Sonntag, 9. Juli 2023

Zu viel Bodenverbrauch, zu wenig Gerechtigkeit

 

Täglich werden 18 Fußballfelder Fläche versiegelt und verbaut! Unsere Naturschätze wie Seeufer, Berge und Wiesen verschwinden im rasenden Tempo. Natürliche, fruchtbare Böden werden zerstört, während die Anzahl leerstehender Wohnungen steigt. Nur Wenige ziehen daraus Nutzen, die Allgemeinheit und die Natur verarmen dadurch.

„Grund und Boden werden nicht mehr, die Bevölkerung und der Bodenverbrauch schon. Sollten Gewinne bei Umwidmungen dem Gemeinwohl zugutekommen? Es ist an der Zeit, die Nutzung des bestehenden öffentlichen wie auch privaten Raums neu zu verhandeln.

Der durch einen politischen Entschluss erzeugte Widmungsgewinn darf nicht nur der Gewinn Einzelner sein, ein fairer Anteil davon müsste auf die kommunale Ebene zurückgespielt werden und könnte so beispielsweise leistbares Wohnen finanzieren. Leider fehlen derzeit dafür vielfach die gesetzlichen Grundlagen.“
(Martin Heintel, Professor am Institut für Geografie und Regionalforschung der Universität Wien, im Standard)

Leider sind die Verhandlungen für eine österreichische Bodenstrategie Ende Juni vorerst gescheitert. Vizekanzlers Werner Kogler hat den von Landwirtschaftsminister Totschnig vorgelegten Entwurf  abgelehnt, da er keine konkreten und verpflichtende Zielwerte zur Reduktion des Bodenverbrauchs auf 2,5 Hektar pro Tag bis 2030 entsprechend dem Regierungsprogramm enthielt.

“Die von Landwirtschaftsminister Totschnig vorgelegte Strategie wäre ein erneuter Freibrief für das Zubetonieren Österreichs gewesen. Sie hätte die Zerstörung wertvoller Anbau- und Naturflächen nicht verhindert. Jetzt muss Totschnig die Bodenstrategie neu verhandeln und die Bundesländer in die Pflicht nehmen. Neben dem klaren, verpflichtenden Reduktionsziel für den Bodenverbrauch müssen rasch effektive Maßnahmen angegangen werden und nicht erst in mehreren Jahren, wie es der Entwurf vorsieht”, so Olivia Herzog, Biodiversitätsexpertin von Greenpeace in Österreich.

Hier können Sie eine Petition unterzeichnen, in der die ÖVP als großer Koalitionspartner, die Landeshauptleute und Bürgermeister:innen aufgefordert werden, den zerstörerischen Bodenverbrauch zu beenden und Regelungen zu schaffen, mit denen zumindest Teile von Widmungegewinnen der Allgemeinheit zugute kommen können.

Auf dieser Website kann für jede Gemeinde Österreichs die Flächennutzung und der Versiegelungsgrad ermittelt werden. In der Gemeinde Biedermannsdorf ist bereits ein Drittel der Gemeindefläche für Errichtung von Gebäuden, Freizeiteinrichtungen oder Infrastruktur in Anspruch genommen worden und dadurch der Natur verlorengegangen. Zum Vergleich: In der Stadt Wien sind es 78%, in der Gemeinde Lessach im Bezirk Tamsweg 4,2%.

1 Kommentar:

  1. Gewinne bei Bodenummwidmungen entstehen derzeit nur dann, wenn Grünland zu Bauland oder Betriebsgebiet wird. Streng genommen sollte es hieraus überhaupt keine Gewinne mehr geben. Sondern Grünland müsste aufgewertet werden. Alle Gewinne aus solchen Widmungen müssten in einen Fond fließen, der Renaturierung finanziert. Zu dem Drittel an versiegelter Fläche ist zu sagen, dass das riesige Gebiet Biedermannsdorf im Osten, das an die A2 angrenzt, als Betriebsgebiet gewidmet ist.

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