Freitag, 30. September 2016

Vom Regen zum Trinkwasser


Bei der Beurteilung der von der EVN geplanten Wasserenthärtungsanlage lohnt es sich, zu verfolgen, wie das Wasser auf seinem Weg zu unserem Wasserhahn zu seinen Inhaltsstoffen kommt.

Alles beginnt damit, dass Wasser aus Seen, Flüssen und Ozeanen, aber auch aus Schneefeldern, Gletschern und den Polkappen verdunstet. Das, was dadurch die Luftfeuchtigkeit erhöht, ist zunächst
chemisch reines (destilliertes) Wasser in gasförmiger Form. Mit steigender Entfernung von der Erdoberfläche nimmt in der Regel die Temperatur ab und damit die relative Luftfeuchtigkeit zu, bis schließlich mit 100% relativer Luftfeuchtigkeit der Taupunkt erreicht wird. Hier kann nun das gasförmige Wasser je nach Temperatur zu flüssigem Wasser in Form kleiner Tröpfchen oder zu kleinen Eiskristallen kondensieren, benötigt dazu aber Kondensationskeime, zum Beispiel Staubpartikel. Sofern diese Kondensationskeime wasserlöslich sind oder wasserlösliche Bestandteile enthalten, beginnt an dieser Stelle die Befrachtung des bis dahin chemisch reinen Wassers mit weiteren Stoffen.

Durch die Aerodynamik werden die zunächst kleinen Wassertröpfchen in der Luft gehalten, werden im Lauf der Zeit größer und fallen schließlich durch die Schwerkraft zur Erdoberfläche. Dabei nehmen sie weitere Stoffe aus festen und auch aus gasförmigen Bestandteilen (Aerosolen) der Luft auf. Art und Menge der gelösten Stoffe bestimmen dadurch den pH- Wert des Regens. Dieses Auswaschen von Staubteilchen aus der Luft erklärt auch die bessere Fernsicht nach Regenfällen.

Auf der Erdoberfläche angekommen setzt sich dieser Prozess der Befrachtung mit Zusatzstoffen weiter fort. Erst fließt das Wasser vielleicht an der Oberfläche dahin, dann sickert es durch mehr oder weniger dicke Erd- und Gesteinsschichten, tritt irgendwo als Quelle zu Tage und gelangt schließlich durch Verteilernetze bis in unsere Haushalte. Überall entlang dieses Weges nimmt das Wasser weitere Stoffe auf, indem es sie aus dem Material, mit dem es in Kontakt kommt, herauslöst. Dieser Vorgang beruht, ebenso wie die Osmose, auf dem Bestreben, bestehende Konzentrationsunterschiede auszugleichen.

Die geplante Anlage der EVN zur Reduktion der Wasserhärte arbeitet nach dem Prinzip der Umkehrosmose, bei dem der oben beschriebene Vorgang der Aufnahme von Inhaltsstoffen durch ein rein mechanisches Verfahren teilweise rückgängig gemacht wird. Konkret wird dabei die Konzentration von Kalzium- und Magnesiumcarbonat auf etwa die Hälfte reduziert, und zwar nur auf Basis des Größenunterschieds zwischen Wassermolekülen einerseits und den Kalzium- und Magnesiumcarbonatmolekülen andererseits. Damit wird auf direktem weg, also ohne Chemie, das gleiche Resultat erreicht, wie wenn das Wasser auf seinem Weg zu uns entsprechend weniger dieser Stoffe aus seiner Umgebung direkt  aufgenommen hätte.

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