Samstag, 16. September 2017

Flexibilisierung der Arbeitszeit und Fairness

Mausefalle mit eingeklemmtem Finger
Vorsicht: Falle!
Menschen in Österreich verdienen Fairness. Die immer wieder geforderte Flexibilisierung der Arbeitszeiten ist das Gegenteil.


In der EU wurden in den vergangenen fünf Jahren 5,5 Millionen Arbeitsplätze geschaffen. Allerdings: Vier von fünf dieser Arbeitsplätze sind Teilzeitjobs oder befristet und meistens niedrig entlohnt, fast die Hälfte der Arbeitnehmer bis 25 ist nur auf Zeit angestellt.

Deutschland, das in jüngster Zeit in den Wahlprogrammen von ÖVP und FPÖ diesbezüglich als Vorbild hingestellt wird, hat im Rahmen des Flexibilisierungswahns den Arbeitsmarkt stark dereguliert. Zwar ist dadurch die Zahl der Erwerbstätigen von 2003 bis Ende 2016 von 39 auf 43 Millionen gestiegen. Doch die zusätzlichen Beschäftigten gehen hauptsächlich darauf zurück, dass Vollzeitarbeitsplätze durch Teilzeit- und Minijobs ersetzt wurden. Die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden wurden nicht mehr, sondern nur auf mehr Köpfe verteilt. 2016 lebten in Deutschland 4,8 Millionen Menschen ausschließlich von Minijobs, weitere 1,5 Millionen arbeiteten unfreiwillig in Teilzeit, und dazu kamen noch 1 Million Leiharbeiter und mehr als 2 Millionen Ein-Personen-Unternehmen, von denen die meisten nicht genug Arbeit haben. Die unteren 40% der Lohnbezieher in Deutschland erzielten 2014 inflationsbereinigt weniger Einkommen als 20 Jahre davor. Und auch in Österreich sind die untersten Einkommen von 1998 bis 2015 um 35% gefallen!

Eine weitere Deregulierung des Arbeitsmarktes in Österreich sowie die verlangte Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft in der Arbeiterkammer würde auch bei uns dafür sorgen, dass prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Minijobs weiter zunehmen, Einkommenssteigerungen hinter der Inflation zurückbleiben und Kaufkraft und Lebensstandard absinken.

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