Freitag, 12. Mai 2023

Grundbedürfnisse sichern, Überkonsum beschränken

Menschen können auf ein neues Smartphone oder den Flug zum Einkaufstrip nach London verzichten, nicht aber auf Essen, Wohnraum und andere Güter der Grundversorgung. Sie müssen essen, brauchen ein Dach über dem Kopf und müssen heizen, dass ihre Wände nicht schimmlig werden. Grundbedürfnisse werden zum Überleben gebraucht, deswegen werden sie ziemlich unabhängig von ihrem Preis nachgefragt.

Das freie Spiel von Angebot und Nachfrage, die Preisbildung ausschließlich über Märkte ist schlecht geeignet, wenn es um die Bereitstellung von Lebensnotwendigem geht. Pandemie, Gaskrise und Immobilienblase sollten das auch Politiker einer bürgerlichen, konservativen Partei, die der Wirtschaft und den Bauern nahe steht, gelehrt haben.

Die derzeitige Teuerung offenbart ein verengtes ökonomischen Denken, das zwischen Lebensnotwendigem und darüber hinaus Gehendem bis hin zum Luxus nicht unterscheiden kann oder will. Zukunftsfähige Wirtschaftspolitik muss Marktdogmen überwinden und klare Regeln für die Bereitstellung von Lebensnotwendigem, aber auch für Überkonsum festlegen. Auch Ideen wie  stark progressive Tarifgestaltungen für Wasser-, Energie- und Flächenkonsum, die ein Recht auf verbilligten Grundverbrauch garantieren und Überkonsum beschränken, bis hin zu absoluten Unter- und Obergrenzen in bestimmten Bereichen, müssen weitergedacht und entwickelt werden. Das würde  Geringverdienenden bessere Chancen bieten, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und käme auch der Mittelschicht zugute. Eine solche solidarische Wirtschaftspolitik würde Sicherheit in unsicheren Zeiten schaffen, den sozialen Zusammenhalt fördern und autoritären, wissenschaftsfeindlichen und illiberalen Bewegungen den Nährboden entziehen. Und sie wäre eine Voraussetzung dafür, der Erderhitzung entgegenzuwirken.

https://www.wienerzeitung.at/meinung/gastkommentare/2188129-Grundbeduerfnisse-sichern-Ueberkonsum-beschraenken.html

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