Donnerstag, 15. September 2016

Wasserenthärtung für Biedermannsdorf

 

Die EVN Wasser, die auch unser Gemeindegebiet versorgt, plant, den Härtegrad unseres Trinkwassers zu reduzieren. Nachdem die Biedermannsdorfer Grünen von Frau Dr. Kleissner, der Vizebürgermeisterin von Wiener Neudorf, von dieser Absicht erfahren haben, haben wir versucht, von EVN zunächst nähere technische Informationen zu der geplanten Wasserenthärtungsanlage zu erhalten.

Hier zunächst eine aktuelle Analyse unseres derzeitigen Wassers:


Und hier die Antwort der EVN:
Die EVN Wasser errichtet in den nächsten Jahren am Brunnenfeld Wienerherberg eine sogenannte „Naturfilteranlage“, in der durch feinstes Filtrieren die Wasserhärte von derzeit ca. 18 bis 19° dH Gesamthärte auf ca. 10 bis 12° dH reduziert wird. Die Anlage funktioniert nach dem Prinzip der Umkehrosmose, also einem rein physikalischen Prinzip,
daher der Begriff „Naturfilteranlage“. Die Reduktion der Wasserhärte ist bei allen Umfragen zur Wasserversorgung bzw. zur Wasserqualität ein oft geäußerter Wunsch. Aus diesen Umfragen ist auch bekannt, dass viele Haushalte Geräte eingebaut haben, die auf welche Art auch immer die Wasserhärte reduzieren, aber häufig bakteriologische Probleme aufweisen, zumindest bei schlechter Wartung.

Hauptgrund der Unzufriedenheit mit hoher Wasserhärte ist die technische Nutzbarkeit im Haushalt.  Aus technischer Sicht macht die Wasserhärte folgende Probleme:
  • Ablagerungen im Rohrleitungssystem, Heißwasserboiler, etc., insbesondere bei einer Erwärmung des Wassers über 60°C (Kesselsteinbildung). Das Wasser soll allerdings auch zumindest in regelmäßigen Abständen über 60°C erwärmt werden, um Bakterienbildung (Legionellen) im Warmwasserkreislauf hintanzuhalten.
  • Die Waschkraft von Waschmitteln wird durch steigende Wasserhärte verringert. Es ist damit ein höherer Waschmitteleinsatz erforderlich und so eine größere Umweltbelastung gegeben.
  • Kalkablagerungen in Folge von Verdunstung des Wassers in Küche und Bad (Fliesen, etc.)
  • Verlegte Siebe an den Wasserhähnen
  • Haushaltsgeräte (Kaffeemaschine, Geschirrspüler, Dampfbügeleisen, etc.) müssen öfters entkalkt/regeneriert werden bzw. verkürzt sich die Lebensdauer.
 Ionentauscher zur Enthärtung im Haushalt benötigen Kochsalz zur Regenerierung, das bedeutet erhöhte Chloridfrachten im Abwasser und erhöhte Natriumgehalte im Trinkwasser. All diese Probleme fallen bei einer zentralen Enthärtung durch Umkehrosmose weg. Bei einer Umkehrosmose ist die Ableitung der herausfiltrierten Ionen erforderlich. Dies erfolgt auf Grund einer wasserrechtlichen Bewilligung entsprechend der gültigen Emissions- und Immissionsvorschriften.

Ein Argument gegen die Enthärtung von Trinkwasser ist die Aufnahme von Mineralstoffen aus dem Trinkwasser für den menschlichen Körper. Die Trinkwasserversorgung im Bereich von EVN Wasser südlich von Wien wird wie bereits erwähnt aus dem Brunnenfeld Wienerherberg bewerkstelligt. Das Wasser weist eine Gesamthärte von 18-19°dH mit einem Calciumgehalt von rd. 90-95 mg/l und einem Magnesiumgehalt von rd. 25-30 mg/l Trinkwasser auf.

Durch die geplante Anlage wird sich der Calciumgehalt auf rd. 50-60mg/l und der Magnesiumgehalt auf rd. 10-15mg/l reduzieren. Es ist keine vollständige Enthärtung angedacht, sondern nur eine Reduktion der Inhaltsstoffe auf ein Niveau, das in etwa auf dem bzw. leicht über dem von Quellwasser liegt (das z.B. auch für die Versorgung von Wien Verwendung findet). Das Wiener Wasser weist eine Härte von ca. 6 bis 10° dH Gesamthärte auf, in den Bezirken Floridsdorf und Donaustadt bis zu 14 ° dH.

