Donnerstag, 18. Februar 2016

Projekt ReHABITAT

Projekt ReHABITAT des österreichischen Ökologieinstituts


Ein- und Zweifamilienhäuser in Österreich- die allgemeine Ausgangslage
  • Drei Viertel aller Gebäude in Österreich sind Ein- oder Zweifamilienhäuser
  • 58% aller Menschen in Österreich leben in solchen Ein- oder Zweifamilienhäusern
  • 57% aller Einfamilienhäuser in Niederösterreich sind unterbelegt oder unbewohnt. Würde der in diesen Häusern vorhandene Raum optimal genutzt, könnten dadurch allein in Niederösterreich über 60.000 zusätzliche Wohnplätze geschaffen werden.
  • Viele dieser Häuser befinden sich in den Kernzonen von Gemeinden. Diese Kernzonen kämpfen durch Überalterung der Bewohner und Rückgang der dort wohnenden Bevölkerung gegen einen Verlust von Attraktivität und Infrastruktur. Andererseits werden Nahversorger und Wohnhäuser oft an den Ortsrändern neu errichtet. Ein solcher  neu errichtete Wohnraum ist vielfach für Jungfamilien nicht leistbar.
  • Für das Jahr 2030 werden in Österreich 1,64 Millionen Single- Haushalte prognostiziert.
  • 70% der 2030 allein lebenden Personen werden Frauen über 65 sein
Die Situation in Biedermannsdorf
Der Zeitraum zwischen 1971 und 1991  war die Zeit des raschesten
Bevölkerungswachstums in Biedermannsdorf. In diesen 20 Jahren hat sich die Bevölkerung Biedermannsdorf mehr als verdoppelt, seither ist sie vergleichsweise nur mehr gering gewachsen. In diesen 20 Jahren sind viele junge Familien mit Kindern hierher gesiedelt, haben Kinder bekommen, entsprechend große Einfamilienhäuser gebaut oder große Eigentumswohnungen bezogen.Nun, dreissg oder vierzig Jahre später, sind diese Kinder aus dem Haus, manche Partnerschaft existiert nicht mehr, Haus oder Wohnung sind zu  groß und auch die Pflege des Garten wird immer mühsamer. Zusammengefasst ist wahrscheinlich ein Teil des verfügbaren Wohnraums nicht optimal genutzt. Andererseits werden auch bei uns am Ortsrand Wohnungen und Häuser neu errichtet, die vielfach für junge Familien in Zeiten steigender wirtschaftlicher Unsicherheiten finanziell nur schwer leistbar sind.

Das vom österreichischen Ökologieinstitut entwickelte Projekt kann gleichzeitig Leerstand in Einfamilienhäusern reduzieren, weitere Zersiedelung vermeiden, innerdörfliche Freiräume erhalten, Einfamilienhäuser kapital- und werterhalten, dörfliches Leben reaktivieren und die regionale Wirtschaft beleben.

Die Lösung liegt im umweltgerechten, sozial gerechten und gemeinwohlorientierten Ansatz, unterbelegte Einfamilienhäuser in gender- und altersgerechte Mehrpersonenhäuser (MPH) umzugestalten. Unter einem Mehrpersonenhaus verstehen man ein Haus, in dem mehrere Personen in einer Hausgemeinschaft leben, die nicht unbedingt einer Familie im engeren Sinne angehören (im Unterschied zum Mehrfamilienhaus). Die Besitzverhältnisse, Organisationsstruktur und der gewünschte Gemeinschaftsgrad werden von den zukünftigen Bewohnern selbst bestimmt. Der durch die Sanierung gewonnene Raum kann teilweise auch für Gemeinschaftseinrichtungen (z.B. Repair- Cafes) genutzt werden. Wichtig bei diesem Ansatz von "innerer Nachverdichtung" im besten Wortsinn ist, dass die Kubatur des Bestandsgebäudes nicht maßgeblich vergrößert wird und auch keine zusätzlichen Grünflächen dafür verbaut werden. Erklären sich Hausbesitzer bereit für eine solche Lösung, sollte die vorhandene Bausubstanz so adaptiert  werden, dass für eine größere Anzahl von Bewohnern attraktiverer, finanziell leistbarer und wo nötig auch altersgerechter Wohnraum geschaffen wird. Dadurch kann auch die soziale Durchmischung gefördert und das Ausfransen des Siedlungsgebiets in den umgebenden Grünraum verhindert werden. Eine derartige "innere Verdichtung" ist auch eine Grundvoraussetzung dafür, dass der Ort finanziell günstiger durch öffentliche Verkehrsmittel bedient werden kann. Gleichzeitig können die betroffenen Gebäude auch z.B. durch thermische Sanierung und modernste Heizsysteme aufgewertet werden, was laufende Betriebskosten und Umweltbelastung verringert.

In Weiterführung des ursprünglichen Projekts wird nun im Projekt ReHABITAT-ImmoCHECK+ ein Werkzeug zur Darstellung des Entwicklungspotentials und zur Bewertung von innovativ nutzbaren Einfamilienhäusern entwickelt. ReHABITAT- ImmoCHECK+ entwickelt die Grundlagen eines gender- und alterssensiblen Werkzeugsets, mit dem das Entwicklungspotential von unterbelegten oder leerstehenden Einfamilienhäusern (EFH) hin zu nachverdichtenden, innovativen Wohnformen dargestellt und bewertet werden kann. Dazu wird untersucht, wie neben objektrelevanten Daten auch Wohnbedürfnisse erfasst werden können, um dann die spezifischen Entwicklungspotentiale des jeweiligen EFH verständlich und inspirierend darzustellen und eine Basis für weitere Planungsschritte zu schaffen.

Weitere Informationen siehe auf http://www.ecology.at/rehabitat.htm
Download Handbuch „Neues Wohnen im alten Haus" , mit vielen anregenden Beispielen

Heinz Melion

1 Kommentar:

  1. Siehe dazu auch https://derstandard.at/2000074400360/Unterbelegte-Haeuser-Die-WG-im-Einfamilienhaus

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