Samstag, 24. März 2018

Widerstand gegen Datenklau


Wir sind gläserne Menschen.
Dass wir kostenlos chatten, surfen, Musik hören können, ist nur möglich, weil wir im Ausgleich dafür in einem unvorstellbaren Ausmaß Daten von uns hinterlassen und dadurch optimierte Werbung  erhalten.

Gesichtserkennung, selbstfahrende Autos, „smarte“ Assistenten, die auf unsere Sprache reagieren, brauchen Training anhand von Beispiel-Daten. Und soziale Medien und unsere Aktionen im Internet dienen auch dazu, Trainingsdaten zu produzieren. Auch wenn man auf Facebook&Co mit den Standardeinstellungen unterwegs ist, ist man Teil eines riesigen Forschungsexperiments. Die von uns unbemerkt produzierten Daten sind der Treibstoff, damit Künstliche Intelligenz (KI) zu Hochform auflaufen oder Werbung optimiert werden kann.

Etwa mit „captchas“:  Eine Website sagt, sie müsse sicherstellen, dass man kein Automat ist, und dann bekommt man eine Bilderreihe und soll anklicken, wo z.B. eine Straße zu sehen ist, bis man eine Bestellung oder Registrierung abschließen kann. Hier wird wahrscheinlich eine Künstliche Intelligenz für selbstfahrende Autos trainiert. Unsere Aktionen sollen dem Algorithmus helfen, Straßen zu erkennen. Die Forschung, die ein Unternehmen betreibt, wird durch uns ermöglicht. Wenn berühmte Gemälde bei Facebook einer scheinbaren Zensur zum Opfer fallen, liegt das an den Experimenten, künstliche Intelligenz einzusetzen, um die Massen an Bildern zu durchforstet und bereits eigenmächtig zu löschen.

Beim Öffnen einer Website startet  im Hintergrund  eine automatisierte Versteigerung: „Achtung, Achtung, alle herhören – eine Person, die wir auf 35-45 Jahre schätzen, männlich, gebildet, wahrscheinlich Hochschulabschluss, verheiratet, Schuhgröße 42, trägt gerne Jeans, öffnet die Website. Wer will Werbung schalten?“ Und dann melden sich ein paar tausend Anbieter, die sich gegenseitig überbieten. Der Gewinner darf dann Werbung auf ihren Bildschirm einblenden.

Vor der Installation einer App auf dem Smartphone wird der Zugriff auf eine Menge gespeicherter Daten verlangt. Wenn man aufmerksam ist, kann man das zwar ablehnen. Eine Nicht-Einwilligung würde aber zumeist verhindern, dass man die App downloaden oder starten kann. Also willigt man meist ein.

Wenn man auf Facebook eigene Inhalte löscht, bedeutet das nur, dass man sie selbst nicht mehr sieht. Das Unternehmen behält die Daten dennoch. Alle Fotos, die in der eigenen  Chronik verborgen wurden, sind immer noch für die Personen sichtbar, die den „Fotos“-Abschnitt der Seite aufrufen. Außerdem erteilt man beim Hochladen von Bildern Facebook automatisch ein auch an Dritte übertragbares Nutzungsrecht an den Bildern (zum Beispiel für Werbung) und verliert dadurch das eigene, alleinige Nutzungsrecht daran.

Abhilfe gegen Datenklau ist in Grenzen möglich, erfordert aber permanente Vorsicht und ist mit Schwierigkeiten und Komforteinbußen verbunden. Browser Add-ons wie etwa NoScript für Firefox können die Ausführung von Skripten und unbemerkt heruntergeladenen Java- Programmen zunächst verhindern, doch die Website wird  dann nicht mehr in der gewohnten Form funktionieren. Wenn man dem Anbieter vertraut, kann man Schritt für Schritt Hintergrundaktionen freischalten und auch die oben genannte automatische Versteigerung von Daten verhindern. Aber das ist mühsam.

Als Standard-Suchmaschine kann man zum Beispiel DuckDuckGo verwenden. Da werden keine Daten gesammelt, Nutzer nicht in verschiedene Verhaltensprofile eingeteilt und dadurch  Filterblasen verhindert und allen Nutzern die gleichen Ergebnisse angezeigt.

Mühsam ist es auch, sich vor der Installation einer Smartphone-App genau zu überlegen, welche Datenzugriffe man ihr erlauben will. Das Gute an der Sache ist, dass man dabei auch überlegen kann, ob diese App wirklich notwendig, die Not wendend, ist. Eine gute Sache ist es auch, bei Notebooks oder Tablets die Kamera zuzukleben, bei Smartphones das GPS- System nur zu aktivieren, wenn es notwendig ist, und Apps nach dem Gebrauch wirklich zu beenden und nicht im Hintergrund weiterlaufen und damit weiter Daten sammeln zu lassen. Eine Hilfe dafür ist etwa  Avast Battery Saver, der, wie der Name sagt, dadurch auch hilft, den Akku länger zu nutzen. Allerdings: Selbst wenn alles deaktiviert und man nur mit einem uralten, nicht-smarten Handy unterwegs ist, werden laufend Standortinformationen über die permanente Verbindung zu den Basisstationen gesammelt und übertragen.

Für unseren Komfort müssen wir bezahlen – dessen sollten wir uns bewusst und entsprechend vorsichtig sein.

Dieser Beitrag wurde durch einen Text von Sarah Kriesche inspiriert, der im Blog von Armin Wolf erschienen ist und von dem auch einige Textteile entnommen wurden.

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