Mittwoch, 11. April 2018

Mobilität als soziale Frage

Siedlung mit starkem Autoverkehr

Das heutige Verkehrssystem hat nicht nur eine schlechte Umweltbilanz, sondern weist auch aus sozialer Sicht gravierende Mängel auf. Unser autozentriertes Verkehrssystem führt vor allem in ländlichen Regionen dazu, dass viele Alltagsziele ohne Auto nicht erreicht werden können. Wer kein Auto lenken kann oder kein Auto zur Verfügung hat, ist von Mobilitätsarmut bedroht.

Ein Teil der vom Autoverkehr verursachten Kosten, wie beispielsweise Gesundheits- und Umweltschäden, werden nicht vom Verursachenden bezahlt. In Ballungsräumen wohnen an stark befahrenen Straßen hauptsächlich Familien mit niedrigem Einkommen. Obwohl viele von ihnen gar kein Auto haben, sind sie besonders stark von den Abgasen und Lärm des Kfz-Verkehrs betroffen. Da Autofahren die teuerste Form der Alltagsmobilität ist,  hat der Öffentliche Verkehr bei Haushalten mit niedrigem Einkommen einen höheren Anteil.

Verkehrsstrukturen, die sich ausschließlich am Auto orientieren, führen zu vermehrter Zersiedelung. Supermärkte am Ortsrand schwächen den Ortskern und die dortige Nahversorgung. Das verstärkt ungünstige Bedingungen für Radfahren und Gehen als kostensgünstige Mobilitätsformen. Ist das öffentliche Verkehrsangebot für ältere Menschen unzureichend oder können Kinder ihre Freunde nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad besuchen, sind häufig zeitaufwändige Hol- und Bringdienste die Folge. Für Teilzeitkräfte stellen Arbeitswege, die nur mit dem Pkw machbar sind, aufgrund der hohen Pkw-Fixkosten eine große finanzielle Last dar. Und die Zahl der Teilzeitbeschäftigten hat sich österreichweit seit dem Jahr 1994 auf 1,1 Millionen Personen im Jahr 2017 fast verdreifacht.

Factsheet zur Mobilitätsarmut
Download „Mobilität als soziale Frage“

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