Mittwoch, 1. März 2017

Fast permanente Überschreitung der Feinstaub- Grenzwerte

PM2,5 Feinstaubbelastung im Februar 2017
Wie im Jänner wurden auch im Februar an 22 Tagen eines 28- tägigen  Beobachtungszeitraums die WHO- Grenzwerte für die besonders schädliche Feinstaubfraktion PM2,5 (Partikel kleiner als 0,0025mm) überschritten, teilweise erheblich. Diese kleinen Partikel sind deshalb besonders gesundheitsschädlich, weil sie tief in die Lunge eindringen und auch in die Blutbahn gelangen. Auch haben kleine Partikel, relativ zu ihrem Durchmesser, eine vergleichsweise große Oberfläche, an der sich mehr Schadstoffe anlagern können. Partikel mit kleineren Durchmessern (zwischen 0,1 μm und 2,5 μm) sind sehr beständig und können Tage oder Wochen in der Atmosphäre bleiben und grenzüberschreitend Strecken zurücklegen. Sie machen in der Regel den größten Anteil der Feinstaubmasse aus.

Überall dort, wo sich besonders viel Feinstaub in der Luft konzentriert, ist die Zahl tödlich verlaufender
Schlaganfälle, Herzleiden und Atemwegserkrankungen wie Asthma erhöht. Weltweit sterben 3,3 Millionen Mensch an den Folgen der Luftverschmutzung, ihre Zahl könnte sich bis 2050 verdoppeln.

Österreichweit wurde heuer bereits bei 94 von 121 Feinstaub-Messstellen der Tagesgrenzwert häufiger überschritten als im gesamten Vorjahr, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Allein in Wien sind 692.847 Pkw zugelassen, von denen 298.825 Diesel-Autos nicht in die Schadstoffklasse "Euro 6" fallen und damit nicht mehr in die derzeit dort diskutierten Umweltzonen fahren dürften. Bei Benzinern betrüge das Fahrverbot weitere 199.748 Pkws.

Manche Feinstaubquellen können wir nicht ausschalten, beispielsweise Asche und Staub aus Vulkanausbrüchen, Pollen oder Pilzsporen. Zu nicht geringen Teilen ist Feinstaub aber auch hausgemacht, und wir hätten es durchaus in der Hand, die durch ihn verursachte Belastung zu verringern. Die drei größten Quellen des von Menschen verursachten Feinstaubs sind die Industrie (36%), der Verkehr (31%) und private Haushalte (16%). Zwei Dirttel des verkehrsbedingten Feinstaubs kommen vom Straßenverkehr (Abgase und Abrieb), die Raumheizung macht den Großteil des Feinstaubs aus Haushalten aus, hier vor allem das Verheizen von Holz, aber auch von Kohle, Koks, Öl und Gas. Maßnahmen, um Feinstaub aus anthropogenen Quellen zu verringern, würden gleichzeitig auch den Verbrauch fossiler Energieträger entsprechend verringern. Mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens und dessen Ratifizierung im November 2016 haben sich 92 Staaten, darunter auch Österreich, zu einer Reduktion, letztlich zu einem fast totalen Ausstieg aus dem Verbrauch fossiler Energie, zur Ausarbeitung entsprechender Pläne und zu laufenden Umsetzungsberichten verpflichtet.

Der energische, umgehende Einstieg in den Ausstieg aus fossiler Energie würde somit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Den gesundheitsschädlichen Feinstaub verringern und  die Auswirkungen des Klimawandels begrenzen. Wir dürfen uns nichts vormachen: Dies wird uns drastische Schritte abverlangen. Aber wenn wir diesen Weg nicht oder zu zögerlich beschreiten, werden die Auswirkungen für unsere Kinder und Enkel noch viel drastischer sein. Und sie werden es, im Gegensatz zu uns, nicht mehr in der Hand haben, etwas dagegen zu unternehmen. Das Zeitfenster für wirkungsvolle Maßnahmen wird sich bald schließen. Und wirkungsvolle Maßnahmen sind von jedem von uns gefordert und werden jeden von uns treffen, genauso wie die Folgen der Untätigkeit jeden von uns treffen werden. Es reicht nicht, zu warten, bis Staaten oder die UNO Maßnahmen verordnen, und diese dann über uns ergehen zu lassen; Ergreifen wir im eigenen Lebensbereich geeignete Maßnahmen, werden wir selbst aktiv, motivieren wir Andere zum Tätigwerden!

Und was wären solche geeigneten Maßnahmen? Hier ein paar Anregungen:
  • Einstellungen und Lebensstil ändern: Ab einem gewissen Punkt, den die meisten von uns sicherlich schon erreicht haben, haben steigende Lebensqualität und Zufriedenheit nichts mehr mit steigendem Konsum, Besitz oder Energieverbrauch zu tun.
  • weniger Fernreisen, weniger Auto, mehr Bahn, Fahrrad und gehen
  • Zweitauto mit Nachbarn und Freunden gemeinsam nutzen, Car- Sharing
  • e-Autos ausprobieren
  • öffentliche Verkehrsmittel, vor allem im Umland großer Städte, ausbauen und attraktiv machen
  • Gebäude thermisch sanieren
  • Modernisierung von Heizanlagen (Fernwärme, Wärmepumpen statt Öl, Kohle, Koks, Partikelfilter bzw. Rauchwäsche bei Holzheizungen)
  • Homogenisierung des Verkehrsflusses durch streng kontrollierte Geschwindigkeitslimits (z.B. auf der A2 nahe unseres Ortsgebiets)
  • Steuersystem aufkommensneutral auf starke Besteuerung natürlicher Ressourcen umbauen
  • politisch Verantwortliche in Gemeinde, Land und Bund zur raschen Umsetzung und Förderung geeigneter Schritte drängen. Ein Beispiel, wie die Situation dort verdrängt wird: So hat unlängst die Wiener Umweltstadträtin Ulli Simabehauptet, dass "Wien die beste Luft seit 30 Jahren hat"!
Weitere Informationen:
Wiener Zeitung vom 1.3.2017, Artikel zur Luftverschmutzung in österreichischen Städten
VCÖ- Factsheet: Regionale Zentren brauchen mehr nachhaltige Mobilität 
e-Mobilität auch bei LKWs
VCÖ-Factsheet zu nachhaltiger Mobilität
VCÖ-Factsheet: Verkehrssystem sanieren für die Zukunft

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