Sonntag, 29. November 2020

Kreislaufwirtschaft

 



„Das heutige Wirtschaftssystem gilt es, so umzugestalten, dass wir immun werden gegen die Viren der Gier und der Verschwendung und die durch sie verursachten Krankheiten. Das Problem ist dabei das Primat der (fossilen) Wirtschaft, welche sich von jeglichen Idealen des Humanismus entfernt hat. Auf Kosten sozial Schwächerer, der Umwelt und des Klimas stellt es den übermäßigen Gewinn von heute zukünftigen Generationen in Rechnung.“

(Claudia Kemfert, deutsche Ökonomin und führende Energieexpertin in Deutschland).

Man kann diese „fossile“ Wirtschaft wohl auch als System sehen, das Mensch, Tier und Pflanzen krank macht. Wir sind darin so gefangen, dass es uns kaum möglich ist, nicht nach dessen Regeln zu leben. Der Müllberg, den man mit dem Einkauf zu sich nach Hause nimmt, lässt sich kaum verkleinern. Und wenn ich lese, welche Umweltkatastrophen die illegal und - schlimmer noch – legal nach Asien und Afrika verschifften Schrottlieferungen aus Handys, Computern und vieles mehr nach sich ziehen, nährt das den Unmut noch mehr.

Da tut es gut, zu erfahren, dass das EU-Parlament eine Resolution beschlossen hat, die fordert, dass Produkte wie Handys mit kaputtem Akku nicht mehr weggeworfen werden müssen, sondern repariert werden können. Weiters fordert das EU-Parlament das „Ende der vorzeitigen Obsoleszenz“.

In diesem Zusammenhang ist ein Österreicher vor den Vorhang zu rufen: Sepp Eisenriegler, Gründer des  R.U.S.Z – Reparatur- und Service-Zentrum. Im Jahr 2006 waren seine Techniker maßgeblich in die Entwicklung für ein „Gütezeichen für langlebige, reparaturfreundliche konstruierte elektrische und elektronische Geräte“ eingebunden. Dieses Gütezeichen fand als Ö-Norm international Beachtung.

Ein Teil des von der EU ausgerufenen „Green Deal“ ist das „Recht auf Reparatur“. David Cormand, französischer Grün-Abgeordneter und Berichterstatter zur Parlamentsresolution: „Die grüne Wende ist nur möglich, wenn wir die Marktregeln überdenken“. Er ist mit dieser Ansicht nicht allein, denn 79 Prozent der EU-Bürger wünschen sich eine Verpflichtung der Hersteller, eine Reparatur digitaler Geräte zu erleichtern oder mehr Ersatzteile zur Verfügung zu stellen.

Was mir persönlich gefällt, sind die vorgeschlagenen neuen Regeln für das Abfallmanagement. So sollen Auflagen entfallen, die Reparatur, Wiederverkauf und Wiederverwendung verhindern. Wenn ich denke, was alles an reparaturfähigen Geräten immer wieder unser Altstoffsammelzentrum erreicht, kann ich solche Regelungen nur herzlich begrüßen.

Auch das Drängen auf ein nachhaltigeres öffentliches Auftragswesen ist mir sehr willkommen. Ebenso die Absicht, den Werbekarneval „umweltfreundlicher“ Angebote einzudämmen, indem die Umweltverträglichkeit eines Produktes auf Basis festgelegter Kriterien begründet werden muss.

Alles in allem gute Aussichten, wenn die nationalistischen Kleingärtner, die Regierungschefs der EU, nicht wieder alles zerreden und zerfleddern und sich von Lobbys aller Art über den Tisch ziehen lassen.

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