Samstag, 13. November 2021

Sind e-Fuels die Lösung?


Immer wieder werden synthetisch hergestellte Treibstoffe (e-Fuels) als Alternative zu Benzin oder Dieseltreibstoff oder auch zur e-Mobilität in die Diskussion eingebracht, um unseren PKW- Verkehr  umweltfreundlicher zu gestalten. Zuletzt auch von EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean.

Aber hat sie eine Ahnung, wovon sie spricht? Stutzig machen muss zunächst der Satz: “Die Politik muss den Markttrends folgen.“ So werden wir die Energie- und Klimawende mit Sicherheit nicht schaffen, genau umgekehrt müsste es sein.

Technologie-Offenheit, o.k., aber bei PKWs auf e-Fuels zu setzen kann nur Resultat eines nicht durchgeführten Denkprozesses sein. Denn e- Fuels werden wohl nur durch Einsatz von grünem Strom zu machen sein. Mit diesem Strom erzeugen wir mit einem Wirkungsgrad von nur 40% Treibstoff, der dann mit einer Energieeffizienz von 30% in Bewegungsenergie des Autos umgesetzt wird. Der Gesamtwirkungsgrad ist also nur etwa 12%. Da ist es doch viel klüger, den eingesetzten Strom gleich mit etwa 90% Gesamtwirkungsgrad für den Einsatz in batteriebetriebenen e-Autos zu verwenden. Dabei können wir zu viel hineingesteckte Energie bei der Rekuperation sogar wieder zurückgewinnen. Alle, die sich über den zusätzlichen Stromverbrauch alterieren, der durch e-Mobilität auf uns zukommen wird, sollten bedenken, dass für die Alternative e-Fuels sechs- bis siebenmal soviel Strom benötigt würde.

Ob e-Fuels einen Beitrag zum Klimaschutz liefern oder den Klimawandel weiter anheizen, hängt davon ab, wie CO2-intensiv der Strommix ist, der zu ihrer Herstellung verwendet wird. Damit e-Fuels klimafreundliche Alternativen zu fossilen Brennstoffen darstellen, muss der Strom für ihre Herstellung nahezu ausschließlich aus erneuerbaren Energien stammen. Sollen e-Fuels z. B. im Transportsektor eingesetzt werden, dann muss der Ökostromanteil bei ihrer Herstellung bei mehr als 90 % liegen, um verglichen mit fossilen Treibstoffen eine Klimaschutzwirkung zu erzielen (aus Wikipedia).

Übrigens: Auch Wasserstoff ist für den PKW- Antrieb keine Alternative: Wasserstoff wird heute zu über 90% aus Erdgas oder Nebenprodukten der Erdölraffination hergestellt. Klimafreundlich wäre nur die elektrolytische Aufspaltung von Wasser durch grünen Strom. Die Elektrolyse hat einen Wirkungsgrad von knapp über 70%, die Brennstoffzelle etwa 60%. Das ergibt insgesamt 42%, dazu kommt noch der Energieaufwand für Kompression oder Verflüssigung des Wasserstoffs für Lagerung und Transport. Eine Flotte von Brennstoffzellenautos braucht also etwa das dreifache an Strom als batteriebetriebene Fahrzeuge. Und das Netz an Wasserstofftankstellen ist weniger als mickrig und müsste erst ausgebaut werden. Sehr wohl aber kann Wasserstoff als Energiespeicher Bedeutung gewinnen, wenn überschüssiger Solar- oder Windstrom zu seiner Produktion verwendet wird. Im gerade vereinbarten Koalitionsvertrag der kommenden deutschen Ampel-Koalition steht dazu: „Wir wollen den Einsatz von Wasserstoff nicht auf bestimmte Anwendungsfelder begrenzen. Grüner Wasserstoff sollte vorrangig in den Wirtschaftssektoren genutzt werden, in denen es nicht möglich ist, Verfahren und Prozesse durch eine direkte Elektrifizierung auf Treibhausgasneutralität umzustellen.

Unsere individuelle PKW- Mobilität sollten wir sowieso drastisch reduzieren: Überhaupt weniger fahren, und wenn, dann nicht unbedingt dafür zweieinhalb Tonnen Blech verwenden, die mit 280 PS rasant auf 180 km/h beschleunigt werden können. Dass wir die Mobilitätswende letztlich nur durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrssystems, durch schlauere Raumplanung und vor allem durch eine Änderung unseres Anspruchsniveaus bewältigen werden können, ist eine andere Geschichte. 

2 Kommentare:

  1. Eine Schande, dass das eine Verkehrskommissarin nicht weiß. Oder weiß sie es und vertritt die Interessen von irgendwen, nur nicht die der Menschheit?

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  2. Siehe dazu auch https://www.elektronikpraxis.vogel.de/wasserstoff-fuer-transport-und-waerme-ist-ein-rueckschritt-a-1079890/

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