Sonntag, 14. März 2021

Verkehrter Verkehr!

Wie sieht es denn heute bei uns aus? Doch so: Einkaufzentren wachsen an den Orts- und Stadträndern, die Zentren veröden. Das Netz des öffentlichen Nahverkehrs außerhalb der größeren Städte ist ungenügend, die Intervalle abseits der Stoßzeiten unbefriedigend. Wer zum Arbeiten nach Wien pendelt, kämpft täglich entweder mit lückenhaften Fahrplänen, raren Park-and-Ride Parkplätzen oder mit Stau und Parkplatznot in der Stadt. Die reichsten zehn Prozent Österreichs verursachen durch ihr Verkehrsverhalten siebenmal so viel CO2 wie die ärmsten zehn Prozent – ohne Berücksichtigung des Fliegens. Und auch abseits des Verkehrs zahlen diejenigen, die für Emissionen verantwortlich sind, einen viel zu niedrigen Preis dafür. Die hohen Kosten der Klimakatastrophe zahlen aber wir alle. Und unsere Kinder und Enkel werden von all dem noch mehr betroffen sein als wir.

Die verkehrsbedingte Umweltbelastung nimmt in Österreich ungebremst weiter zu. Die vereinbarten Ziele des Klimaabkommens und die Klimaziele der EU scheinen in großer Ferne. Ein Weiter wie bisher oder bloß halbherzige Maßnahmen werden uns nicht retten.

Besser geht doch! Was das Land braucht, ist eine Neugestaltung der öffentlichen Räume und des Verkehrssystems. Wege müssen drastisch verkürzt werden. Öffentlich leicht erreichbare Ortszentren müssen attraktive Einkaufsmöglichkeiten bieten. Das würde auch die Ortskerne wieder beleben. Der öffentliche Nahverkehr muss deutlich ausgebaut und enger getaktet werden. App-basierte Sammeltaxisysteme können ihn bedarfsorientiert ergänzen. Auch eine spürbare CO2-Steuer ist überfällig. Aber wer eine lange Strecke pendeln muss, wer weit weg vom nächsten Bahnhof wohnt, wer wirklich kaum Alternativen zur Fahrt mit dem eigenen Auto hat, den dürfen solche Steuern nicht unzumutbar treffen. Das 1-2-3-Klimaticket, dessen österreichweite Variante heuer an den Start gehen wird, wird in seiner vollen Ausbaustufe eine drastische Wende bringen.

Umweltverschmutzung muss einen Preis bekommen, klimaschädliches Verhalten muss teurer werden. Und die emissionsarme Variante kann nicht nur billiger, sondern auch besser sein. Wiederbelebte Zentren, angst- und gefahrlos nutzbarer öffentlicher Raum für Fußgängerinnen und Radfahrer, ein stressfreier Weg in die Arbeit mit bequemen öffentlichen Verkehrsmitteln würden unsere Lebensqualität spürbar verbessern.

Nähere Details und Links zu weiteren Informationen:
https://www.derstandard.at/story/2000125010378/klimaschutz-nicht-mit-steuern-allein-steuern
https://gruene.at/themen/gruene-erfolge/so-viel-klimaschutz-war-noch-nie

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