Montag, 19. Februar 2018

Wos is mei Leistung?

Im Vordergunr Blumenwiese, im Hinergrund Ortschaft und Industriebetrieb
Wos is mei Leistung?
Die Regierung will „steuerzahlende Leistungsträger“ entlasten. Da stellt sich die Frage, was Leistung ist und wem sie dient. Der britische Thinktank „News Economics Foundation“ hat in einer Studie verschiedene Berufe auf ihren Nutzen für Gesellschaft und Umwelt verglichen. Und dabei kam raus:

Jedes Pfund Gehalt für eine Reinigungskraft im Spital spart der Gesellschaft zehn Pfund durch die Aufrechterhaltung der Hygienestandards im Krankenhaus. Auch durch Aufwendungen für Kinderbetreuung wird bis zu zehnmal soviel dadurch eingespart, dass Eltern berufstätig sein können. Berufe in der Abfallverwertung generieren sogar den zwölffachen Nutzen durch bessere Ressourcennutzung und geringere Umweltbelastung. Steuerberater hingegen schaden nach dieser Betrachtung der Gesellschaft, weil ihr Geschäft darin besteht, Steuereinnahmen des Staates zu reduzieren.

Wirtschaftliche Tätigkeiten nach ihrem Nutzen für die Allgemeinheit zu bewerten, ist auf Ebene von Unternehmen der zentrale Ansatz der Gemeinwohlökonomie. Firmen mit einer positiven Gemeinwohlbilanz sollen dann etwa durch steuerliche Erleichterungen oder günstigere Investitionskredite gegenüber Unternehmen begünstigt werden, die beispielsweise natürliche Ressourcen im Übermaß  verbrauchen, die Umwelt schädigen oder Sozialdumping betreiben oder unterstützen. Dadurch könnte ein Wandel zu einer nachhaltigen, ethischen Marktwirtschaft eingeleitet und langfristig aufrecht erhalten werden.

Dies ist kein Hirngespinnst linkslinker Gutmenschen: Bereits im Februar 2015 nahm der  Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss nach Diskussion  eine 10-seitige Initiativ-Stellungnahme mit 86 % Stimmenmehrheit an und „erachtet das Modell als geeignet, in den Rechtsrahmen der EU und ihrer Mitgliedschaften integriert zu werden“. Anfang 2016 bilanzierten im deutschsprachigen Raum etwa 250 Unternehmen freiwillig nach Gemeinwohl Richtlinien, über 1300 Firmen waren als Unterstützer der Gemeinwohlbilanz registriert. Und seit 2017 sind in der EU alle börsennotierten Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Dabei hat die EU mehrere Bilanzierungs-Standards explizit erwähnt, darunter auch die Gemeinwohl-Bilanz.

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