Wohnungen sind teuer. In Mehrfamilienwohnhäusern stellt die Errichtung der vorgeschriebenen PKW- Abstellplätze einen spürbaren Kostenfaktor dar, der im Fall von Tiefgaragen 10 bis 15 Prozent der gesamten Baukosten betragen kann. Denn immerhin kostet ein Tiefgaragenstellplatz zwischen 15.000 und 25.000 Euro, und diese Kosten werden natürlich an die Käufer oder Mieter der Wohnungen weitergegeben.
Durch die Bereitstellung von Car- und Bikesharing- Angeboten kann es im Wohnbau gelingen, den Pkw-Bedarf sowie die damit einhergehenden Stellplatz-Errichtungskosten zu reduzieren. Ein professionell betriebenes Carsharing-Fahrzeug kostet ab 800 Euro pro Monat, die sich durch den dadurch eingesparten Tiefgaragen-Stellplatz für rund zwei Jahre finanzieren ließen. Nach dieser Anschubfinanzierung kann sich das Sharingangebot meist selbst tragen. Zudem können im frei finanzierten Wohnbau Sharing-Angebote als gemeinsame Anlage definiert und somit als Betriebskosten abgerechnet werden.
Car-Sharing, dadurch reduzierte Stellplatzanzahl und eine bessere Anbindung an den öffentlichen Verkehr können nicht nur die Kosten des Wohnens, sondern auch für die Mobilität senken, denn: Für jeden Haushalt, der sich durch das Sharing-Angebot oder den (teilweisen) Umstieg auf Öffis oder Fahrrad ein (Zweit-) Auto erspart, fallen dessen laufende Kosten weg. Und das sind, Wertverlust, Versicherungen, Verschleißteile wie Reifen usw. alles eingerechnet, ziemlich sicher monatlich mehr als 400 Euro. Falls Sie das nicht glauben, spielen Sie mal mit diesem Kostenrechner und ihren eigenen Daten.
Wie sehr ein attraktiverer öffentlicher Verkehr die Wahl des Verkehrsmittels beeinflusst, wird aus Bild 1 ersichtlich. Wird die Entfernung vom Haustor bis zur nächsten Öffi- Haltestelle von 15 auf 5 Minuten Fußmarsch verkleinert, reduziert sich im Österreich- Durchschnitt an Werktagen der PKW-Gebrauch von 79 auf 54 Prozent. Wie stark sich Mobilitätskosten im Wohnbau reduzieren lassen, wird anhand eines Beispiels aus Feldkirchen bei Graz ersichtlich (Bild 2). Nähere Details und Beispiele für moderne, kostensparende Mobilitätslösungen finden Sie in diesem Factsheet. Ein besonders interessantes Beispiel eine Mobilitätspakets daraus gleich hier:
"Auf einem ehemaligen Produktionsgelände im Zentrum von Traun entstanden 170 neue Wohnungen. Vorgegeben waren 340 Pkw-Stellplätze, die durch Vorlage eines Mobilitätskonzepts um 85 reduziert werden konnten. Seit Bezug der Wohnanlage im Jahr 2023 gibt es nun zwei E-Carsharing-Fahrzeuge, acht Sharing-Fahrräder inklusive Elektro- und Transportfahrrädern, zusätzliche Fahrrad-Stellplätze, eine Fahrradwerkstatt, eine Paketstation sowie eine Ansprechperson für Mobilitätsmanagement direkt im Quartier. Zum Ausprobieren gibt es gratis Fahrtguthaben für Neuanmeldungen. Vorbildlich ist neben dem Mobilitätskonzept die Finanzierung. Das Angebot wird als Teil der Betriebskosten von der Eigentumsgemeinschaft getragen, die Fahrterlöse fließen zurück an die Hausverwaltung."