Was kostet der Klimawandel? Eine Frage, die nicht einfach zu beantworten ist. Trotzdem muss sich eine verantwortungsvolle Klimapolitik dieser Herausforderung stellen. Sie muss sich auch die Frage stellen, an welche unumkehrbaren Klimaänderungen wir uns anpassen müssen.
Forscherinnen und Forscher unterschiedlichster Disziplinen haben sich dieser Frage angenommen.
Jährliche durchschnittliche Kosten wetterbedingter Extremereignisse in Österreich:
80er-Jahre: 97 Millionen Euro
90er-Jahre: 127 Millionen Euro
2001 - 2010: 706 Millionen Euro
Die Zahlen sind inflationsbereinigt, d.h. die Steigerung war nicht die Ursache des Anstiegs.
Hitzewellen
350 Tote während der Hitzewellen im Jahr 2003.
2003 war ein 200-jähriger Extremfall.
Der Faktor wird während der nächsten 40 Jahre um 5 - 10 steigen.
Szenario 2050Die Gruppe der 65-jährigen und älteren Menschen ist auf fast drei Millionen angestiegen.
Immer mehr dieser besonders gefährdeten Menschen leben in urbanen Zentren, in denen Hitzewellen
zu besonders hohem Hitzestress führen.
Hitzestress ist auch für Kleinkinder, chronisch Kranke oder Personen nach einem Krankenhausaufenthalt eine gefährliche Zusatzbelastung.
Die Todefälle sind auf 6000 gestiegen.
Rettungsdienste und Spitäler kämpfen an Hitzetagen mit extremen Spitzenbelastungen. Die Versorgungsqualität kann nicht mehr durchgehend gewährleistet werden.
Hochwasser
Schäden aufgrund von Starkregen im Jahr 2010:
Tirol und Steiermark: 310 Millionen Euro
Wien 810 Millionen Euro
Szenario 2050Eine Stadt in Österreich:Die Kläranlage ist überflutet. Oberflächenwasser unbekannter Wasserqualität tritt in das Leitungssystem ein und vermischt sich mit dem überprüften Wasser des lokalen Wasserverbandes. Das bedeutet, dass die Trinkwasserqualität aus dem Wasserhahn nicht gewährleistet werden kann.
In das Kanalsystem eingespülter Schlamm hatte sich in den Rohren abgesetzt und diese manchenorts ganz verschlossen. Die Wiederherstellung eines vollfunktionsfähigen Kanalsystems kann mehrere Monate dauern.
Stromnetz
Mehrstündige Stromausfälle infolge Hitzewelle in Wien:
2006: 500 Haushalte ohne Strom.
2010: 4.200 Haushalte ohne Strom.
Künftige Investitionen für den Bau zusätzlicher flexibler Kraftwerke : 160 Millionen Euro.
Szenario eines BlackoutsNach fünf bis acht Stunden fällt die Kommunikation über das Festnetztelefon weg, das Mobilfunknetz fällt bereits nach 30 bis 120 Minuten aus. Bargeldbehebung fällt weigehend aus. Hohe Unfallwahrscheinlichkeit im privaten Verkehr wegen Ausfalls von Verkehrsleitsystemen.
Menschen sitzen in U-Bahnen, Straßenbahnen oder Aufzügen fest.
Nach 24 Stunden ...
...beginnt das Kanalsystem zu kippen und es dauert mindestens sieben Tage, bis die Kläranlangen wieder voll funktionsfähig sind. Seuchengefahr!
...verdirbt das Glashausgemüse.
...Bricht das Versorgungssystem zusammen, da es kaum mehr Lager gibt.
Nach 72 Stunden ...
...beginnen Probleme in den Krankenhäusern, da die Notstromaggregate auf rund drei Tage ausgelegt sind, danach kann der Betrieb nur bei Dieselzufuhr weitergeführt werden. Auch das ist kritisch, da gängige Zapfanlagen nur mit elektrischen Pumpen zu betreiben sind.
Verkehrsinfrastruktur
Reparatur und Instandsetzungsarbeiten nach Hangrutschungen, Unterspülungen oder Felsstürzen liegen nach Hochrechnungen bei 18 Millionen Euro jährlich.
Bei Ereignissen wie den Augusthochwässern 2002 und 2005 reichen die Schadenskosten allerdings bis weit in dreistellige Millionenbeträge.
Szenario 2045Kein nennenswerter Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Statt dessen Ausbau des Straßennetzes um 12.000 Km auf fast 127.000 Km. Gleichzeitig nahmen die Starkregenfälle in allen Jahreszeiten zu. Der als "Kit" wirkende und im Zuge der Erwärmung sehr stark zurückgewichene Permafrost ließ die Zahl der Felsstürze vor allem bei abrupt steigenden Frühjahrstemperaturen im alpinen Raum stark steigen. Außerdem wirkten sich die längeren sommerlichen Dürreperioden negativ auf die vor Erosion schützende Vegetationsdecke aus, was Hangrutschungen und Vermurungen weiter Vorschub leistete.
Nach einer Broschüre aus dem Forschungsprojekt "Cost of Inaction" (COIN): Assessing the Costs of Climate Change in Austria.
Im nächsten Klimasplitter werden die Produktivität der Arbeitskräfte in Fertigung und Handel, die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft und der Tourismus behandelt.
Weiter zu Teil 2
Karl Wagner
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