Montag, 30. Dezember 2024

Tempolimit 80 km/h auf der A2 - gut oder nicht - warum diese Diskussion?

Foto von einer Autobahnbrücke aus aufgenommen von einem Teil der A2 Südautobahn auf Höhe Biedermannsdorfs. Auf dem Foto ist es Tag und es sind viele Fahrzeuge zu sehen, die in beiden Richtungen auf der Autobahn fahren. Auf einem Überkopf Verkehrsleitsystem ist die Beschränkung auf 80 km/h zu sehen.

Seit einigen Tagen gilt auf dem Abschnitt der A2 auf Höhe Biedermannsdorf ein Tempolimit von 80 km/h. Wir haben darüber berichtet, gleich nachdem ich die Info vom Verkehrsministerium bekommen habe. Diese Maßnahme hat angeregte Diskussionen auf diversen Social Media Plattformen ausgelöst. Einerseits gab es sehr viel Zuspruch, vor allem von Anrainerinnen und Anrainern. Gleichzeitig gibt es auch Kritik.
Ja, ich finde, dass wir auch kritische Stimmen hören sollten. Gleichzeitig kommt diese Kritik nicht nur, aber großteils von Personen, die gar nicht hier leben. Ich wage zu behaupten, dass der überwiegende Teil der Biedermannsdorferinnen und Biedermannsdorfer die Maßnahme befürworten.

Ich versuche hier, die Kritikpunkte zu beleuchten.

Kritik am Tempolimit: Einschränkung der Freiheit?

Ein häufig genannter Kritikpunkt ist die Einschränkung der persönlichen Freiheit. Es wird behauptet, dass Autofahrerinnen und Autofahrer immer mehr Verboten ausgesetzt sind. Dabei sind die konkreten Auswirkungen minimal:

Richtung Süden:
Strecke von insgesamt 4,97 km (100er 1,76 km, 80er 3,21 km)
Zeitverlust: 70 Sekunden
 
Richtung Wien:
Strecke von insgesamt 5,58 km (100er 1,08 km, 80er 4,5 km)
Zeitverlust: 89 Sekunden


Das ist grad mal etwas mehr als eine Minute! Da braucht man länger um sich ein Glas Wasser einzuschenken.

Ich überlasse es jeder und jedem hier, sich eine Meinung darüber zu bilden, ob diese "Einschränkung" tatsächlich als Argument taugt, die Gesundheit betroffener Anrainerinnen und Anrainer nicht verbessern zu wollen.

Warum beschweren, wenn man in Autobahnnähe zieht?

Kritiker fragen oft, warum Menschen, die in Autobahnnähe leben, und ja irgendwann dor hingezogen sind, sich beschweren. Die Antwort ist recht einfach: Auch wenn die Autobahn schon vorher vorhanden war, spricht nichts dagegen, sich für Verbesserungen einzusetzen. Der Verkehr nimmt kontinuierlich zu, und die Belastungen für die Anrainerinnen und Anrainer steigen. Ein "Das war schon immer so" hilft hier also, wie meistens, nicht weiter.

Die Realität: Ein Blick auf die Verkehrsbelastung

Der Autobahnabschnitt zwischen Biedermannsdorf und Wiener Neudorf ist seit vielen Jahren der mit dem zweitstärksten Verkehrsaufkommen in Österreich (hinter der A23 auf Höhe St.Marx):

2018: Rekordhoch von 166.000 Fahrzeugen täglich
2020 (Pandemie): Rückgang auf 142.000 Fahrzeuge
2023: Fast wieder das Niveau von 2018 mit 162.000 Fahrzeugen täglich

Zwischen 2012 und 2018 stieg das Verkehrsaufkommen um über 10 %, was einem Zuwachs von rund 16.000 Fahrzeugen pro Tag entspricht. Zu Stoßzeiten bedeutet das bis zu 100 zusätzliche Fahrzeuge pro Minute – mit entsprechend mehr Lärm, Abgasen und gesundheitlichen Belastungen.

Gesundheit und Lebensqualität: Warum ein 80er sinnvoll ist

Verkehrslärm und Feinstaubbelastung wirken sich nachweislich negativ auf die Gesundheit aus. Maßnahmen wie das Tempolimit tragen dazu bei, diese Belastungen zu reduzieren und die Lebensqualität der Anwohnerinnen und Anwohner zu verbessern. Darüber haben wir schon sehr oft geschrieben und darüber sind sich alle Expertinnen und Experten einig. Dieser Fakt sollte bei Diskussionen also unbestritten sein.

Seit vier Jahren gibt es auf der Wiener Neudorfer Seite die höchste Lärmschutzwand Europas (13 Meter), und auf der Biedermannsdorfer Seite steht seit zwei Jahren eine 10 Meter hohe Wand. Was von Anfang an klar war: Die Feinstaubbelastung verringern diese teuren Ungetüme nicht. Und selbst den Lärm haben die Lärmschutzwände nicht im erhofften Ausmaß reduziert. Im Gegenteil. Im Südosten Biedermannsdorfs ist die Autobahn deutlich lauter als vorher hörbar.

Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung

Mein Fazit ist daher: Das Tempolimit von 80 km/h auf unserem Abschnitt der A2  ist ein wichtiger Beitrag zur Reduktion von Lärm und Feinstaub und damit zur Verbesserung der Lebensqualität. Es ist eine Maßnahme, die die Lebensqualität der Anrainer:innen verbessert und noch dazu, im Gegensatz zu den Lärmschutzwänden, nichts kostet.

Eure GGRin Simone Jagl

Weitere Informationen und aktuelle Verkehrsdaten
ASFINAG Verkehrszählung.



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