Samstag, 5. Januar 2019

Das Tierschutzvolksbegehren


Foto: APA Patrick Pleu

Sebastian Bohrn Mena ist nach seinem Ausscheiden aus der Liste "Jetzt" (früher Liste Pilz),  parteiloser Nationalratsabgeordneter. Er inszenierte dieses Volksbegehren. Ich denke, das passt nahtlos zum bevorstehenden Klimaschutzvolksbegehren. Wer das Klima schützen will, muss auch die Natur in ihrer gegenwärtigen Form schützen wollen. Ein lebenswertes Klima kriegt man nämlich anders nicht. 

Was sagen die Grünen dazu? Es gibt sechs grüne Grundwerte, zwei davon haben mit diesem Thema zu tun. Ich zitiere:
Solidarisch
Solidarisches Handeln beruht auf der Einsicht in gemeinsame Interessen, auf der menschheitlichen Erfahrung der unverzichtbaren Rolle von Zusammenhängen gegenseitiger Hilfe und ist nicht an erwartete Gegenleistungen gebunden. Solidarität wird von den Grünen als weltweit verstanden, als künftige Generationen umfassend und nichtmenschliches Leben berücksichtigend.
Ökologisch.
Ökologie erfordert eine Denk- und Lebensweise in komplexen Wirkungszusammenhägnen. Die Existenzberechtigung der Natur in ihrer Vielfalt wird jenseits der menschlichen Nutzungsinteressen anerkannt.

Nichtmenschliches Leben berücksichtigend - jenseits der menschlichen Nutzungsinteressen. Mir gefallen diese Formulierungen. Wobei die "menschlichen Nutzungsinteressen" näher beleuchtet werden sollten.

Dient es menschlichen Nutzungsinteressen, wenn
  • in Brasilien der Regenwald gerodet wird, damit dort Soja für unsere industriell gehaltenen Schweine angebaut wird?
  • Wenn in Indonesien Regenwälder brandgerodet und Organg Utans, Jaguare und alle anderen Tiere vernichtet werden, damit dort Palmöl produziert werden kann?
  • Wenn dieses Palmöl deshalb billig produziert werden kann, weil die dortigen Arbeiterinnen und Arbeiter brutal ausgebeutet werden, und die ursprüngliche Bevölkerung einfach vertrieben oder umgebracht wurde?
  • Wenn wegen unseres exzessiven Fleischkonsums auf 33 Prozent der weltweiten Ackerbauflächen Futtermittel angebaut werden müssen (würden alle so viel Fleisch essen, wie wir, müssten es sogar 80 Prozent sein)?

Natürlich nicht. Denn all das richtet sich gegen unser Überleben. 
Wenn heute ein Orang Utan mit seiner ganzen Familie qualvoll verbrennt, dann verbrennt mit ihm auch der Regenwald und damit eine weitere Chance auf unser zukünftiges Überleben. 
Wenn heute  Kühe, Schweine oder Hühner ein Leben in unermesslichem Leid führen müssen wegen unserer Fleischexzesse, dann verfressen wir die Zukunft unserer Kinder. 


Es mag Menschen geben, die ihre Nutzungsinteressen in dieser Handlungsweise durchaus sehen. Oder sie sehen wollen, was für so manche Manager der großen Agrarkonzerne oder der Fleischproduzenten oder anderer Industrien gelten mag. Der US-amerikanische Schriftsteller Upton Sinclair drückte es so aus:
"Es ist schwierig, jemanden dazu zu bringen, etwas zu verstehen, wenn er sein Gehalt dafür bekommt, dass er es nicht versteht."

An solche  Menschen, die uns weiterhin gegen die Wand fahren wollen, richtet sich dieses Schreiben und der Aufruf, das Klimavolksbegehren gemeinsam mit dem Tierschutzvolksbegehren zu unterstützen also nicht. 

Vielmehr richtet es sich an jene Wirtschafts- und Finanzkapitäne, die ihren eigenen Kindern und Enkeln gegenüber noch Verantwortungsbewusstsein empfinden, an unsere Nachbarn, Freunde und Bekannten, mit welcher politischen Richtung sie auch immer sympathisieren, an Arbeiter, Pensionisten und Jugendliche. An alle Berufsgruppen. Kurz: an alle, die noch klar denken können. Unterstützt diese beiden Volksbegehren. In Zeiten des Nichthandelns der Regierenden, die offenbar eine ganz andere Vorstellung ihrer Interessen haben, ist es besonders wichtig, Druck von unten auszuüben.

Wo die "menschlichen Nutzungsinteressen" tatsächlich liegen und wo nicht, weiß niemand so genau. Wenn Sie noch Zeit haben, lesen Sie das, was der Schriftsteller und Dichter Franz Hohler dazu meint. Es ist ein bisschen lang, aber lesenswert.

Karl Wagner


Der Weltuntergang  
Der Weltuntergang meine Damen und Herren wird nach dem, was man heute so weiß etwa folgendermaßen vor sich gehn:
Am Anfang wird auf einer ziemlich kleinen Insel im südlichen Pazifik ein Käfer verschwinden
ein unangenehmer und alle werden sagen
Gott sei Dank ist dieser Käfer endlich weg
dieses widerliche Jucken, das er brachte und er war immer voller Dreck.
Wenig später werden die Bewohner dieser Insel merken,
dass am Morgen früh wenn die Vögel singen
eine Stimme fehlt
eine hohe, eher schrille
wie das Zirpen einer Grille
die Stimme jenes Vogels,
dessen Nahrung, es ist klar
der kleine, dreckige Käfer war.
Wenig später werden die Fischer dieser Insel bemerken
dass in ihren Netzen eine Sorte fehlt
jene kleine, aber ganz besonders zarte,
die - hier muss ich unterbrechen
und erwähnen
dass der Vogel mit der eher schrillen Stimme die Gewohnheit hat oder gehabt haben wird
in einer langen Schlaufe auf das Meer hinaus zu kehren
und während dieses Fluges seinen Kot zu entleeren
und für die kleine, aber ganz besonders zarte Sorte Fisch
war dieser Kot das tägliche Brot.
Wenig später werden die Bewohner des Kontinents
in dessen Nähe die ziemlich kleine Insel im Pazifik liegt bemerken,
dass sich überall an den Bäumen, auf den Gräsern, an den Klinken ihrer Türen
auf dem Essen, an den Kleidern, auf der Haut und in den Haaren
winzige schwarze Insekten versammeln
die sie niemals gesehen
und sie werden's nicht verstehen
denn sie können ja nicht wissen
dass die kleine, aber ganz besonders zarte Sorte Fisch
die Nahrung eines größern, gar nicht zarten Fisches war
welcher seinerseits nun einfach eine andre Sorte jagte
einen kleinen, gelben Stichling vom selben Maß
der vor allem diese schwarzen Insekten fraß.
Wenig später werden die Bewohner Europas - also wir - merken,
dass die Eierpreise steigen und zwar gewaltig
und die Hühnerfarmbesitzer werden sagen
dass der Mais aus dem ein Großteil des Futters für die Hühner besteht
vom Kontinent in dessen Nähe die ziemlich kleine Insel im Pazifik liegt
plötzlich nicht mehr zu kriegen sei
wegen irgendeiner Plage von Insekten
die man mit Giften erfolgreich abgefangen
nur leider sei dabei auch der Mais draufgegangen.
Wenig später jetzt geht es immer schneller
kommt überhaupt kein Huhn mehr auf den Teller.
Auf der Suche nach Ersatz für den Mais im Hühnerfutter
hat man den Anteil an Fischmehl verdoppelt
doch jeder Fisch hat heutzutage halt seinen ganz bestimmten Quecksilbergehalt
bis jetzt war er tief genug, um niemand zu verderben
