Samstag, 30. September 2023

Schulweg

Der Schulweg während der Aktion "Blühender Schulweg"

Morgens zwischen 7:40 und 8:00 spielt es sich ab am Schulweg: am 1 m breiten Gehsteig zwängen sich Kinder, Eltern, Räder, Roller und Kinderwägen Richtung Volksschule einerseits und Richtung Kindergarten andererseits aneinander vorbei.

Oft müssen Menschen auf die Straße ausweichen. Eltern parken eilig vorm Kindergarten. Andere Autos versuchen, das Nadelöhr ebenso eilig zu passieren, ohne den Gegenverkehr zu behindern.

Grundsätzlich hat man sich im Gemeinderat geeinigt, dass diesem Missstand Abhilfe geleistet werden soll. Eine vor wenigen Jahren angefertigte Verkehrsstudie wurde aufgefrischt, die Erstellung von Konzepten wurde in Auftrag gegeben und . . . sonst nicht sehr viel. Zumindest vordergründig.
Irgendwann Anfang Juni tröpfelte durch, dass die Pläne jetzt wohl fertig seien. Einen Sicherheitsausschuss zu dem Thema (wie im Juni von uns per Dringlichkeitsantrag angeregt . . . Sitzungsprotokoll noch nicht online) gab es noch nicht. Und auch sonst herrscht Schweigen im Walde.
Leider hat uns die Erfahrung gelehrt anzunehmen, dass da im Hintergrund von ÖVP und SPÖ schon fleißig aber heimlich weitergearbeitet wird. Und leider gibt es auch Indizien, die diese Annahme stützen. 

Indizien?

Als wir am 7. Juni den oben erwähnten Dringlichkeitsantrag einbrachten und uns dabei auf die zuvor erstellen Pläne bezogen, wunderten sich einige ÖVP Mandatare über unsere Eile. Die Pläne seien doch erst eine Woche alt. Ich kaufe ihnen diese Verwunderung ehrlich ab, decken sich diese Aussagen auch mit der offiziellen Darstellung.
Doch wer sich die Mühe macht, die Metadaten des betreffenden PDFs einzusehen, kann feststellen, dass das Dokument bereits am 9. April erstellt und seitdem nicht mehr bearbeitet worden ist. Es fällt schwer zu glauben, dass das beauftragte Planungsbüro knapp zwei Monate auf den Plänen gesessen ist (zumal aus den Verläufen weitergeleiteter Emails indirekt hervorgeht, dass die Pläne spätestens Ende April schon am Gemeindeamt auflagen). Viel eher drängt sich der Eindruck auf, dass hier Opposition, Öffentlichkeit und sogar Teile der eigenen Fraktionen an der kurzen Leine gehalten wurden und weiterhin werden.
Das System, uns in der Gemeinderatssitzung vor vollendete Tatsachen zur Abstimmung zu setzen, kennen wir leider schon. 

Unsere Meinung?

Da die Führungsriegen von ÖVP und SPÖ augenscheinlich keine Lust auf eine mühsame Diskussion haben, eröffnen wir diese ohne sie. Und wir tun das mit einer simplen Rechnung.

Ein gemischter Geh- und Radweg scheint ein angemessener Kompromiss zu sein, wenn es darum geht, die unmotorisierten morgendlichen Verkehrsströme abzuwickeln. In diversen Planungsleitfäden (zb hier) kommt zur Vermeidung von Konflikten auf eine Breite von 3m als unterste Grenze. Das wäre bei uns schon grenzwertig, da sich die Straßenlaternen wohl auch auf dieser Fläche befinden würden.

Der Schulweg ist von Zaun zu Zaun rund 8,80m breit.
Für zwei Fahrbahnen benötigt man mindesten 5,20m (auf eine Fahrbahn kann man nicht reduzieren, wenn man nicht den ganzen Verkehr in eine Richtung durch das Wohngebiet der Mühlengasse leiten will).

Bleiben maximal 60cm Spielraum. Und was fehlt in der obigen Rechnung?

Parkplätze

Wie man es dreht und wendet, der Erhalt aller Parkplätze UND eine ordentliche Lösung für Fußgänger/Radfahrer gehen sich am Schulweg nicht aus. Wenn man 2m Breite für Parkplätze rechnet, bleibt mit maximal 1,6m nicht mal ein fauler Kompromiss einer gemischten Fläche über.
Schon das Planungsdokument vom April (bzw Juni...) zeigt ein geradezu absurd komisches Festhalten an den Parkplätzen im Schulweg.
Da wird die Straße neben Parkbuchten auf eine Spur reduziert und in der Mitte ein "Begegnungsbereich" geschaffen, in dem sich 2 Autos aneinander vorbei schieben können. Sollte das überhaupt mit der StVO vereinbar sein (was wir bezweifeln; siehe StVO §24 Absatz 3d), sieht das aus wie das Rezept für ein allmorgendliches Verkehrschaos. Vor der naheliegenden, aber wahrscheinlich unpopulären Frage, ob die Parkplätze im Schulweg überhaupt zu halten sind, scheinen ÖVP und SPÖ geradezu zurück zu schrecken.

Unpopulär?

Ja. Wir sind dafür keine Parkplätze im Schulweg zu haben.

Es geht dabei nicht darum, Autofahrer zu bestrafen, berufstätigen Eltern am Weg in die Arbeit gehässig Knüppel zwischen die Beine zu werfen oder ein ideologisches Exempel zu statuieren. Es geht darum, dass sich auf dem beengten Raum einfach nicht alles ausgeht. Es geht um Sicherheit. Es geht um das Umfeld, in dem wir unsere Kinder langsam zu mündigen Verkehrsteilnehmern reifen lassen.
Es geht um Interessenausgleich.
Rund 100 Meter (*1) südlich des Kindergartens findet man einen großen Parkplatz. Wenn man autofahrenden Eltern diesen Fußweg zumutet, um alle anderen nicht mehr auf zu engem Raum zusammen quetschen zu müssen, dann erscheint das im Sinne des Interessenausgleichs gerechtfertigt. 

 Und weiter?

Vielleicht hat die Koalition einen tollen Plan, der uns mit einer innovativen progressiven Lösung des Problems im Schulweg verblüfft.
Wir wissen es nicht. Die Diskussion findet nicht statt.

Denn auch unser Vorschlag eines gemischten Rad-/Fußweges muss nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Rein rechnerisch gingen sich auch ein minimaler Zweispurradweg (2m) und ein würdiger Gehsteig (1,6m) in getrennter Ausführung aus. Ob das sinnvoll ist, wenn die Wege zwischen Volksschule und Sportplatz und dann weiter den Mödlingbach entlang wieder gemischt sind ist fraglich.
Müsste man alles in einer Diskussion erörtern. Möglichst breit. Möglichst ergebnisoffen. Und vor allem öffentlich.

----

(*1) im Infobrief waren hier durch einen redaktionellen Fehler 50 Meter angegeben worden. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen