Mittwoch, 12. Oktober 2016

Biedermannsdorf, das ehemalige Kinderheim und die letzte Chance


Die derzeitige Situation um das ehemalige Kinderheim in Biedermannsdorf bietet für unsere Gemeinde die letzte Chance, über die Nutzung eines derart großen Areals in zentraler Lage wieder selbst im Interesse ihrer Bürger bestimmen zu können und nicht Nutzungsentscheidungen externer Eigentümer mehr oder weniger hilflos ausgeliefert zu sein. Doch der Reihe nach:

Die Stadt Wien hat auf ihrer Website das in ihrem Besitz befindliche ehemalige Kinderheim in Biedermannsdorf zum Kauf angeboten, als Mindestgebot werden 6,3 Millionen Euro genannt.

Die NÖN hat bei uns angefragt, wie aus Sicht der Grünen mit dieser Situation umgegangen werden sollte. Hier ist die Antwort von GR Karl Wagner dazu:

Die Grünen waren schon immer dafür, dieses Areal wieder in den Besitz der Gemeinde zu bringen. Insofern gibt es auch die Bereitschaft, vertretbare Maßnahmen zu unterstützen, die dazu führen.........
Jedenfalls macht es die neue Aktualität dieser Angelegenheit dringend nötig, ein Konzept für eine mögliche Übernahme auszuarbeiten.
Wir sind bereit, hier konstruktiv mitzuarbeiten.
Den kompletten Artikel, der auch Stellungnahmen von Frau Bürgermeisterin Dalos und Vizebürgermeister Spazierer enthält, finden Sie hier. Allerdings haben sich bei uns in letzter Zeit Zweifel eingeschlichen, ob diese öffentlichen Aussagen tatsächlich das widerspiegeln, was die Mehrheitsparteien im Gemeinderat auch wirklich vorhaben. Eine online- Meinungsumfrage der NÖN, ob die Gemeinde die Immobilie ankaufen soll, ergab dafür jedenfalls eine überwältigende 85%- Mehrheit.

Wir sind der Meinung, dass die Gemeinde den Ankauf dieses mehr als 22.000 Quadratmeter großen, großteils unverbauten Geländes mit (fast) allen Mitteln anstreben soll. Zwar würde dafür die Aufnahme von Krediten unumgänglich sein. Aber in Anbetracht der derzeitigen Zinssituation und der Tatsache, dass die Immobilie selbst als Sicherheit geboten werden kann, sollte das kein unüberwindliches Problem darstellen. Und bilanztechnisch wäre diese Transaktion weitgehend wertneutral, weil den finanziellen Aufwendungen und Rückzahlungsverpflichtungen der Gemeinde ja die erworbene Immobilie als Vermögen gegenüberstünde. Die Gemeinde könnte erforderliche Umwidmungen vornehmen, danach Teile an Interessenten weiterverkaufen und durch diese Erlöse die aufgenommen Kredite teilweise tilgen. Voraussetzung dafür wäre die schnellstmögliche Erstellung eines Nutzungskonzepts, wobei auch auf Studien und Analysen, die in der Vergangenheit bereits erstellt wurden, zurückgegriffen werden kann. In die Erarbeitung eines solchen Konzepts sollten außer dem Gemeinderat externe Spezialisten und vor allem auch interessierte Bewohner über einen Bürgerbeteiligungsprozess eingebunden werden.

13 Kommentare:

  1. Bei der Gemeinderatssitzung am 20.10. besprach man dieses Thema ausführlich. Erfreulich war, dass alle Fraktionen den Wunsch äußerten, dass das Kinderheim wieder in den Besitz der Gemeinde Biedermannsdorf übergeht. Damit sind die guten Nachrichten aber auch schon erschöpft. Mich erstaunt, dass zwar die Aktivitäten der Gemeinde21 bezüglich Kinderheim erwähnt wurden, diese jedoch offensichtlich nicht in die Erstellung eines fertigen Grundkonzeptes eingeflossen sind. So etwas gibt es tatsächlich nicht. Zeit genug wäre gewesen.
    Zeit genug auch, finanziell vorzubeugen für eine Situation, wie sie jetzt eingetreten ist. Nämlich die Versteigerungsankündigung der Stadt Wien. Hätte man vor 10 bis 13 Jahren begonnen, Rücklagen zu bilden, wäre jetzt zumindest die Hälfte des Kaufpreises verfügbar. Das es damit noch lange nicht getan ist, ist klar. Aber eine wichtige Starthilfe wäre es allemal.
    Facit: Die Menschen, die im Rahmen der Gemeinde 21 vor vielen Jahren Visionen hatten, wurden zwar gehört, aber es gab keine Konsequenzen. Haben wir daraus gelernt? Wir werden sehen. Bei aller berechtigten Vorsicht orte ich eine gewisse Mutlosigkeit und Verzagtheit, was die Zukunft anbelangt. Viel Gejammer über die Schwere der Aufgabe. Manche wollen auch überhaupt nichts tun und hoffen, dass Wien das Areal einfach nicht an den Mann bringt. Einfach warten, bis der Preis auf die Hälfte herunter geschraubt wird. Und was, wenn nicht?

