Montag, 20. Mai 2024

Wie sehr wir die Welt verändern

Die Drehachse der Erde wanderte seit langer Zeit langsam vom magnetischen Nordpol in Richtung Süden. Aber vor etwa 25 Jahren hat sich diese Bewegung plötzlich auf eine östliche Richtung geändert. Wissenschafter der staatlichen Universität in Seoul haben dafür zwei von der Menschheit verursachte Gründe ausgemacht: Das beschleunigte Abschmelzen der polaren Eisschilde und der Gebirgsgletscher sowie kolossale Mengen an Wasser, die für Landwirtschaft und Haushalte aus dem Boden gepumpt werden. Der riesige Rückgang der Grundwasservorräte in bestimmten Regionen, darunter Indien und das Central Valley in Kalifornien, wurde auch von Satelliten, die Schwankungen der Erdanziehungskraft messen, aufgezeigt. Dadurch und durch das Abschmelzen des Eises hat sich die Verteilung der Masse auf dem Planeten so stark verändert, dass seine Drehung beeinflusst wurde.

Zwischen 1960 und 2000 hat sich die weltweite Grundwasserentnahme mehr als verdoppelt und beträgt nach Schätzungen von Wissenschaftlern etwa 20 Billionen Liter pro Jahr. Wo zu viel Wasser aus dem Boden gepumpt, aber nicht wieder aufgefüllt wird, kann Land absinken und dadurch Häuser und Infrastrukturen beschädigt werden. Auch schrumpft dann der  unterirdische Raum, der danach wieder Wasser aufnehmen könnte. Die Veränderungen in der Drehachse der Erde beeinflussen auch unsere satellitengestützten Navigationssysteme und die Genauigkeit von Karten-Apps.

"Wir haben wahnsinnig in die Natur eingegriffen und betreiben eigentlich schon Evolution", sagte Michael Wagreich vor einem Jahr im Interview. Er leitet das Institut für Geologie an der Universität Wien und setzt sich dafür ein, dass das Anthropozän als neues geologisches Zeitalter der Erdgeschichte anerkannt wird. 

https://www.nytimes.com/2023/06/28/climate/groundwater-earth-spin-axis.html
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