Mittwoch, 24. Juli 2019

INSM - Die Gegner kommen durch die Hintertüre

Der Rio Negro

Wir schreiben das Jahr 1992. Der erste Weltklimagipfel in Rio ist zu Ende. Die Klimarahmenkonvention ist der erste internationale Vertrag, der den Klimawandel als eine ernsthafte Bedrohung einstuft und das Ziel der Staatengemeinschaft formuliert, eine gefährliche Störung des Klimas zu vermeiden. Soweit so gut. Man kann mit den Ergebnissen einverstanden sein, man kann sie aber auch als reine Absichtserklärungen ohne Verpflichtung ansehen und nichts davon halten. Allerdings stand eine eindeutige Erkenntnis fest: Der menschenverursachte Klimawandel findet statt, er schreitet rasch voran und es sind rigorose Maßnahmen notwendig.

Die Gegenreaktion der emissionserzeugenden Industrie folgte auf dem Fuß.



Es wurden PR-Unternehmen mit dem Ziel gegründet, politische Maßnahmen zum Klimaschutz zu verhindern. Zu diesem Zweck wurden in den USA Firmen-Allianzen, wie z.B. die Globale Klima Koalition gebildet, zu deren Mitgliedern Chevron, Chrysler, General Motors, Shell, Mobil, Texaco und viele weitere Firmen zählten.

Es wurden pseudo-wissenschaftliche Institute und PR-Projekte geschaffen, wie etwa der "Information Council for the Environment, das Global Climate Information Project. Dabei stützten sie sich auf eine Handvoll "Wissenschaftler", die nicht in wissenschaftlichen Medien publizierten und deren "Werke" daher auch keiner wissenschaftlichen Begutachtung ausgesetzt waren. Sie schrieben voneinander ab und wurden in der Öffentlichkeit immer dann besonders aktiv, wenn politische Entscheidungen anstanden. 
Klimaskeptiker beriefen sich auch gerne auf von ihnen selbst aufgelegte Manifeste wie den 
Heidelberger Aufruf, die Leipziger Erklärung zum Globalen Klimawandel oder die Oregon-Petition. 

Der Heidelberger Aufruf wurde von 4000 Wissenschaftler unterzeichnet. Allerdings enthält er keinerlei Aussage zum Klimawandel - die Unterzeichner bekannten sich lediglich zur Rationalität und zur Wissenschaft. 

Die Leipziger Erklärung wurde von 110 "namhaften Wissenschaftlern" unterzeichnet. Sie stützt tatsächlich die Klimaskeptiker - allein unter den Unterzeichnern findet sich kein einziger prominenter Klimaforscher, dafür aber 25 Fernsehmeteorologen, ein Zahnarzt, ein Arzt, ein Nuklearphysiker, ein Biologe und mindestens 12 Personen, die bestritten, je unterschrieben zu haben.

Die Oregon -Petition wurde vom Oregon Institute of Science and Medicine (OISM) an zehntausende amerikanische Wissenschaftler versandt. Beigelegt war ein Artikel, in dem erklärt wurde, dass erhöhte Kohlendioxydkonzentrationen zu einer grüneren, pflanzenreicheren Erde führen würden. Die Beilage war so gestaltet, dass sie für einen Sonderdruck aus einer Publikation der renommierten amerikanischen Akademie der Wissenschaften gehalten werden konnte, und daher gewann man den Eindruck, dass sie wissenschaftlich gut abgesichert sei. Die Akademie stellte klar, dass sie weder mit dem Artikel, noch mit der Petition etwas zu tun habe. 

Von 1994 bis 2001 hat allein die Global Climate Coalition mehr als 63 Mill. Dollar für derartige Klimakampagnen ausgegeben. Zum Vergleich: Das große dreijährige Schweizer Forschungsprogramm NFP 31 "Klimaänderungen und Naturgefahren" war mit 20 Mill. Euro dotiert.

Das alles ist nachzulesen im Buch "Schwarzbuch Klimawandel" von Helga Kromp Kolb.

Diese Anstrengungen verhinderten erfolgreich jahrzehntelang wirksame Maßnahmen gegen die Klimakrise und haben maßgeblich zu der prekären Situation beigetragen, der wir uns heute gegenübersehen.

Und heute? Heute besinnt sich endlich die Jugend darauf, dass es um ihre Zukunft geht. Sie geht auf die Straße und macht ihrem Ärger Luft. Sie erkennt ihre Feinde. Und sie hat Zulauf. Das Pendel neigt sich - endlich - wieder auf die Seite der Verantwortung. Auch in großen Teilen der internationalen Wirtschaft. Franz Alt schreibt in seinem Buch "Lust auf Zukunft", dass seit 2010 weltweit mehr Gelder in erneuerbare Energie investiert werden als in die alten Energieträger. Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wurde allein in den USA der geplante Bau von 166 Kohlekraftwerken abgesagt. Er führ noch viele weitere Beispiele an, die uns wirklich Mut machen können.

Aber wieder kommt die Gegenbewegung. Diesmal hinterhältiger. Denn den Klimawandel leugnen geht ja nicht mehr. Jetzt muss man durch die Hintertüre kommen. Freundlich, jovial, gönnerhaft den Jungen auf die Schulter klopfen und gleichzeitig sagen, was wirklich sinnvoll ist. Nämlich ganz etwas anderes. Gerade rechtzeitig zum einsetzenden positiven Bewusstseinswandel kommt die INSM (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft). Zweifel säen, einzelne Politiker umdrehen, manipulieren.

Im Rahmen von Themenkampagnen übernimmt die INSM Begriffe der Gegenseite (sozial, Gerechtigkeit, Energiewende, Klimaschutz) und sorgt dafür, eine neue Assoziation zu den Begriffen in ihrem Sinn herbeizuführen. Beim Thema Klimaschutz heißt das: 2 Grad-Ziel statt 1,5 grad-Ziel, Ausbremsen schneller, massiver KLimaschutzmaßnahmen für die Industrie, Verhindern einer CO2-Abgabe, Erdgas-Offensive, Emissionshandel statt schnellem Kohleausstieg in Deutschland. Mit Sicherheit wird die Offensive dieser deutschen Organisation auch nach Österreich und ganz Europa überschwappen, weshalb äußerste Vorsicht und energischer Widerspruch dringend erforderlich sein wird. Der gesamte Artikel über die Kampagne ist hier nachzulesen..

"Der Klimawandel ist eine Bedrohung, die Verursacher hat, und zwar solche, die nicht entfernt daran denken, von dieser Verursachung abzulassen. Gegen diese Leute muss man Widerstand leisten. Das bedeutet zugleich auch: gegen eine Politik Widerstand leisten, die Zukunftsfeindlichkeit unterstützt und fördert". Harald Welzer.

Karl Wagner

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