Mittwoch, 27. Juni 2018

Zusperren - wegsperren - einsperren - Das Wundermittel der FPÖ



Ein Vorfall in unserem Flüchtlingsheim am 29.5. Ein bekanntermaßen psychisch labiler Jugendlicher wollte Friseurgeld, drehte durch, bedrohte verbal einen Betreuer und verletzte sich selbst, indem er gegen eine Glastür trat. Polizei und Rettung wurden verständigt. Bevor die kamen, beschädigte er noch ein Auto des Heims und holte ein Klappmesser aus seinem Zimmer, das ihm jedoch ein anderer Heiminsasse wieder abnahm. Ein Auslöser des Vorfalls dürfte die Weigerung des Burschen sein, die ihm verordneten Psychopharmaka zu nehmen.
Das Personal des Heims regierte professionell, deeskalierend und der Zwischenfall wurde mit Hilfe der Polizei ordnungsgemäß abgewickelt. Ein Vorfall, wie er in Jugendheimen immer vorkommen kann. Besonders in Flüchtlingsheimen, wo die Traumatisierung eine zusätzliche Rolle spielt.
Die Gemeinde Biedermannsdorf reagierte mit einer Resolution an das Land Niederösterreich mit dem Inhalt, straffällig gewordene, verhaltensauffällige, bereits gewalttätig gewordene und psychisch labile Flüchtlinge nicht mehr unserem Heim zuzuteilen. Die gesamte Resolution finden Sie hier

Wir glauben, dass dies eine angemessene Reaktion der Gemeinde auf den Vorfall war. Zumal - wie in den wenigen vergangenen Fällen auch - niemand außer dem Betreffenden zu Schaden gekommen war. Laut Auskunft der Wiener Neudorfer Polizei gegenüber der NÖN wurden 2017 zwei Sachbeschädigungen und eine gefährliche Drohung angezeigt. Heuer wurden zwei minderjährige Flüchtlinge weggewiesen, dazu kommt der jetzige Vorfall. Sämtliche Taten hätten sich aber immer im Heim selbst abgespielt und nicht außerhalb. "Für uns stellt die Anzahl der Einsätze kein Problem dar", betont der Bezirkspolizeikommandant Peter Waldinger gegenüber der NÖN.

Für die FPÖ Grund genug, einen Antrag auf Schließung des Heims zu stellen. Kein Geld für Flüchtlinge, weg mit ihnen, woanders hin. Was man nicht sieht, existiert nicht. Was für ein Irrweg!

Schaffen wir eine politische Partei ab, weil es dort - lauter Einzelfälle (!?) - Antisemitismus und Rassismus gibt? Nein, obwohl von dort eine weit größere Gefahr für unsere Gesellschaft und unsere Demokratie ausgeht, als von Flüchtlingsheimen.

Niemand freut sich über Flüchtlinge. Denn ihr Vorhandensein ist immer ein sicheres Zeichen, dass in der Welt etwas ganz gravierend schief läuft. Was das ist, wissen alle, die sich dafür interessieren. Denn Flüchtlinge sind keine Verbrecher, sie sind die Konsequenz von Verbrechen. Verbrechen, die teilweise bei uns in Europa ihren Ursprung haben. Sie sind die Konsequenz unseres ausbeuterischen, nachkolonialen Wirtschaftssystems in Kumpanei mit verbrecherischen Regierungen in Afrika und Asien. Waffenhandel, Landraub und Zerstörung der Wirtschaftsstrukturen in den Schwellenländern sind die Auswüchse.

Daher ist es die vornehmste Pflicht jedes anständigen Menschen und jedes Gemeinderates, jedes Landesrates und jedes Nationalrates, sich dafür einzusetzen, dass die Flüchtlinge, die nun einmal da sind ordentlich behandelt werden. Gemäß ihrer Menschenwürde und gemäß jenen Werten, die uns Menschen auszeichnen. Damit sorgt man für Sicherheit und reduziert Kriminalität.

Es gibt keine bessere Prävention als Zuwendung.

Wegsperren, zusperren und einsperren allein führt zu Chaos und Verzweiflung und somit genau dorthin, wo wir nicht hinwollen. Zu Kriminalität.

Lassen wir uns nicht hinunterziehen auf Ebenen, die geradewegs in den Untergang führen. Sind wir hellhörig und kritisch. Was wir keinesfalls brauchen können, ist Beschwichtigung einerseits und Hetze andererseits.
Karl Wagner

3 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Wir ächzen ja soooo unter der Flüchtlingskrise. Es ist uns, denen es ohnehin nicht soooo gut geht, nicht zumutbar, dass auf fünfhundert EU- Bewohner ein Flüchtling kommt. Man darf uns nicht überfordern!

    Flüchtlinge sind Menschen, die ihr Leben verbessern wollen. Sie fliehen vor Krieg, Zerstörung, Verfolgung. Oder aus Hunger. Oder, weil sie keine Lebensperspektive haben. “Animals” seien sie, sagt Trump. “Menschenfleisch”, sagt Matteo Salvini.

    Man muss die Hilfe vor Ort ausbauen, damit die nicht mehr kommen. Sagen Sebastian Kurz, Matteo Salvini und andere. Das lustige ist nur: Die tun es nicht. Nichts tun sie. Wo bleibt denn die Hilfe vor Ort? Sie bleibt eine widerliche Lüge in den Ausführungen der Salvinis, Straches, Gaulands, Kickls, Kurz´.

    http://www.rudifussi.at/2018/06/26/herr-im-himmel-wir-danken-dir-dass-die-neger-hungern-und-nicht-wir/

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