Freitag, 2. Dezember 2022

Gefangen in falschen Strukturen

Wir sind mehr und mehr vom Klimawandel und von Extremwetter betroffen, fahren aber weiter mit dem Auto, buchen Flüge und kaufen Massenware. Kurzum: Wir ändern unser Verhalten nicht. Aber warum?

Eine Erklärung für diese paradoxe Haltung ist, dass die Menschen den Eindruck haben, dass ihr eigenes Verhalten wenig Einfluss auf die gesamte Problematik hat. Was dabei offenbar nicht bedacht wird, ist, dass es große Auswirkungen hätte, würden alle ihr Verhalten ändern.

Die wichtigste Ursache für unsere Veränderungsresistenz ist aber, dass einem klimafreundliches Leben nicht eben leicht gemacht wird. Und der Grund dafür ist, dass die dafür nötigen Strukturen fehlen, wie der aktuellste Bericht des Austrian Panel on Climate Change (APCC) feststellt, der kürzlich von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler sowie Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher vorgestellt wurde.

Jetzige Rahmenbedingungen fördern klimaschädigendes Verhalten eher, als es zu bremsen. So führen etwa  kommunale Abgaben zur Ansiedelung von Betrieben und Einkaufszentren an Orts- und Stadteinfahrten und erzeugen so zusätzlichen Autoverkehr. Förderungen im Wohnbau müssten  gezielt auf  die Verwendung klimafreundlicher Konstruktionsweisen, Materialien und Wärmesysteme ausgerichtet werden, Umbau dem Neubau vorgezogen werden. Klimaschädliche Produkte müssten durch Steuern oder Zölle verteuert und die dadurch erzielten Einnahmen so umverteilt werden, dass finanziell Schlechtergestellte das Geld wieder zurückbekommen. Und auch der Wissenschaftskommunikation kommt eine Schlüsselrolle zu. Die mediale Vermittlung von Visionen, wie eine nachhaltige, gerechte Zukunft aussehen könnte, wäre ebenso wichtig wie der Abschied von den ständigen, trotzdem falschen Darstellungen Österreichs als Umwelt- und Klima-Musterland.

Für eine wirksame Klimapolitik ist die Gestaltung entsprechender Strukturen zentral. Verantwortlichen Akteuren, die das könnten, fehlt oftmals Bewusstsein und Engagement, um bestehende Gestaltungsspielräume zu nutzen und neue zu schaffen.

Siehe auch https://infothek.bmk.gv.at/special-report-wie-kann-klimafreundliches-leben-fuer-alle-ermoeglicht-werden/

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