Dienstag, 15. Mai 2018

Ehemaliges Kinderheim - Bericht vom Standortforum 2



Am Montag, den 14.5. fand um 19 Uhr in der Aula unserer Volksschule das zweite Bürgerforum betreffend des Projekts "Schloss Biedermannsdorf" statt.

Gleich vorweg: Befürchtungen, wonach wir vor beschlossenen Tatsachen stehen würden, bewahrheiteten sich nicht. Die Ideen des ersten Forums wurden aufgegriffen und in einem Testplan integriert. Ein Testplan deshalb, weil ergebnisoffen darüber diskutiert wurde, wobei besonderes Augenmerk auf den Schwerpunkten Wohnen, Bildung und Jugend lag.

Die Aufgaben der Planer waren vielfältig und wurden eingangs nochmal erläutert.
Wie geht man mit diesem geschichtsträchtigen Ort um?
Was muss erhalten werden und was nicht?
Welche Akzente sollen gesetzt werden?
Wie können die baukulturellen Potentiale genützt werden?
Welche Bezüge können zur Umgebung hergestellt werden (Durchwegungen)?
Wie können Grünräume und alte Baumbestände gesichert werden?

Daraus resultieren die folgenden Planungsprinzipien:
Das Zentrum stärken: Das Quartier wird Teil von Biedermannsdorf und schafft Raum für ein neues Zentrum. Integration statt Abschottung.
Teil des Orts werden: Das Areal öffnen und durchwegen.
Dem historischen Altbestand Platz einräumen: Mit Rücksprüngen und Staffelung reagieren.
Höhen vermitteln: An den Rändern niedrig, nach innen höher werden / Staffelung und Höhenspiel.
Auf Baumbestand reagieren: kleine Fußabdrücke ermöglichen ein Wohnen zwischen Baumgruppen.
Vielfalt anbieten: Unterschiedliche Typologien in Wohnangeboten und Freiräumen.

Möglichkeiten zum Austausch - Arbeitstische.
Anschließend an den Eröffnungsvortrag hatten die Besucherinnen und Besucher Gelegenheit, an vier moderierten Arbeitstischen in kleineren Kreisen ihre Ansichten, Ideen und Sorgen vorzubringen. Eine gute Idee. Projekte mit Bevölkerungsbeteiligung wie dieses können zwar länger dauern, weisen aber in der Regel eine große Akzeptanz auf. Was gesellschaftlich jedenfalls ein Gewinn ist. Nicht nur für die Planer, sondern auch und vor allem für die Gemeindepolitiker.

Diskussionsthema Tiefgaragenzufahrt.
Bereits zu Beginn wurde klar, wie wichtig der Bevölkerung das Thema Verkehr ist. Der Vorschlag, den Eingang zur Tiefgarage (denn eine solche ist unabdingbar) auf die Josef-Bauer-Straße zu legen, stieß sofort auf lauten Protest der dortigen Anrainer. Diese beklagten die bereits jetzt bestehende Degradierung der Josef-Bauer-Straße von einer Wohn- zu einer Durchzugsstraße. Eine Zu- und Ausfahrt zur Tiefgarage würde die Situation noch verschärfen.
Andererseits wird die Ortsstraße, welche an sich eine größere Belastungskapazität aufweist, von den Kindern der zugezogenen Bevölkerung in Richtung Kindergarten und Volksschule gequert werden. Da infolge der Variobauten und der oberen Krautgärten ohnehin eine Verkehrszunahme auf dieser Straße zu erwarten ist, würde die Zu- und Ausfahrt zu den Tiefgaragen das Gefahrenpotential für die Kinder erhöhen. Außerdem ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass im Falle eines Staus in der Ortsstraße vermehrt die Josef-Bauer-Straße als Ausweichmöglichkeit in Anspruch genommen würde. Also möglicherweise ein Schuss ins Knie.
Zweifellos ein Thema, das noch einer intensiven Diskussion bedarf.

