Freitag, 27. Juli 2018

Biedermannsdorf, das Kinderheim und die ARE

Was wir von Mödling lernen können

In Biedermannsdorf und Mödling gibt es die gleiche Situation:
  • Ein mehrere Hektar großes Areal, das der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) bzw. einer ihrer Tochterfirmen, der Austrian Real Estate (ARE) gehört, die darauf Wohnraum errichten wollen
  • eine Gemeinde, die das Areal vorher umwidmen muss, um diese Bebauung zu ermöglichen, und die bestimmte Wünsche und Forderungen bei der Planung durchsetzen will 
  • eine Vielzahl von Ideen, was konkret gebaut und wie dieses Gebiet optimal genutzt werden soll.
Mödling hat mit der ARE bereits einen Raumordnungsvertrag abgeschlossen, das Gelände umgewidmet und der Baubeginn ist bereits erfolgt. Durch einen intensiven Verhandlungsprozess konnten in Mödling alle Forderungen der Stadt umgesetzt und für alle Beteiligten (die Gemeinde, die ARE, die zukünftigen Bewohner und die Anrainer) ein optimales Ergebnis erzielt werden:
  • Reduktion der ursprünglich geplanten Wohnungsanzahl von 400 auf 250, davon
  • 80 geförderte Mietwohnungen, die nicht von der ARE, sondern einem gemeinnützigen Wohnbauträger errichtet werden
  • Nahversorger (Supermarkt) im Areal
  • Errichtung der geförderten Wohnungen und des Nahversorgers bereits in der ersten Bauphase
  • e-Carsharing
  • öffentlich zugängliche Freiräume (Parks)
  • gemischte Nutzung (Wohnungen, Büros, Arztpraxis usw.)
  • Kostenbeteiligung der ARE beim Infrastrukturausbau, der Mobilitätsplanung und einem wirklich optimalem Kommunikationssystem.
Daher hat Umweltgemeinderat Karl Wagner mit dem Mödlinger Stadtrat für Raumplanung, Stadtentwicklung und Stadterneuerung Rainer Praschak ein Interview geführt, um herauszufinden, welche Ziele Mödling bei diesem Projekt umsetzen konnte und wie die Gespräche mit der ARE und der gesamte Planungsprozess abgelaufen sind. Biedermannsdorf kann daraus eine Menge lernen. Unser Video zeigt, wie erfolgreiche Stadtplanungen und Verhandlungen mit Bauträgern ablaufen können. Hier finden Sie eine 9-minütige Kurzversion.

Die wesentlichsten Erfolgsfaktoren waren regelmäßige Besprechungsrunden zwischen den zuständigen Stadträten und Beamten der Stadtverwaltung mit der ARE sowie ein vorbildliches Kommunikationssystem mit der Bevölkerung.

Weitere Resultate des Planungsprozesses mit der ARE:
  • Abhaltung eines Mobilitätsdialogs unter Einbeziehung der Anrainer, des Verkehrsstadtrats und externer Verkehrsentwickler (Kostenmitbeteiligung der ARE), daraus abgeleitet ein Mobilitätsleitbild mit Maßnahmenkatalog
  • Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs im Umfeld des Planungsgebiets
  • soziale Durchmischung im neuen Wohngebiet durch unterschiedliche Wohnformen und Finanzierungsmodelle (geförderte Wohnungen, Eigentumswohnungen, Reihenhäuser, Luxusappartements)
  • Einigung auf zwei Bauphasen, wobei in der ersten Bauphase sowohl die von Stadt und Bevölkerung am dringendst empfundenen Punkte umgesetzt werden, aber auch der Wunsch der ARE nach einem frühestmöglichen Beginn der Refinanzierung durch Verkauf hochwertiger Reihenhäuser berücksichtigt wird.
  • Langfristige Absicherung der öffentlichen Durchwegung des Areals durch entsprechende Grundabtretungen an die Stadt
  • Einigung auf eine unterschiedliche Anzahl von (unterirdischen) PKW- Abstellplätzen je Wohneinheit, abhängig von Wohnform und Wohnfläche
Plattformen für Kommunikation und Dialog mit Anrainern und der übrigen Bevölkerung
  • Website des Teams „Stadtentwicklung im Dialog mit zeitnahen Aktualisierungen
  • Quartiersmanagement zum laufenden Interessenausgleich zwischen verschiedenen Akteuren. Das Quartiersmanagement wird durch eine Agentur begleitet, für die die ARE ebenfalls einen Teil der Kosten übernimmt. Es bietet
  • Telefon- Hotline
  • spezielle Email- Adresse für Anfragen oder Anregungen
  • spezielle, laufend aktualisierte Website
  • regelmäßige Hausbesuche bei Anrainern zum Austausch von Anregungen oder Beschwerden
  • regelmäßige Informationstreffen und Veranstaltungen
Zusammenfassung:
Das Beispiel in Mödling zeigt, dass eine Gemeinde im Abtausch gegen eine erforderliche  Umwidmung durchaus ihre Wünsche bei einem Bauträger durchbringen kann, wenn sie ein klares Ziel vor Augen hat, was sie eigentlich erreichen will, wenn sie regelmäßig und konsequent verhandelt und sich auch um Kompromisse bei Interessen des Bauträgers bemüht. In diesem Sinne sei auch auf die Anregungen der Grünen hingewiesen, die wir Anfang Mai an unsere Bürgermeisterin übergeben haben. Es ist sehr zu hoffen, dass unsere Gemeindeverantwortlichen vergleichbar konsequent vorgehen und ähnlich positive Resultate erzielen werden wie die Stadt Mödling.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen