Armin Falk, Professor für
Volkswirtschaftslehre an der Universität in Bonn und Direktor des briq-Insituts
(Institute on Behavior and Inequality – Institut für Verhalten und Ungleichheit)
hat dazu eine Theorie, die mir angesichts eigener Erfahrungen logisch
erscheint
.
Maßnahmen gegen die Klimakrise haben immer mit
Kooperation zu tun. Denn der Einzelne muss sein Verhalten ändern, den Nutzen
hat die Allgemeinheit.
Klimafreundliches Verhalten ist daher besonders
schwer für egoistisch veranlagte Menschen. Fühlen sie sich unter
Druck gesetzt, suchen sie nach passenden Geschichten, um ihre egoistische
Handlungsweise zu rechtfertigen. Vor sich und anderen.
Menschen wollen als gut dastehen - und trotzdem zum
Beispiel ein SUV kaufen.
Das geht prima, wenn der Klimawandel gar nicht
stattfindet oder das Auto mit "sauberem Diesel" fährt.
Geschichten
der Verharmlosung. Der Klimawandel ist wissenschaftlich
nicht bewiesen. Folglich brauche ich mein Verhalten nicht zu ändern. Die
Aussage ist insofern richtig, als die Wissenschaft tatsächlich nur
Wahrscheinlichkeitsaussagen liefert. Aber die Handlungsfolge ist absurd.
Angenommen, Sie wüssten, dass sich der Wert einer Aktie
mit 99,9 Prozent Wahrscheinlichkeit verzehnfacht und mit 0,1 Prozent ein wenig
sinkt: Sie würden investieren.
Aber als Entschuldigung funktioniert es
trotzdem: Ist ja nicht bewiesen!
Geschichten
mit aufschiebender Wirkung. Klimaprobleme werden durch
technologische Innovationen gelöst werden (Heilsversprechen eines Wunders).
Es braucht eine internationale Lösung. Diese Geschichten sind auch deshalb
so wirksam, weil sie im Kern richtig sind und inhaltlich von denen vertreten
werden, die sich wirklich ums Klima kümmern.
Aber sie verhindern eben auch, dass wir gleich aktiv werden.
Genau das ist aber das Gebot der Stunde.
Geschichten
der eigenen Hilflosigkeit. Ich kann allein ohnehin
nichts ausrichten. Was nicht stimmt.
Wir sind Multiplikatoren, verändern Menschen in unserem
Umfeld durch unser Verhalten.
Geschichten
der Herabwürdigung. Hierzu zählen Bezeichnungen
anderer als Gutmenschen, abgehobene Eliten oder schlicht Ökofaschisten.
Durch Diffamierung sollen klimafreundliche Ideen und Personen
delegitimiert werden.
Der Widerstand gegen die
"Panikmache" wird zum ehren- und ruhmvollen Akt erklärt.
Aus einem Gastartikel in „Die Zeit“ vom
21.11.2019
Karl Wagner
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