Donnerstag, 1. Oktober 2015

Pro Flüchtlingsaufnahme

Nochmals zum Thema Flüchtlinge:


Natürlich hat die Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen in Biedermannsdorf eine hohe Priorität. Kriegsflüchtlinge sind zu schützen und zu versorgen, das gehört zu Werten wie Wahrung der Menschenrechte, Solidarität und Toleranz. Es sind
europäische Werte, denn sie Sie wurden von vielen Generationen vor uns unter großen Opfern erkämpft. Es darf nicht sein, dass wir sie gerade dann, wenn sie am nötigsten sind, außer Acht lassen.

Europa ist ein Friedensprojekt, man kann das nicht laut und oft genug betonen. Europa ist wichtig und einzigartig in der Welt.

Was bliebe ohne Europa? Die USA mit ihrem Neoliberalismus oder der asiatische Kapitalismus mit seinen autoritären Strukturen. Dazwischen Russland mit seinen Expansionsbestrebungen (zitiert frei nach dem slowenischen Starphilosophen Slavoj Zizek).
  • Ja, die europäische Flüchtlingspolitik ist im Begriff zu scheitern.
  • Ja, es gibt keine Solidarität zwischen den Nationalstaaten.
  • Ja, Populisten, Demagogen und Rechtsradikale treiben feige Politiker vor sich her.
  • Ja, das Dublinabkommen hat nie funktioniert.
  • Ja, das Fehlen jeglicher wirksamer Unterstützung der UNO multipliziert die Anzahl jener, die nun an unsere Tür klopfen um ein Vielfaches.   
Alles verwerflich. Aber deshalb Europa zu verdammen, ist wohl ebenso verwerflich. Denn es geht nicht ohne Europa. Nur Europa in seiner Gesamtheit kann die Anstrengung aufbringen, einen entscheidenden Beitrag zu leisten, um Flüchtlinge dort zu versorgen, wo sie zuerst ankommen, nämlich in Lagern nahe der Kriegsgebiete wie beispielsweise in Jordanien oder im Libanon, aber auch in der Türkei. Und das wird auch geschehen, wenn auch langsamer als in autoritären Staaten. Die tun das übrigens nicht langsamer, sondern überhaupt nicht.

Und da schließt sich der Kreis. Auch wir in Biedermannsdorf sind mit diesem Versagen konfrontiert. Doch vergessen wir nicht die Grundsätze, die Europa groß gemacht haben. Wir sind in Biedermannsdorf kein extraterrestrisches Gebiet, wir sind eben auch Europa und auf unserer Ortstafel steht nicht „geschlossene Gesellschaft".

Es muss uns bewusst sein, dass wir mit den Ankömmlingen auch Aufgaben zu lösen haben werden. Menschen mit teilweise geringer Schulbildung die fundamentalistisch erzogen wurden, die Angst haben. Treffen diese Menschen auf Ablehnung und Hass, werden sie sich zurückziehen und ihren Fundamentalismus nur noch stärker kultivieren. Nehmen wir sie aber an, gehen wir ihnen offen und mit Toleranz und Verständnis entgegen, werden wir sie für uns gewinnen mit all ihren Stärken und Talenten. Zeigen wir ihnen, dass wir Gesetze haben, die einzuhalten sind. Zeigen wir ihnen aber auch, dass man mit diesen Gesetzen gut leben kann. Vermitteln wir ihnen, dass wir mit diesen Gesetzen groß und wohlhabend geworden sind.

Gemeinderat Karl Wagner

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen