Freitag, 7. Oktober 2022

Umfahrung Achau - oder Gemeindepolitik in Biedermannsdorf, ein schwarzes Loch

Beratungen von ÖVP und SPÖ hinter verschlossener Tür über die Umfahrung Achau bringen möglicherweise zusätzliche Verkehrsbelastung für Biedermannsdorf.

Wie wir aus einem Schreiben der Gemeinde Achau an alle Biedermannsdorfer Gemeinderät*innen erfahren haben, hat es in jüngster Vergangenheit Beratungen zwischen den Gemeinden Achau und Biedermannsdorf und der Straßenplanungsabteilung des Landes NÖ gegeben.


Vertreter*innen der Gemeinden Biedermannsdorf und Achau haben sich lt diesem Schreiben im Rahmen der Beratungen auf die Umfahrungsvariante geeinigt, die jetzt auf dem Tisch liegt.

Wer dabei unsere Gemeinde vertreten hat, ist nicht bekannt. Logisch ist aber, dass Vertretere*innen von ÖVP und SPÖ dabei waren, wahrscheinlich auch Bürgermeisterin Dalos und/oder Vizebürgermeister Spazierer.

Für uns stellt sich aber eine andere, wesentliche Frage, nämlich die, welches Mandat diese Personen hatten, im Namen der Gemeinde Biedermannsdorf ihre Zustimmung überhaupt zu irgendeiner Umfahrungsvariante zu geben. Denn im Gemeinderat wurde nicht darüber beraten. Die Bürgermeisterin vertritt zwar die Gmeinde nach Außen, bei Entscheidungen die Gemeinde betreffend ist sie aber an ein Mandat, sprich eine Verhandlungsbefugnis durch den Gemeinderat gebunden. Sie kann also nicht nach eigenem Gutdünken Verhandlungen und Gespräche führen und Entscheidungen treffen. 

Wir meinen auch, dass der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, GR Schiller, involviert gewesen ist. Dieser hat dann, offensichtlich auch übersehen, den zuständigen Ausschuss damit zu befassen.

Aus dem Schreiben geht ebenfalls hervor, dass die Straßenplanungsabteilung im August 2022 die Gemeinden um eine Stellungnahme bis Ende September gebeten hat. Auch darüber wurde der Gemeinderat bis dato nicht informiert oder damit betraut.

Nun aber zur Frage, welche Vorteile die geplante Variante für Biedermannsdorf bringt.
 

Das Angebot bestimmt die Nachfrage

Wir haben bereits mehrfach erklärt, dass wir Verständnis für das Anliegen Achaus nach Verkehrsberuhigung haben, sind jedoch davon überzeugt, dass Verkehrsprobleme nicht mit dem Bau neuer Straßen gelöst werden können. Zahlreiche Studien und Metastudien belegen, dass der Neubau und die Erweiterung von Straßen und auch die Attraktivierung von Routen auf längere Sicht mehr Verkehr anzieht. Das Angebot bestimmt die Nachfrage. Die Studien belegen eindeutig, dass positive Effekte durch straßenbauliche, scheinbare Entlastugsmaßnahmen sehr rasch wieder aufgehoben und sogar ins Gegenteil verkehrt werden. Siehe dazu die Ausführungen des VCÖ

In der Vergangenheit haben wir auch mehrfach darauf hingewiesen, dass wir jegliche Straßenbauvorhaben, die das Potential haben, mehr Verkehr in unsere Region zu bringen, ablehnen. Und die am Tisch liegende Variante hat dieses Potential aus zwei Gründen.

Wer Straßen sät, wird mehr Verkehr ernten

Den kleinen Ausschnitt von der B11 zwischen Biedermannsdorf und Achau Richtung Norden betrachtet, scheint die geplante Straßenführung und die damit einhergehenden Änderungen auf den ersten Blick zumindest keine zusätzliche Belastung zu generieren. Die Abzweigung der B11 zur L154 wird entfernt, die L154 in diesem Bereich im Projekt als "Gemeindestraße" beschrieben. Stattdessen wird eine Abzweigung von der B11 weiter östlich, neben dem neu gebauten Logistikzentrum Richtung Norden und hinter der Firma Schrack Richtung Osten geführt. Die Durchzugsstrecke der B11 wird scheinbar unterbrochen.


Wenn man einen größeren, überregionalen Ausschnitt betrachtet, bietet sich ein anderes Bild:

Durch die neue Straßenführung um Achau herum entsteht eine schnellere und somit attraktivere Verbindung von der A2 zur S1. Schnellere und somit attraktivere Verbindungen ziehen logischerweise auch mehr Verkehr an. Man spricht hier vom induzierten Nachzieh-Effekt.

Betriebsgebiet als Verursacher von mehr Verkehr

Weiters ist vorhersehbar, dass sich durch die schnellere Verbindung noch mehr Betriebe im Betriebsgebiet Achau ansiedeln werden, deren Betriebstätigkeit massiven LKW Verkehr zur Folge haben.

Gerade gegen die Ansiedlung von Betrieben, die zusätzliche Verkehrsbelastung für Biedermannsdorf bringen, hat der Gemeinderat 2021 eine Resolution verabschiedet. Umso unverständlicher ist für uns die unbedachte Zustimmung der Beteiligten zu dieser Umfahrungsvariante.

Absolut inakzeptabel ist die Tatsache, dass ÖVP und SPÖ diese Gespräche unter Umgehung der zuständigen Organe der Gemeinde Biedermannsdorf und hinter verschlossenen Türen geführt haben.

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