So dramatisch der Kampf gegen die Ausbreitung des Virus auch ist, so menschlich tragisch die Krankheitsverläufe weltweit auch sind, sollten doch auch einmal andere Aspekte und Auswirkungen der Coronakrise beleuchtet werden. Wie wird unsere Umwelt aussehen?
Lesen Sie nachstehend den Auszug eines Artikels der Journalismus-Plattform“ Addendum“ von Clara Melcher und Christoph Zotter.
Wie wird es den Tieren gehen?
Wird die Wasserqualität steigen?
Erholt sich der Boden?
Ist die Luft sauberer?
Wie wird der Klimawandel verlaufen?
Eine Frau schreibt auf Twitter: „Das Wasser, das durch die Kanäle von Venedig fließt, ist zum ersten Mal seit einer Ewigkeit klar. Fische sind sichtbar und die Schwäne zurückgekehrt.“
Gute Nachrichten sind in diesen Zeiten Mangelware und daher sucht man sie gerne umso begieriger. Doch so verständlich das ist, so wichtig ist auch, dass man die Wahrheit sucht. Und die liegt oft zwischen Jubel und Alltag. Schwäne gab auch schon in Venedig, als dort noch die Kreuzfahrtschiffe Schlange standen und die Klarheit des Wassers verdankt sich dem Umstand, dass fast kein Schiffsverkehr stattfindet. Was nicht heißt, dass deshalb bereits die Wasserqualität gestiegen ist.
Auch das Foto eines Delphins war allem Anschein nach in Sardinien aufgenommen worden und nicht am Venezianischen Hafen wie behauptet.
Die Tiere
Unbestreitbar sind die positiven Einflüsse des fehlenden Wintertourismus auf die Tierwelt. Da es durch die Ruhe viel weniger Stress für die Tiere gibt, kommen diese auch unbeschadeter durch den Winter. Sie können mit ihrer kältebedingt stark heruntergefahrenen Energie besser haushalten, sich mehr auf die Nahrungsaufnahme konzentrieren und gestärkt im Frühjahr ankommen. Möglicherweise steigen dann sogar die Populationen. Genau wird man das erst nach der Paarungszeit wissen.
Das Wasser
Ein überraschender Grund, warum eine Verbesserung der Wasserqualität in Österreich möglich ist, ist der minimalisierte Autoverkehr. Feinstaub, der durch Reifenabrieb entsteht, kann durch Wind und Niederschlag in die Gewässer gelangen. Weniger Verkehr heißt daher weniger Feinstaub im Wasser. Das ist aus dem Institut für Gewässerschutz an der BOKU zu erfahren.
Der Boden
Zurückgehende Aufträge für die Industrie und verminderter Verkehr wirken sich auf die Bodenbeschaffenheit aus. Allerdings nicht nach so verhältnismäßig kurz dauerndem Lockdown.
Die Luft
Eindeutig erkennbar ist der Rückgang des Ausstoßes von Stickstoffoxid. Es wird vor allem von Verbrennungsmotoren, aber auch Industrie und Fossilen Kraftwerken erzeugt. Bei Tests mit ähnlichen Wetterbedingungen wurde fast eine Halbierung des Stickstoffoxid-Ausstoßes im Vergleich zum Vorjahr festgestellt. Allerdings benötigt man für solche Tests ideale Wetterbedingungen, die oft nicht gegeben sind. An einigen Tagen der Coronakrise war die Stickstoffoxidkonzentration in Wien sogar höher.
Luftverschmutzung – vor allem in stark smogbelasteten Gegenden – kann zu einer erhöhten Todesrate von COVID-19-Patienten betragen. Menschen mit verschmutzungsbedingt geschwächten Atemwegen haben ein höheres Risiko.
Das Klima
Dass durch abnehmenden Verkehr und abnehmender industrieller Produktion Kohlendioxid eingespart wird, ist ein Faktum. Allerdings kann der CO2-Rückgang auch auf den milden Winter und den Frühlingsbeginn zurückgeführt werden, wodurch die Pflanzen mehr CO2 aufnehmen. Wie groß beide Anteile sind, ist derzeit nicht messbar. Das wird sich erst in einigen Monaten herausstellten.
Wie unterschiedlich die Situation bezüglich Klima beurteilt wird, mögen die Aussagen einiger Institute und Think-Tanks zeigen.
„Agora-Energiewende“ vermutet, dass die Coronakrise helfen wird, die deutschen Klimaziele zu erreichen.
Das Massachusetts Institute of Technology warnt hingegen davor, dass für die Energiewende wichtige Unternehmen in den Bereichen Windturbinen, Batterien oder Solar-Panels vor dem Zusammenbruch stehen könnten. Dazu kommt, dass Benzin derzeit billig ist.
Das finnische Centre for Research on Energyand Clean Air bestätigt zwar den Rückgang der Treibhausgase in China, befürchtet aber, dass der kommende Stimulus der chinesischen Regierung diese kurzfristigen Effekte wieder zunichte machen könnte.
Man sieht: Es bleibt spannend.
Lesen Sie bei Interesse den kompletten Artikel hier:
Karl Wagner
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