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  2. Zur Gemeinderatssitzung vom 20. Oktober 2016:

    Hier stand ein "Bericht Stand Kinderheim" auf der Tagesordnung, bei dem sich eine heftige Diskussion entwickelte. In der Zielsetzung, dass nämlich die Gemeinde bei der Nutzung des Areals weitestgehend mitbestimmen sollte, war man sich einig, im Weg dorthin allerdings nicht.

    Die Regierungsparteien waren der Meinung, die Finanzierung des Ankaufs zum derzeit verlangten Mindestgebot inklusive aller Nebengebühren und vor allem die erforderlichen Instandhaltungsarbeiten an den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden würde etwa 10 bis 15 Millionen Euro erfordern und wäre von der Gemeinde nicht zu stemmen. Außerdem sei man dann ja auch nur bloß Eigentümer und hätte das Areal noch nicht in Richtung einer sinnvollen Nutzung adaptiert. Es hätte in der Vergangenheit neben zahlreichen Gesprächen mit der Gemeinde Wien wegen eines Ankaufs auch schon einige Gespräche mit möglichen Interessenten zu einer gemeinsamen Verwertung gegeben, diese Interessenten wären aber alle wegen des Kaufpreises und der Restriktionen durch den Denkmalschutz ziemlich bald abgesprungen. Ein Teil der SPÖ/ÖVP- Gemeinderäte war der Meinung, man solle warten, ob bzw. bis die Gemeinde Wien einen Käufer finde und sich dieser dann bezüglich einer Umwidmung an uns wende. Andere wiesen auf die Möglichkeit hin, dass ein potentieller Käufer oder auch der Bund das Gebäude im Rahmen der jetzigen Widmung als Kinderheim, vielleicht für eine große Anzahl unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge verwenden könnte. Von den Grünen und der FPÖ wurde beklagt, dass die Vergangenheit nicht dazu benutzt worden ist, bereits gesammelte Ideen zu einer Nutzung des Areals weiter zu konkretisieren, sich Partner für die Umsetzung zu suchen, mit ihnen die Finanzierungsfrage zu klären und ein entsprechendes Projekt auch umzusetzen. Ein Vorschlag war, dass es vielleicht gemeinsam mit der Gemeinde Wien und einem ihr gehörenden Bauträger möglich (gewesen)wäre, ein Projekt zu entwickeln und umzusetzen, das für alle Beteiligten finanziell halbwegs tragbar wäre.

    Letztlich wurde nur vereinbart, dass sich die Fraktionsvorsitzenden, die Frau Bürgermeisterin und Vizebürgermeister Spazierer in den nächsten Tagen zusammensetzen werden, um die weitere Vorgangsweise zu beraten.

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  3. Soweit ich weiß, gibt es eine Diplomarbeit (2015 oder 2016) einer Architekturstudentin aus Biedermannsdorf zu Nutzungsmöglichkeiten für das Kinderheim. Ihr Name ist Isabella Krammer, Tochter des ehemaligen Gemeinderates Gerald Krammer. Isabella Krammer war auch ein Teil des Teams, das vor etwa 2/3 Jahren in Kalifornien den Internationalen Decathlon für nachhaltiges Bauen gewonnen hat. Sie ist inzwischen Teil eines Architekturteams in Berlin. (wollte nur ein paar Referenzen anfügen und dem Prophet aus dem eigenen Land - Phänomen entgegenwirken. Das Haus steht übringes in der Blauen Lagune)
    Ich denke, es wäre mehr als interessant einen Blick in diese Arbeit zu werfen!! Einfach bei Krammers anfragen :-)

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    1. Ja, diese Arbeit gibt es, sie geht aber teilweise von Voraussetzungen aus, die heute nicht mehr gegeben sind- nämlich, dass die Grundstücke nördlich der Josef-Bauer-Strasse auch noch dazugehören (ehemaliger Eselsgarten). Nutzungsvorschläge gibt es genug, auch sehr Gute aus der Zeit des Gemeinde-21 Projekts. Es scheiterte leider nur an der Weiterführung bzw. der Umsetzung.

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    2. Die Studie ist von Elisabeth Krammer. Wir haben sie derzeit zur Ansicht. Heinz hat recht, die Gemeinde hat hier die Grundsünde begangen, Engagement durch Nichtbeachtung totlaufen zu lassen. Und dann sagt man, die Bevölkerung ist nicht an einer Mitarbeit interessiert. Na klar, wie sollte es anders sein.

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  4. Vielen Dank für die Information, dass sich beim Kinderheim was tut!

    Es ist eine tolle Gelegenheit, das bisher brachliegende Areal für die Gemeinde zu nutzen. Ich denke an eine großzügige Gartenlandschaft, ein Cafe und ein Seniorenheim. Ob sich das rechnet? Irgendwie muss sich eine Lösung finden. Diese Chance zu ignorieren, käme einem Verrat an unserer Gemende gleich.
    Nimmt man die 6,3 Mio Minimalgebot, so wären das pro Einwohner 2.250 EUR Investition. Dazu kommen die Ausbaukosten. Nicht wenig, aber auch nicht erdrückend.

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    1. Danke für Ihren Kommentar. Ja, Sie haben Recht. Die ganze Angelegenheit ist enorm wichtig für unsere Zukunft. Wobei es nicht einfach wird, das darf man nicht verschweigen. Die Folgekosten könnten noch einmal den Kaufpreis ausmachen. Die Gebäude sind stark sanierungsbedürftig geworden mit den Jahren. Dann kommt noch der Denkmalschutz dazu. Aber es muss einfach Lösungen geben. Möglicherweise kann man einen Teil des Grundstücks unter bestimmten Bedingungen rasch weiterverkaufen. Was oder wie auch immer. Wir müssen uns darum kümmern.

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  5. Was auf keinen Fall passieren darf: Dass die derzeit unverbauten Flächen an einen Bauträger gehen, der nach entsprechender Umwidmung dort Massenquartiere hinstellt und entsprechende Gewinne einfährt, und andererseits die Gemeinde auf den renovierungsbedürftigen, denkmalgeschützten Bestandsgebäuden sitzenbleibt. Das scheinen auch alle Fraktionen im Gemeinderat verhindern zu wollen. Am günstigsten wäre wohl eine Lösung, bei der die Gemeinde in Kooperation mit einem oder mehreren Partnern die sinnvollste Verwertung des gesamten Areals gemeinsam entwickelt, bis zuletzt gemeinsam umsetzt und so Chancen und Risken auf alle Partner fair verteilt werden. Nur so könnte ein gegenseitiges „sich-über-den-Tisch-ziehen“ verhindert werden. Ob ein solches Vorgehen allerdings juristisch möglich und abischerbar ist und Chancen auf Verwirklichung hätte?

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  6. 22.000m2 minus der verbauten fläche stehen also zur verfügung. keine leichte aufgabe egal wer der käufer sein bzw für welche art von nutzung entschieden werden wird. ich vermute, dass in diesem ortsteil auch ein bauschutz gilt. damit ist ja eine beschränkung des bauvolumens und so auch der nutzfläche verbunden. dann die berücksichtigung der bauästhetik - das neue soll ja zum alten passen. aber vorerst meine frage an heinz und karl: was frau krammer in ihrer arbeit vorgeschlagen und was die bürgerInnen im gemeinde 21 projekt. macht das bitte zugänglich.

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    1. Hallo Reinhard, danke für deinen Kommentar. Siehe dazu bitte meine Antwort auf Elisabeth Firsching vom 22.10. Deinen Vorschlag, die Ergebnisse des Gemeinde-21 Projekts, zumindest das, was das Kinderheim betrifft, zu veröffentlichen, werden wir prüfen.

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    2. Hallo Reinhard, bin gerade draufgekommen, dass wir das ohnehin schon veröffentlicht haben. Siehe http://gruene.biedermannsdorf.eu/externes/ZKK%20Gesamtprotokoll.pdf und evt. auch http://gruenebiedermannsdorf.blogspot.co.at/2016/11/biedermannsdorfs-vergebene-chancen.html

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  8. ich habe eine zeit sprich vier jahre in denn heim verbracht und ich denke gern zurück. wie ich heuer wieder dort war dachte ich mir das ich hier wieder wohnen will

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