Samstag, 8. Januar 2022

Klimakrise: Hoffnung oder Verzweiflung?

 

Einerseits gibt es Gründe für Optimismus: Den technologischen Fortschritt, die gesteigerte  öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema und die Bildung von Institutionen zur politischen Steuerung des globalen Klimasystems. Andererseits dürfen wir auch Widerstände und Beharrungskräft nicht unterschätzen.

Immer mehr Länder sind bereits dabei, ihre Energieproduktion auf erneuerbare Träger umzustellen – nicht unbedingt aus Sorge um die Umwelt, sondern einfach deshalb, weil sie sich als die billigste Art der Stromerzeugung erweisen. Erneuerbare Energie ist in den letzten Jahren erstaunlich günstig geworden, im vergangenen Jahrzehnt wurde Energie aus Photovoltaik um 90 Prozent günstiger, Windkraft um 70%, während der Preis für Strom aus Kernspaltung oder Kohle stagnierte oder sogar teurer geworden ist. In Ländern wie Chile oder Vietnam hat sie die schmutzige Kohle bereits aus dem Stromsektor verdrängt. Die Kosten des in Bau befindlichen Atomkraftwerks in Flamanville (Frankreich) haben sich von geplanten 3,1 auf derzeit 19 Milliarden Euro versechsfacht, die ursprünglich 2013 geplante Inbetriebnahme hat sich auf frühestens 2023 verschoben. Jetzt sind es plötzlich nicht mehr die erneuerbaren, sondern die fossilen Energieträger, die auf den Märkten Gegenwind bekommen.

Zweitens kommen Klimathemen immer mehr in der Mitte der Gesellschaft an. Die Elektromobilität wächst stärker als selbst die optimistischen Szenarien erwartet hätten. Und auch Banker diskutieren, wie die Europäische Zentralbank der EU helfen könnte, ihre Klimaziele zu erreichen. Das ist eine wirklich bemerkenswerte Entwicklung.

Können wir uns nun also zurücklehnen und entspannen? Sicherlich nicht. Natürlich kann immer noch viel schiefgehen.

Selbst bei uns im diesbezüglich begünstigten Österreich reicht im Winter Wasserkraft allein lange nicht aus, den Strombedarf zu decken. Mit Ausnahme von Wasserkraft und Biomasse sind alle anderen erneuerbaren Energieträger nicht grundlastfähig, sie liefern nur, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht.  Daher wird der Umstieg auf erneuerbare Energie nur gelingen, wenn wir insgesamt unseren Energieverbrauch senken und bei Mobilität, Wohnen und Ernährung unsere traditionellen Gewohnheiten ändern. Zusätzlich werden wir sowohl eine intelligente, angebotsorientierte Steuerung größerer Stromverbraucher und den Einsatz entsprechender Energiespeicher benötigen. Hier sind  sowohl weiterentwickelte Batterietechnologien als auch grüner Wasserstoff gefragt. In beiden Bereichen gibt es große Anstrengungen, von preislich attraktiven Lösungen und den notwendigen Speicherkapazität sind wir aber noch weit entfernt. Und wir werden auch Wege finden müssen, neue Kraftwerke und Leitungen für Strom oder Fernwärme schneller bewilligen und errichten zu können, und zwar möglichst im Einklang mit der lokal betroffenen Bevölkerung.

Die erforderlichen Verhaltensänderungen könnten bei der Bevölkerung viel Widerstand hervorrufen, obwohl sie nicht mit einer Verringerung unserer Lebensqualität einhergehen müssen. Ein weiterer Aufstieg des Populismus, der dann aufkeimende Ängste und Wut befeuert, würde alle Klimahoffnungen zunichtemachen. Und natürlich gibt es auch Widerstand von Konzernen, die bisher von fossilen Energieträgern profitieren, wie Eigentümer von Kohlebergwerken und Ölquellen oder Betreiber konventioneller Kraftwerke. Sie stellen sich dem Wandel immer noch entgegen und setzen jede Menge Geld und Lobbyismus ein, um ihre Geschäfte weiterhin betreiben zu können.

Weitere Informationen hier, zur CO2-Abscheidung hier.

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