Mögliche Maßnahmen zur Verkehrsreduzierung
Selbstverständlich werden 150 bis 200 Wohnungen und möglicherweise eine große Schule die Verkehrsbelastung für den gesamten Ort deutlich erhöhen. Umso wichtiger sind daher Maßnahmen, die diese Erhöhung ein Stück weit bremsen können wie Nahversorgung Carsharing und Radrouten inklusive überdachten Radabstellplätzen. Während Carsharing und Radrouten nicht weiter in Zweifel gezogen wurden, gab es betreffend Nahversorgung Uneinigkeit über dessen Rentabilität. Angesichts mehrerer hundert Konsumenten, wenn man die HLA und die umliegenden Wohngebiete berücksichtigt, erscheint es eher angebracht, einen Nahversorger zu befürworten. Der Verfasser dieses Beitrags ist sicher, dass der Handel genauso denkt. Zeiten ändern sich. Die alten Greißler mussten zusperren, weil sie mit den Preisen gegen die Supermärkte nicht mithalten konnten. Heute kann Billa und Co kleine Filialen eröffnen mit konkurrenzfähigen Preisen, weil der Einkauf über das eigene Lager und in großem Rahmen abläuft. Laut eines Sachverständigen gibt es diesbezüglich auch bereits positive Erfahrungswerte. Soviel den Vorträgen zu entnehmen war, sind auch Geschäftsräume im Erdgeschoss im Bereich Perlasgasse vorgesehen.

Ein Mobilitätskonzept ist unabdingbar.
Mit aller Deutlichkeit muss betont werden - und das taten auch die Planer - dass ein generelles Mobilitätskonzept erstellt werden muss, und zwar gemeindeübergreifend. Das wäre auch ohne dieses Projekt nützlich gewesen, mit diesem aber ist es unbedingt erforderlich. Die Fahrten zu den Abfallinseln, zur Wertstoffzentrale und zu Billa-Hofer außerhalb des Ortes werden in der Josef-Bauer-Straße, Wiener Straße und der Achauer Straße, insgesamt aber vor allem in der östlichen Ortshälfte zunehmen. Auch dann, wenn alle möglichen Maßnahmen zur Verkehrsreduzierung ergriffen werden. Dazu wird es auch nötig sein, Verkehrsmessungen zu verschiedenen Tageszeiten durchzuführen.

Der Grüne Zugang zum Thema Verkehr
Der rasant zunehmende motorisierte Individualverkehr belastet uns alle. Unsere Gesundheit, unsere Sicherheit und unsere Lebensqualität. Immer mehr Menschen sehen das so und beklagen sich darüber. Es muss aber auch klar sein, dass Verkehr immer auch etwas mit der eigenen Lebensart und dem eigenen Umweltbewusstsein zu tun hat. Jede/Jeder Einzelne kann seinen Beitrag leisten. Das sollte vor künftigen, möglicherweise emotional geführten Diskussionen allen klar sein.

Perlasgasse zwischen Ortsstraße und Josef-Bauer-Straße.
Im Plan wurde die Perlasgasse als "Linearer Ortsplatz" vorgestellt. Dies schloss die Möglichkeit ein, es handle sich hier um eine Begegnungszone oder gar Fußgängerzone. Es handelt sich aber nach wie vor um eine ganz normale Straße. "Linearer Ortsplatz" wurde der Bereich deshalb genannt, weil er als Zentrum gemeinsam mit dem Perlashof gestaltet werden soll. Die Bauten rücken von der Straße zurück und geben Platz für Grünraum frei.
Eine Möglichkeit zur Verbesserung dieses Zentrums wäre, die Perlasgasse für den motorisierten Verkehr zu sperren und eine Straße ein kleines Stück weiter westlich zu planen. Dann wäre die Chance, Perlashof, Kirche und Gemeinde als Platz zu vereinen sehr viel größer. Eine Idee, die es wert ist, überlegt zu werden.

Alles in allem eine gelungene Veranstaltung mit reger, konstruktiver Beteiligung der Bevölkerung.

Hier finden Sie einen Audio-Mitschnitt des Eröffnungsvortrags

Karl Wagner

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