Samstag, 22. Februar 2020

Donut und Krapfen


Donut und Krapfen – nicht viel Unterschied, aber doch entscheidend. Der Donut hat in der Mitte eine Leere, der Krapfen im Zentrum den schmackhaften Kern.

Auch Ortschaften können Donuts oder Krapfen sein: Entweder alles Wesentliche um eine  bedeutungslose Mitte, oder alles schön kompakt mit einem attraktiven Zentrum.

Grafik: Wiener Zeitung, Quelle UBA
In Österreich werden täglich zwölf Hektar Boden zugepflastert. Das Nachhaltigkeitsziel, das die Regierung bis 2030 erreichen will, liegt bei 2,5 Hektar pro Tag, also weit weg. In Österreich sind nur 37% der Fläche zur Besiedelung geeignet. Auf jeden Österreicher entfallen 15 Meter Straße und fast 2 Quadratmeter Supermarktfläche. Mit beiden Werten sind wir EU-Spitzenreiter.

Der Traum vom Eigenheim im Grünen braucht viel Platz. Zum Haus gehört eine Garage, und auch ein Garten soll drum herum sein. Die Häuser müssen mit Straßen und Leitungen versorgt werden. Die Kosten für diese Infrastruktur sind hoch. Der Weg zum Supermarkt am Ortsrand wird lang, und locker besiedelte Gebiete lohnen sich nicht für Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel. Der Individualverkehr nimmt zu, ebenso der Drang zum Zweitauto, dessen echte Kosten von typisch 400 Euro pro Monat meist unterschätzt werden. Die Ortskerne sterben aus, Geschäfte schließen, Wohnraum steht leer, Dorfmitten werden zunehmend unattraktiv.

Biedermannsdorf ist weder typisch Donut noch typisch Krapfen. Aber die Nachteile von Bodenversiegelung, Zersiedelung, Einkaufszentren an der Peripherie gibt’s auch bei uns. Ortsentwicklung war bei uns kein langfristig geplanter Prozess, sondern eine Folge vieler isolierter  Einzelmaßnahmen. Wir werden überlegen müssen, wie wir Bodenverbrauch und Verkehrssteigerungen vermeiden, das Ortszentrum wieder attraktiver machen und Umwidmungsgewinne der Allgemeinheit zukommen lassen können.

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