Sonntag, 13. Dezember 2020

Utopien - Rezepte für die Zukunft

Wir haben ein Problem mit der Mobilität. Wir glauben, wenn wir mehr e-Autos, besseren öffentlichen Verkehr und mehr Autobahnen hätten, wäre das Problem gelöst.

Wir haben ein Problem mit Flucht und Migration. Wir glauben, wenn wir einen Deal mit der Türkei machen und garstig zu denen sind, die es bis zu uns geschafft haben, löst das unser Problem.

Wir haben ein Problem mit Klimaveränderung und Umweltverschmutzung. Wir glauben, wenn wir die Wirtschaft dekarbonisieren, fleißig CO2-Zertifikate kaufen, weniger Plastiksäcke verwenden und Pfand auf PET-Flaschen einheben, wäre das Problem gelöst.

Aber unsere eigentlichen Probleme sind im weitesten Sinn Beziehungsprobleme, auch etwa unsere Beziehung zur Natur, zu kommenden Generationen und beschränkten Ressourcen. Solche Probleme sind aber nicht technisch lösbar, eigentlich überhaupt nicht lösbar, sondern können nur  kontinuierlich verringert werden.

Unsere derzeitige Art, im Problem-Lösungs- Schema zu denken, versperrt uns den Blick auf die dahinter liegenden gesellschaftlichen Aspekte. Wir diskutieren nicht darüber, ob und wie unsere  isolierten, technische Problemlösungen uns dabei helfen können, Ideen für eine zukünftige Gesellschaft zu entwickeln und die Annäherung an eine solche Gesellschaft zu fördern. Uns fehlt ein Bild, wie eine solche zukünftige Gesellschaft, für die sich große Teile der Bevölkerung begeistern und an deren Verwirklichung sie sich beteiligen wollen, überhaupt aussehen soll.

Wir brauchen Utopien, um Rezepte für die Zukunft finden zu können.

Hier finden Sie ein sehenswertes Gespräch zwischen Richard David Precht und Harald Welzer.

1 Kommentar:

  1. "Veränderungen passieren dann, wenn Menschen bereit sind, Konflikte einzugehen und andere dazu zwingen, sich damit auseinanderzusetzen." Ein Satz von Melzer in dem Video, der mir derzeit besonders gefällt.

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