Samstag, 8. Oktober 2016

Wirtschaften für das Gemeinwohl


"Wirtschaft oder Ökonomie ist die Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Befriedigung der Bedürfnisse dienen" (aus Wikipedia). Wenn man davon ausgeht, dass damit die Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft, das heißt breitester Bevölkerungsschichten gemeint sind, sollte jede wirtschaftliche Tätigkeit letztlich dem Gemeinwohl dienen. So steht es zum Beispiel auch explizit in der bayerischen Verfassung.

Um Eigentum und wirtschaftliche Aktivitäten endlich wieder dem Gemeinwohl zu verpflichten, brauchen wir neue, klare Regeln. Ideen dafür gibt es genug. Eine davon ist die Gemeinwohlbilanz. Der Grundgedanke ist, dass Unternehmen neben der Finanzbilanz, die den Mittel-Erfolg misst, eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen, die den Ziel- und Werte-Erfolg misst.

Die Gemeinwohl-Bilanz wird seit fünf Jahren entwickelt und wird bisher von 400 Unternehmen
freiwillig angewandt. Sie misst, in welchem Grad ein Unternehmen die Verfassungswerte Menschenwürde, Gerechtigkeit, Solidarität, Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung lebt. Je höher das Punkteergebnis (maximal 1000 Gemeinwohl-Punkte), desto niedriger, so die Idee, sollen Gewinnsteuern, Zölle und Kreditzinsen sein, und die vorbildlichen Unternehmen sollen Vorrang beim öffentlichen Einkauf oder bei Forschungsprojekten erhalten.

In der Folge würden ethische Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen preisgünstiger anbieten können als die unehrlichere, unkooperativere, unnachhaltigere und verantwortungslosere Konkurrenz. Täuschen, Manipulieren, Tricksen, Übervorteilen, Attackieren und Fressen würde unrentabel. Biolandbau würde sich gegen Agroindustrie durchsetzen, erneuerbare Energieträger gegen fossile und nukleare Technologien, ethische Banken gegen Finanzcasino und nachhaltige Mobilitätsanbieter gegen SUV-Hersteller.

Teilweise aus: Frankfurter Rundschau, 27. Juli 2016, Gastartikel von Christian Felber

Siehe dazu auch hier.

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