wäre ein Maximum an Bäumen und Grünflächen. Aber der Siegfried Ludwig-Platz ist nun mal auch ein Veranstaltungsort, was auch nach ebenem versiegelten Boden verlangt. Ich hoffe, es gelingt den Architekten, diese pragmatischen Anforderungen mit grünen Elementen zu kombinieren, die nicht nur schöner sind, sondern auch Schatten spenden und dem Platz im Sommer allgemein ein angenehmeres Mikroklima verpassen würden.

Baumerhalt oder freie Gestaltung?

Eine ähnlich spannendes Problem ist, wie mit bestehenden Bäumen umgegangen wird. Insbesondere entlang des Mühlbaches. Hier können wir auch als Fraktion nicht mit einer einheitlichen Meinung aufwarten. Während einige von uns bereit wären, im Sinne der Gestaltungsfreiheit einige dieser Bäume zu opfern, fordern die anderen, möglichst den gesammten Bestand zu retten. Alle neuen Bäume würden viele Jahre brauchen, um wieder zu einer ähnlichen Größe zu wachsen. Ein spannende Frage, die man unterschiedlich beantworten kann.

Parkplatz oder Park-Feeling?

Ein Punkt, in dem wir uns dagegen einig sind, ist die Frage der Autoabstellplätze. In vorangegangenen Diskussionen im Bauausschuss gab es Stimmen, die forderten, die bestehenden Parkplätze zu erhalten bzw. die Kapazitäten noch auszubauen. Ich kann dem rein gar nichts abgewinnen. Ich denke, der Siegfried Ludwig Platz sollte in seiner neuen Form konsequent den Menschen gehören und nicht den Fahrzeugen. Natürlich wird eine kleine Kapazität an Behindertenparkplätzen und unter Umständen die Zufahrt für Veranstalter legitim sein. Aber für alles darüber hinaus möchte ich auf den Parkplatz auf der anderen Seite des Schulwegs in überaus zumutbarer Distanz verweisen.

Rufe, der zusätzliche Fußweg würde das Geschäft der Hallenwirtin schmälern, hören sich für mich wie Echos der Diskussion um die Mariahilferstraße und Kärntnerstraße an. Sie ignorieren konsequent, dass ein Parkplatz vor der Tür es zwar attraktiv macht, zu einem Ort zu KOMMEN, aber unattraktiv, an diesem Ort zu SEIN. Ist es denkbar, dass sich die eine oder andere von einer Minute Fußweg abschrecken lässt? Kann sein. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass ein Platz für Menschen, an dem Kinder spielen und der zum Bleiben einlädt, ein deutlich größeres Publikum anlockt.

Parkplätze Teil 2: die liebe Sicherheit

Ein starkes Argument gegen Parkplätze am Siegfried Ludwig Platz ist auch die Sicherheitssituation. Hier liegt der Hort, viele KSV Kurse und auch einige Musikschuleinheiten finden hier statt. Es herrscht ein Kommen und Gehen von Kindern. Viele davon im Volksschulalter. Sie alle müssen zwischen den (aus)parkenden Autos durch. Und jedes Auto, das zu- oder abfahren will, kreuzt auch zwingend den Schulweg vieler Kinder. Die Situation ist aktuell grauslich und für mich als Vater beängstigend. Ich würde es schade finden, wenn wir sie in die weitere Zukunft einzementieren.

Ich ringe wirklich um Verständnis und unmanipulative Sprache. Aber ich weiß nicht, wie man argumentieren oder verantworten will hier einem Parkplatzbedürfnis den Vorzug zu geben.

Fahrradstellplätze

Anders herum kann man aber auch darauf achten, dass am Gelände des Siegfrid Ludwig-Platzes genug ordentliche Radstellplätze (Bügel, nicht "Felgenkiller") eingeplant sind. Gemessen an der bisherigen Nutzung und der erhofften zukünftigen Nutzung (wenn wir die Verkehrswende ernst nehmen) würde ich persönlich 20 Stellplätze als absolutes Minimum ansehen. 

Das mag für viele auf den ersten Blick recht viel erscheinen. Aber Fachliteratur geht davon aus, dass man bei effizienter Planung 1,25 m² pro Fahrradstellplatz einrechnen muss. Selbst wenn wir sehr großzügig mit 2 m² rechnen kommen wir auf gerade mal 40 m². Das entspricht knapp 3 Autoparkplätzen. Man kann sich also auch entlang des Raumverbrauches Gedanken darüber machen, welche Formen der Mobilität man am Siegfried Ludwig-Platz fördern möchte. Und um das nochmal zu betonen: 20 ist in meinen Augen das Minimum. Mehr wäre zukunftssicherer. 

Hortspielplatz

Es gilt leider zu befürchten, dass der "Hortspielplatz" verkleinert werden oder ganz verschwinden soll. Das geht zumindest aus ursprünglichen Dokumenten und Diskussionen hervor. Der Gedanke ist, das Gesamtbild des Platzes nicht zu stören. Wir haben bereits im Bauausschuss dargelegt, dass wir das für eine unglaublich schlechte Idee bzw. verdrehte Prioriätensetzung halten. Ein Spielplatz ist nicht nur ein Luxus, ein Spielplatz ist auch Infrastruktur. Das gilt am Siegfried Ludwig-Platz noch eindrucksvoller als anderswo: der Hort stemmt hier die Nachmittagsbetreuung und Eltern nutzen ihn als Pufferzone bis Geschwisterkinder aus KSV Kursen kommen. Bei Großveranstaltungen und Besuchen der Hallenwirtin bin ich mit Sicherheit nicht der einzige, der oft genug zu seinen Kindern sagt "geht rüber zum Spielplatz". Wenn man den Siegfried Ludwig-Platz eher als Ort für Menschen und Familien begreift und weniger als Zufahrt zur Jubiläumshalle, dann gehört der Spielplatz einfach dazu. 

Zugegeben: Der Zaun sieht wirklich nicht sehr attraktiv aus. Aber die Lösung kann nicht sein, den Spielplatz zu schleifen. Man sollte sich eher darum bemühen, den Zaun besser zu integrieren.

Fazit

Sie sehen schon, dass ich persönlich mir den Siegfried Ludwig-Platz ganz klar als Parkplatz vorstelle: Als eine Mischung aus Park und Platz (das billige Wortspiel sei mir bitte verziehen).

Sind Sie anderer Meinung? Habe ich vergessen, Teilaspekte zu beleuchten? Ich würde mich ehrlich über Kommentare unter diesem Blogartikel freuen. 

Biedermannsdorf hat im Grunde zwei Ortszentren: den Perlashof und den Siegfried Ludwig-Platz. Unabhängig davon, ob Sie meinen Vorstellungen zustimmen, möchte ich Sie bitten, die Gestaltung des Siegfried Ludwig-Platzes ernst zu nehmen, sich Gedanken zu machen, Ihr Interesse zu zeigen und am 29.9. zur Befragung zu gehen.
Es geht um was.

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