Entsprechend medizinischer Empfehlungen soll der Mensch (abhängig auch vom Lebensstil, Gesamternährung und Alter) zumindest folgende Mengen pro Tag zu sich nehmen (empfohlene Aufnahmemengen):
  • zumindest 1.000 mg Calcium
  • 300 bis 400 mg Magnesium
 Es ist jedenfalls anzumerken, dass sich die vorstehend angeführten, empfohlenen Aufnahmemengen durch die Trinkwasserversorgung bei weitem nicht abdecken lassen (wenn überhaupt konsumiert ein Erwachsener rd. 2 Liter Trinkwasser am Tag). Die Abdeckung dieser Mengen ist nur durch eine ausgewogene Ernährung mit calcium/magnesiumreichen Nahrungsmitteln möglich: z.B. Milch- und Milchprodukte, bestimmte Gemüsesorten, Sojaprodukte, etc.

Bei der Inbetriebnahme der Anlage wird selbstverständlich auch darauf geachtet, dass das härtereduzierte Wasser keine negativen Auswirkungen auf die Trinkwasserinstallation haben kann. Es werden all dafür vorgesehenen Normen und Richtlinien eingehalten. Die Anlage wird Anfang 2019 in Betrieb gehen.
Diese Angaben decken sich zunächst weitgehend mit Informationen die wir selbst recherchiert haben.
Umkehrosmose in Wikipedia 

Perchtoldsdorf hat sich schon intensiv mit dieser Frage beschäftigt, und die dortigen Grünen haben eine Zeitung herausgebracht, in der alle Pro- und Kontraargumente einander gegenübergestellt worden sind.


Am 15.9. fand in Wiener Neudorf ein Treffen mit Frau Dr. Kleissner und Umweltgemeinderäten von Nachbargemeinden statt, die ebenfalls von dieser Maßnahme betroffen wären. Als nächsten Schritt werden wir versuchen, von EVN Antworten auf folgende Fragen zu bekommen:
  • Welche Auswirkungen hätte der Betrieb der geplanten Anlage auf den Wasserpreis- hier streben wir eine verbindliche Aussage der EVN an, die für einen längeren Zeitraum Gültigkeit haben muss.
  • Welche Umweltbelastung entsteht durch die Entsorgung der herausgefilterten Ionen, und wie geschieht diese?
  • Nachdem  für die Umkehrosmose große Drücke erforderlich sind, ist der dafür erforderliche Energieverbrauch interessant, der ja beim ökologischen Fußabdruck auch ingesamt berücksichtigt werden muss.
Siehe dazu auch hier.


Was halten Sie von der geplanten Wasserenthärtungsanlage? Lassen Sie uns bitte Ihre Kommentare zukommen. Wir werden Sie auf jeden Fall weiter informieren.


Heinz Melion

5 Kommentare:

  1. Der Bau der zentralen Wasserenthärtungsanlage kann ich nur befürworten. Durch das weichere Wasser erhalten die Bürger einen großen Vorteil. Neben geringeren Kalkablagerung und der längeren Lebensdauer von Kaffeemaschinen, Wachmaschinen und co können auch reichlich Reinigungsmittel und Waschmittel eingespart werden, was wiederum die Umwelt entlastet.

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  2. Also ich Habe seit 12 Jahren keine Defekte bei Waschmaschine, Espresso aschine trotz 19°dH erfahren.

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    1. Womöglich warten Sie Ihre Geräte regelmäßig inklusive Entkalkung. Lt. meinen Waschmaschinenhersteller ist das monatlich notwendig. Inwieweit diese regelmäßigen Entkalkungen umweltbelastend wirken, weiß ich nicht, nehme es aber an. So etwas könnte bei kalkarmen Wasser viel seltener notwendig sein.

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  3. Bei uns im Ort ist das Wasser leider auch sehr hart und viele Leute haben sich eine eigene Enthärtungsanlage zugelegt. So was funktioniert auch, allerdings sind solch vernünftige Anlagen leider auch nicht ganz günstig und den PLatz muss man nun mal auch erstmal haben. Mit den Werten und Folgen solch einer zentralen Anlage habe ich mich noch nicht beschäftigt, aber allein vom Nutzen des einzelnen Bürgers würde ich so eine Anlage begrüßen...LG Nico

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