Dienstag, 14. April 2020

Klimaschutz und Flüchtlingselend



Werner Kogler und Rudi Anschober befinden sich in einem historischen Umfragehoch. Auch mit allen anderen Regierungsmitgliedern der Grünen herrscht Zufriedenheit in der Bevölkerung. Bisher – auch vor Corona –scheinen die Grünen alles richtig gemacht zu haben. Die Arbeiten an den Themen, wegen denen sie gewählt wurden, stehen zwar teilweise noch aus, aber die Zuversicht, dass bezüglich Klimaschutz endlich wirksame Schritte gesetzt werden, lebt. Schließlich ist das ein steiler, steiniger Weg, der da vor Leonore Gewessler liegt.

Und doch…
Im griechischen Flüchtlingslager Moria gibt es weit über 1000 unbegleitete Kinder. Es gibt außerdem kaum Zugang zu sauberem Wasser oder medizinischer Hilfe.


Klimapolitik ist Friedenspolitik. Schon jetzt ist die Klimakrise an der Entstehung von Kriegen beteiligt. Kriege um fruchtbares Land, das immer weniger wird. Wird nichts getan, um das Klima zu stabilisieren, werden große Teile der Erde unbewohnbar. Die bevölkerungsreichsten Städte stehen an Küstengebieten. Die dortigen Bevölkerungen werden ihre Heimat verlieren. Wo werden sie hingehen? Schon jetzt ist die Katastrophe weithin sichtbar. Pazifische Inselstaaten wie Kiribati sind am Versinken. Aber so weit muss man gar nicht gehen. In Österreich gab es allein im Jahr 2018 Dürreschäden in der Höhe von 230 Millionen Euro, 2019 waren es mehr als 100 Millionen. Und die Hitzetoten haben die Verkehrstoten längst überflügelt. Im Westen Österreichs häufen sich indessen die Murenabgänge, Überflutungen und Stürme. Menschen verlieren ihr Hab und Gut. Das alles passiert jetzt. Was wird in 10, 20 Jahren sein, wenn wir weiterhin untätig bleiben? Und wenn wir in Europa alle Hände voll mit unseren eigenen Klimakatastrophen zu tun haben werden, was wird mit den Flüchtlingen, die dann zu Hunderttausenden, ja vielleicht zu Millionen vor unseren Grenzen stehen werden? Das sind Gründe, die Klimaschutzmaßnahmen wichtiger als alles andere machen. Die Grünen sehen das und handeln konsequent. Als sich ihnen die Chance bot, ihr wichtigstes Anliegen, das das wichtigste Anliegen der ganzen Menschheit sein sollte, zu verfolgen, ergriffen sie sie. Koste es, was es wolle.

Und doch…

Danae Papadopoulou, Psychologin, arbeitet für Ärzte ohne Grenzen. Sie erzählt von Kindern, deren Entwicklungsschritte rückwärts verlaufen, seit sie im Lager verharren. Die aufhören zu sprechen, zu spielen und zu essen. Von Kleinkindern, die den Kopf auf den Boden schlagen, die sich in die eigenen Arme beißen oder das Haar ausreißen. Papadopoulou sagt, die Zahl der Suizidversuche in Moria sei dramatisch gestiegen. Sie und ihre Kollegen sprechen mittlerweile von einer "mental health crisis" in Moria. Von einem Ausmaß an seelischer Not, dem sie sich nicht mehr gewachsen fühlen.

Unser Bundeskanzler sagt, es komme nicht in Frage, dass Österreich auch nur ein einziges Kind aufnimmt. Es hat schon genug getan. Gnadenlos und unbarmherzig muss man sein, will man die Wählerinnen und Wähler vom rechten Rand bei Laune halten. Oder macht er das aus Überzeugung?

Türkis als Partner ist ein hartes Los. Eine Wohlfühlkoalition ist das nicht. Aber das wussten wir ja.

Karl Wagner

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