Samstag, 9. April 2016

Fleischkonsum und Gesundheit

Gastartikel von Mag. Gisela Aichholzer, Teil 3
Auswirkungen des exzessiven Fleischkonsums auf unsere Gesundheit
Nur die Weisesten
und die Dümmsten
können sich nicht ändern.
Konfuzius

Weltbevölkerung und Wohlstand wachsen und der Hunger nach Fleisch ebenso:
Der weltweite Fleischkonsum hat sich in den letzten vier Jahrzehnten verdreifacht. Neben den negativen ökologischen Konsequenzen für unseren Planeten und dem Tierleid, das mit der Fleischproduktion verbunden ist, hat dies auch gravierende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.   



Wieviel Kraftstoff braucht der moderne Mensch?
Essen dient primär der Energiezufuhr. Tierisches Eiweiß ist der stärkste Kraftstoff, den wir unserem Körper bieten können. Die große Frage ist, ob wir unter unseren heutigen Lebensbedingungen - wo die körperliche Arbeit in der Landwirtschaft oder in der Industrie durch Maschinen abgelöst wird - nach wie vor so viel tierisches Eiweiß brauchen? Dies vor dem Hintergrund, dass der Fleischkonsum wesentlich verantwortlich für die Zivilisationskrankheit Adipositas, sprich Übergewichtigkeit, schlechthin ist.

Die Mehrheit der Menschen in unserer westlichen Welt verbringt die Arbeit heute primär in sitzenden Berufen. Dennoch isst jeder Österreicher im Durchschnitt 86 Kilo Fleisch pro Jahr? Hinzu kommt Stress und/oder Bewegungsmangel, sodass jeder zweite Erwachsene heute bereits zu viel wiegt bzw. fettleibig ist.

Was bedeutet es, wenn wir regelmäßig viel tierisches Eiweiß essen?  Auf biochemischer Ebene steigen die Triglyceride, das Cholesterin (LDL), aber auch der Blutzucker, die Entzündungszeichen (CRP) und der Blutdruck.1) Das heißt, unser Körper reagiert heftig auf das Überangebot an tierischem Eiweiß und weiß einfach nicht mehr, wohin mit dem vielen Cholesterin.  Dieses lagert sich sodann in den Gefäßen ab mit den bekannten Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Durchblutungsstörungen in Beinen und Armen,  aber auch Diabetes mellitus  und Krebs.

Fleischkonsum erhöht das Krebsrisiko
Der Zusammenhang von Ernährung und Krebs wurde  z. B. in der  „China Study" von Colin Campell untersucht. Diese ist eine westliche Studie aus den frühen 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie ist eine der weltweit größten epidemiologischen Studien über den Zusammenhang  zwischen Krankheit und Ernährung und besagt, dass sich selbst geringe Mengen tierischer Produkte negativ auf unsere Gesundheit auswirken und die Gesundheitsvorteile umso größer sind, je geringer der Anteil tierischer Nahrungsmitteln an der Ernährung ist. In den ärmsten Regionen Chinas kamen gewisse Krebsarten  wie Dickdarm-,  Magen-, Pankreas-, Brust-  und Prostatakrebs fast gar nicht vor.2) Unsere westlich stark ansteigenden Carcinome sind ernährungsbedingt  viel seltener im ländlichen China.

Hoch interessant ist, dass in den sieben Millionen Jahren, die  unsere Menschenentwicklung dauerte, ein Verdauungsapparat geschaffen wurde, der de facto gar nicht fürs Fleischessen gemacht ist.3)

Wie gesund ist das Fleisch, das wir essen?
Hinzu kommt,  dass  die Qualität des Tierfleisches, das heute angeboten wird, meist massiv zu wünschen übrig lässt. In der heutigen Masttierhaltung werden den Tieren regelmäßig Hormone gespritzt, damit sie schneller wachsen, sowie Antibiotika verabreicht, damit sie nicht erkranken. Aufgrund des massiven Antibiotika-Einsatzes entstehen resistente Bakterienstämme. Das ist besonders gefährlich, weil Antibiotika ein sehr wichtiges Medikament darstellen, aber selbstverständlich wirkungslos werden, wenn die Bakterien die Antibiotikabehandlung überleben, weil es sich um bereits resistente Abwandlungen handelt. Ärzte beobachten und warnen schon seit langem vor Antibiotikaresistenzen beim Menschen, die durch den Fleischkonsum verursacht sind.

Wenn man zudem bedenkt, dass die Masttiere selbst kein natürliches Futter mehr bekommen, sondern mit Kraftfutter hochkalorisch ernährt werden - bei Auslandsimporten nicht selten mit gentechnisch manipulierten Saatgut - dann mag sich jeder selber vorstellen, wie das über die Nahrungskette über kurz oder lang auch im Körper der Menschen anreichert.

Das heißt, wenn wir im Supermarkt zum hygienisch verpackten Fleischpackerl greifen, dann ist uns eines vielfach nicht bewusst: Jedes einzelne Tier, das wir essen, hatte einmal ein verheerendes Leben in einem der Mastbetriebe, auch Gefühle wie  Angst, Aggression und Verzweiflung, die das kurze Leben und die sehr baldige Tötung bereiteten. Auch all diese Emotionen stecken  im tierischen Eiweiß, als Hormone, als Botenstoffe, als  gemästete Muskelzelle.4

Fleisch und chinesische Medizin
Interessanter Weise ist tierisches Eiweiß in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) energetisch als „pure Hitze" definiert, die für Überdynamisierung, Anspannung und Ruhelosigkeit steht. Zu viel an Hitze wirkt sich negativ auf Herz, Magen und Leber aus. Symptome sind: roter Teint, Verstopfung, Abneigung gegen Wärme, Verlangen nach Kühlung, Durst, exzessiver Schweiß und Beschleunigung des Pulses. Das heißt in der Konsequenz:  Je mehr Fleisch man isst, umso mehr belastet man seinen Körper, umso krankheitsanfälliger und leistungsschwächer wird man.

Die Empfehlung westlicher wie östlicher Mediziner ist daher schon seit langem: Einmal die Woche Fleisch oder Fisch - und wenn, dann aus ökologischer Tierhaltung - ist genug. Alternativen zum tierischen Eiweiß gibt es genug: besonders viel gutes Eiweiß enthalten Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen, Fisolen), Erdnüsse, Pilze, Nüsse, aber auch jedes Getreide und auch Gemüse. Am besten kaufen Sie regionale und saisonale Nahrungsmittel, dann haben Sie die Gewähr, dass die Früchte nicht grün geerntet und künstlich gereift und transportiert wurden.

Quellen und weiterführende Literatur:
Vegane Lebensformen: Radiokolleg vom 17. 9. 2014
Die Heilung der Mitte. Die Kraft der Traditionellen Chinesischen Medizin, Dr. med. Georg Weidinger, Ennsthaler Verlag 2014

MAG. GISELA AICHHOLZER
Shiatsu Praktikerin

www.imkoerperzuhause.at

1) Vgl.  Die Heilung der Mitte, Die Kraft der Traditionellen Medizin, Dr.med.Georg Weidinger , S. 244ff
2) Vgl. ebenda S. 241ff
3) „Der Fleischesser hat riesige Eckzähne als „Reißzähne" und dreieckig-scharfe Scherenzähne als Backenzähne. Beides Hat der Mensch nicht …..Daß das Fleisch nicht die natürliche Nahrung des Menschen ist, geht auch schon daraus hervor, daß er versucht, es zu zerkauen. …das ist an sich schon eine unnatürliche Betätigung, denn nicht ein einziges freilebendes Tier kaut Fleisch." Auch hat der Mensch viele Speicheldrüsen (um den Nahrungsbrei gut einzuspeicheln), der menschliche Speichel ist alkalisch und enthält Enzyme, um die Kohlehydrate im alkalischen Bereich vorzuverdauen. Fleischesser haben wenige Speicheldrüsen (, weil sie die Nahrung schnell runterschlucken) und einen sauren Speichel, da die Enzyme für die Verdauung  des tierischen Eiweißes im sauren Milieu arbeiten. Weiters unterscheiden sie sich im Magen-Darm-Trakt:  So haben Fleischesser einen flachen Magen, einen kurzen Dickdarm und der Dünndarm dominiert. Pflanzenesser brauchen einen langen Darm, da Kohlehydrate mit den vielen Ballaststoffen  viel mehr Zeit für die Verdauung brauchen als Fleischesser. Ihr Magen ist deutlich größer und der Dünndarm kleiner. So können Hunde beliebig viel tierisches Eiweiß essen, sie bekommen keine Ateriosklerose (Gefäßwandverkalkung) und keinen erhöhten Cholesterinspiegel, füttert man dagegen Kaninchen zwangsweise mit tierischen Produkten, entwickeln sie früh Gefäßverkalkungen und erhöhten Cholesterinspiegel. Vgl. ebenda S. 43ff

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