Dienstag, 18. Juli 2017

Besuch in der Seestadt Aspern

Die Grüne Bildungswerkstatt organisierte einen Spaziergang durch die Seestadt. Hier meine Eindrücke.
Auf dieser Karte kann man den Fertigstellungsgrad entnehmen. Der See passt größenmäßig zur derzeitigen Siedlung. Nach Fertigstellung, wenn etwa 25.000 Menschen dort wohnen werden - derzeit sind es erst 6.000 -  wird er wohl rettungslos zu klein sein. Zumal man auch von auswärts dort baden kann. Allerdings gibt es innerhalb der Siedlung Bäder, die werden aber nicht genügen, schätze ich. Was aber viel wichtiger ist: Die Seestadt ist als Fußgängerzone konzipiert. Pro Wohneinheit gibt es 0,7 Stellplätze für das Auto. Ganz ohne Probleme geht das allerdings nicht ab. Es ist aber zu hoffen, dass es nur an den Gewohnheiten der Menschen liegt. Denn es ist schon faszinierend, wie ruhig es überall ist.

Der öffentliche Raum gehört den Menschen.
Neu und begrüßenswert ist, dass zuerst die U-Bahn-Station da war, und erst dann die Stadt dazu gebaut wurde.

Hier sieht man einen sandigen Bodenbelag, der wasserdurchlässig ist. Also keine Versiegelung. Ihn trifft man immer wieder an. Trotzdem wurde für meine Begriffe viel zu viel versiegelt. Es gibt zwar 80 Bäume bisher, aber die können Versiegelung selbstverständlich nicht wett machen.

Da es mit Ausnahme der Einspeisstraßen keine Autos gibt, gibt es auch keine Abschottung der
Innenhöfe vom öffentlichen Bereich. Es gibt also lauter kleine Straßen statt Innenhöfe. Das sieht zwar super aus, man muss sich allerdings daran gewöhnen. Privat und öffentlich gibt es nicht mehr. Man kann die Kinder auf der Straße genau so spielen lassen wie vor der Wohnungstüre. Wo aber hat Ruhe zu sein und wo nicht?

Hier sieht man einen dieser großzügigen Boulevards ausschließlich für Fußgänger und Radfahrer. Leider wenig Grün und viel Asphalt. Grünanlagen sind eben pflegebedürftig. Eine Kostenfrage. Man sieht bei uns in Biedermannsdorf, wie schwer es manchmal ist, Grünanlagen und Blumenbeete in Schuss zu halten. Trotzdem ist es schade, auch in Bezug auf den Klimawandel. Man weiß, dass die Hitzebelastung in Zukunft bei weiter steigenden Temperaturen eine besondere Herausforderung für urbane Räume darstellen wird. Viel Stein und Beton multiplizieren die Probleme.

Geht man diese Stufen hinauf, gelangt man in einem erhöht gelegenen Innenhof. Wie immer offen nach außen. Diese erhöhten Innenhöfe sind deshalb erhöht, weil sich unterhalb Tiefgaragen befinden.

Und immer wieder Räder. Gut so! Übrigens wurden in der Seestadt erstmals weltweit Lastenräder (leider nicht fotografiert) in ein Radverleihsystem integriert. Auch Kinder können dort mitfahren. Es gibt bereits 1.300 Nutzerinnen. Klar, das Auto steht nicht zur Verfügung.

Eine kleine grüne Insel mitten im Beton. Es gibt eine große Vielfalt in der Gestaltung der einzelnen Einheiten. Keine gleicht der anderen.

Tja - wie schon erwähnt. Die Pflege des Grünraums - auch, wenn er klein ist - ist nicht einfach. Ich möchte mich jetzt nicht anders ausdrücken.


Einsame Spielgeräte inmitten der Betonwüste. Ich weiß nicht ...Es gibt allerdings schon Spielplätze.

Jetzt sind wir auf der Straße. Man sieht kaum Parkplätze. Und die, die es im öffentlichen Raum gibt, sind entweder als Behindertenstellplätze oder Kurzpark- und Ladezonen ausgewiesen. Richtige Parkplätze gibt es nur in den sieben Sammelgaragen. Es empfiehlt sich, die Seestadt mit der U2 oder mittels einer der sieben Buslinien zu besuchen.

 
Hier sieht man deutlich die Priorität der Fußgängerbereiche gegenüber der Straße. Auffällig sind die Wärmeschutzgläser in den Geschäften im Erdgeschoß. Man sieht kaum hinein, weshalb der Eindruck einer gewissen Leblosigkeit entsteht. 

Das sieht man hier öfter. Die Holzstufen laden zum Sitzen ein, während man über die Betonstufen hinauf in das nächste Grätzel gelangt. Von einem freien - natürlich asphaltierten - Platz aus gesehen.

Von diesen Zuschauerrängen sieht man .....

...dorthin. Das ist der für mich faszinierendste Teil. Alles aus Holz. Hier sieht man einen Spielplatz. Der Boden ist aus Korkbelag. Man kann - wie das hier so ist - problemlos von draußen herein gehen. Und ist in einer anderen Welt. 

Das ist eine Kletterwand.

Ein Schlupfwinkel.

Das ist die Außenansicht. Über die Balkone kann man verschiedener Meinung sein.

Das macht traurig. Ein Baum in einer Eisenplatte. Wirkt wie in Ketten.

Alles in allem. Vielfalt in der Bauweise, zu viel Stein und Beton, begrüßenswerte Zurückdrängung des motorisierten Verkehrs.

Karl Wagner

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