Sonntag, 15. März 2020

Wo Europa scheitert


Vizekanzler Werner Kogler, sowie unser Bundespräsident plädieren dafür, Kinder und Frauen in den griechischen Flüchtlingslagern, die es besonders schlimm erwischt hat, zu übernehmen. Hier kann man über ein Beispiel von vielen lesen. Es war im Jahr 2018. Da es seither weit schlimmer geworden ist, ist dieses Beispiel mehr als akutell:

Moria 2018. Eine Recherche der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“: Der Journalist ließ sich einen Bart wachsen, zog sich eine abgewetzte Jacke an und passte den richtigen Moment ab, um unbemerkt das Gelände zu betreten. Die Polizei kontrolliert nur vor dem Gatter. Dahinter ist die Hölle. Europa scheitert hier.


Fatima Ahmadi, eine Frau aus Afghanistan, erzählt ihre Geschichte. Flucht mit Mann und Kindern in den Iran, wo der Mann als Tagelöhner schuften musste, erniedrigt und beleidigt und um den Lohn betrogen. Er hielt das nicht aus, wurde Heroinsüchtig. Wenn er kein Geld für den nächsten Schuss hatte, hat er Ahmadi misshandelt. Sie lief weg mit ihren Kindern. Sie ist seit einem Monat in Moria. Ihr Sohn ist erkältet. Da nicht genug Ärzte da sind, werden Erkältungen auf der Arztstation nicht behandelt. Sie selbst war auch schon mehrmals auf der Station, weil das schmerzhafte Pochen in ihrem Backenzahn sie verrückt machte und sie kaum noch auf ihre Söhne aufpassen konnte. Der Arzt drückte ihr Pillen in die Hand und schickte sie weg. Aber diese Pillen sind Antibiotikum, kein Schmerzmittel. Es mangelt an Übersetzern im Lager, wodurch oft falsche Medikamente verabreicht werden. Nachts herrscht die Angst. Es gibt Ausschreitungen, Vergewaltigungen vor allem von alleinstehenden Frauen. Wie Ahmadi. Unter den Flüchtlingen sind neuerdings mehr Kinder, Kranke und Folteropfer aus Syrien. Jene, die bislang nicht stark genug waren, vor dem "Islamischen Staat" zu fliehen, und erst rauskamen, als der sich kürzlich zurückziehen musste.

Zu diesem Zeitpunkt lebten 5.200 Menschen in dem Lager, das für 2.000 konzipiert ist. Seither ist selbstverständlich nichts besser, sondern alles schlechter geworden. Das Drama setzt sich zusätzlich noch jenseits der griechischen Grenze fort.

Normalerweise müsste man jetzt sagen: worauf warten wir? Aber leider weit gefehlt. Werner Kogler sagte nicht, man solle die Grenzen öffnen und alle herein bitten. Er sagte nicht, wir nehmen alle auf, die da kommen, ganz egal, woher und wer sie sein mögen. Nein, er sagte nur: Kümmern wir uns um die Kinder und Frauen, besonders, wenn sie krank sind und alleine. Aber schon regte sich Angst und Panik. Da könnten ja Männer nachkommen. Um Gottes Willen, da könnten dann ja ganze Familien daraus werden.

Meine Meinung dazu: Ich verstehe, dass die abermalige Aufnahme einer großen Zahl von Flüchtlingen unsere Gesellschaft in ihrer derzeitigen Verfassung, die vielfach von Fremdenhass, Narzissmus und Angst geprägt ist, überfordern würde. Andererseits hat Österreich neben Deutschland und Schweden im EU-Vergleich die meisten aufgenommenen Flüchtlingen vorzuweisen. .

Was aber unbedingt erfolgen sollte, ist die Aufnahme von Frauen und Kindern, aber auch Familien, die besonders hilfsbedürftig sind. Aufgrund von Krankheit, Behinderung, oder aufgrund erlittener Folter. Das ist eine Selbstverständlichkeit und für jedes einzelne EU-Land leicht durchführbar. Leider fehlt der politische Wille. Es ist zu hoffen, dass sich das ändert.

Der Vorschlag Werner Koglers entspricht der UN-Kinderrechtskonvention, wonach die Vertragsstaaten besondere Verpflichtungen gegenüber Kindern haben. Siehe Artikel 3, 6, 22 und 39. https://www.unicef.de/informieren/ueber-uns/fuer-kinderrechte/un-kinderrechtskonvention


Karl Wagner

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