Mittwoch, 8. Februar 2017

Ein vorbeugendes Plädoyer für die Musikschule Laxenburg –Biedermannsdorf


Die Musikschule kostet der Gemeinde Biedermannsdorf jährlich etwa 170.000 Euro. Zu teuer? Es gibt Themen, die nicht einer Gewinn- und Verlustrechnung unterzogen werden dürfen. Wie die Musikschule, aber auch die Bücherei, Sport, alle möglichen Aktivitäten für Kinder, ganz allgemein Kultur.
Was ist denn eine Gesellschaft noch wert, die Bildung nur nach dem Grad der Nutzbarmachung für wirtschaftliche Zwecke beurteilt?
Und bevor mich jetzt jemand für wirtschaftsfeindlich hält: Musik hat auch ganz praktische Auswirkungen. Musik verbessert die kognitiven Fähigkeiten von Kindern. Neuropsychologische Langzeitstudien haben ergeben, dass die Reifung des Gehirns von der Kindheit bis zur Pubertät  umso schneller verläuft, je mehr musiziert wird. Weiters zeigen Studien einen klaren Zusammenhang zwischen Musikalität und Sprachkompetenz.

Aber ganz abgesehen davon. Sind wir doch froh, dass wir Lehrer haben, die für Kunst, für Literatur, für Musik begeistern können. Dass dem so ist, konnte man unschwer feststellen, wenn man die Darbietungen der Musikschule besuchte. Dort sah man begeisterte, ja glückliche Kinder.

Also Kinder glücklich machen, ihre Sprachkompetenzen und kognitiven Fähigkeiten zu erweitern wären ja schon Argumente genug. Es gibt aber noch mehr. Lesen Sie, was Professor Harald Lesch dazu zu sagen hat:

„Die wesentlichen Fächer sind Kunst, Musik und Sport. Das sind die Fächer, die die Kreativität der Kinder so stark beeinflussen wie nichts sonst. Kinder, die sportlich sind, die Lust haben, Theater zu spielen, was zu malen, etc., das werden die Hirne sein, die in Zukunft auf Fragen, die sich heute noch keiner vorstellen kann, reagieren können“.

Professor Lesch ist Astrophysiker, Naturphilosoph, Wissenschaftsjournalist, Fernsehmoderator und Hochschullehrer. Er ist Professor für Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Lehrbeauftragter für Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München.

Die Musikschule unterrichtet derzeit 411 Schülerinnen und Schüler mit 21 Lehrerinnen und Lehrern.

7 Kommentare:

  1. Investitionen in Bildung und Kultur sind nicht die Einzigen, die nicht ausschließlich nach ihrem wirtschaftlichen Nutzen beurteilt werden dürfen, sondern generell alle Ausgaben und Maßnahmen, die die Lebensqualität der Bevölkerung verbessern! Politische Maßnahmen und damit verbundene Kosten sollen dem Wohl der Menschen und nicht dem Wohl der Wirtschaft dienen! Wirtschaft im Großen darf, genauso wie das private Geldausgeben im Kleinen, nur ein Mittel zum Zweck sein: nämlich die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.
    Siehe dazu auch http://www.oecdbetterlifeindex.org/de/

    Um auf den konkreten Artikel zurückzukommen: Anstatt die Sinnhaftigkeit dieser Unterstützung der Musikschule generell in Frage zu stellen (wie das bei Budgetdiskussionen im Gemeinderat fast regelmäßig geschieht) wäre, wenn schon, eine andere Frage zu stellen: Wie könnte dieser Betrag alternativ eingesetzt werden, um die Lebensqualität der BiedermannsdorferInnen mehr und nachhaltig zu steigern? Dies würde eine grundsätzliche Wertedebatte zum Thema "Wie wollen wir leben" erfordern, die unter kräftiger Mitbeteiligung der Bevölkerung geführt werden müsste.

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  2. Lieber Heinz, ich kann dir nur teilweise recht geben. Die Lebensqualität der Bevölkerung heben - ja natürlich. Aber nicht zu Lasten der Musikschule. Das wäre ein Nullsummenspiel. Dann schon lieber billigere Pflastersteine verwenden.

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    1. Karl, bin ganz bei dir und unterstütze die Förderung der Musikschule voll und ganz. Meine Formulierung oben war etwas unglücklich.

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  3. Vielen Dank für den Artikel, wirklich gut formuliert! Ich sehe das genauso und ärgere mich jedes Jahr aufs neue über die Diskussionen. Wir können uns nicht einerseits als "Musikland Österreich" titulieren und auf der anderen Seite die Musiker nicht fördern!

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  4. Musikunterricht ist selbstverständlich sehr wichtig für die Kultur eines Ortes. Dies steht außer Diskussion. Um die Sinnhaftigkeit des Gemeindezuschusses bewerten zu können, ist eine einfache Rechenaufgabe notwendig:
    Wieviele Stunden werden an BiedermannsdorfrInnen Musikunterricht erteil? Wie hoch ist der Eigenmittelbeitrag? Eigenmittel plus Gemeindezuschuss dividiert durch die Unterrichtsstunden ergibt einen Stundensatz, der auf Angemessenheit überprüft werden kann.
    Als angemessen kann bis etwa € 50,- angesehen werden.

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