doch nun geht's an ein weltweites Hühnersterben.
Wenig später werden die Bewohner jener ziemlich kleinen Insel im südlichen Pazifik
erschreckt vom Ufer in die Häuser rennen weil sie das, was sie gesehen haben,
absolut nicht kennen.
Die Flut hat heute und dazu muss man bemerken der Himmel war blau und Wind gab es keinen
und der Wellengang war niedrig
wie stets bei schönem Wetter
und trotzdem lagen heute Nachmittag die Ufer der Insel unter Wasser
und natürlich wusste niemand, dass am selben Tag
auf der ganzen Welt die Leute von den Ufern in die Häuser rannten
und die Steigung des Meeres beim Namen nannten.
Wenig später werden die Bewohner jener ziemlich kleinen Insel im südlichen Pazifik
von den Dächern ihrer Häuser in die Fischerboote steigen
um in Richtung jenes Kontinents zu fahren
wo seinerzeit die Sache mit dem Mais passierte.
Doch auch dort ist das Meer schon meterhoch gestiegen
und die Städte an der Küste und die Häfen, die liegen schon tief unter Wasser
denn die Sache ist die
man musste das gesamte Federvieh also sechs Milliarden Stück vergiftet wie es war
verbrennen und der Kohlenstaub, der davon entstand
gab der Atmosphäre durch Wärme und Verbrennung schon bis anhin strapaziert den Rest.
Sie ließ das Sonnenlicht wie bisher herein
ABER NICHT MEHR HINAUS
wodurch sich die Luft dermaßen erwärmte
dass das Eis an den Polen zu schmelzen begann
die Kälte kam zum Erliegen und die Meere stiegen.
Wenig später werden die Leute die mittlerweile in die Berge flohen
hinter den Gipfeln weit am Horizont ein seltsam fahles Licht erblicken
und sie wissen nicht, was sie denken sollen
denn man hört dazu ein leises Grollen
und wenn einer der Ältern jetzt vermutet
dass nun der Kampf der Großen beginnt um den letzten verbleibenden Raum für ihre Völker
da fragt ein andrer voller Bitterkeit
wie um Himmels willen kam es soweit.
Tja, meine Damen und Herren das Meer ist gestiegen
weil die Luft sich erwärmte
die Luft hat sich erwärmt,
weil die Hühner verbrannten
die Hühner verbrannten, weil sie Quecksilber hatten
Quecksilber hatten sie weil Fisch gefüttert wurde
Fisch hat man gefüttert, weil der Mais nicht mehr kam
der Mais kam nicht mehr, weil man Gift benutzte
das Gift musste her, weil die Insekten kamen
die Insekten kamen, weil ein Fisch sie nicht mehr fraß
der Fisch fraß sie nicht, weil er gefressen wurde
gefressen wurde er, weil ein anderer krepierte
der andere krepierte, weil ein Vogel nicht mehr flog
der Vogel flog nicht mehr, weil ein Käfer verschwand
dieser dreckige Käfer, der am Anfang stand.
Bleibt die Frage
stellen Sie sie unumwunden
warum ist denn dieser Käfer verschwunden?
Das, meine Damen und Herren ist leider noch nicht richtig geklärt
ich glaube aber fast, er hat sich falsch ernährt.
Statt Gräser zu fressen, fraß er Gräser mit Öl
statt Blätter zu fressen, fraß er Blätter mit Ruß
statt Wasser zu trinken,
trank er Wasser mit Schwefel
so treibt man auf die Dauer an sich selber eben Frevel.
Bliebe noch die Frage ich stell' mich schon drauf ein
wann wird das sein?
Da kratzen sich die Wissenschaftler meistens in den Haaren
sie sagen in zehn. in zwanzig Jahren
in fünfzig vielleicht oder auch erst in hundert
ich selber habe mich anders besonnen
ich bin sicher der Weltuntergang, meine Damen und Herren hat schon begonnen.

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